Die Serie
Als im Dezember 1974 die letzte Episode des Monty Python's Flying Circus über die englischen Fernsehbildschirme flimmerte, war es noch längst nicht das Ende der britischen Komikertruppe, sondern eine Transformation in eine völlig andere Art kreativ zu Arbeiten. Nach fünf Jahren, 45 Episoden und einem Kinofilm stellte sich bei John Cleese, Eric Idle, Michael Palin, Terry Jones, Terry Gilliam und Graham Chapman eine gewisse Unruhe - John Cleese war der erste, der sich von der Gruppe gelöst hatte und bei den letzten Episoden nicht mehr dabei war, und auch seine Kollegen hatten Ambitionen für eigene Projekte.
Nach den letzten Episoden waren sich die sechs Komiker einig: der Flying Circus wurde ein für alle Male beerdigt, aber Monty Python existierte als lose Gemeinschaft weiter, während sich die sechs Komiker erst einmal ihren eigenen Projekten widmeten. John Cleese drehte seine Sitcom Fawlty Towers, Eric Idle Rutland Weekend Television, Terry Gilliam begann seinen ersten eigenen Kinofilm vorzubereiten und Graham Chapman schrieb einige Drehbücher für die BBC. Michael Palin wurde von BBC-Produzent Terry Hughes angesprochen, der ihn für die Michael Palin Revue begeistern wollte - diese Idee gefiel ihm aber nicht besonders und er brachte stattdessen seinen alten Python-Kollegen und Schreibpartner Terry Jones ins Spiel, um mit ihm zusammen etwas völlig anderes zu beginnen.
Britische Reißer
Ein Geschenk von Michael Palin an Terry Jones brachte eine neue Idee -
Ripping Tales war der Titel eines Buchs aus den dreißiger Jahren, das
eine Sammlung von Abenteuergeschichten und Erzählungen von der britischen
Oberklasse mit der legendären "Stiff Upper Lip" enthielt. Im Frühjahr
1975 begannen Michael Palin das Drehbuch zu einer halbstündigen Pilotfolge
für das temporär betitelte Michael Palin Special zu schreiben. Als Vorlage
diente Tom Brown's Schooldays von Thomas Huges, ein berühmter Roman über
die Leiden eines Schuljungen in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts.
Nach einigen verworfenen Ideen entstand so Tomkinson's Schooldays - A
Ripping Yar, eine bissige und absichtlich völlig übertriebene Parodie
auf Hughes' Roman mit viel typischem Monty-Python-Humor, der mit dem ernsten
Unterton der Vorlage gekonnt ausbalanciert wurde.
Nach dem Willen von Produzent Terry Hughes sollte wie bei traditionellen britischen Comedyserien im Studio vor Publikum aufgezeichnet werden, während Michael Palin und Terry Jones, angeregt durch die Dreharbeiten von Monty Python and the Holy Grail, eine mehr filmische Umsetzung durchsetzen wollten. Schließlich konnten Palin und Jones zumindest erreichen, daß ein Teil auf Film vorproduziert und nur der Rest im Studio vor Publikum auf Video aufgezeichnet wurde.
Tomkinson's Schooldays
Im Oktober und Novermber 1975 wurde der halbstündige Film schließlich gedreht. Michael Palin spielte nicht nur die Titelrolle, sondern in bester Python-Tradition noch drei weitere Charaktere, und obwohl Terry Jones sich eigentlich nur am Drehbuch beteiligen wollte, übernahm er auch einige kleinere Nebenrollen. Weitere Rollen wurden ausschließlich an seriöse Schauspieler vergeben, um die nachgemachte Authenzität der Geschichte zu wahren. Das gelang auch durch die gut ausgewählten Außendrehorte und die minimalistischen, aber effektiven Studiokulissen besonders gut.
Als Tomkinson's Schooldays, noch ohne den späteren Ripping Yarns-Titel, am 7. Januar 1976 um neun Uhr abends bei BBC2 ausgestrahlt wurde, waren die Einschaltquoten nur halb so gut wie beim Flying Circus-Finale im vorigen Herbst, konnten sich aber mit der Premiere von John Cleese's Fawlty Towers messen und konnte auch Kritiker begeistern. Für die Light Entertainment-Abteilung der BBC war das aber genug um weitere sechs Episoden in Auftrag zu geben, von denen die ersten zwei im Herbst 1976 und der Rest im Frühjahr 1977 produziert werden sollten.
