Shark Tale
Cover

20.2.2005 #316

Upgrade vom 13.01.2011
von Guido Bibra

Titel Shark Tale
Studio Dreamworks Animation (2004)
Hersteller Dreamworks Home Entertainment (2005) EAN 6-78149-19552
DVD-Typ 9 (7,56 GB) Bitrate ø 6,9 max. 9,0
Laufzeit 89:36 Minuten Kapitel 20
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.85:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch 5.1 Surround Englisch, Französisch, Spanisch, Kommentar
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA G
Extras • All-New Club Oscar created Exclusively for the DVD
• Rough Waters - Hilarious Technical Bloopers
• A Tour you Can't Reef-Use - Interactive, In-Depth Guide through the Shark Tale World
• DWK: Dreamworks Kids - This Way to Play! More Than 20 exciting Games and Activities!
• And Much, Much More with the Cast and Creators of this Incredible Fishified World!

Der Film

Oscar (Will Smith) möchte gerne jemand sein, aber er ist nur ein kleiner Goldfisch - wenn er nicht gerade von einem Leben in Saus und Braus träumt, ist er für die Dentalhygiene in einer Walwaschanlage zuständig und versucht seine Arbeitskollegin Angie (Rene Zellweger) zu erobern. Sein Boß Sykes (Martin Scorsese) hat ganz andere Probleme, denn der lokalen Mafiahai Don L (Robert de Niro) will von ihm ab sofort Schutzgeld kassieren. Sykes fordert seinerseits Oscars stattliche Schuldenberg zurück, die das kleine Großmaul natürlich nicht bezahlen kann. Angie redet ihm ins Gewissen und gibt ihm eine Möglichkeit das Geld aufzutreiben - aber statt den Erlös von Angies Familienerbstück Sykes zu übergeben, setzt er es auf eine Seepferd-Rennwette, in der Hoffnung nebenbei groß absahnen zu können...

 


Dreamworks' Shark Tale war die Antwort auf Pixars Finding Nemo... oder umgekehrt. Genau ließ sich bei der ständigen Rivalität der beiden Studios nie sagen, wer eine Idee zuerst gehabt hatte: seit Jeffrey Katzenberg 1994 Disney als CEO verließ, zusammen mit Steven Spielberg und David Geffen das neue Studio Dreamworks gründete und einen CGI-Zeichentrickfilm mit Insekten als Protagonisten vorschlug, kämpfen Dreamworks und PDI gehen Disney und Pixar. Dreamworks brachte im Oktober 1998 Antz heraus, einen Monat später konterte Disney mit A Bug's Life und behauptete empört, Jeffrey Katzenberg hätte die Idee bei seinem Abschied mitgehen lassen.

Zwei Jahre später landeten Dreamworks und PDI mit Shrek einen riesigen Erfolg, ein Jahr danach zogen Disney und Pixar mit Monsters, Inc. nach. Bis auf die Grundkonzpte - Insekten und Monster - könnten die Filme nicht unterschiedlicher sein, aber es hat immer dazu ausgereicht, daß die Fans des einen Studios das andere des intellektuellen Diebstahls bezichtigten. Shark Tale ist jedoch der Nachzügler von Finding Nemo und hat enorm unter diesem Umstand gelitten. Pixars Fisch-Film wurde Ende 2003 über alles gelobt, weil er kaum ernsthafte Konkurrenz hatte - Dreamworks' Shrek 2 war noch nicht fertig und auch Shark Tale befand sich noch in der Produktion.

Von direkter Industriespionage kann man aber hier kaum sprechen, denn bis auf die grundlegenden Konzepte könnten die Filme von Pixar und Dreamwoks nicht verschiedener sein. Shark Tale hat mit Finding Nemo genausowenig gemein wie Antz mit A Bug's Life oder Shrek mit Monsters, Inc - das entsteht schon durch die völlig verschiedene Herangehensweise der beiden Studios. Der Unterschied wird bei Shark Tale und Finding Nemo besonders gut deutlich: Während Pixar die Geschichte in der realen Welt ansiedelt und den tierischen Protagonisten nur die Sprache gönnt, überträgt Dreamworks die reale Welt ins Reich der Tiere mitsamt der technischen Entwicklung, so daß der Humor auf einer ganz anderen Ebene stattfinden kann. Disneys Zielpublikum sind primär jüngere Zuschauer, Dreamworks setzt dagegen mehr auf Erwachsene und läßt damit die hartgesottenen Disney-Fans automatisch außen vor, die oft von dem etwas deftigerem Humor entsetzt sind.

