Die Serie
This is an SOS distress call from the mining ship Red Dwarf. The crew are dead, killed by a radiation leak. The only survivors were Dave Lister, who was in suspended animation during the disaster, and his pregnant cat, who was safely sealed in the hold. Revived three million years later, Lister's only companions are a life form who evolved from his cat, and Arnold Rimmer, a hologram simulation of one of the dead crew.
Science-Fiction ist in der britischen Fernsehgeschichte nicht selten und Comedy ist geradezu eine Tradition, aber eine Kombination ist nicht oft zu finden. Einige bemerkenswerte Ausnahmen bestätigen aber die Regel - eine davon ist die Fernsehadaption von Douglas Adams' Hitchhikers Guide to the Galaxy und die andere eine außerhalb englischsprachigen Ländern kaum bekannte BBC-Serie namens Red Dwarf. Beide haben ganz ähnliche Wurzeln und sind auch inhaltlich ein wenig miteinander verwandt, aber zeitlich weit voneinander entfernt. Während Douglas Adams' Hitchhiker's Guide to the Galaxy schon Ende der siebziger Jahre entstanden war, hatte es Red Dwarf erst ungefähr ein Jahrzehnt später auf die Fernsehbildschirme geschafft.
Die Genesis von Red Dwarf geht allerdings auch bis zum Anfang der achtziger Jahre zurück, als sich das Autorenduo Rob Grant und Doug Naylor Dark Star, das schon damals zum Kultfilm avancierte Filmstudenten-Projekt von John Carpenter und Dan O'Bannon, angesehen hatten und sich die Frage stellten, warum es noch keine richtige Science-Fiction-Comedyserie gab. Auch der Hitchhiker's Guide in seinen verschiedenen Inkarnationen im Radio, Fernsehen und als Buch war mehr eine dramatische Inszenierung als pure Komödie und sogar diese Kombination kam nicht überall wirklich gut an. Die Idee einer SF-Sitcom geriet erst einmal in Vergessen und die beiden Autoren wandten sich erst einmal völlig anderen Dingen zu.
Einer der ersten Fernseh-Jobs von Rob Grant und Doug Naylor war die Mitarbeit an Jasper Carrots Comedy-Serie Carrot's Lib und später auch an der Sitcom Pushing Daisies, aber auch im Radio hatten sie bei der BBC mit der Sketch-Serie Cliché und dem Nachfolger Son of Cliché einen Platz gefunden. Es war in der zweiten Serie zwischen 1983 und 1984, in der die Autoren erstmals ihr verrücktes Konzept einer Science-Fiction-Sitcom umgesetzt und Dave Hollins: Space Cadet als kurze Sketche produziert hatten. Die Mini-Geschichten über einen Raumfahrer, der als einziger Überlebender einer Katastrophe Millionen Jahre von der Erde entfernt ist und als einzigen Begleiter einen senilen Schiffscomputer hat, waren zwar an das Szenario von Dark Star angelehnt, aber so satirisch überspitzt, daß sie zu ganz originellen Ideen geworden waren.
Als sich besonders Son of Cliché als kleiner Erfolg herausgestellt hatte und der BBC-Produzent Paul Jackson fand, daß das Autoren-Duo reif für eine eigene TV-Serie war, standen Rob Grant und Doug Naylor vor der Wahl, welchen Sketch aus ihrer Radioserie sie auf die Mattscheibe bringen sollten. Nach reiflicher Überlegung hatten sie aus den vielen Kandidaten - darunter auch Sketche wie Asso - Spanish Detective und Captain Invisible and the See-Thru Kid schließlich Dave Hollins: Space Cadet ausgesucht, obwohl es die allgemeine Abneigung gegen Science-Fiction sogar in Sitcom-Form nicht einfach machen würde, die Idee den Programmchefs schmackhaft zu machen.
Schon 1983 hatten Rob Grant und Doug Naylor ein erstes Drehbuch für eine Pilotfolge von Red Dwarf, wie sie ihr Science-Fiction-Konzept nun genannt hatten, geschrieben. Trotz der Unterstützung von BBC-Produzent Paul Jackson fand die Idee in den verschiedenen Abteilungen des Senders wie erwartet keinen Abnehmer, weil mit einer SF-Sitcom niemand etwas zu tun haben wollte. Die Idee mußte vorerst auf Eis gelegt werden und Rob Grant und Doug Naylor waren ohnehin erst einmal als zwei der Autoren der erfolgreichen Puppen-Satire-Show Spitting Image beschäftigt, wo sie ihren bissigen und zynischen Humor noch mehr verfeinern konnten. Es sollte noch über drei Jahre dauern, bis die verrückte Idee einer Science-Fiction-Sitcom endlich verwirklich werden konnte.
