Der Film
Fritz Knobel (Uwe Ochsenknecht) ist ein verkrachter Künstler mit einem besonderen Gespür fürs Geschäft. Als er einem Alt-Nazi ein gefälschtes Aktgemälde von Eva Braun als echten Hitler verkauft und sein Kunstwerk dabei auch noch als authentisch identifiziert wird, kommt er auf die brilliante Idee Adolf Hitlers Tagebücher zu fälschen. Bei der Vorstellung seines ersten Werkes knüpft Knobel Kontakt zu dem heruntergekommenen Reporter Hermann Willié (Götz George), der gerade auf der Jagt nach Nazi-Reliquien ist und in den Hitler-Tagebüchern seine dringend notwendige große Chance sieht. Er läßt sich von dem gewieften Fälscher Knobel die Tagebücher andrehen und schafft es die Chefetage seiner Zeitung zu überzeugen, die für teures Geld erstandenen vermeintlichen Reliquien zu veröffentlichen. Während Knobel immer mehr Tagebücher fabriziert und vom ahnungslosen Willé dafür ein Vermögen erhält, kommen die ersten Zweifel über die Authenzität der Dokumente auf...
Anfang der achtziger Jahre wurde die deutsche Zeitschriftenbranche von
einem der größten Skandale des Journalismus erschüttert. Die Hamburger
Illustrierte Der Stern, seit der Gründung Ende der vierziger
Jahre neben dem Spiegel und der Zeit ein Fixpunkt der deutschen Magazinwelt,
überraschte 1983 mit der Ankündigung, daß sich die geheimen Tagebücher
von Adolf Hitler in ihrem Besitz befänden. Nach einer sensationsgeladenen
Pressekonferenz erschien Ende April 1983 eine Stern-Ausgabe mit ersten
ausführlichen Auszügen, aber die Sensation hielt nicht lange an. Obwohl
der Stern sich die Echtheit der Tagebücher von Experten bestätigen ließ,
deckte ausgerechnet die Zeitungs-Konkurrenz Der Spiegel mit Hilfe
des Bundeskriminalamts auf, daß es sich um komplette Fälschungen handelte.
Gerd Heidemann, der Journalist, der die Fälschungen für fast 10 Millionen
DM an der Chefredaktion vorbei gekauft hatte, wurde genauso wie der Fälscher
Konrad Kujau zu mehrjährigen Haftstrafen wegen Betrugs verurteilt. Die
Chefredaktion des Sterns mußte zurücktreten, und das Magazin brauchte
einige Zeit, um sich von den Auswirkungen der Affaire erholen.
Vom Skandal zur Satire
Der Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher entwickelte sich zu einer
satirereifen Posse, die die Leichtgläubigkeit der deutschen Presse offenbarte,
aber gleichzeitig auch für die Medien ein gefundenes Fressen war. Die
falschen Hitler-Tagebücher erreichten im Laufe der achtziger Jahre eine
noch größere Popularität als es vielleicht mit echten Reliquien möglich
gewesen wäre. Während sich der Stern aus der Berichterstattung verständlicherweise
weitgehend heraushielt, setzten sich andere Zeitungen mit den Verstrickungen
und Hintergründe des Skandals ausführlich und genüßlich auseinander, nicht
ohne eine gewisse Portion Schadenfreude. 1986 veröffentlichte der britische
Journalist Robert Harris sein Buch Selling Hitler, eine aufwendig
recherchierte, aber etwas sensationell aufgemachte Dokumentation über
die gefälschen Hitler-Tagebücher und deren Hintergründe.
Vermutlich war es dieses Buch, das den Bavaria-Produzenten Ulrich Limmer
entgültig auf die Idee brachte, die Affaire um die falschen Hitler-Tagebücher
zu verfilmen. Zusammen mit dem Regisseur Helmut Dietl, der sich bisher
mit erstklassigen TV-Serien wie Monaco Franze und Kir Royal
einen Namen gemacht hatte, begann Limmer Ende der achtziger Jahre an einer
Filmumsetzung zu arbeiten. Knapp drei Jahre schrieben Dietl und Limmer
an ihrem Drehbuch, denn bei einem so heiklen Material konnte man sich
keinen geschmacklichen Fehltritt erlauben, was einen unweigerlichen Flop
zur Folge haben könnte. Es sollte kein ernstes Drama und auch keine platte
Komödie werden. Stattdessen gingen die beiden Filmemacher den intelligenten
Weg und machten aus der Geschichte eine handfeste Satire, insofern dies
überhaupt notwendig war - schließlich hatte der Skandal schon ganz von
sich selbst realsatirische Züge angenommen und war schon deswegen bestens
für eine nicht allzu ernste Verfilmung geeignet.