Die Geschichte von Shark Tale ist im Prinzip eine unter die Wasseroberfläche verlegte Mafiakomödie, die genüßlich nicht nur aus The Godfather, sondern auch vielen anderen Klassikern zitiert und um diese Elemente eine eigene Story baut, die sich auf mehreren Ebenen abspielt: ein kleiner Niemand, der die Gunst der Stunde nutzt um zu enem berühmten Helden zu werden, ein Mafiaclan der die Einwohner einer Unterwasserstadt terrorisiert und ein Außenseiter, der versucht seinen Platz in der Welt zu finden. Bei soviel emotionalem Material besteht natürlich die Gefahr von Schmalz und Kitsch, aber schließlich ist Shark Tale ein Film von Dreamworks, wo so etwas nicht so schnell passieren kann. Der moralische Zeigefinger kommt nicht zum Einsatz, aber es gibt ein paar Momente, in denen der Film nachdenklich wird, was aber schnell durch den wohlplatzierten Humor vorsichtig wieder ausbalanciert wird.

Die Charaktere von Shark Tale werden natürlich von ihren Sprechern am meisten zum Leben erweckt. Während Disney nur selten Hollywood-Prominenz ins Tonstudio ruft, greift Dreamworks immer in die Vollen. Man könnte dem Studio vorwerfen, einfach nur auf die großen Namen aus zu sein, aber wenn man sich die hervorragende Voiceover-Arbeit ihrer Filme anhört, merkt man schnell, daß doch mehr dahinter steckt. Die Charaktere werden schon von Anfang an auf die Sprecher ausgerichtet und sogar die Gesichter der Animation den Schauspielern angepaßt - ein besonderes Markenzeichen von Dreamworks-Filmen, das oft als billiger Trick beschimpft wird, aber eigentlich eine clevere Idee ist um besonders den animalischen Charakteren ganz individuelle Gesichtszüge zu verleihen.

Die Besetzung der "Hauptrollen" von Shark Tale mag zwar stark auf sensationell getrimmt worden sein, war aber ganz auf dem typisch hohen Niveau, das sich schon bei den früheren CGI-Zechentrickfilmen von Dreamworks bewährt hatte. Diesmal war es dem Studio gelungen, eine Menge Stars für Shark Tale zu begeistern, die noch nie vorher ihre Stimmen einem Zeichentrickfilm geliehen hatten - außerdem ist auch noch ein kleiner musikalischer Coup dabei.

Die Hauptrolle mit Quasselstrippe Will Smith zu besetzen ar sicher ein kleiner Seitenhieb auf Eddie Murphys "Donkey" in Shrek und vielleicht auch Ellen DeGeneres, die in Finding Nemo eine ähnlich gesprächige Rolle hat. Shark Tale ist Will Smiths erste Voiceover-Arbeit für einen Trickfilm und basiert natürlich auf seinem Talent für Improvisationen – dennoch sind seine Texte gut durchdacht und scheinen größtenteils aus der Feder der Drehbuchautoren zu stammen. Was sich für den einen Zuschauer wie zusammenhangloses Hiphop-Gebrabbel anhört, ist für den anderen eine gelungene Art von Standup-Comedy. Wer meint, daß Will Smith in Shark Tale besonders nervig ist, der hat gar nicht mal so unrecht: Oscar ist nun mal absichtlich als große Nervensäge gedacht.

