Der Film
Er ist grün, duscht gerne mit Schlamm, putzt sich die
Zähne mit Schleim und ist auch sonst nicht das sauberste Geschöpf
auf Erden. Die Rede ist nicht von einer neuen Schweinerasse, sondern von
Shrek, einem Ogre der in den Sümpfen des Märchenlandes Duloc
wohnt. Shrek ist harmlos und gutmütig, möchte aber
eigentlich nur in Ruhe gelassen werden. Die mit Heugabeln und Fackeln
bewaffneten Dorfbewohner, die gelegentlich bei ihm im Vorgarten herumtrampeln,
verscheucht er einfach ohne ihnen großartig etwas anzutun.
Als Shrek zufällig einem quatschenden Esel vor den Klauen
der Obrigkeit rettet, ist es mit der Idylle vorbei. Der gesprächigeVierbeiner
ist nämlich auf der Flucht vor dem lokalen Herrscher, Tyrann und
Möchtegernkönig Lord Farquaad, der alle Fabelgestalten aus seinem
Land vertreiben will und in Shreks Sumpf und Zuhause deportiert, das zu
einem Flüchtlingslager voll mit Märchenfiguren wird. Um seinen
Grund und Boden wieder für sich selbst zu haben und seine Nerven
zu schonen, macht sich Shrek zusammen mit dem hyperaktiven Esel
auf den Weg zu Lord Faarquaads Schloß. Statt einer schnellen, unbürokratischen
Lösung gibt der zu kurz geratene Herrscher Shrek aber die
Aufgabe, eine gewisse Prinzessin aus einem Schloß zu befreien, das
von einem Drachen verteidigt wird...
Als Steven Spielberg, Jeffrey Katzenberg und David Geffen 1994 gemeinsam
ihr eigenes, unabhängiges Filmstudio Dreamworks SKG gründeten, gingen
sie auch eine Partnerschaft mit dem Computergrafik-Spezialisten Pacific
Data Images ein, um auch in den Markt der computeranimierten Trickfilme
einzusteigen und den Vorsprung gegenüber der Konkurrenz einholen zu können.
Das gelang Dreamworks 1998 mit dem ersten CGI-Trickfilm Antz und dem traditionellen
Zeichentrickfilm The Prince of Egypt schon ganz gut, aber der
größte Erfolg kam erst mit einem Projekt, daß schon seit der Gründung
des Studios in Vorbereitung war.
It's not easy being green
Die Erfolgsstory begann 1990 an, als der amerikanische Cartoonist und
Kinderbuchautor William Steig Shrek! veröffentlichte - ein kleines
Märchen über einen häßlichen, aber gutmütigen grünen Riesen, der von seinen
Eltern in die große, weite Welt geschmissen wird und auf der von einer
Hexe prophezeiten Suche nach einer Prinzessin ist. Die kurze, gerade einmal
32 Seiten lange Geschichte war eigentlich ein Bilderbuch mit eigenen Illustrationen
des Autors, das aber durch den frechen Humor und die originellen Charaktere
ein großer Erfolg wurde.
Mitte der neunziger Jahre wurde der Filmproduzent John H. Williams auf
William Steigs ungewöhnliche Märchengeschichte durch seine Kinder aufmerksam
und brachte die Idee zu Dreamworks, wo nach neuen Ideen für den Trickfilmsektor
gesucht wurde. Steven Spielberg und besonders Ex-Disney-CEO Jeffrey Katzenberg
waren begeistert von der Idee und gaben dem Projekt grünes Licht. Erste
Tests in Stopmotion-Animation erwiesen sich aber als enttäuschend, und
nachdem Dreamworks die Kooperation mit PDI begonnen hatte, wurde entschieden
Shrek als computeranimierten Trickfilm zu realisieren.
