Der Film
Springfield Lake ist ein Dreckloch. Erst als Lisa Simpson eine Umweltschutzkampagne startet, ruft der Bürgermeister den Notstand aus und der See wird abgeriegelt. Niemand hat aber mit Homer Simpson gerechnet, der sein Schweinemist-Silo trotzdem im See versenkt und damit eine riesige Katastrophe auslöst, die die Umweltschutzbehörde auf den Plan ruft. Deren Chef Russ Cargill läßt mit Billigung des ahnungslosen Präsidenten Springfield von einer riesigen Kuppel abdecken um die Verschmutzung einzudämmen. Die Stadt ist von der Außenwelt abgeschnitten und als Homers Silo im See gefunden wird, geht ein Mob auf die Jagt nach der ganzen Familie Simpson, die durch Zufall einen Weg aus der Kuppel findet und aus Springfield flüchten muß...
Vierhundert Episoden, achtzehn Seasons und fast zwei Jahrzehnte hatte Matt Groenings satirische Trickfilm-Serie The Simpsons gebraucht, um den Sprung vom Fernsehbildschirm auf die große Leinwand zu schaffen. Schon Anfang der neunziger Jahre fanden die ersten Bemühungen in diese Richtung statt, scheiterten aber hauptsächlich an der Tatsache, daß keine passende Story gefunden werden konnte und die Autoren, Animatoren und Produzenten mit der Serie zu beschäftigt waren um auch noch intensiv an einem größeres Projekt arbeiten zu können. Daher wurde die Idee eines Simpsons-Kinofilms vorerst auf Eis gelegt, aber nie völlig verworfen.
Leinwandträume
Um 2001 herum begannen sich die Simpsons-Macher wieder ernsthaft um die Produktion eines Kinofilms zu kümmern und sorgten als erstes dafür, daß die Vorbereitungen des Films sich nicht negativ auf die Serie auswirkten, für die einige neue Autoren und Animatoren engagiert wurden um das alteingesessene Team zu entlasten. Lange Zeit sträubte sich auch 20th Century Fox gegen eine von Produzent James L. Brooks gestellte Bedingung, die den Simpsons-Machern die Möglichkeit geben sollte ihr Filmprojekt selbst abbrechen zu können, wenn sie Zweifel an einem Erfolg hätten. Tom Rothman, der neue Präsident des Studios, räumte schließlich Ende der neunziger Jahre dieses Problem aus dem Weg und sorgte dafür, daß die Simpsons-Produzenten einen idealen Vertrag für ihren Kinofilm bekamen.
Statt einen namhaften Drehbuchautor zu engagieren, verließen sich die Simpsons-Produzenten auf ihr eigenes Team, das sie aus den besten kreativen Köpfen der Serie zusammensetzten. Die Simpsons-Schöpfer der ersten Stunde Matt Groening und James L. Brooks wurden von den Show-Runnern Al Jean, Mike Reiss, David Mirkin und Mike Scully sowie den langjährigen Autoren George Meyer, John Swartzwelder, Jon Vitti, Ian Maxtone-Graham und Matt Selman ergänzt. Dadurch entstand ein ausgezeichnetes Autorenteam mit jahrzehntelanger Simpsons-Erfahrung, das durch fremde Autoren nicht hätte ersetzt werden können.
Nach einem Regisseur brauchten die Produzenten auch nicht lange suchen, denn dafür hatte sich schon jemand gemeldet, der bei den Simpsons schon von Anfang an dabei gewesen war: David Silverman, der schon über zwanzig Episoden inszeniert und als Animator an zahllosen anderen Folgen mitgewirkt hatte. Eigentlich hatte er schon seit einiger Zeit den Simpsons weitgehend den Rücken gekehrt und für Pixar The Road to El Dorado und Monsters, Inc. als Co-Regisseur mitinszeniert, aber um sich dem geplanten Kinofilm anzunehmen, kehrte David Silverman gerne zu seinen früheren Brötchengebern zurück.
Die größte Geschichte aller Zeiten
Eine ganz neue Story für den Film zu entwickeln war nach vierhundert Episoden natürlich sehr schwierig, aber nicht völlig unmöglich. Viele Ansätze wurden verworfen, andere in Serien-Episoden umgesetzt, aber nur ein Vorschlag schaffte es schließlich bis in die letzte Runde: Matt Groening hatte irgendwo von einer Gemeinde gelesen, die mit durch Schweinemist versuchtem Trinkwasser kämpfte und darin ein ideales Vehikel für Homer Simpsons Ignoranz und Dummheit sah - etwas, was nicht das erste Mal als Anlaß für eine Geschichte genommen wurde, sondern gerade in den letzten Jahren immer ein Dauerthema der Serie war.