Robert de Niro als Mafia-Hai Don Lino und Martin Scorsese als Wal-Waschstraßen-Inhaber Sykes sind natürlich richtige Traumbesetzungen - es ist schon erstaunlich daß Dreamworks es geschafft hat diese beiden Hollywood-Legenden für zwei nicht gerade kleine Rollen zu bekommen. De Niro und Scorsese leiern ihre Texte nicht nur lieblos herunter, sondern haben hörbaren Spaß mit den Charakteren und nahmen ihren einzigen gemeinsamen Dialog sogar zusammen im Studio auf, was normalerweise bei Zeichentrick-Filmen überhaupt nicht üblich ist. Robert de Niros Don Lino ist ein richtig herrlicher Mafiaboß, der glatt aus dem Paten entsprungen sein könnte, aber weder eine flache Nachmachung noch eine dumme Parodie ist - mit seinem leichten italienischen Mobster-Akzent klingt de Niro sehr überzeugend und ist von seinen besten Filmrollen nicht weit entfernt. Martin Scorsese gibt als nervöser Kugelfisch Sykes eine ähnlich brilliante Vorstellung, die zeigt, daß er als Schauspieler genauso hervorragend wie als Regisseur ist.

Renée Zellweger und Angelina Jolie sind die einzigen Schauspielerinnen mit größeren Rollen in Shark Tale, stehen aber dafür auch besonders heraus. Renée Zellweger beweist ihre Redegewandtheit und ist damit ein idealer Partner für Will Smith, mit dem sie gelegentlich im Film das eine oder andere Rededuell ausfechtet. Angelina Jolie als High-Society-Fish Lola ist dagegen viel ruhiger, trifft aber genau den richtigen Ton am Rande der Verruchtheit – sie ist keine Marlene Dietrich, aber sie schafft es sich genug von Renée Zellweger abzusetzen um ihren Charakter richtig zu individualisieren.

Etwas seltsam erscheint dagegen die Besetzung des vegetarischen Hais Lenny, der mit der Stimme von Jack Black wie ein kleiner Schuljunge klingt. Black, der in Ice Age schon einmal eine ähnliche Rolle gesprochen hattw, hört sich in Shark Tale mit seinem hohen, nasalen Gequake sehr gezwungen an und ist nicht gerade flexibel. Diese Rolle hätte man schon etwas abwechslungsreicher gestalten können, denn Lennys kindliches Gehabe ist nach einiger Zeit noch weniger witzig als Will Smiths unaufhörlicher Redefluß.

Dafür sind die Nebenrollen um so besser besetzt worden - ein Teil wird wie immer bei Dreamworks von Leuten aus der Filmcrew gesprochen, es sind aber auch einige gut ausgesuchte Schauspieler dabei. Einer davon ist Michael Imperioli, der Lennys Bruder Frank spricht und Jack Black mühelos an die Wand spielt, aber leider nach einer halben Stunde der Handlung zum Opfer fällt. Vincent Pastore spricht die Stimme des schelmischen Kraken Luca, und die beiden Quallen Ernie und Bernie werden von Ziggy Marley, der auch den Titelsong aufgenommen hat, und dem ehemaligen Standup-Comedian Doug E. Doug gesprochen.

Der größte In-Joke der Nebenrollen ist jedoch die Fisch-TV Nachrichtensprecherin Katie Courrent, die nicht nur an Katie Couric, die Co-Moderatorin von NBCs Today angelehnt ist, sondern auch von ihr selbst mit deutlicher Ironie gesprochen wird. Das Sahnehäubchen in den Nebenrollen ist jedoch ein kurzer Auftritt von Peter Falk als greiser Don Feinberg, der eine weitere kleine, aber gelungene Anspielung auf diverse Mafiafilme ist.

Wie alle CGI-Filme bezieht auch Shark Tale seinen besonderen Reiz aus dem detaillierten Design, das Disneys Grundsatz alles so real wie möglich zu machen mit voller Absicht ignoriert, um der Gestaltung völlig freien Lauf zu lassen. Der einstige Running Gag von alten Lucasarts-Adventures wie Monkey Island moderne Technik in eine fremde Umgebung zu versetzen wird hier noch mehr als in Shrek oder Antz auf die Spitze getrieben. Dadurch entstehen eine Fülle von Gags, Anspielungen und Anekdoten, die manchmal sehr offensichtlich sind, aber meistens erst bei genauerer Betrachtung auffallen.