Eine Chance bekommen hatte Red Dwarf aber nur durch einen unwahrscheinlichen Zufall. Paul Jackson hatte 1985 Ben Eltons Comedy-Serie Happy Families produziert und bei der BBC in Manchester schon ein Budget für die nächste Staffel genehmigt bekommen - aber dann hatte der Autor kein Interesse mehr an einer Fortsetzung und der Quasi-Nachfolger Girls on Top war stattdessen bei ITV untergekommen. Das freigewordene Budget war eigentlich zu niedrig für eine Science-Fiction-Show, aber Paul Jackson hatte unterwartete Unterstützung von Peter Ridsale-Scott, dem Programmchef von BBC North, bekommen. Der hatte das Pilot-Script gelesen und war so davon begeistert, daß er unbedingt Red Dwarf zu einem Erfolg machen und gleichzeitig die zu dieser Zeit in Zweifel geratene Daseinsberechtigung von der nördlichen BBC-Abteilung zementieren wollte.
Rob Grant und Doug Naylor, die inzwischen als gemeinsame Entität namens Grant Naylor auftraten, hatten schon lange eine sehr genaue Vorstellung, wie die Besetzung von Red Dwarf aussehen sollte, aber der langwierige Casting-Prozess, der irgendwann Mitte 1987 begonnen hatte, brachte einige Überraschungen mit sich. Unter den vielen Kandidaten waren eine Menge unbekannte Schauspieler und Komödianten, aber auch manche bekannte Gesichter wie Stephen Fry und Hugh Laurie - die entgültige Auswahl war aber geradezu erstaunlich und auch ziemlich mutig. Das war auch notwendig, denn die Charaktere waren nicht gerade alltäglich, entsprachen aber auch nicht den typischen Science-Fiction-Klischees. Die Anzahl der Hauptrollen war außerdem sehr klein, denn zu Anfang waren nur vier reguläre Charaktere geplant.
Craig Charles war eigentlich für die Rolle des schlunzigen Losers Dave Lister, der als letzter überlebender Mensch drei Millionen Jahre entfernt von der Erde aus einer Stasiskammer herauskommt, gar nicht vorgesehen. Der Beat-Poet und Standup-Komiker aus Liverpool hatte überhaupt keine Erfahrung als Schauspieler und war nur eingeladen worden, weil Doug Naylor und Rob Grant seine Auftritte in der britischen Ausgabe von Saturday Night Live gesehen hatten und ihn fragen wollten, ob ein anderer Charakter - Cat - zu anstößig oder sogar rassistisch wäre. Während des Gesprächs hatte Craig Charles aber auch für Dave Lister interessiert und obwohl er überhaupt nicht den Vorstellungen der beiden Autoren entsprach, gaben sie ihm eine Chance. Seine Darstellung der Figur gefiel ihnen aber letztendlich so gut, daß sie ihn als Lister engagierten - eine Entscheidung, die sie nicht bereuten.
Auch für Arnold Rimmer hatten sich einige Leute beworben, aber für den eigentlich undankbaren Charakter, der ein Snob erster Güte und eine richtige Nervensäge sein sollte, wandten sie sich schließlich an einen alten Bekannten: Chris Barrie, der bereits den paranoiden Schiffscomputer in Dave Hollins: Space Cadet gesprochen hatte, an Pushing up Daisies als Autor und Schauspieler beteiligt war und mit seinen brillianten Stimmenimitationen einer der Stützpfeiler der Spitting Image-Sprecher war. Ursprünglich hatte sich Chris Barrie als Lister beworben, aber im Gegensatz zu Craig Charles, der aus einfachen Arbeiterverhältnissen kam und sich nur als einfacher Scouser sah, war er als Kind einer Militärfamilie in Internaten groß geworden und konnte die Rolle des überheblichen, immer korrekt sein wollenden Rimmer wundervoll herüberbringen.