Neue Ideen
Im Februar 1976 begannen Michael Palin und Terry Jones wieder ihre zahlreichen Ideen für neue Ripping Yarns zu sortieren, von denen sie mehr als genug parat hatten. Die Aussortierung brachte als erstes Across the Andes by Frog, eine ins Absurde geführte Geschichte eines Forschers, der die Anden mit Hilfe von Fröschen überqueren will, aber dann ganz unerwartete Probleme vor Ort bekommt. Das zweite Drehbuch, Murder at Moorestones Manor, war eine Parodie auf Agatha-Christie-Krimis, die natürlich auf die inzwischen berühmte Art auf die Spitze getrieben wurde.
Während Michael Palin und Terry Jones zusammen mit den anderen Monty Pythons mit Live-Auftritten in den USA beschäftigt waren und Palin im September für Terry Gilliams ersten Film Jabberwocky vor der Kamera stand, akzeptierte die BBC die fertigen Drehbücher für die zwei neue Ripping Yarns-Episoden, deren Dreharbeiten für den Herbst angesetzt wurden. Obwohl beide ihre Drehbücher zusammen geschrieben hatten, verzichtete Terry Jones nun darauf auch vor der Kamera mitzuwirken, um seinem Kollegen freie Bahn für seine mehrfachen Rollen zu geben. Regisseur und Produzent Terry Hughes ging auch endlich auf die Bitten der beiden Autoren ein, vollständig auf Film zu drehen - natürlich nur 16 Millimeter, aber dafür waren auch ausgedehnte Außenaufnahmen eingeplant.
Across the Andes by Frog
Im Oktober begannen die Dreharbeiten mit Across the Andes by Frog in einem alten Filmset der Shepperton Studios und später im windigen und unwirtlichen schottischen Glencoe, das als Kulisse für die Anden herhalten mußte. Auch in Glencoe wurden die ersten Szenen für Murder at Moorstone Manor gedreht, dessen Aufnahmen in einem Landsitz in Middlessex weitergingen und in den ehemaligen Ealing-Studios, die nun von der BBC verwendet wurde, zuende geführt.
Statt wie in Tomkinson's Schooldays viele Charaktere auf einmal zu spielen, konzentrierte sich Michael Palin in den zwei neuen Ripping Yarns lieber aufs wesentliche und übernahm in Across the Andes by Frog nur die Titelrolle des Captain Snetterton und in Murder at Moorestones Manor die Doppelrolle der zwei Chiddingfold-Brüder. Dabei standen seine Charaktere nicht völlig im Vordergrund, denn die Nebenrollen waren ebenso groß ausgebaut und wurden mit erstklassigen Schauspielern besetzt.
Murder at Moorestones Manor
In Murder at Moorestones Manor waren unter anderem die renommierten Bühnenschauspieler Isabel Dean, Iain Cuthbertson, Frank Middlemass und Harald Innocent zu sehen, neben denen sich der dagegen relativ Schauspiel-unerfahrene Michael Palin erstaunlich gut behaupten konnte. In Across the Andes by Frog stand Denholm Elliot an seiner Seite, mit dem er einige Jahre später in A Private Function noch einmal zusammenspielte.
Nach den Dreharbeiten der zwei Episoden verließ Regisseur Terry Hughes nicht nur das Team, sondern auch die BBC und führte später noch Regie bei der Hollywood Bowl-Show der Pythons und machte sich in den achtziger Jahren in den USA einen Namen als Produzent und Regisseur von erfolgreichen Fernsehserien wie The Golden Girls. An seine Stelle trat Regisseur Jim Franklin, der mehr Verständnis für die von Michael Palin und Terry Jones gewollte filmische Umsetzung der Geschichten hatte und die Produktionen nicht wie eine Fernsehserie, sondern wie einen kleinen Kinofilm behandelte.