Die Szenerie von Shark Tale ist umwerfend und so detailreich, daß der Zuschauer beim einmaligen Anschauen unmöglich alles mitkriegen kann. Von einem überladenen Set-Design kann man hier aber wirklich nicht sprechen, hier haben die Filmemacher nur eine Menge Spaß an der Sache gehabt und bieten so dem Zuschauer besonders viel anzuschauen. Die Verlegung der realen Welt unter die Meeresoberfläche ist sehr gut gelungen und macht konstant deutlich, daß man sich die ganze Zeit unter Wasser befindet – das wird auch noch durch verschwommene Turbulenzen deutlich, die das Bild ab und zu sehr realistisch verschwimmen lassen.

Die Dreamworks-Spezialität die Gesichter der Schauspieler auf die CGI-Charaktere zu übertragen wird auch in Shark Tale wieder ausgiebig genutzt. In den Figuren steckt ungefähr zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Fisch – die Vermenschlichung macht auch nicht bei den Gesichtern halt, sondern läßt auch Flossen zu Händen und Füßen werden. Mit Fischen hat das nicht mehr allzuviel zu tun, aber Shark Tale erhebt auch keinen Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit, so daß man darauf erst gar nicht großartig achten sollte.

Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit von Co-Regisseur Rob Letterman und Autor Michael J. Wilson, der schon mit Ice Age CGI-Animationserfahrung gesammelt hatte. Shark Tale hieß ursprünglich Sharkslayer und sollte eigentlich eine viel dunklere und bösartigere Geschichte sein, aber zugunsten des jüngeren Publikums wurde das fast vollständig eingedämmt. Stattdessen setzten die Autoren mehr auf eine lustige Mafia-Parodie, die aber auch nicht ganz ohne Tiefgang auskommt – allerdings wird drohender Kitsch gekonnt umgangen und auch die romantischen Anwandlungen zwischen den Charakteren halten sich in harmlosen Grenzen.

Die Story selbst bewegt sich auf einem recht einfachen Niveau und ist größtenteils deutlich vorhersagbar, hat aber auch ein paar Überraschungen gut. Die Einfachheit des Plots ist etwas trügerisch, denn unter der simplen Oberfläche verbirgt sich eine herrlich komplexe Welt, deren Potentiale innerhalb des Films sehr gut ausgeschöpft werden. Mit einer Länge von nur knapp anderthalb Stunden kommt Shark Tale schnell zur Sache und läßt von der originellen Zweckentfremdung des Dreamworks-Logos bis zur allerletzten Szene nicht einmal Ansatzweise Langeweile aufkommen.

Der Humor von Shark Tale mag nicht ganz so raffiniert wie bei Shrek sein, ist aber immer noch weit von völliger Niveaulosigkeit entfernt. Einige der visuellen Gags zünden nicht ganz so gut, aber sogar die schwache die Parodie auf den Hollywood Walk of Fame wird mit einem besonderen Witz beendet, der eine Reminiszenz an die Wortspiele der Marx Brothers ist. Neben der optischen Komponente besteht der Humor selbstvertändlich auch aus einer Menge spritzigen Dialogen. Wie immer ist der Humor auch wieder eine Gratwanderung zwischen zwei Zielgruppen - während bei Disney Kinderfreundlichkeit an erster Stelle steht, stehen bei Dreamworks meist Erwachsene an erster Stelle. Shark Tale ist definitiv kein Film für Vorschulkinder, aber Zuschauer ab einem zweistelligen Alter dürften trotzdem in der Lage sein auch den etwas fortgeschrittenen Humor zu begreifen.

Zwei der drei Regisseure haben schon langjährige Erfahrungen mit Trickfilmen: Vicky Jenson ist schon seit über fünfundzwanzig Jahren als Zeichnerin und Produktionsdesignerin tätig und kam 2001 als Co-Regisseurin von Shrek zu Dreamworks. Bibo Bergeron ist ein vielbeschäftiger französischer Animator, der für verschiedene Studios arbeitete bis er 1993 seine eigene Zeichentrick-Firma Bibo Films gründete und zu Dreamworks als Regisseur des traditionellen Zeichentrickfilme The Road to El Dorado kam. Rob Letterman ist dagegen ein völliger Newcomer - Shark Tale ist sowohl sein Debüt als Drehbuchautor als auch als Regisseur.