Sicher einer der ungewöhnlichsten Charaktere, die jemals in einer Science-Fiction-Serie auftraten, war Cat. Es sollte sich schlicht und einfach um eine Lebensform, die aus drei Millionen Jahren Evolution einer Katze entstanden war - ein humanoider Kater also, für den aber ein besonders origineller Schauspieler gesucht wurde. Einer der sich für die Rolle beworben hatte, war der Sänger und Tänzer Danny John-Jules, der in vielen großen Londoner Theater- und Musical-Produktionen mitgewirkt hatte und auch schon gelegentlich in kleinen Rollen im Kino und im Fernsehen zu sehen war. Er kam eine halbe Stunde zu spät, war aber gut vorbereitet: Danny John-Jules hatte Desmond Morris' Catwatching gelesen und feline Bewegungen eingehend studiert, so daß er als einziger der Kandidaten voll und ganz überzeugend war und sofort vom Fleck weg engagiert wurde.
Außer den drei humanoiden Hauptrollen gab es auch noch einen digitalen Charakter: Holly, der senile und etwas schusselige Schiffscomputer. Chris Barrie hatte eine ähnliche Rolle in Dave Hollins: Space Cadet gespielt und wäre mit seiner Stimmenakrobatik auch nicht schlecht gewesen, aber Doug Naylor und Rob Grant hatten sich eine Alternative gewünscht und mit dem Standup-Comedian Norman Lovett auch gefunden. Lovett wollte eigentlich Dave Lister spielen, aber seine wundervoll trockene und völlig ernste Art war in den Augen der beiden Autoren ideal für den Computer Holly. Dieser war ursprünglich nur als Voiceover geplant, aber nachdem schon einige Szenen gedreht worden waren, hatte Norman Lovett mit viel Überzeugungsarbeit erreicht, daß er zumindest als Kopf auf den Computermonitoren zu sehen war und so auch seine ausgeprägte Mimik ins Spiel bringen konnte.
Die Handlung beschränkte sich aber nicht nur auf die ferne Zukunft, sondern begann auch in der "Gegenwart", in der die Besatzung des Raumschiffs noch nicht ausgelöscht worden war. Eine erste Idee, die nur in der ersten Episode und einer handvoll Rückblenden auftretenden Charaktere mit richtig berühmten Schauspielern zu besetzen, wurde schnell verworfen, da auch kurze Auftritte nicht gerade billig gewesen wären. Stattdessen wurde die Crew hauptsächlich aus den Leuten zusammengesetzt, die sich eigentlich für die Hauptrollen beworben hatten. Richtige Gaststars waren aber der in England lebende amerikanische Schauspieler Mac McDonald als der kernige (und schwergewichtige) Captain Hollister und die Engländerin Clare Grogan als Listers Schwarm Kristine Kochanski, die als eine der wenigen Frauen der Besetzung auch nur einen ganz kurzen Auftritt hatte. McDonald und Grogan nahmen ihre Gastrollen in späteren Staffeln gelegentlich wieder auf und besonders Captain Hollister blieb immer mit seinem Schauspieler verbunden.
Die Geschichten von Doug Naylor und Rob Grant zeigten, daß sich die beiden Autoren durchaus ernsthaft mit dem Science-Fiction-Genre auseinandergesetzt hatten und vor allen Dingen darauf bedacht waren, typische Klischees zu vermeiden und eine halbwegs plausible Szenerie zu schaffen. Von Anfang an hatten sie einige klare Regeln aufgestellt, nach denen Dave Lister der einzige überlebende Mensch bleiben sollte und Roboter und Aliens tabu blieben. Statt einer utopischen und idealen Welt wie in Star Trek war das Universum von Red Dwarf viel bodenständiger - es gab zwar eine Organisation namens Space Corps, aber die Handlung fand nicht auf einem Schlacht- oder Forschungsschiff statt, sondern auf einem kommerziellen Asteroiden-Bergbau-Kreuzer. Dave Lister war nicht mehr als ein einfacher Matrose und Arnold Rimmer ein Techniker der untersten Gattung, der unbedingt mehr werden will, aber seine Offiziers-Prüfungen nicht schafft. Auch das Klischee des mächtigen Bordcomputers wurde völlig umfunktioniert und eine humanoide Katze war ebenfalls ein bis dahin kaum versuchtes Konzept.