Vom Bilderbuch zum Filmscript
Da William Steigs Buchvorlage nicht lang genug für einen großen Film war,
mußte die Geschichte praktisch ganz neu geschrieben werden. Die Produzenten
überließen dabei nichts dem Zufall und engagierten mit Ted Elliott und
Terry Rossio das gleichen Autorenduo, das schon zuvor Antz, den ersten
computeranimierten Trickfilm von Dreamworks, geschrieben hatte. Zusammen
mit Joe Stillman und Roger Schulman entwickelten die beiden Autoren eine
ganz neue Geschichte rund um den grünen Ogre, die nur einige Elemente
aus William Steigs Vorlage verwendete, aber darauf eine völlig eigene
Welt aufbaute die noch viel mehr aus dem einfachen Bilderbuch machte.
Als erstes wurde der Grund für Shreks "Roadtrip" geändert, um eine größere
Hintergrundgeschichte möglich zu machen. Der Ogre wird nun nicht mehr
einfach aus seinem Elternhaus herausgeworfen, sondern verläßt seinen geliebten
Sumpf um sein Zuhause von ungebetenen Gästen zu befreien und muß dazu
sogar eine Prinzessin retten - denn Shrek sollte kein handelsüblicher
Märchenfilm werden, sondern das Genre auf eine ganz liebevolle, aber auch
moderne Weise parodieren. Der grüne Protagonist bekam als Sidekick einen
quasselnden Esel an die Seite gestellt, der Charakter der Prinzessin wurde
deutlich ausgebaut und die Geschichte erhielt auch einen Bösewicht, der
natürlich wie fast alles andere auch genüßlich durch den Kakao gezogen
wurde.
Die besondere Mischung, die Shrek so erfolgreich machte, bestand hauptsächlich
aus der Geheimzutat die Geschichte sowohl für Kinder als auch für Erwachsene
gleichermaßen interessant zu machen – etwas, was bei Disney zugunsten
der jüngeren Zuschauer noch nie richtig praktiziert wurde. Der Humor der
Geschichte wurde in zwei Ebenen aufgeteilt, die oft miteinander verschwammen:
für Erwachsene wurden zahllose teils sehr freche Anspielungen und hintergründige
Witze eingebaut, während jüngere Zuschauer harmloseren und einfacheren
Humor geboten bekamen, der aber auch nicht zu weit heruntergeschraubt
wurde. Natürlich geht es dabei gelegentlich auch etwas deftig zu, was
sich aber in Grenzen hält und schließlich auch ein Element aus William
Steigs Buchvorlage war.
Storytellers
Neben John H. Williams, der die Idee zu Dreamworks gebracht hatte, waren
auch Aron Warner, und die beiden Drehbuchautoren Ted Elliott und Terry
Rossio als Produzenten an Shrek beteiligt, wobei Jeffrey Katzenberg und
Steven Spielberg auch mit dabei waren. Für die wichtige Aufgabe der eigentlichen
Inszenierung wurden aber zwei Leute ausgesucht, die große Erfahrung mit
Animation-Technik hatten: Vicky Jenson kam als langjährige Trickfilm-Zeichnerin
und Regisseurin 1996 zu Dreamworks und Andrew Adamson war schon seit 1991
bei PDI als Visual-Effects-Experte tätig, wodurch die Brücke zwischen
den beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig fusionierten Firmen
geschlagen wurde.
Das Team von Grafikern, Designern und Animatoren, was für die Umsetzung
von Shrek zuständig war, bestand fast aus den gleichen Leuten, die schon
zuvor an Antz gearbeitet hatten und brachten damit auch die für diesen
Film entwickelte Technik mit. Die verwendete Software wurde von PDI selbst
entwickelt und konnte das erste Mal organische Elemente wie Haare, Fell,
Wasser und Feuer so erzeugt werden, daß sie wirklich realistisch aussahen.
Um die Bewegungen der Menschen, Tiere und Fabelwesen so echt wie nur möglich
zu gestalten, wurden die Figuren mit einem komplexen System von software-kontrollierten
Skeletten und Muskeln ausgestattet, die fast wie in der Realität funktionierten.