Die Filmmusik von Shark Tale besteht aus einem bewährten Mix aus orchestraler Score und Popmusik. Die Score kommt diesmal nicht von den beiden Dreamworks-Hauskomponisten John Powell und Harry Gregson-Williams, sondern von ihrem Kollegen Hans Zimmer, der nach The Prince of Egypt und The Road to El Dorado endlich einmal die Musik für einen richtig lustigen Trickfilm machen wollte. Zimmer, der auch der Chef von Dreamworks Filmmusik-Abteilung ist, hat für Shark Tale eine sehr erstaunlich vielseitige Musik komponiert, die weit weg von seinen anderen Baukasten-Scores ist und zwar nicht so richtig ohrwurmverdächtig ist, aber die Popmusik hervorragend mit dem Orchester verbindet. Natürlich fehlt in Shark Tale auch keine Anspielung auf John Williams' Jaws-Thema, aber das wurde völlig anders eingebaut als man vermuten sollte.

Die Popsongs wurden von den Music Supervisors Laura Wasserman und Darren Highman organisiert, die für Shark Tale einen besonderen Coup landen konnten – die x-te Neuaufnahme des 80er-Jahre-Discohits Car Wash von Christina Aguilera und Missy Elliot ist es nicht gerade, aber dafür Ziggy Marley und Sean Pauls neue Einspielung des alten Wailer-Songs Three Little Birds, der gleich zu Anfang des Films genau den richtigen fröhlichen-unbeschwerten Ton setzt. Nich ganz so umwerfend ist dagegen die Songauswahl im Abspann, die einfach nur aus recht langweiligen Stücken besteht - eine Zusammenfassung von Hans Zimmers Filmmusik oder alternative Fassungen von den im Film vorkommenden Songs wären hier viel unterhaltsamer gewesen.

Shark Tale ist der erste Computer-Zeichentrick-Film, der in der neuen Dreamworks Animation Abteilung im kalifornischen Glendale in Zusammenarbeit mit Pacific Data Images entstand, wo zuvor nur traditionelle Animation produziert worden war. Seit Shrek 2 fungiert die Zeichentrick-Division des von Steven Spielberg, Jeffrey Katzenberg und David Geffen 1994 gegründeten Studios unter dem neuen Banner Dreamworks Animation, aber im Prinzip hat es außer der immer weiter fortschreitenden Expansion des Studios intern keine großen Verschiebungen gegeben – lediglich das Verschmelzen der traditionellen Animation mit 3D-CGI hat dazu geführt, daß der Computergrafikspezialist PDI und die Animationsabteilung des Studios so eng zusammenarbeiten, daß es praktisch schon eine einzige Firma geworden ist. Shrek 2 und Shark Tale zeigen wozu die kombinierten Kräfte von Dreamworks und PDI fähig sind - der ehemals kleine Widersacher von Disney ist nun zu einem großen Konkurrenten geworden, dessen zukünftige Projekte sicher sehenswert sein werden.

Im Prinzip ist Shark Tale ein typischer Dreamworks-Film, der nicht viel schlechter als seine beiden Vorgängern Shrek und Shrek 2 ist und bei den Kritikern viel besser weggekommen wäre, wenn Disney nicht ein gutes Jahr vorher konkurrenzlos mit dem optisch genialen, aber inhaltlich flachen Finding Nemo zuerst dagewesen wäre. Selbstverständlich ist Shark Tale reine Geschmackssache – wenn man Dreamworks-Zeichentrickfilme nie gemocht hat, wird man auch mit diesem Film nicht viel anfangen können. Wer sich aber schon von Antz, Chicken Run und den beiden Shrek-Filmen begeistern lassen konnte, wird auch großen Spaß an Shark Tale haben.