Die Handlung setzte in erster Linie auf Situationskomik in einer typischen Arbeitsplatz-Umgebung, die jedoch mit dem Sprung in die ferne Zukunft ein absurdes und fast schon surreales Element hatte. Der Humor schwankte zu Beginn noch zwischen anspruchslos, aber nicht völlig niveaulos und verschlagen, clever und satirisch. Viele Gags waren sorgfältig ausgearbeitet worden und Rob Grant und Doug Naylor hatten ihren ganz speziellen zynischen und sarkastischen Humors richtig ausspielen können. Die Plots konnten mit jeder Menge "harter" Science-Fiction aufwarten, das Anfangsszenario lehnt sich mit seiner fatalistischen Atmosphäre sogar an Genre-Klassiker im Stil von Isaac Asimov oder Ray Bradbury an.
Thematisch war schon die erste Staffel Red Dwarf nicht nur auf reine Comedy, sondern auf das Erzählen von ausgewachsenen Geschichten ausgerichtet, die grundsätzlich charaktergetrieben waren und durchweg mit viel Originalität aufwarten konnten. Echos aus der Zukunft, ein Machtkampf zwischen Lister und Rimmer, vermeintliche Aliens an Bord und ein Blick in die Gesellschaft der Katzen-Nachfahren, real werdende Halluzinationen und ein doppelter Rimmer haben schon in der ersten Staffel für jede Menge Abwechslung gesorgt. Die sprachliche Kreativität von Red Dwarf hatte sogar ganz neue Worte wie Gimboid und Smeg geschaffen, das berühmte Schimpfwort, dem die Zensoren nichts anhaben konnten.
Red Dwarf war ein sehr ehrgeiziges Projekt, denn obwohl das Science-Fiction-Szenario mit einem Budget für eine einfache Sitcom auskommen mußte, konnte Produktions-Designer Paul Montague auf die Erfahrung der BBC mit Science-Fiction-Produktionen wie Doctor Who und Blakes 7 zurückgreifen. Die Kulissen waren minimalistisch und in einem militärischen Einheits-Grau gehalten, aber den Umständen entsprechend noch erstaunlich kreativ. Um das industrielle Aussehen des Raumschiffs zu unterstreichen, wurden einige Szenen in den clever beleuchteten Kellern und Gerüsten der Manchester BBC-Studios gedreht, die ein überraschend futuristisches Aussehen hatten.
Fast das gesamte Budget für Special-Effects war für das von BBC-Veteran Peter Wragg gebaute titelgebende Raumschiff verwendet worden, von dem etwa ein Dutzend Aufnahmen gemacht wurden, die unauffällig recycelt werden konnten und erstaunlich gut aussahen. Inszeniert und auch mitproduziert wurde Red Dwarf nicht von einem BBC-Veteranen, sondern von Ed Bye, der als relativ junger Regisseur am besten mit der ungewöhnlichen Mischung aus Comedy und Science Fiction umgehen konnte und bald mit den Schauspielern und Autoren ein so gutes Verhältnis entwickelte, daß er noch lange ein fester Bestandteil des Red Dwarf-Teams blieb.
Als schon die Kulissen gebaut worden und die Proben fast abgeschlossen waren, wurde die BBC nicht nur in Manchester von einem Elektriker-Streik lahmgelegt. Obwohl schon einiges Geld ausgegeben worden war, hatte die Führungsetage des Senders Red Dwarf daraufhin einfach abgeschrieben, aber Peter Jackson und Peter Ridsale-Scott wehrten sich heftig dagegen und konnten erreichen, daß die Serie doch noch in Produktion gehen konnte. Gedreht wurde praktisch Live vor Publikum, was keine Vorgabe des Senders war, sondern ein Wunsch der Autoren, die die alte englische Tradition des fast in Echtzeit produzierten Fernsehens für Red Dwarf am besten hielten. Aus Budgetgründen mußte sich die Szenerie noch auf das Raumschiff beschränken, aber eine kleine Handvoll "Außenaufnahmen" außer den Special-Effects war trotzdem möglich.