Deshalb war die geballte Kreativität des elfköpfigen Autorenteams nötig, um aus diesem Ansatz eine wirklich originelle Story und nicht nur eine Aneinanderreihung von vier Serien-Episoden zu entwickeln. 2003 begannen schließlich die Arbeiten am Drehbuch, wobei die Autoren fast genauso wie beim Schreiben der Serie vorgingen, aber durch den größeren Produktions-Zeitrahmen und die vervierfachte Laufzeit nun fast unbegrenzte Möglichkeiten hatten. Als Folge von Homers Dummheit wurde ein apokalyptisches Untergangsszenario nicht nur für ganz Springfield, sondern auch für die Simpsons als Familie entwickelt - Ansätze in diese Richtung hatte es in der Serie schon öfter gegeben, aber noch nie in einem so großen und dramatischen Rahmen. Innerhalb der nächsten Jahre wurde in einer dreistelligen Anzahl von verschiedenen Versionen das Drehbuch immer mehr verfeinert, bis die Autoren und Produzenten schließlich zufrieden waren.
Die Befürchtungen, daß der Kinofilm das gleiche Niveau wie die neueren Serien-Staffeln haben würde, erwiesen sich letztendlich als weitgehend unbegründet, denn den Drehbuch-Autoren war es gelungen für den Kinofilm eine Geschichte zu schreiben, eine völlig neue Dimension der Simpsons auf die Leinwand bringt, ohne die Ursprünge der Serie zu vernachlässigen. Wer durchgehenden Holzhammer-Witz erwartet wird enttäuscht werden, denn die Simpsons-typischen Gags kamen nur vorsichtig dosiert zum Einsatz. Der größte Teil des Humors ist dafür in den satirischen Elementen der Geschichte untergebracht, die überraschend vielseitig ausgefallen sind und den Biß der frühen Serien-Staffeln fast wieder erreichen können.
Vieles an der Story ist zwar nicht mehr wirklich neu, aber dank den ausgefeilten Dialogen und der stark optimierten Erzählstruktur bemerkt man dies nicht wirklich und nach fast zwei Jahrzehnten wäre es unsinnig gewesen, das Rad noch einmal neu zu erfinden. Stattdessen nimmt der Simpsons-Kinofilm die allerbesten Elemente der Serie um nicht nur eine überlange TV-Episode zu konstruieren, sondern einen richtigen Kinofilm mit allem Drum und Dran. Der Plot läßt sich genauso wie in der Serie jede Menge Zeit und braucht fast ein Drittel der Laufzeit, bis die eigentliche Handlung beginnt - das läßt viel Raum um fast alle Charaktere des Simpsons-Universums unterzubringen. Dadurch entstand eine Geschichte, die sich gleichermaßen um die Simpsons als auch um Springfield selbst dreht - eins der größten Markenzeichen der Serie, das erstaunlich gut in den Kinofilm übertragen wurde.
Familienbande
Als Familie stehen die Simpsons aber trotzdem deutlich im Vordergrund und bestreiten den größten Teil des Films als Ensemble, während Homer und Marge dabei besonders im Rampenlicht stehen und einen ihrer beeindruckensten Auftritte seit dem Beginn der Simpsons haben. Noch nie haben die beiden Charakter so menschlich und ehrlich gewirkt, was dem Drehbuch mit den hervorragend geschriebenen Dialogen, aber auch den Schauspielern zu verdanken ist. Dan Castellanetta und Julie Kavner schaffen es auch nach über zwanzig Jahren aus ihren Rollen immer noch etwas ganz besonderes zu machen und besonders im Fall von Marge erstaunlichen Tiefgang zu verleihen, den man in der Serie in den letzten Staffeln nicht sehr oft zu hören bekam.
Seltsam ist dagegen Barts Auftritt, der zwar mit dem üblichen Unsinn der ältesten Simpsons-Brut beginnt und mit der Skateboard-Au-Naturell-Jagt für eine der lustigsten und bemerkenswertesten Actionszenen des Films sorgt, aber im Laufe des Films eine völlig uncharakteristische Wandlung durchmacht. Nachdem er in über vierhundert Episoden für den gottesfürchtigen Über-Papa Ned Flanders nur Spott übrig hatte, wirkt sein plötzlicher Sinneswandel völlig fremd und ist kaum mit der Fernsehserie vereinbar. Der Versuch der Drehbuchautoren den sonst fast unerschütterlichen Bart Simpsons in einen problemzerrüttetes Kind zu verwandeln wirkt im Gegensatz zu den anderen Charakterentwicklungen kaum glaubwürdig, aber seine Sprecherin Nancy Cartwright hat trotzdem das Beste aus der nicht ganz üblichen Rolle gemacht und läßt von Barts eigentlicher Persönlichkeit eine Menge durchscheinen.