Die zwei von Terry Hughes gedrehten Episoden wurden vorerst zurückgelegt und die Produktion der Ripping Yarns, wie der Titel der Serie nun entgültig hieß, ging erst im Frühjahr 1977 weiter. Währenddessen trafen die sechs Monty Pythons wieder zusammen um das Drehbuch ihres neuen Films, der später einmal den Titel The Life of Brian tragen würde, weiter zu schreiben. Michael Palin und Terry Jones hatten allerdings schon schon im vorangegangenen Herbst die ersten Drehbücher für neue Ripping Yarns begonnen.
Eric Oldthwaithe, Stalag Luft & Curse of the Claw
The Testing of Eric Olthwaithe war eine Geschichte über einen furchtbar langweiligen jungen Mann in Palins Heimat Yorkshire der dreißiger Jahre, Escape from Stalag Luft 112b eine Parodie auf Kriegsgefangenen-Ausbruchsfilme a la The Great Escape, und Curse of the Claw eine Horror-Veralberung im Stil von Edgar Allan Poe, aber spezieller von W.W. Jacobs Kurzgeschichte The Monkey's Paw. Ein viertes Script war auch noch im Gespräch, wurde aber aus Zeitgründen verworfen - die neue Ausstrahlung sollte stattdessen mit einer Wiederholung von Tomkinson's Schooldays beginnen, der nun auch mit dem neu gedrehten Ripping Yarns-Vorspann ausgestattet wurde.
The Testing of Eric Olthwaite, Escape from Stalag Luft 112b und Curse of the Claw wurden zwischen April und August 1977 mit relativ großem Aufwand gedreht. Ausführliche Außenaufnahmen an originalgetreuen Drehorten waren durch die Arbeitsweise des neuen Regisseurs Jim Franklin an der Tagesordnung - trotz des deutlichen Humors wurde großen Wert auf ein authentisches Aussehen gelegt, das wieder von der Besetzung der Nebenrollen mit seriösen Schauspielern unterstrichen wurde.
Michael Palin spielte wieder die Titelrollen – Eric Olthwaite, der langweiligste Mensch in Yorkshire, der ungewollt zum Bankräuber wird, Major Phipps, der erfolglose Ausbrecherkönig der deutschen Kriegsgefangenenlager im ersten Weltkrieg und eine Doppelrolle als Kevin Orr und sein Onkel Jack. Die weiteren Rollen wurden von relativ unbekannten Fernseh- und Bühnenschauspielern übernommen, die brilliant und wundervoll ernst spielen – mit der Ausnahme von Komiker Roy Kinnear, der mit viel Genuß einen deutschen Soldaten in Stalag Luft spielte.
Ripping Yarns auf Sendung
Die gesammelten Ripping Yarns wurden endlich im September 1977 ausgestrahlt und begannen mit einer Wiederholung von Tomkinson's Schooldays, gefolgt von The Testing of Eric Olthwaite, Escape from Stalag Luft 112B, Murder at Moorestones Manor, Across the Andes by Frog und The Curse of the Claw in wöchentlichem Abstand. Die allmächtige Times urteilte nicht mehr ganz so positiv über die neuen Episoden und meinte, daß Michael Palin und Terry Jones die Phantasie zu sehr durchgegangen wäre, aber andere Kritiker waren immer noch begeistert.
Die Einschaltquoten stiegen von Episode zu Episode immer mehr und waren zum Schluß so gut, daß die BBC bald weitere Episoden in Auftrag gab. Zuvor trafen Michael Palin und Terry Jones Anfang 1978 jedoch wieder mit den anderen Monty Pythons zusammen, um das Drehbuch ihres neuen Kinofilms fertigzustellen, der im Herbst gedreht werden sollte. Schon währenddessen gab die BBC grünes Licht für drei weitere Ripping Yarns-Episoden, von denen die erste im Sommer 1978 vorproduziert werden und die anderen im Frühling 1979 folgen sollten.