Obwohl Red Dwarf in erster Linie eine stark dialoglastige Sitcom sein sollte, wollten Rob Grant und Doug Naylor nicht auf eine ordentliche musikalische Untermalung verzichten und wandten sich an den BBC-Hauskomponisten, der schon viele Serien des Senders auf brilliante Weise vertont hatte. Für Red Dwarf hatte er auf Wunsch der Autoren eine dramatische und majestätische Titelmusik komponiert, die stilistisch ein wenig an Richard Strauss' Also Sprach Zarathustra erinnerte - das Stück, das Stanley Kubrick für 2001: A Space Odyssey als Titelmusik ausgewählt hatte. Weitere kurze Musikschnipsel für die Szenenübergänge waren ähnlich ernsthaft angelegt, aber für den Abspann hatten sich der Komponist und die Autoren einen besonderen Gag ausgedacht und in Anlehnung an Listers Traum, eines Tages nach Fiji auszuwandern, einen waschechten Surfer-Popsong auf Basis der Titelmelodie geschrieben. Das beschwingte Stück wurde von der Musical-Schauspielerin Jenna Russell gesungen und wurde später so beliebt, daß es nie eine Episode von Red Dwarf gab, die nicht damit endete.
Trotz großem Vertrauen in ihre erste eigene Serie waren Rob Grant und Doug Naylor aber noch nicht wirklich zufrieden mit den Dreharbeiten und zu Anfang gab es auch das eine oder andere technische Problem. Die Schauspieler fanden sich aber sehr gut in ihren Rollen zurecht und hatten eine Menge Spaß bei den Dreharbeiten, obwohl weniger improvisiert wurde als es in der fertigen Serie den Eindruck machten. Als gegen Ende der Produktion der sechs Episoden aber noch ein paar Studiotermine übrig waren, wurden ein großer Teil der Pilotfolge und ein paar Szenen der anderen Episoden noch ein zweites Mal in verbesserten Versionen gedreht - richtig zufrieden gestellt werden konnte das Autoren-Duo damit auch nicht, aber viel mehr konnte mit dem danach völlig erschöpften Budget nicht mehr unternehmen.
Nachdem die sechs Episoden fertig waren, verging noch einige Zeit bis zur Fernsehpremiere, aber währenddessen hatte Red Dwarf schon intern bei der BBC die Runde gemacht und großen Eindruck hinterlassen. Was zuvor vorschnell zum Scheitern verurteilt worden war, avancierte plötzlich zu einem Prestigeprojekt, denn niemand im Sender hätte gedacht, daß das "kleine" BBC Manchester zu so einer Produktion fähig gewesen wäre. Red Dwarf hatte noch Ecken und Kanten, aber noch vor der Erstausstrahlung war praktisch schon entschieden worden, der Serie eine weitere Chance verdient hatte. Die Vorschußlorbeeren hatten für einen guten Sendeplatz Montags um 9 Uhr abends gesorgt und wurden im Februar 1988 mit einer traumhaften Einschaltquote von über fünf Millionen Zuschauern belohnt.
Das Risiko einer Science-Fiction-Sitcom hatte sich ausgezahlt und Red Dwarf wurde ein so großer Überraschungserfolg für die BBC, daß die Produktion einer zweiten Staffel nur wenige Wochen nach der Ausstrahlung der letzten Episode begonnen hatte. Rob Grant und Doug Naylor hatte die BBC aber gebeten, auf die Tradition einer Wiederholung der ersten Staffel zu verzichten, da sie nicht zufrieden mit den Episoden waren und ganz richtig der Meinung waren, es mit einer zweiten Staffel noch viel besser machen zu können. Das Produktionsteam hatte der Ehrgeiz gepackt, aber niemand konnte damals ahnen, daß sich Red Dwarf zu einer der langlebigsten Science-Fiction-Serien der Fernsehgeschichte entwickeln würde.
Der Erfolg von Red Dwarf blieb aber weitgehend auf das Ursprungsland beschränkt, denn der Humor war so britisch, daß er größtenteils unübersetzbar war und so eine Vermarktung unter anderem in Deutschland unmöglich machte - eine Ausnahme war erstaunlicherweise Japan, wo die Serie in einer komplett synchronisierten Fassung ein großer Hit wurde. Die erste Staffel blieb aber nach der Erstausstrahlung im Februar 1988 lange Zeit unter Verschluß und wurde erst 1994 wiederholt, als Red Dwarf längst zur Kultserie geworden war und die Fans die Episoden, mit denen alles angefangen hatte, unbedingt wiedersehen wollten.