Phantasie und Wirklichkeit
Helmut Dietl und Ulrich Limmer legten großen Wert darauf, viele Fakten
des Skandals originalgetreu umzusetzen, aber weil es sich um einen Spielfilm
und nicht um eine Dokumentation handeln sollte, ließen sie sich bei der
Gestaltung der Charaktere viel künstlerische Freiheiten. Aus dem Maler
Konrad Kujau wurde die komische Figur des Dr. Fritz Knobel, der Reporter
Gerd Heidemann wurde zum schmierigen Journalisten Herman Willié, und auch
die Stern-Chefredaktion wurde fiktionalisiert - nicht aber ohne noch eine
Menge von den wirklichen Beteiligten durchscheinen zu lassen. Trotzdem
war der Abstand zwischen den Filmcharakteren und ihren Vorbildern notwendig,
um den Filmemachern die Freiheit der Satire zu geben.
Einige nebensächliche wahre Begebenheiten haben Helmut Dietl und Ulrich
Limmer abgeändert in ihr Drehbuch eingebaut. Diese betreffen hauptsächlich
Gerd Heidemann, der tatsächlich einige Jahre der Lebensgefährte von Görings
Nichte war, die im Film in Freya von Hepp umgetauft wurde. Auch hatte
Heidemann wirklich Görings alte Yacht gekauft und der Stern-Redaktion
als Sensation verkauft, genauso echt war die Reise des Journalisten in
die DDR, um sich von der angeblichen Herkunft der vermeintlich echten
Tagebücher zu überzeugen. Herrman Willé hat aber ansonsten nicht viel
mit Gerd Heidemann zu tun, der zwar bei den Dreharbeiten dabei war und
mit den Filmemachern zusammenarbeitete, aber seinem Alter Ego auf der
Leinwand nicht zutraute, auch nur fünf Minuten in der echten Stern-Redaktion
zu überleben.
Von einer Mitarbeit am Film von Konrad Kujau, dem wirklichen Fälscher
der Tagebücher, wurde allerdings nicht viel berichtet, was vermutlich
dazu führte daß sein Filmcharakter fast gar nichts mehr mit der Wirklichkeit
zu tun hatte. Tatsächlich muß der 2000 verstorbene Kujau ein privat relativ
uninteressanter Mensch gewesen sein, weshalb Dietl und Limmer ihrer Filmfigur
ein ganz eigenes Umfeld und eine eigenständige Rahmenhandlung gaben.
Dr. Fritz Knobel wurde nicht nur zum hauptsächlichen Protagonisten und
Erzähler der Geschichte gemacht, sondern bekam auch eine kleine Liebesgeschichte
dazugedichtet, die im Plot zwar keine wichtige Funktion hat, aber für
die satirischen und humorvollen Elemente des Films unverzichtbar war.
Eine Satire über eine Posse
Die größte Frage dürfte für die Filmemacher gewesen sein, wie sie ihr
Kind nennen sollten. Richard Harris hatte sein Buch schlicht Selling
Hitler genannt, was aber bei der satirischen Aufarbeitung des Stoffs
überhaupt nicht gepaßt hätte und auch nicht richtig übersetzbar gewesen
wäre. Stattdessen hatten Helmut Dietl und Ulrich Limmer einen Geistesblitz
und erinnerten sich an The Great Dictator, in dem Charlie Chaplins zynische
Hitler-Parodie eine Rede in einem Phantasie-Sprachgemisch hält und dabei
mehrfach das Wort Schtonk verwendet, das in Ermangelung einer
besseren Idee zum Filmtitel gemacht wurde.