Im Nachhinein betrachtet war es vielleicht ein Fehler von Dreamworks, Shark Tale im Fahrwasser von Finding Nemo schwimmen zu lassen, aber das Ergebnis ist trotzdem viel besser geworden als sein Ruf. Geholfen hatte das dem Film nicht: Shark Tale spielte am Premieren-Wochenende in den USA gerade einmal halb soviel wie Shrek 2 ein und auch das Gesamtergebnis war nur ein Bruchteil von dem, was die andere Filme des Studios sonst an den Kinokassen holen. Dreamworks hatte Shark Tale deshalb nur vier Monate nach der Kinopremiere weltweit als DVD herausgebracht, in der Hoffnung daß der Film sich so besser verkauft – diese Strategie hatte sich tatsächlich für das Studio gelohnt, denn die Verkaufszahlen der DVD waren schnell in die Nähe von Shrek 2 und den anderen Dreamworks-Zeichentrickhits gelangt.

Die DVD

Die zügige Veröffentlichung von Shark Tale Anfang Februar 2005 war kein Schnellschuss, sondern eine solide DVD von Dreamworks, die eine hervorragende Bild- und Tonqualität bietet und sogar beim Bonusmaterial ziemlich großzügig ist. Genauso wie bei Shrek 2 hatte das Studio auf eine aufwendige Doppel-DVD verzichtet, aber Dreamworks hatte es trotzdem geschafft, eine perfekte Bildqualität und eine ansehnliche Anzahl von Extras auf eine einzige Disc zu bekommen.

Die hier rezensierte DVD ist die amerikanische Ausgabe, die von der Ausstattung her mit den europäischen Veröffentlichungen identisch ist. Da ich die PAL-Versionen jedoch nicht gesehen habe, kann ich nicht sagen, ob sich Dreamworks mit Shark Tale wieder einen ähnlichen Unsinn bei der Bildqualität geleistet hat wie bei Shrek 2.



Bild

Dreamworks hat zumindest bei den amerikanischen DVD-Veröffentlichungen seiner CGI-Zeichentrickfilme bis jetzt immer einen sehr guten Ruf gehabt, und Shark Tale wird daran auch nichts ändern. Trotz des äußerst schwierigen digitalen Quellmaterials sieht der Film auf dieser DVD auch bei genauerem Hinschauen absolut perfekt aus.

Bemerkenswert ist bei dieser DVD vor allen Dingen die hervorragende Schärfe, die keinerlei Details verschluckt und ohne künstliche Nachhilfe auskommt – das Bild sieht tatsächlich so aus, als ob es gerade frisch aus Dreamworks Renderingfarm kommen würde. Farben, Kontrast und Helligkeit sind hier ohne Umweg über chemisches Filmmaterial genauso wie analoge Dropouts erst gar kein Thema.

Problematisch ist bei einem digitalen Master immer die Kompression, die auch aus der schönsten Vorlage die schlimmste Matsche produzieren kann. Dreamworks hat zum Glück die Kompression hier voll unter Kontrolle und läßt trotz der vielen dunklen Blautöne und des oft sehr komplexen Bilds keinerlei Artefakte entstehen. Derartiges Bildmaterial ohne Nebenwirkungen zu komprimieren ist enorm schwierig, aber hier ist es perfekt gelungen.

Wie Shrek 2 hat Dreamworks auch Shark Tale im Kinoformat von ca. 1.85:1 auf die DVD gepreßt und nicht auf das volle 16:9-Frame geöffnet – entweder wurde der Film schon in diesem Format digital produziert oder hinterher korrekt gemattet, aber in jedem Fall ist es ein Schritt in die richtige Richtung immer genau das auf eine DVD zu bringen, was auch auf der Kinoleinwand zu sehen war.

Ton

Wie fast alle frühen Dreamworks-Trickfilme hat sich auch Shark Tale wieder anhören lassen müssen, daß die Tonspuren frontlastig sind – Dreamworks legt halt nicht ganz soviel Wert auf ein aufwendiges Sounddesign, aber dennoch kann diese DVD mit einer sehr knackigen Abmischung aufwarten.