In einem Versuch, die frühen Episoden noch mehr aufzupeppen, waren 1998 die ersten drei Staffeln von Red Dwarf für eine VHS-Neuveröffentlichung "remastert" worden, worunter die BBC verstand, das Bild künstlich zu matten um einen Kinoeffekt zu erreichen, viele Effektaufnahmen zu erneuern, zusätzliche CGI-Animationen ins laufende Bild zu integrieren und einen Teil der Musik zu ersetzen. Das Ergebnis war nicht besonders beeindruckend und die meisten Fans waren enttäuscht. Dazu kam, daß dies für lange Zeit die einzigen Versionen der Serie waren, die es im Fernsehen und auf VHS zu sehen gab. Erst vier Jahre später mit dem Beginn der DVD-Veröffentlichungen von Red Dwarf wurden die Originalversionen wieder herausgeholt und waren seitdem wieder die offiziellen Ausgaben der Serie.
Die Episoden
- The End - Dave Lister hat auf dem Bergbau-Raumschiff Red Dwarf angeheuert, um seinen Traum zu verwirklichen, sich mit seinem gesammelten Lohn auf Fiji mit seiner Angebeteten niederzulassen und einen Hotdog-Stand aufzumachen. Aber er wird für den Rest seiner anderthalb Jahre langen Dienstzeit ganz zum Vergnügen seines Vorgesetzten und Zimmergenossen Arnold Rimmer in eine Stasiszelle gesteckt, weil er eine Katze an Bord geschmuggelt und damit die Quarantänevorschriften verletzt hat. Als Lister wieder aufwacht, wird er von Holly, dem Schiffscomputer darüber informiert, daß ein Strahlungsleck die gesamte Crew ausgelöscht hat und er drei Millionen Jahre in Stasis war. "Everybody's dead, Dave!" muß Holly ihm mehrfach eintrichtern, bis Lister begreift, was wirklich los ist. Völlig alleine ist er aber nicht - Holly ist der Meinung, daß sich der einsame Lister am besten mit seinem Kollegen Rimmer verträgt und läßt ihn in Form eines Hologramms wieder auferstehen - aber Rimmer ist Listers schlimmster Alptraum, und so ist Ärger vorprogrammiert. Noch bevor die beiden richtig aufeinander losgehen können, begegnen sie einem weiteren Überlebenden, der sich als ein Nachfahre von Listers Katze herausstellt und deshalb schlicht und einfach Cat getauft wird. Lister läßt sich aber nicht unterkriegen und macht es sich zur Aufgabe, wieder zur Erde zurückzukehren.
- Future Echos - Als das Schiff kurz davor ist, Lichtgeschwindigkeit zu erreichen, sind plötzlich kurze Visionen aus der nahen und fernen Zukunft zu sehen, die Rimmer, Lister und Cat vor große Rätsel stellen.
- Balance of Power - Lister möchte gerne ein Date mit dem Hologramm seiner Angebeteten, Kristine Kochanski haben, aber dafür muß Rimmer abgeschaltet werden, der sich mit aller Kraft dagegen wehrt. Um Befehlsgewalt über Rimmer zu bekommen, versucht Lister die Prüfung zum Chefkoch zu bestehen...
- Waiting for God - Rimmer ist ganz aufgeregt, als das Raumschiff auf eine mysteriöse Kapsel stößt, in der er Aliens vermutet. Lister erkennt in dem Kasten aber eine von Red Dwarfs eigenen Mülltonnen und hat enormen Spaß daran, Rimmer so lange zappeln zu lassen, wie nur möglich. Währenddessen besucht Cat im tiefen inneren des Schiffs den letzten überlebenden seiner Rasse, der auf die Rückkehr seines Gottes wartet... der sich als niemand anders als Lister herausstellt.
- Confidence and Paranoia - Lister fängt sich eine mutierte Lungenentzündung ein, die seine Fieberträume realität werden läßt. Als sein Selbstbewußtsein und seine Paranoia plötzlich menschliche Gestalt annehmen, beginnt sich sogar Rimmer um ihn Sorge zu machen.
- Me2 - Rimmer hat den idealen Zimmergenossen gefunden - sich selbst. Aber die Verdoppelung seines Hologramms erweist sich dann doch nicht als so ideal, denn schnell krachen die identischen Egos zusammen.