Zusammen mit den detailreich gestalteten, sehr lebendigen Hintergründen
gelang es den Designern, Grafikern und Animatoren von Dreamworks und PDI
die Welt von Shrek auf eine Weise auf den Bildschirm zu bringen, die man
noch nie zuvor in einem computeranimierten Trickfilm gesehen hatte.
Märchenhafte Stimmen
Wie schon bei Antz gelang es Dreamworks für Shrek eine Traumbesetzung
für die Stimmen der Charaktere zu engagieren, die allerdings im Laufe
der Produktion einige Verwandlungen durchmachte. Für die beiden Hauptfiguren
Shrek und Donkey hatte Dreamworks-Mitbesitzer Steven Spielberg eigentlich
seine guten Freunde Steve Martin und Bill Murray im Sinn, aber er ließ
den Filmemachern trotzdem freie Hand bei der Auswahl. Für die Stimme von
Shrek wurde zuerst der Komiker Chris Farley ausgesucht, der vor seinem
frühen tragischen Tod im Dezember 1997 schon mehr als die Hälfte seines
Dialogs aufgenommen hatte und deshalb von einem anderen Schauspieler ersetzt
werden mußte.
Einen Nachfolger für Chris Farley fanden die Filmemacher in seinem ehemaligen
Saturday Night Live-Mitstreiter Mike Myers, der 1997 einen Überraschungserfolg
mit der Agentenfilm-Parodie Austin Powers hatte und durch seine Wandlungsfähigkeit
ein idealer Kandidat für Shrek war, auch wenn er zuvor noch nie einer
Trickfilmfigur seine Stimme geliehen hatte. Als die Filmproduktion schon
längst im Gang war und Myers seinen Dialog fast komplett aufgenommen hatte,
kam ihm die Idee, Shrek einen schottischen Akzent zu geben und bat die
Filmemacher seinen Text noch einmal neu aufnehmen zu dürfen. Nach einer
Demonstration waren die Regisseure und Produzenten so vom schottischen
Shrek überzeugt, daß sie die Neuaufnahme absegneten und dem Ogre damit
sein größtes Markenzeichen gaben.
Für Shreks gesprächigen Begleiter Donkey suchten die Filmemacher einen
Schauspieler aus, der als Schnellredner berühmt war: Eddie Murphy, genauso
wie Mike Myers ein ehemaliger Standup-Comedian, der seine Karriere in
den achtziger Jahren bei Saturday Night Life begonnen hatte und mit seinen
rasanten und frechen Monologen ideal für den nervösen und ständig quasselnden
Donkey war. Sein deutlicher amerikanischer Akzent war außerdem ein passendes
Gegenstück zu Mike Myers dagegen eher schwerfälligen schottischen Stimme
Shreks. Eddie Murphy war allerdings nicht ganz Trickfilm-Unerfahren, denn
er hatte schon in Disneys Mulan als Drache Mushu mitgespielt.
Für die Rolle von Prinzessin Fiona kam nur eine dynamische, jüngere
Schauspielerin in Frage, die die Filmemacher mit Cameron Diaz fanden,
eine der gefragtesten Hollywood-Stars Ende der neunziger Jahre. Diaz bereitete
sich während der Produktion von Shrek gerade auf eine ihrer größten
Rollen in der Kinoadaption der Fernsehserie Charlie's Angels vor und war
natürlich genauso wie Mike Myers und Eddie Murphy ein wichtiger Name
für das Marketing, sparte sich aber die Starallüren und hatte
viel Spaß mit der Rolle der ungewöhnlichen Prinzessin, der
sie eine ganz besondere Persönlichkeit gab.
Auch Lord Farquaad ist nicht gerade der typische Märchen-Fiesling
und wurde deshalb auch nicht mit einem klassischen Bösewicht-Darsteller
besetzt – John Lithgow ist eigentlich mehr als Komiker und Charakterdarsteller
bekannt, schafft es aber deshalb besonders gut den zu kurz geratenen Möchtegern-König
zu einer herrlich manisch-verrückten Figur zu machen, die nicht wirklich
böse, aber auch nicht völlig albern wirkt. Weitere Nebenrollen
werden bis auf einige Ausnahmen wie Vincent Cassels französische
Robin-Hood-Parodie hauptsächlich von Mitgliedern der Filmcrew gesprochen,
die ihre Arbeit aber genauso gut wie professionelle Schauspieler machen.