Roger of the Raij
Wie schon zuvor hatten Michael Palin und Terry Jones eine Menge Ideen parat und mußten sich entscheiden, in welche Richtung die Ripping Yarns weitergehen sollten. Das erste Drehbuch war Roger of the Raj, eine bissige Parodie auf den Niedergang der britischen Kolonien in Indien und den Rassismus von alten Abenteuerfilmen. Als Parodie auf die Bulldog-Drummond-Romane von H.C. McNeile (die einige Jahre später in der Handmade-Produktion Bullshot auch auf den Arm genommen wurden) war Whinfrey's Last Case konzipiert, eine Geschichte um einen Abenteurer der ständig sein Vaterland retten muß und sogar in seinem Urlaub nicht davon verschont bleibt. Golden Gordon bewegte sich jedoch in ganz anderen Kreisen und schildert humorvoll den fanatischen Kampf eines Fußballfans um seinen örtlichen Verein.
Roger of the Raj wurde im Juli 1978 gedreht, als Palin und Jones die anderen beiden Drehbücher noch gar nicht fertig hatten - die weit auseinanderliegenden Termine ermöglichten es den beiden Autoren aber sehr lange an ihren Geschichten herumzufeilen. Michael Palin übernahm der Einfachheit halber lediglich die Titelrolle, und obwohl es sicher Nahe lag gleichzeitig Rogers Vater Lord Bartelsham zu spielen, wurde dieser in trockener britischer Perfektion von Richard Vernon dargestellt und hervorragend von Joan Sanderson als Lady Bartelsham ergänzt.
Nach Beendigung der Dreharbeiten von Roger of the Raj wurden die Produktion der Ripping Yarns bis zum nächsten Frühjahr auf Eis gelegt, während Michael Palin und Terry Jones zusammen mit den anderen Pythons im September und Oktober in Tunesien ihren neuen Film The Life of Brian mit Terry Jones als Regisseur drehten. Bei den Dreharbeiten begannen Palin und Jones mit Ideen für die nächsten zwei Ripping Yarns-Episoden zu spielen, woraus schließlich Golden Gordon und Whinfrey's Last Case entstanden.
Golden Gordon & Whinfrey's Last Case
Die beiden Episoden wurden von März bis Mai 1979 gedreht, allerdings war Jim Franklin nicht mehr als Regisseur verfügbar und wurde von Alan J.W. Bell abgelöst. Dieser hatte zwar die gleiche Idee von der filmischen Umsetzung der Geschichten, aber noch keine so große Erfahrung wie sein Vorgänger hatte und daher mit Sidney Lotterby einen alteingesessenen BBC-Comedy-Produzenten an die Seite gestellt bekam. Handwerklich erwies sich Alan J.W. Bell jedoch genauso fähig wie sein Vorgänger und schaffte es die Ideen von Michael Palin und Terry Jones vorlagengetreu umzusetzen.
Ganz problemlos verliefen die Dreharbeiten nicht. Weil die Studio-Aufnahmen von Whinfrey's Last Case wegen eines Streiks in den Ealing Studios nicht planmäßig stattfinden konnten, reiste die Crew von Cornwall nach Yorkshire, um dort Szenen für Golden Gordon zu drehen. In London konnten dann die Studioaufnahmen nachgeholt werden, Anfang Mai waren die Dreharbeiten abgeschlossen. Es war allerdings noch etwas Postproduktion nötig, was für die Ripping Yarns recht ungewöhnlich war: für Whinfrey's Last Case wurde eine Fotomontage erstellt und Golden Gordon bekam eine eigene musikalische Untermalung, während die anderen Episoden auf Archivmusik zurückgriffen.
Ripping Ends
Inzwischen hatten die Ripping Yarns durch mehrere Wiederholungen einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erreicht und neue Episoden wurden mit Spannung von den Fernsehzuschauern erwartet. Die neue Staffel begann am 10. Oktober 1979 mit der Ausstrahlung von Whinfrey's Last Case, gefolgt von Golden Gordon und Roger of the Raj. Die ersten beiden Episoden erzielten traumhafte Einschaltquoten, allerdings hauptsächlich weil ITV, der einzige Konkurrent der BBC zu dieser Zeit, durch einen massiven Streik seit August nicht mehr auf Sendung war. Die letzte Episode hatte deshalb auch nur halb so viele Zuschauer wie ihre Vorgänger, aber dennoch waren die Quoten mehr als zufriedenstellend.