Die DVD
Red Dwarf war schon lange vor der Einführung der DVD ein großer Video-Verkaufsschlager, aber als 1998 die ersten drei Staffeln in den remasterten Versionen nur als VHS-Kassetten erschienen waren, war die Enttäuschung bei den Fans nicht nur wegen der veränderten Episoden groß. Für die lang angekündigte und im November 2002 endlich erschienene DVD der ersten Staffel von Red Dwarf waren deshalb die lange vergessenen Originalbänder wieder aus dem Archiv geholt und nochmals überarbeitet worden - aber diesmal nur, um die Bildqualität zu verbessern. Ansonsten wurden die Episoden nicht angetastet und waren das erste Mal seit langer Zeit in ihrer ursprünglichen Inkarnation zu sehen.
In enger Zusammenarbeit mit Grant Naylor Productions hatte die BBC außerdem eine hervorragende Sammlung von Extras produziert, die man mit Fug und Recht als Special-Edition bezeichnen konnte: Audiokommentare mit den vier Hauptdarstellern für alle Episoden, ein zusätzlicher Interview-Kommentar auf der Pilotfolge und anderthalb Stunden zusätzliches Material, bestehend aus Deleted Scenes, einer kleinen Dokumentation und noch viel mehr. Nur die Verpackung hat ein wenig enttäuscht, denn statt einem schicken Digipack hatte die BBC sich nur für ein schlichtes Doppel-Keepcase entschieden, aber immerhin auch ein ausführliches Booklet beigelegt. Lister hätte trotzdem gesagt: "We're talking mega-ecstasy bliss!"
Auch ein Jahrzehnt nach der Veröffentlichung ist die erste Staffel von Red Dwarf immer noch eine ausgezeichnete DVD, an der es nichts zu beanstanden gibt. Die hier rezensierte Ausgabe ist die 2002 veröffentlichte Doppel-DVD, die immer noch sehr günstig zu bekommen ist. Es hat auch einige Gesamtboxen der ersten acht Staffeln gegeben, aber in diesen fehlen die Bonusmaterial-DVDs, so daß sich die Einzel-Veröffentlichungen mehr lohnen und auch nicht viel teurer sind.
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Bonusmaterial
Schon in den ersten Ankündigungen der Red Dwarf-DVDs wurden vollmundige Versprechungen über das Bonusmaterial gemacht. Die Entstehung des ersten DVD-Sets wurde auf der offiziellen Webseite hinreichend dokumentiert, und es ist erfreulich daß es praktisch jede einzelne Ankündigung bis auf das fertige DVD-Set geschafft hat. Für die Menüs wurden die Kulissen liebevoll als 3D-Animationen umgesetzt, was zehn Jahre später technisch ein bißchen veraltet aussieht, aber dennoch gelungen ist.
Auf der ersten DVD befinden sich außer den sechs Folgen mit insgesamt 174 Minuten Laufzeit noch die Kommentarspuren. Alle Episoden sind mit szenenspezifischen Audiokommentaren der Hauptdarsteller Craig Charles, Chris Barrie, Norman Lovett und Danny John-Jules - ausgestattet, die zu den besten ihrer Art gehören und praktisch so lustig wie die Folgen selbst sind. Die vier Schauspieler erzählen mit viel Witz und Sympathie was ihnen so gerade zur laufenden Episode einfällt - und wenn es auch nur Kommentare über ihre Frisuren und ähnliche Dinge sind. Trotz der überaus heiteren Stimmung kommt dabei doch einiges an Information herum.
Die erste Folge besitzt außerdem einen zweiten Kommentar mit den Produzenten und Autoren Rob Grant und Doug Naylor und dem Regisseur Ed Bye. Dabei handelt es sich eigentlich um ein halbstündiges Interview, das sich ausführlich mit den Ursprüngen und Anfängen der Serie beschäftigt und eine ideale Ergänzung zur Dokumentation ist.
Auf der zweiten DVD ist das gesamte restliche Bonusmaterial untergebracht. Die versprochenen anderthalb Stunden sind hier schon dabei, allerdings ist das wirklich interessante Material höchstens sechzig Minuten lang - aber das ist schon mehr als genug.