Kaum etwas hätte natürlich besser passen können als ein Zitat aus
dem einzigen Film, der es gewagt hatte damals den Nationalsozialismus
offen zu kritisieren und lächerlich zu machen. Im Prinzip hat der Titel
mit dem Inhalt überhaupt nichts zu tun, wenn man von der allgemeinen satirischen
Seelenverwandheit der beiden Filme absieht - deswegen haben die Filmemacher
in einer Schlüsselszene, in der aus den falschen Tagebüchern zitiert
wird, einen humorvollen Verleser eingebaut, der aus Gott sei Dank
das vulgäre Kotzeschtonk macht und damit den fragwürdigen Inhalt
der Fälschungen gleichzeitig noch verstärkt.
Die richtigen Akteure für einen Skandal
Große deutsche Filmproduktionen haben oft den nicht gerade positiven Ruf,
alles was Rang und Namen hat wahllos zusammenzutrommeln und vor die Kamera
zu stellen. Bei einem Blick auf die Besetzungsliste von Schtonk könnte
man zu dem gleichen Urteil kommen, aber die Filmemacher haben sich nicht
nur von großen Namen blenden lassen, sondern die Schauspieler mit einer
großen Treffsicherheit ausgewählt - auch wenn es auf den ersten Blick
gar nicht danach aussieht.
Angeblich soll Mario Adorf großes Interesse an einer der beiden Hauptrollen
des Films gehabt haben, wurde von Helmut Dietl aber völlig ignoriert.
Stattdessen besetzte der Regisseur den Fälscher Fritz Knobel mit Uwe Ochsenknecht,
der schon seit den achtziger Jahren in einigen der erfolgreichsten deutschen
Filmproduktionen mitgespielt hatte und die Figur in einen liebenswerten
Schwindler verwandelte, der die Sympathie des Zuschauers ganz auf seiner
Seite hat. Ochsenknecht gibt dem verschlagenen Kunstfälscher einen schluderigen,
verspielten Charme, der den Charakter zu einem unverwechselbaren Original
machte, das zwar kaum etwas mit dem wirklichen Konrad Kujau zu tun hatte,
aber dadurch besonders unterhaltsam wirkt.
Auch die Rolle des Journalisten Herman Willié (mit Akzent auf dem é!)
haben die Filmemacher mit Götz George ungewöhnlich, aber exzellent besetzen
können. Der Schauspieler hatte sich in den achtziger Jahren nach einer
langen Karriere in zahllosen kleinen und großen Kino-Rollen als ruppiger
Ruhrgebiets-Kommissar Schimanski etablieren können, war aber auch gelegentlich
als vielseitiger Charakter-Darsteller zu sehen und für Helmut Dietl wahrscheinlich
deswegen die erste Wahl für den schmierigen Journalisten. Götz George
spielt in Schtonk nicht etwa sich selbst, denn in Hermann Willié
ist kaum etwas von seinem üblichen Art zu erkennen. Seine Rolle ist ein
sorgfältig durchchoreographierter Auftritt, der schon hart an die Grenze
zum Overacting stößt, aber gerade dadurch zu einer wundervollen Parodie
wird.
An der Seite von Götz George agiert die österreichische Schauspielerin
Christiane Hörbiger als Freya von Hepp, der (im Film als Charakter fiktiven)
Nichte von Hermann Göring, an die sich Willié heranmacht und über deren
Kontakte der abgehalfterte Journalist schließlich an die verhängnisvollen
Hitler-Tagebücher gelangt. Der Schauspielerin gelingt es ihre Rolle genauso
satirisch und deftig anzulegen wie Götz George und spielt die Nazitochter
mit viel Elan und einer großen Portion Bissigkeit. Wie die anderen Schauspieler
auch macht Christiane Hörbiger damit deutlich, daß ihr Charakter nur eine
Persiflage und keine reale Person sein soll.