Die englische 5.1-Tonspur ist natürlich die erste Wahl - warum Dreamworks immer noch einen zusätzlichen, Bandbreiten schluckenden 2.0-Downmix mit auf die DVD packt ist völlig unverständlich da die heutigen DVD-Player so etwas genauso gut hinkriegen. Der 5.1-Mix ist trotz der angeblichen Frontlastigkeit sehr luftig und breitet sich nicht nur auf der vorderen Soundstage, sondern auch auf den Surroundkanälen aus. Die werden zwar nicht permanent befeuert, aber oft für leise Umgebungsgeräusche verwendet und gelegentlich verirrt sich auch mal ein richtiger Effekt nach hinten.

Ein großer Teil des Surroundklangs wird natürlich durch die Musik erzeugt, die sowohl bei den Songs als auch bei der Score sehr räumlich anhört und damit praktisch alle "Lücken" im Raumklang schließt. Sehr gut gelungen ist auch die Integration der Stimmen, die sich sehr eng mit den Charakteren verbunden anhören und kein bißchen trockene Tonstudio-Atmosphäre aufkommen läßt.

Die englische 2.0-Surround-Tonspur kann man sich getrost sparen , die französischen und spanischen Fassungen sind natürlich auch nur für diejenigen interessant, die diese Sprachen auch verstehen - aber wie die meisten deutschen Synchronfassungen kann man auch diese wahrscheinlich vergessen. Untertitel werden mitgeliefert, die englischen sind aber wieder einmal nur Closed-Captions für Hörgeschädigte.

Bonusmaterial

Dreamworks ist eins der wenigen Studios, die ihre DVDs nicht als aufwendige 2-Disc-Sets produzieren, sondern lieber kleine, aber feine Einzel-DVDs herausbringen. Dabei wird fast immer auf aufwendige Dokumentationen verzichtet, aber durch einen guten Audiokommentar wird dieses Manko wieder wett gemacht. Shark Tale hat sogar im Bereich Bildergalerien erstaunlich viel zu bieten, so daß diese DVD einen tiefen Einblick in die Produktion des Films gibt.

Der Audiokommentar mit Vicky Jenson, Bibo Bergeron und Rob Letterman ist freundlich, humorvoll und sehr unterhaltsam. Die drei Regisseure saßen zusammen im Tonstudio, wodurch sich ihr Kommentar wie eine Unterhaltung zwischen alten Bekannten anhört. Trotz der sehr informellen Atmosphäre kommen dabei jede Menge an Informationen herüber, die sich nur selten auf die technische Seite der Entstehung von Shark Tale beschränken, sondern hauptsächlich Wert auf die Geschichte, die Charaktere und das Design legen. Der Zuhörer wird dabei von den Filmemachern nicht bevormundet, denn das Niveau des Kommentars ist weniger für Kinder als für interessierte Erwachsene geeignet.

Rough Waters (1:41) sind die auf dem Cover beschriebenen "Hilarious Bloopers", die aber gar nicht so aufregend sind wie versprochen wird. Statt nachgemachte, voll animierte Outtakes bekommt man hier nur höchst technische Unfälle der Computeranimation zu sehen.

Star Fish (11:24) ist ein kurzes Promotion-Featurette mit den Regisseuren Bibo Bergeron, Vicky Jenson, Rob Letterman, den Produzenten Jeffrey Katzenberg, Allison Lyon Segan und Bill Damaschke und den Schauspielern Will Smith, Jack Black, Renee Zellweger, Angelina Jolie, Robert De Niro und Martin Scorsese. Alle versichern etwas überenthusiastisch wie toll der Film ist, aber das interessanteste an diesem kurzen Werbefilmchen sind natürlich die Videoaufnahmen aus dem Tonstudio, die die Schauspieler bei der Arbeit zeigen, aber es ist auch nett die Filmemacher einmal persönlich zu sehen und herauszufinden wer eigentlich hinter dem Film steckt. Mit eier richtigen Dokumentation ist dieses Featurette aber trotzdem nicht verwechselbar.

The Music of Shark Tale (4:23) stammt auch aus dem Promotion-Kit und ist nur eine glorifizierte Werbung für die Soundtrack-CD. Mit Missy Elliott, Christina Aguilera, Ziggy Marley, Sean Paul, Justin Timberlake, Ludacris, und Mary J. Blige geben sich hier einige mehr oder weniger Bekannte Stars aus dem modernen Musikbusiness die Ehre, für die der Film anscheinend nur eine Cashcow ist - lediglich Ziggy Marley, der als einziger der Musiker auch eine Sprechrolle im Film hat, zeigt etwas Begeisterung an Shark Tale.