Ein Märchen-Duell
Obwohl es natürlich von offizieller Seite verständlicherweise nie zugegeben
wurde, war Shrek auch ein sehr deutlicher und frecher Angriff auf die
Konkurrenz – speziell natürlich Disney, dem Studio aus dem Jeffrey Katzenberg
1994 von seinem Chef Michael Eisner gefeuert wurde. Dieses Ereignis war
einer der Hauptauslöser für die Gründung von Dreamworks SKG und mit Shrek hatte das Studio eine brilliante Möglichkeit, sich an Disney ein wenig
zu rächen.
Offene Geheimnisse sind zum Beispiel die frappierende Ähnlichkeit Lord
Farquaads mit dem (inzwischen ehemaligen) Disney-Chef Michael Eisner und
die Verballhornung der zahlreichen Märchenfiguren, die in der Vergangenheit
oft die Stars von vielen Disney-Trickfilmen waren. Aus Angst vor potentiellen
Klagen wurden Drehbuch und Film mehrfach während der Produktion von Rechtsanwälten
abgeklopft, damit Shrek dem Disney-Konzern keine große Angriffsfläche
bot – trotzdem blieben die meisten Anspielungen unverändert erhalten und
waren vor allem für ältere Zuschauer gedacht.
Es war einmal...
Das Drehbuch von Shrek macht aus einer im Prinzip ganz simplen Geschichte
ein phantastisches Abenteuer, das stark von seinen Vorbildern ausleiht,
aber trotzdem sehr originell wirkt. Die Parallelen zu The Beauty and the
Beast und anderem sind unübersehbar, bleiben aber bei einer oberflächlichen
Ähnlichkeit, so daß man erst gar nicht von einem Plagiat reden kann –
Shrek macht sich seine Charaktere so zu eigen, daß sie völlig originell
und wie wirkliche Persönlichkeiten wirken. Mit überdurchschnittlich viel
Dialog, cleveren Texten und einer perfekt choreographierten Handlung schaffte
es Shrek in einer Laufzeit von knappen neunzig Minuten ohne Hektik eine
Geschichte zu erzählen, für die andere Filme doppelt so lange gebraucht
hätten.
Ein bei früheren Filmen kaum verwendetes Stilmittel sind die vielen Anachronismen
der Geschichte, die die mittelalterliche Szenerie mit modernen Elementen
mischt, die oft nur auf den zweiten Blick erkennbar sind, weil sie völlig
nahtlos integriert wurden. Die Welt, in der die Geschichte von Shrek stattfindet
ist eine verspielte Mischung aus einer Märchenszenerie und einer Eigenkreation,
die es in dieser Form zuvor noch nie gegeben hat und von der großen Phantasie
der Filmemacher zeugen. Auf einen moralischen Zeigefinger oder eine allzu
deutliche Message wurde zugunsten der positiven Stimmung verzichtet, was
aber den gelegentlichen unterschwelligen Tiefgang der Geschichte nicht
im Weg stand und damit das Niveau des Films überraschend hoch hielt.
Optisch ist Shrek ein brillianter Augenschmaus, gegen den die damaligen
Filme von Disney und Pixar wie klinisch rein wirken. Eine wundervoll gestaltete
Szenerie, in der jede Einstellung wie ein kleines Kunstwerk wirkt und
bemerkenswert lebendige Charaktere sorgen dafür, daß die Computeranimation
in den Hintergrund tritt und Shrek dadurch viele Qualitäten eines richtigen
Realfilms besitzt. In fast jeder Szene gibt es etwas besonderes zu entdecken,
überall sind kleine und manchmal auch große Einzelheiten versteckt, die
hauptsächlich zum Vergnügen der älteren Zuschauer eingebaut wurden.