Zwei weitere weibliche Nebenrollen sind die beiden Damen des Fälschers,
seine Frau und seine Geliebte. Es sind die einzigen Charaktere, die kein
direktes reales Vorbild haben und hauptsächlich für einen kleinen Subplot
da sind, um den Charakter Fritz Knobel noch mehr auszubauen. Dagmar Menzel
spielt Knobels Frau Biggi frech und schlagfertig, und ist damit das Gegenteil
von Martha, seiner Geliebten, die er zuerst als Aktmodell anheuert und
dann schließlich der Versuchung nicht widerstehen kann. Offenbar konnte
auch Helmut Dietl dies nicht, denn er besetzte Martha mit seiner damaligen
Freundin Veronica Ferres, die aber als genau die Richtige für die Rolle
der drallen Blondine war.
Auch die weiteren Nebenrollen wurden erstaunlich elegant besetzt. Als
Verlagsschef Dr. Wieland ist Ulrich Mühe in einer seiner wenigen wirklich
komischen Rollen zu sehen, die dem damaligen Gruner+Jahr-Chef Gerd Schulte-Hillen
zwar überhaupt nicht entspricht, aber dafür die ahnungslose Führungsebene
eines großen Verlagkonzerns wundervoll auf die Schippe nimmt. Die ebenso
fiktive Chefredaktion wird gekonnt unter anderem von Martin Benrath und
Hermann Lause gespielt, die dafür sorgen daß man einen nur leicht parodistischen
und ansonsten ganz authentisch wirkenden Einblick in die Interna der Zeitungsredaktion
bekommt. Als Tüpfelchen auf dem i konnte Helmut Dietl außerdem als Williés
Chef Harald Juhnke engagieren, der in Schtonk in einer seiner
letzten großartigen Rollen zu sehen ist - er spielt hier nicht als Ulknudel,
sondern lediglich mit einem kräftigen Augenzwinkern einen resoluten
Journalisten, der der Sensation von Willié trotz besseren Wissens
nicht widerstehen kann.
Deutlich satirischer, aber auch nicht völlig respektlos werden die Altnazis
der Geschichte dargestellt, für die Helmut Dietl einige ganz hervorragende
Schauspieler der alten Klasse engagieren konnte. Der Herr Gruppenführer
von Klantz wird von Georg Marischka gespielt, der schon in Dietls Kir
Royal eine sehr politische Nebenrolle als bayrischer Ministerpräsident
hatte und in Schtonk trotz seines relativ kurzen Auftritts trotzdem
wieder überzeugen kann. Es ist aber Karl Schönböck als allwissender Kunstkenner
Strasser, der mit seinem Running Gag "Wußen sie das nicht?" und der fast
unheimlich wirkenden Bewunderung für seinen Führer am meisten im Gedächtnis
haften bleibt. Einen weiteren bemerkenswerter Auftritt hat auch Rolf Hoppe
als Karl Lenz, dem Nähmaschinen-Fabrikant mit Vorlieben für Nazi-Reliquien,
dessen atemlose Vorlesung aus den Hitler-Tagebüchern eins der größten
Highlights des Films ist.
Der Film zum Buch vom Führer
Eigentlich war der Skandal um die Hitler-Tagebücher schon für sich unglaublich
genug, und wenn man Helmut Dietl und Ulrich Limmer glauben schenken mag,
haben sie sogar einige der ungeheuerlichsten Details aus ihrer Geschichte
herausgenommen, weil sie sowieso niemand geglaubt hätte. Tatsächlich haben
die beiden Autoren die Geschichte aber noch viel mehr auf die Spitze getrieben,
um sich erst gar nicht als ernsthafte Dokumentarfilmer zu präsentieren
und den Film zu einer Vollblut-Satire zu machen. Dietl und Limmer ziehen
dabei alle Register der Komödie, ohne dabei jedoch die Grenzen des guten
Geschmacks völlig zu überschreiten.
Die Filmemacher nehmen dabei nicht nur den deutschen Journalismus aufs
Korn, sondern auch die zahlreichen Alt-Nazis, für die der Film zwar keinen
beleidigenden Spott übrig hat, aber sie trotzdem auf eine viel intelligentere
Weise durch den Kakao zieht. Dietl und Limmer entlarven die alten Herren
als ewig gestrige Verehrer einer Zeit, in der sie selbst keinen Schaden
davontrugen und von nichts bösem gewußt haben. Der Holocaust und die Schrecken
des Kriegs werden mit keinem Wort erwähnt, was aber keinesfalls ignorant
ist, denn schließlich handelt Schtonk nicht von Kriegsverbrechen, sondern
von einer viel gegenwärtigeren Affaire.