Trotz des großen Erfolgs der Ripping Yarns entschied die BBC wegen der hohen Produktionskosten und den bitter nötigen Sparmaßnahmen, die versprochenen weiteren drei Episoden nicht mehr zu produzieren. Zwar hatten Michael Palin und Terry Jones noch jede Menge weitere Ideen auf Lager, waren aber mit den neun Episoden, die in den letzten vier Jahren produziert wurden, sehr zufrieden und beschlossen aufzuhören, solange sie noch auf dem Höhepunkt waren.
Es war das letzte gemeinsame Projekt von Michael Palin und Terry Jones für das britische Fernsehen – Palin kehrte erst Ende der achtziger Jahre zur BBC als waghalsiger Reisejournalist – manchmal gar nicht so weit von den Ripping Yarns entfernt – in Around the World in 80 Days und anderen Reisedokumentationen zurück. Jones widmete sich dagegen lieber dem Schreiben von Romanen und Drehbüchern und inszenierte gelegentlich auch einen Film.
Auszeichnung und schleichender Erfolg
Die neun Ripping Yarns wurden 1980 mit dem Light Entertainment Award ausgezeichnet, einer Ehrung die nicht viele Fernsehsendungen dieser Art bekamen. Bald waren die Ripping Yarns nicht nur in England zu sehen, sondern auch in den USA, wo PBS die Ausstrahlung übernahm. Außerdem erschienen zwei Bücher mit den kompletten Scripts aller neun Episoden, und schon Ende der achtziger Jahre brachte die BBC die ersten Videos in England heraus und durch weitere Fernsehausstrahlungen entwickelten sich die Ripping Yarns bald zum Geheimtip.
Michael Palins und Terry Jones Ripping Yarns sind zwar nicht so bekannt wie die gesammelten Monty Python-Werke und die Solo-Projekte von Terry Gilliam, John Cleese, Eric Idle und Graham Chapman, aber trotzdem ein fester Bestandteil des Python-Universums. Schon die historischen Sketche des Flying Circus gingen in die Richtung der Ripping Yarns, konnten aber nie so aufwendig realisiert werden. So wirken die neun Episoden mit ihren voneinander unabhängigen Geschichten wie extralange, besonders aufwendig produzierte Flying-Circus-Sketche - es ist die gleiche Art von Humor, der aber auf eine raffiniertere Weise inszeniert wurde.
Bis nach Deutschland hatten es die Ripping Yarns nie richtig geschafft, was unter anderem auch an der Unübersetzbarkeit nicht nur der Dialoge, sondern der ganzen Geschichten liegt, die im deutschen Sprachraum nur wenig Sinn machen würden. Lediglich der deutsch-französische Kultursender arte sendete Anfang der neunziger Jahre die Ripping Yarns ein einziges Mal im Original mit Untertiteln, aber dennoch sind die Episoden hierzulande praktisch unbekannt und allerhöchstens Monty Python- und Michael Palin-Kennern ein Begriff.
Die DVD
Bereits 2001 wurden alle Ripping Yarns in England als DVD veröffentlicht – nicht von der BBC, sondern von einer Firma namens Meridian Entertainment, die lediglich die alten Videomaster ohne irgendwelche Extras auf die Discs geklatscht hatte. Es ist dem Einfluß von Michael Palin und Terry Jones zu verdanken, daß der neue Rechteinhaber Network Video sich um eine vernünftige Veröffentlichungen gekümmert hat und 2004 in England eine neue Doppel-DVD herausbrachte, die allen neun Episoden in digital restaurierter Form und mit ausgezeichnetem Bonusmaterial enthielt.
Die hier rezensierte Ausgabe der Ripping Yarns ist die britische Veröffentlichung von Network Video, die es auch in gleicher Form in Australien von der BBC, allerdings mit Regionalcode 4 gibt. Auch die US-DVD von Acorn Media hat den gleichen Inhalt wie die britischen und australischen Discs, aber da die Ripping Yarns mit 25fps gedreht wurden, ist das Bildmaster wahrscheinlich nach NTSC normgewandelt worden und hat daher keine so gute Qualität wie die PAL-Versionen, die man auf jeden Fall bevorzugen sollte. Eine deutsche DVD gibt es nicht und wird es mangels Synchronfassung wahrscheinlich auch nie geben.