Swamp Rock
Als Komponisten wurden wieder Harry Gregson-Williams und John Powell engagiert,
die schon die bemerkenswerte Filmmusik von Antz komponiert hatten und
für Shrek eine wahrhaft bombastische, aber auch sehr vielseitige Score
schrieben. Jeder der Hauptcharaktere bekam ein eigenes Thema, wobei Fionas
Melodie auch als Titelmusik verwendet wurde und im Abspann auch als Song,
interpretiert von Sängerin Dana Glover, zu hören ist. Obwohl vom Chef
der Dreamworks-Musikabteilung Hans Zimmer produziert wurden für die Instrumentierung
der Filmmusik ein großes Orchester und nur sehr wenige Synthesizer-Sounds
verwendet, so daß der Klang mit Absicht sehr bombastisch wurde, manchmal
aber auch überraschend leise Töne anschlug. Gespickt mit vielen ohrwurmverdächtigen
Themen wurde die Filmmusik zu einer der besten ihrer Art und brauchte
sich vor anderen Komposititonen nicht zu verstecken.
Durch die Praxis der Filmemacher während der Produktion für die temporäre
Filmscore fremde Musik zu verwenden, wurden in Shrek das erste Mal in
einem Trickfilm im größeren Stil Popsongs eingesetzt. Zum Beispiel war
"All Star" von Smash Mouth in der Titelsequenz eigentlich nur als vorübergehende
Musikuntermalung gedacht, war aber bei den ersten Testvorführungen so
populär, daß die Szene genauer auf den Song zugeschnitten wurde und so
im Film vorhanden blieb.
Es wurden zwar keine ganz neuen Songs komponiert, aber nach dem Erfolg
von All Star wandten sich die Filmemacher an die Band, um eine Coverversion
des alten Monkees-Hits I'm a Believer aufzunehmen, deren Text durch Zufall
so gut auf die Handlung des Films paßt, daß ein Weglassen des Songs viel
zu schade geworden wäre - außerdem wurde eine Version mit Eddie Murphy
für das musikalische Finale aufgenommen. Weitere hervorragend ausgesuchte
und integrierte Songs waren unter anderem My Beloved Monster von den Eels,
You Belong to Me von Jason Wade, Hallelujah von Jason Wade, Bad Reputation
von Joan Jett und I'm on my Way (am besten für Shreks Akzent passend!)
von den Proclaimers, den schottischen Zwillingen Charlie und Craig Reid.
Ein Traum aus der Traumfabrik
Shrek ist einer dieser Filme, bei denen die Produzenten und Filmemacher
während der mehr als vierjährigen Entstehung scheinbar nur richtige Entscheidungen
trafen – ein so gut wie perfektes Drehbuch, eine grandiose Optik, fantastische
Schauspieler und eine mitreißende Filmmusik haben Dreamworks und PDI den
ersten wirklich großen Erfolg beschert und für den Beginn einer ganz neue
Ära in der Trickfilm-Branche verantwortlich war.
Mit der Premiere von Shrek im Mai 2001 wurde der Film fast einstimmig
von den Kritikern gelobt und vom Kinopublikum geliebt – in den USA spielte
der Film alleine am Premierenwochenende respektable 42 Millionen Dollar
ein und schaffte es in wenigen Wochen seine 60 Millionen Dollar Produktionskosten
wieder einzuspielen. Die Begeisterung war bei Kindern und auch bei Erwachsenen
so riesig, daß der Film oft spontane Standing Ovations bekam – etwas,
was ich sogar in Deutschland bei der Vorführung der Originalfassung von
Shrek erlebt habe. Nur hartnäckige Disney-Fans hielten aufgrund der frechen
Einstellung gegenüber ihrem Lieblingsstudio von Shrek überhaupt nichts.