Launching Red Dwarf (25:30) ist eine kleine, aber ausführliche Dokumentation über den Beginn der Serie. In neuen Interviews kommen Produzent Paul Jackson, der ehemalige Programmchef von BBC Manchester Peter Ridsale-Scott sowie die vier Hauptdarsteller zu Wort - fehlen tut hier leider Rob Grant, der eine Mitwirkung damals noch abgelehnt hatte und erst Jahre später an einer noch ausführlicheren Dokumentation teilgenommen hatte, die nur in der schwer zu bekommenden Bodysnatcher Collection veröffentlicht wurde.
Die Smeg Ups (3:34) sind eine Sammlung von Outtakes und verpatzten Szenen aus der ersten Staffel, die auch schon auf VHS veröffentlicht wurden. Darunter sind die üblichen klassischen Probleme mit den Kulissen, diverse Versprecher und eine typisch eigenwillige Katze.
Die dreizehn Deleted Scenes (20:53) bestehen nicht nur aus geschnittenem Material, sondern auch aus den frühen Versionen, die später noch einmal aufgezeichnet wurden. Jeder Abschnitt wird von einer Texttafel eingeleitet, die kurz erklärt worum es sich handelt und weswegen die Szene geschnitten oder neu gedreht wurde. Einiges davon ist sehenswert, bei anderem kann man deutlich erkennen weshalb es herausgenommen wurde.
Model Shots (5:21) sind unkommentierte 35mm-Rohfassungen der "Special-Effects" - im Prinzip nur Vorbeiflüge vom Raumschiffmodell, aber in hervorragender Bildqualität.
Drunk (3:56) ist ein Zusammenschnitt von vielen Szenen aus allen acht Staffeln, in denen die Dwarfer kräftig bechern - und die Kater vom Morgen danach wurden hier auch nicht vergessen. Hier hatte jemand viel Spaß die Szenen zusammenzustellen und an den Song "Tubthumping" anzupassen.
Sogar ein Original Trailer (1:09) wurde für diese DVD ausgegraben, der aber wenig aufregend ist und die Serie nicht besonders gut anpreist. Es ist fast ein Wunder, daß dadurch überhaupt jemand zum Zuschauen bewegt werden konnte...
Die Japanese Version of "The End" ist eigentlich völlig sinnlos, es sein denn man versteht japanisch. Es sind keine englischen Untertitel dabei und die Bildqualität ist etwas schlechter als bei den Folgen auf der ersten DVD. Allerdings handelt es sich um ein Bildmaster der remasterten Version von 1998 und ist so ein interessanter Vergleich zur Urfassung.
Acht Isolated Musik Cues kann man abrufen, die von der Titelmusik über verschiedene Hintergrund-Themen bis zum Schlußsong reichen - und sogar Listers Rastabilly-Ska ist dabei.
Die 24 Bilder der Photo Gallery enthalten nicht nur einige Promotionfotos und Bilder vom Set, sondern auch ein paar Konzeptzeichnungen, den Scan einer Rechnung für ein zweieinhalb Meter langes Modell der Red Dwarf und einige Videocover. Die Bildergallerie hätte schon etwas zahlreicher bestückt sein können, aber möglicherweise gibt es von der ersten Staffel einfach nicht mehr Bildmaterial. Wenigstens werden hier alle Bilder reproduziert, die auch im 12-seitigen Booklet zu sehen sind, in dem neben einer Übersicht der Special Features auch eine Einleitung und interessante Produktionsnotizen für jede einzelne Folge zu lesen sind.
Talking Book Chapters sind zwei überraschend lange Ausschnitte aus dem Hörbuch von Grant Naylors Infinity Welcomes Careful Drivers, einer äußerst amüsanten Romanfassung der ersten Red Dwarf-Staffeln. Gelesen von Chris "Rimmer" Barrie ist dies ein reines Vergnügen und macht gleich Lust das komplette Hörbuch zu kaufen - was ja wohl auch der Zweck dieser Ausschnitte sind. Es ist im Prinzip nur Werbung, aber es paßt hier trotzdem sehr gut hin.
Oberflächlich betrachtet sind dies alle Extras, aber es wäre keine richtige Special-Edition, wenn hier nicht noch zwei kleine Eastereggs eingebaut worden wären. Wie man daran kommt und was drin steckt, verrate ich an dieser Stelle nicht - kleine Überraschungen müssen bleiben, und so schwer zu finden sind sie auf diesen DVDs nicht.
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