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Bonusmaterial
Besonders zahlreich ist das Bonusmaterial der neuen Ripping Yarns-DVD auf den ersten Blick nicht, aber wie immer kommt es auf den Inhalt und nicht die Menge an. In den einfach gestalteten Menüs bekommt man einige sehr seltene Dinge geboten, die ohne diese DVDs wohl nie mehr zu sehen gewesen wären.
Alle neun Episoden sind mit Audiokommentaren von Michael Palin und Terry Jones ausgestattet, die sich für die Aufnahme zusammengesetzt haben und ausführlich über die Entstehung der Ripping Yarns plaudern. Wie schon bei den Kommentarspuren auf den DVDs der Python-Kinofilme erweisen sich die beiden Komiker als hervorragende Erzähler, die zu unterhalten wissen und bei denen es nie langweilig wird. Durch die Kommentare verdoppelt sich der Spaßfaktor auf dieser DVD, denn es lohnt sich auf jeden Fall die Episoden noch ein zweites Mal für die Audiokommentare anzuhören, die genauso viel Informationen und Unterhaltung wie Dokumentation bieten.
Die Deleted Scene (4:06) aus der Episode Murder at Moorstones Manor befindet sich auf der ersten DVD und hat zwar eine genauso gute Bildqualität wie die Episoden selbst, aber der Ton war nicht mehr auffindbar. Man merkt, wieso diese provokante Szene herausgeschnitten wurde, es ist aber bemerkenswert daß sie hier trotzdem zu sehen ist.
Comic Roots: Michael Palin (28:59) ist Michael Palins eigene kleine Autobiographie von 1983, die natürlich auch nicht völlig ernst ist, aber einen sehr guten und vor allen Dingen unterhaltsamen Blick auf Palins Jugend und seine Karriere als Komiker wirft. Dabei kommen nicht nur Michael Palin selbst, sondern auch seine Mutter Mary, seine Lehrer und seine Kollegen und Freunde zu Wort kommen – und das nicht nur in trockenen Interviews, sondern auch in vielen lockeren Gesprächen vor Ort und einigen humorvoll nachgestellten Szenen.
Black and Blue – Secrets (53:19) ist der von Michael Palin und Terry Jones geschriebene Fernsehfilm, der 1973 gesendet wurde und danach in den Archiven der BBC verloren ging. Network Video ist es aber gelungen, eine frühe Videorecorder-Aufnahme zu bekommen, die natürlich eine ziemlich schlechte Bildqualität hat – aber es ist die einzige überhaupt noch existierende Version und hat zumindest einen gut verständlichen Ton. In dieser sehenswerten Farce treten zwar keine Pythons als Darsteller auf, aber der Humor ist trotzdem unverkennbar.
Die Gallery ist mit einigen ausgesuchten Produktionsfotos und ähnlichem ausgestattet und nach den einzelnen Episoden sortiert, allerdings nur zu sechs der neun Ripping Yarns:
• Tomkinson's Schooldays (13 Bilder)
• The Testing of Eric Olthwaite (11 Bilder)
• Escape from Stalag Luft 112b (5 Bilder)
• Curse of the Claw (5 Bilder)
• Across the Andes by Frog (12 Bilder)
• Whinfrey's Last Case (9 Bilder)
Außerdem befinden sich auf der zweiten DVD im Hauptverzeichnis auch noch die Drehbücher von Tomkinson's Schooldays, The Testing of Eric Oldthwaithe, Murder at Moorestones Manor, Across the Andes by Frog, Curse of the Claw und Whinfrey's Last Case als PDF-Dateien, die Scans von Michael Palins Original-Scripts enthalten und ausführliche handschriftliche Bemerkungen und Ergänzungen besitzen.
Letztendlich sollte auch das 23-seitige Booklet mit ausführlichen Hintergrundinformationen nicht unerwähnt bleiben - in einer Zeit wo einem oft nicht mal ein Einleger mit den Kapiteln gegönnt wird, ist so etwas doch überraschend.
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