A Fishified World (5:47) widmet sich noch einmal kurz und knapp der technischen Umsezung des Films. Jeffrey Katzenberg, Vicky Jenson, Angelina Jolie, Will Smith, Jack Black, Bibi Bergeron, Co-Produzentin Janet Healy, Grafik-Supervisor Kevin Rafferty, Produktions-Designer Dan St. Pierre, Effekt- Supervisor Doug Cooper, Lead Character Technical Director Kevin Ochs, Surfacing Supervisor Wes Burian, und die Art Directors Sam Michlap und Seth Engstrom schaffen es alle in den knappen sechs Minuten etwas sinnvolles zu erzählen, aber mehr als an der Oberfläche der faszinierenden Technik wird erst gar nicht gekratzt.

Gigi the Whale (1:17) wird hier ohne weitere Erklärung dargeboten und ist gerade deshalb so witzig - es ist ein kurzer Clip, der einen sprechenden Killerwahl bei der Aufnahme seines Dialogs im Tonstudio zeigt, während er eine Geschichte über einen Wal namens Gigi erzählt. Weshalb diese kleine Animation produziert wurde, wird nicht erwähnt - vielleicht ist es nur eine Testanimation gewesen, aber unterhaltsam ist es schon.

A Tour you can't Reef-use!! - hinter dem gräßlichen Wortspiel verbirgt sich ein überraschend großer Bereich der DVD, in dem eine dreistellige Anzahl von Konzeptzeichnungen, Grafiken und Bilder aller Art untergebracht wurden - viel mehr als bei den früheren DVDs von ShreK und Co, die immer nur mit sehr rudimentärem Bildmaterial ausgestattet waren. Als etwas nervig erweist sich aber auf dieser DVD die Navigation in diesen Menüs, die zwar hübsch anzusehen, aber auch sehr kompliziert verschachtelt sind.

Club Oscar (3:35) ist das mittlerweile traditionelle erweiterte Ende, das exklusiv für die DVD produziert wurde und auch automatisch nach dem Hauptfilm abgespielt wird. Hierbei handelt es sich um die Verwandlung der Walwaschanlage in ein Disco, in der die verschiedenen Charaktere ein wenig das Tanzbein, oder genauer gesagt die Flosse schwingen. Es ist ganz nett gemacht, aber im Vergleich zu Shrek 1 und 2 fehlt hier dann doch irgendwie der richtige Humor. Dazu gehört auch noch Learn to Dance Get Your Groove On! (17:19) mit der Choreographin "Hi Hat", die Oscar und Co das Tanzen beigebracht hat und das nun auch den Zuschauern nahbringen will - das ganze findet aber lediglich auf einem Niveau statt, das allerhöchstens für Kinder geeignet ist.

Dreamworks Kids ist die Abteilung für jüngere Zuschauer, in der sich nicht viel substantielles verbirgt: eine weitere Möglichkeit Club Oscar aufzurufen, die Fin Filled Scenes sind ein thematisch geordneter Kapitelindex, Rock the Reef enthält eine Art "Jukebox", die lediglich die Stellen im Film mit den entsprechenden Songs anspringt, und dazu auch das Car Wash Musikvideo (3:53). Die Must Sea Games (die gräßlichen Wortspiele finden auf dieser DVD einfach kein Ende) bestehen nur aus aus drei DVD-Menü-Spielen auf Kleinkinderniveau.

Die Cast & Filmmaker-Biographien bestehen nicht nur aus einfachen Filmographien, sondern bieten zu insgesamt 32 Filmemachern und Schauspielern überraschend ausführliche Texte, die weit über das hinausgehen, was man in der IMDB abrufen kann.

Unter dem Menüpunkt New from Dreamworks verbergen sich die Preview-Trailer von Madagascar und dem neuen Wallace & Gromit-Kinofilm (4:46), die schon beim Start der DVD gezwungenermaßen abgespielt werden.











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