Mit Shrek konnte Dreamworks das erste Mal zu einer ernsthaften Konkurrenz
von Disney und Pixar werden, obwohl deren nächster Film Monsters, Inc.
zahlenmäßig noch etwas mehr Erfolg hatte. Es war Shrek , der den größeren
Eindruck hinterließ und sogar bei den Oscar-Verleihungen im Frühjahr 2002
als bester Trickfilm ausgezeichnet wurde – eine Kategorie, die gerade
in diesem Jahr neu eingerichtet wurde und für Shrek wie geschaffen war.
Sechs Jahre und zwei ebenso gelungene Fortsetzungen später ist der originale
Shrek schon fast zu einer Art Klassiker geworden, der leider nicht mehr
oft auf der großen Leinwand zu sehen ist, sich aber im Heimvideo-Markt
fest etabliert hat und dank der gelungenen DVD-Veröffentlichung immer
noch viele neue Zuschauer gewinnt.
Die DVD
Shrek erschien schon Ende 2001 in den USA als Doppel-DVD,
in Deutschland gab es allerdings nur eine einzelne DVD, auf der einiges
an Bonusmaterial fehlte. Ein Jahr und einen Oscar später lieferte
Dreamworks in Europa die restlichen Extras nach und war dabei gar nicht
bescheiden: als "Oscar Edition" mit einem protzigen, aber häßlichen
Cover wurde die alte DVD durch eine zweite Disc mit dem fehlenden Extras
ergänzt - und überraschenderweise zu einem niedrigeren Preis
als die vorherige Version verkauft. Leider fehlt bei der Neuauflage das
Booklet, und die Idee ein nur einseitig bedrucktes Cover in ein durchsichtiges
Case zu stecken wirkt nicht besonders professionell.
Immerhin hat auch Region 2 damit den gesamten Shrek , auch wenn es nur
ein Marketingtrick ist. Wer die alte deutsche DVD besitzt sollte sich
vor einem "Upgrade" genau überlegen ob das zusätzliche
Bonusmaterial sich lohnt. Besitzer der US-DVD brauchen sich keine Gedanken
zu machen, denn das einzige neue Material sind etwas über eine Minute
TV-Spots. Leider ist die hier rezensierte "Oscar Edition" inzwischen
nicht mehr im Handel erhältlich, aber immer noch zu Schleuderpreisen
von Zwischenhändlern oder bei Ebay erhältlich.
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Bonusmaterial
Die deutsche Shrek -Doppel-DVD wurde lediglich mit einer
zweiten Disc ergänzt, die einen großen Teil des fehlenden Bonusmaterials
der früheren Single-Disc-Fassung enthält. Vollkommen identisch
mit der US-DVD ist die deutsche Fassung aber dennoch nicht, denn die Menüstruktur
wurde etwas verändert - so ist das Dreamworks Kids-Menü komplett
weggefallen und auch aus der Kapitelübersicht wurden die Überschriften
entfernt. Es sind sowohl englische als auch deutsche Menüs auf der
DVD, die man mit der einleitenden Sprachabfrage wählen kann.
Die Extras der ersten DVD beginnen mit dem Audiokommentar
der Regisseure Vicky Jenson, Andrew Adamson und dem Produzent Aaron Warner
ist das wichtigste und interessanteste Extra dieser DVD. Ähnlich
wie die Kommentare von Antz und Chicken Run wird auch hier in einem angenehm
lockeren Umgangston über die Entstehung des Films geplaudert. Der
Audiokommentar macht genausoviel Spaß wie der Film selbst und man
erfährt viel über die Hintergründe und die Entstehungsgeschichte.
Ganz taktvoll werden aber die berühmte Fehde zwischen Dreamworks
und Disney und die im Film vorkommenden Anspielungen so gut wie gar nicht
erwähnt.
The Tech of Shrek (22:06) dreht sich um die Computermagier
von PDI und ist praktisch eine Fortsetzung des Making-Ofs auf der ersten
DVD. Beide überschneiden sich nur in einem kleinen Teil und bieten
eine Menge interessanter Informationen ohne dabei zu langweilen. Auch
die Technik wird so erklärt, daß man kein Computerspezialist
sein muß um sie zu verstehen, und letztendlich kommen auch die Menschen
hinter den Maschinen und auch die Schauspieler nicht zu kurz.