Das Drehbuch sprüht nur so von kleinen und großen Gags, die von einfachem
Slapstick bis zu sorgfältig aufgebauter Situationskomik reichen. Allerdings
haben die beiden Autoren auch genau den richtigen Ton zwischen Komödie,
Satire und Zynismus entwickelt, der den Film durchgehend auf einem hohen
Niveau hält und sogar den gelegentlichen Gag unterhalb der Gürtellinie
verzeihen läßt. Es war zwar Dietls erster großer Kinofilm, aber er wußte
das Medium hervorragend einzusetzen - nicht nur die Bilder, die er zusammen
mit Kameramann Xaver Schwarzenberger im imposanten Breitbild-Format eingefangen
hat, sind hervorragend gelungen, sondern auch die Inszenierung ansich.
Dietl wußte genau seine Schauspieler effektiv einzusetzen und hat ein
bemerkenswertes Gespür für die perfekte Umsetzung seines Drehbuchs, die
trotz fast zwei Stunden Länge nie Langeweile aufkommen läßt. Mit einem
großzügigen Budget von fast zehn Millionen Mark war der Film nicht gerade
billig - ein Teil der Finanzierung kam aus der Nordrhein-Westfälischen
Filmstiftung und als Co-Produktionsfirma wurde neben der Bavaria Film
auch der WDR mit ins Boot geholt. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat -
im Gegensatz zu den Millionen für die Hitler-Tagebücher ist das Budget
von Schtonk nicht im Sand versickert, sondern ist in jeder Minute auf
der Leinwand zu sehen. Helmut Dietl hat mit der Ausstattung nicht gespart
und die Persiflage in eine wundervoll realistische Szenerie eingebettet,
die die Grenzen zwischen Satire und Realität manchmal ein wenig verwischt.
Der Klang des Schwindels
Auch musikalisch wandelt Schtonk auf den Wegen der Satire, denn einen
Film dieser Art mit einer bombastischen Orchestralscore zu vertonen hätte
ganz und gar nicht gepaßt. Stattdessen wandte sich Helmut Dietl an Konstantin
Wecker, einen alten Bekannten, der schon die Musik für einige seiner früheren
Produktionen wie Kir Royal geschrieben hatte. Wecker, der eigentlich in
erste Linie Songwriter und nur in zweiter Linie Filmkomponist ist, stattete
Dietls Film mit vielen verspielten Melodien aus, die gar nicht zum eigentlich
ernsten Thema des Films passen würden, wenn sie nicht selbst ein Bestandteil
der satirischen Elemente der Geschichte wären.
Eng mit Konstantin Weckers Filmmusik verknüpft wurden außerdem eine handvoll
der bekanntesten Songs aus dem dritten Reich von der Stimmungskanone Zarah
Leander. Gleich zu Beginn werden die eigentlich schrecklichen Bilder der
Luftangriffe auf Deutschland am Ende des zweiten Weltkriegs bitterböse
von Davon geht die Welt nicht unter begleitet - fast schon in
Reminiszenz an Stanley Kubricks Verwendung von We'll meet again
in Dr. Strangelove - und auch für Ich weiß, es wird einmal
ein Wunder geschehen, Er heißt Waldemar und Lilian Harveys
Das gibts nur einmal hat Helmut Dietl hervorragende Verwendungen
gefunden, deren Parallelen schon stellenweise unheimlich wirken.
Schwieriger Endspurt
Gedreht 1991 kam Schtonk erst im Frühjahr des folgendes Jahres
in die Kinos, denn Helmut Dietl hatte noch einiges in der Postproduktion
zu tun. Kurz vor der Premiere kam es fast zu einer Katastrophe, als die
Boulevard-Zeitung Express gegen die Filmemacher klagte, weil die Zeitung
im Film auch diesen Namen trug - der Stern hatte zwar einer Verwendung
seines Namens zugestimmt, aber Helmut Dietl und Ulrich Limmer hatten sich
schon auf eine fiktionale Namensgebung aller Charaktere geeinigt und wollten
auch dem Magazin einen (vermeintlich) neutralen Namen geben. In aller
Eile mußten einige Szenen nachgedreht und andere mit Hilfe von damals
noch ganz neuer digitaler Technik nachbearbeitet werden, um die Zeitung
in HHpress umzutaufen.
Auch in der Schnittphase muß Schtonk einige Verwandlungen durchgemacht
haben. Das Voiceover von Uwe Ochsenknecht wurde erst nach den ersten Testvorstellungen
hinzugefügt, und vor kurzem kamen Gerüchte auf, daß es noch eine andere
Version vom Schluß des Films gibt, in dem der Fälscher nicht mehr ganz
so gut wegkommt. In der fraglichen fehlenden Szene entdeckt Knobel, daß
er von Willié finanziell angeschmiert wurde und verläßt sein österreichisches
Exil, um den Journalisten auf seiner Yacht zur Rede zu stellen. Tatsächlich
kann man in der bekannten Version des Films in der letzten Szene jemand
vorne auf der Yacht sitzen sehen, aber darüber ob die Schnitte schon in
der Kinofassung da waren oder erst in der Video/TV-Version gemacht wurden,
gibt es geteilte Meinungen.
Ein echter Knüller
Schtonk kam im März 1992 in die Kinos und wurde nicht nur dank einer großen
Werbekampagne zu einem der größten deutschen Kinoerfolge. Die Kritiker
waren von der brillianten Satire und den engagierten Schauspielern begeistert
und lobten, wie spritzig und vergnügt Helmut Dietl es gelungen war, eins
der dunkelsten Kapitel des deutschen Journalismus humorvoll aufzuarbeiten.
Schtonk wurde mit vielen deutschen Filmpreisen ausgezeichnet und sogar
als bester nicht-englischsprachiger Film für den Oscar nominiert, allerdings
blieb zumindest der finanzielle Erfolg außerhalb Deutschlands wegen des
doch sehr spezifischen und eigenwilligen Humors weitgehend aus.
Fast zeitgleich entstand in England auf der Basis von Robert Harris' Buch
die gleichnamige TV-Serie Selling Hitler, die jedoch noch weniger Beachtung
fand als die deutsche Verfilmung der Affaire. Schtonk war dagegen
ein bemerkenswertes Unikum - eine der besten deutschen Komödien der neunziger
Jahre, die auch fünfzehn Jahre nach ihrer Entstehung und 25 Jahre nach
dem Skandal um die Hitler-Tagebücher immer noch frisch und unverbraucht
wirkt und die unglaubliche Geschichte auf die einzige Weise dokumentiert,
die sie verdient hat: mit Humor.
Die DVD
Schtonk wurde bereits im Oktober 1992 in Deutschland als
Videokassette veröffentlicht - gerade einmal sieben Monate nach der
Kinopremiere, was in dieser Zeit schon ungewöhnlich schnell war.
Leider war schon damals die VHS-Veröffentlichung im Bildformat beschnitten,
was sich mit der 2000 von EuroVideo veröffentlichten DVD nicht geändert
hatte, denn für die kam das gleiche alte Master zum Einsatz wie für
die Videokassette und die TV-Ausstrahlungen.
Eurovideo kann natürlich auch nur das herausbringen, was der Lizenzgeber
hergibt, aber gerade bei einem so erfolgreichen Film wie Schtonk hätte
man sich doch etwas mehr Mühe geben können. Während man
fehlende Extras noch verschmerzen kann (die eigentlich sehr passende NDR-Dokumentation
Hitlers Tagebücher - Der größte Schwindel aller Zeiten
wurde erst nach der Veröffentlichung produziert), war die DVD schon
2000 wegen der schlechten Qualität und des falschen Formats eine
große Enttäuschung.
Immerhin gibt es fast sieben Jahre nach der Veröffentlichung dieser
DVD erste Anzeichen, daß Eurovideo gewillt ist sich um eine Neuauflage
mit einem besseren Transfer zu kümmern. Bis dahin sollte man auf
diese DVD nur zurückgreifen, wenn man den Film unbedingt sehen möchte
und der Preis deutlich unter zehn Euro liegt - ansonsten lohnt es sich
leider ganz und gar nicht.
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