Die Animation Interviews: "Meet the Press"
(2:21) enthalten die auf der US-DVD separat aufrufbaren Character-Interviews,
die hier zu einem kurzen Featurette zusammengeschnitten und mit Filmclips
ergänzt wurden.
Die Production Notes sind von den ursprünglichen
94 Seiten der US-DVD auf nur neun Bildschirmseiten zusammengestrichen
worden und enthalten nur noch den Text aus dem Booklet, das bei der Oscar-Edition
leider auch nicht dabei ist.
Das Dubbing Featurette (2:06) gehört zu den weniger
interessanten Sachen auf dieser DVD. Es werden kurze Beispiele von italienischen,
deutschen, spanischen, mexikanischen, französischen und brasilianischen
Synchronsprechern bei der Arbeit gezeigt. Nebenher wird noch versichert,
daß die Synchronfassungen zwar anders klingen, aber dem Original
nichts nachstehen - ein reinhören in die spanischen und französischen
Fassungen dieser DVD wird einen schnell des besseren belehren.
Die Shrek in the Swamp Karaoke Dance Party (2:48) ist
eigentlich das auf dem Cover versprochene "Shrek bei der Sumpf-Karaoke-Party"
und auch aus dem Hauptmenü mit dem Noten-Icon aufrufbar. Wenn man
den Film geschaut hat und nicht schon den Abspann abgewürgt hat,
wird dieses kleine Medley aus zehn Songs automatisch abgespielt. Die Animation
ist nicht von der des Films zu unterscheiden und natürlich haben
sich alle ursprünglichen Sprecher an diesem kurzen Spaß beteiligt
- allen voran Mike Myers und Eddie Murphy, die selbst ziemlich gute Sänger
sind.
Games enthält die drei DVD-Spiele Shrektacular
Trivia, Character Morph und Decorate
the Gingerbread Man sowie ein Hinweis auf das Revoice
Studio. Im Rahmen der Möglichkeiten werden hier einfache
Klick- und Ratespiele geboten, an denen Kinder sicher lange Spaß
haben werden, aber für Erwachsene nach dem ersten Anschauen schnell
langweilig werden. Immerhin sind diese Spiele alle wirklich gut gestaltet
und wenigstens einen Blick wert.
Im Menü DVD-ROM befindet sich nur ein technischer
Hinweis auf die Anforderungen des DVD-ROM-Bonusmaterials.
Cast enthält ausführliche Biographien von
Mike Myers, Eddie Murphy, Cameron
Diaz und John Lithgow. Die auf der US-DVD an
dieser Stelle vorhandenen Character Interviews wurden allerdings in die
Animation Interviews ausgelagert.
Unter Filmmakers sind die detaillierten Biografien von
neunzehn Filmmemachern zu lesen. Genauso wie die Cast-Biographien handelt
es sich hier nicht nur um einfache Auflistungen, sondern um gut geschriebene
Übersichten in einem ordentlich gestalteten Menü.
Das reichhaltige DVD-ROM-Material der amerikanischen
DVD wurde bis auf eine Ausnahme gestrichen: das ReVoice-Studio,
was auch am meisten beworben wurde - und das zu Recht, denn hier ist wirklich
einmal etwas besonderes gelungen. Mit dem Revoice-Studio kann man eine
Auswahl von zwölf Filmszenen selbst neu synchronisieren. Man benötigt
lediglich ein Mikrofon für die Soundkarte, und die Bedienung ist
dank der eingebauten Hilfefunktion selbterklärend. Und es funktioniert
- schon nach ein paar Minuten kann man die ersten Erfolge erzielen. Es
ist im Prinzip zwar eine große Spielerei, aber dafür hervorragend
gemacht.
Auf der zweiten Disc ist als erstes das Making of Shrek
(24:30) zu sehen, ein vom US-Kabelsender HBO produziertes Featurette,
das zwar einen gewissen Promotion-Charakter hat, aber weitaus besser gemacht
ist als manch andere Making-Ofs. Es gibt erstaunlich wenige Filmaussschnitte
und viele Interviews mit den Regisseuren, Produzenten, Schauspielern und
den Leuten von PDI, die auf Technobubble weitgehend verzichten. Der Schwerpunkt
dieses Making-Of liegt trotz der technischen Natur des Films bei den Filmemachern,
der Story und den Sprechern.
Das Storyboard Pitch of Deleted Scenes ist eine Aufzeichnung
einer Präsentation von drei Szenen in Storyboard-Form, die während
der Preproduction entstanden war. Die drei Storyboard-Zeichner stellen
ihre Szenen selbst vor und sprechen die Dialoge selbst - in einem kleinen
Büro vor versammelter Mannschaft. Die drei Szenen Fiona's
Prologue (2:24), The Deal (2:09) und Fiona
gets them Lost (2:10) füllen ein paar kleinere Lücken
im Plot und erklären gleichzeitig auch die Vorgeschichte des Films.
Das besondere ist, daß man hier zwei Kamerawinkel zur Auswahl hat
- der erste zeigt die Storyboards in Großaufnahme, der zweite den
Storyboard-Zeichner selbst bei der Präsentation.
Die Technical Goofs (2:49) sind keine speziell gerenderten
Outtakes, sondern um richtige technische Fehler, die im Animationsprozess
entstanden sind. In zweieinhalb Minuten werden fehlgeschlagene Renderversuche
gezeigt, die nicht nur wegen der Optik interessant sind - man hört
z.B. auch eine frühe Version von Mike Myers Dialogaufnahmen ohne
Akzent.
Das Progression Reel besteht nicht aus Filmmaterial,
sondern ist eine große Bildergallerie aus Konzeptzeichnungen die
die Entwicklung der Charaktere und Szenerien zeigt. Insgesamt bekommt
man hier neun Gallerien mit zwischen zehn bis zwanzig Bildern pro Abteilung
geboten - eine Fülle von Eindrücken was für eine Entwicklung
die Gestaltung des Films durchgemacht hat.
Drei TV-Commercials (1:08) sind hier zu sehen, die das
einzige neue Bonusmaterial gegenüber der US-DVD darstellen und gar
nicht so uninteressant sind, da sie aus neu erstellten Animationen bestehen
und im dritten Spot sogar ein Ausschnitt aus der bei den Oscar-Verleihungen
verwendeten Sequenz zu sehen ist.
Der Kinotrailer (1:58) ist in anamorphem Bildformat und
knackigem 5.1-Ton vorhanden, aber leider ist der Teaser Trailer, der noch
auf der Chicken Run-DVD dabei war, auch auf der deutschen Disc nicht dabei.
Viel versäumt man da allerdings nicht, da der Kinotrailer nur eine
längere Version des Teasers ist. Unter Spirit Trailer (2:01) verbirgt
sich außerdem ein Teaser von Spirit - Stallion of the Cimarron in
einwandfreiem, anamorphem 2.35:1 mit 5.1-Ton.
Die Musikvideos wurden vom Shrek 's Music Room
von der US-DVD ins Hauptmenü befördert - aber trotzdem sind
hier die Videos Best Years of our Lives von den Baha
Men (3:06) und I'm a Believer von Smash Mouth (3:14)
- und noch etwas kommerzieller Fluff in Form des Making Of the
Baha Men Video (1:48). Das hat eigentlich alles gar nichts mit
dem Film selbst zu tun, aber wenigstens ist das Video von Smash Mouth
wirklich witzig gemacht und enthält die Version des Songs aus dem
Film und nicht den schlechteren Remix, der auf der Soundtrack-CD zu hören
ist.
Die beiden Spiele Mirror, Mirror und Rescue the
Princess, die auf der alten deutschen DVD gefehlt haben, sind
nun auf der zweiten DVD untergebracht worden.
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