Lisas Rolle im Simpsons-Kinofilm bringt dagegen nur wenige Überraschungen, denn für sie haben sich die Autoren auf ihre besten Stärken verlassen: als Umweltaktivistin war die Simpsons-Tochter schon öfter unterwegs, und auch die kleine Romanze mit dem extra dafür neu eingeführten Charakter Colin ist nicht ungewöhnlich. Im Gegensatz zu Bart paßt Lisas Leinwandauftritt sehr gut ins bisherige Simpsons-Universum, und wie schon oft zuvor ist sie eine der treibenden Kräfte in der Handlung. Ihre überdurchschnittliche Intelligenz und ihr starkes Umweltbewußtsein mögen wie einfache Klischees wirken, sind aber tatsächlich schon seit langem feste Bestandteile ihres Charakters und sind auch in der Story des Films nicht fehl am Platz. Lisas Stimme Yeardley Smith bringt genauso wie ihre Kollegen in ihren Kinofilm-Auftritt eine besonders große Portion Emotionen und Menschlichkeit, die ganz unabhängig von der Story ihren Charakter wirklich bemerkenswert macht.
Grandpa Simpson hat zwar nur zu Beginn des Films einen kurzen Auftritt, der durch die hervorragende Stimmenakrobatik von Dan Castellanetta aber umso beeindruckender wirkt. Nicht zu vergessen ist natürlich auch Maggie, das jüngste Simspons-Familienmitglied, das die Autoren auf die in der Serie schon oft eingesetzte witzige Art in die Handlung eingebaut haben. Maggies besondere Fähigkeiten, die sie zu mehr als nur einem hilflosen Baby machen, werden auch hier in einigen Schlüsselszenen gekonnt eingesetzt. Zum Schluß darf Maggie sogar den Tag retten und im Abspann ihr erstes Wort sprechen - auch wenn ihr Auftritt fast nur so kurz wie ein Cameo ist, macht sie das schon zur inoffiziellen Heldin der Geschichte.
Diesen Titel teilt sie sich sozusagen mit dem neuesten Familienmitglied, dem Spiderpig alias Harry Plopper: das Hausschwein ist zwar der Ursprung allen Übels, aber durch den Trailer des Films zu einer richtigen Berühmtheit geworden - Snowball II und Santas Little Helper, die beiden anderen Haustiere der Familie, sind dagegen nur ganz kurz am Rande zu sehen und spielen leider überhaupt keine Rolle im Film. Es ist ein bißchen schade, daß ihnen angesichts ihrer illustren Vergangenheit in der Serie von einem Schwein die Show gestohlen wird, aber man muß schon sagen daß das Spiderpig eine der brilliantesten Mini-Ideen des Autorenteams war.
Wer reinkommt, ist drin
Gar nicht so einfach erwies die Auswahl der Charaktere, die im Film vorkommen sollten, denn um die Fans von den einzelnen Springfield-Bewohnern nicht zu verärgern, mußte ein Kompromiß getroffen werden: von den über dreihundert Leuten aus dem Simpsons-Universum traten fast alle einmal kurz visuell auf und knapp hundert erhielten immerhin eine Sprechrolle - mehr konnte in den knapp 75 Minuten Nettolaufzeit des Films einfach nicht untergebracht werden. Dennoch haben die Drehbuch-Autoren sich große Mühe gegeben, allen bekannten Gesichtern wenigstens einen kleinen Moment im Film zu gönnen - was auch ganz locker und unaufdringlich gelungen ist.
So haben auch die weiteren regulären Sprecher der Simpsons jede Menge zu tun: Hank Azaria, Harry Shearer, Tress MacNeill, Pamela Hayden, Marcia Wallace, Russi Taylor, Maggie Roswell und Joe Mantegna sind alle wieder dabei und sorgen zusammen mit den anderen Schauspielern dafür, daß die vielen altbekannten Gesichter auch mit den richtigen Stimmen ausgestattet werden. Von den zahlreichen Nebenrollen hat Ned Flanders durch die Story bedingt den größten Auftritt, aber alle anderen haben auch ihre ganz besonderen Momente im Film, die fast alle mit ihren eigenen Markenzeichen verknüpft wurden.
Schon seit den ersten Staffeln hatten die Simpsons viele Gastsprecher, unter denen sich auch eine ganze Menge namhafter Schauspieler und andere Berühmtheiten befanden. Für den Kinofilm wurde mit Tom Hanks als kleiner Gag in einer ganz kurzen Szene nur ein einziger großer Filmstar engagiert. Der eigentliche Gast des Films ist jedoch Albert Brooks, der schon fünfmal in der Fernsehserie in verschiedenen Rollen zu hören war und nun die Stimme von Russ Cargill übernahm, dem einzigen wirklichen Bösewicht der Geschichte. Der skrupellose EPA-Boss ist eine zynische Parodie auf das amerikanische Katastrophenmanagement, die von Präsident Arnold Schwarzenegger - mit der Stimme von Harry Shearer und dem Aussehen von Rainier Wolfcastle - noch mehr unterstrichen wird.
Leinwand-Zeichnerei
Die Simpsons wurden noch bis Ende 2002 auf analogem Filmmaterial animiert,
denn erst in der 14. Staffel kam nach knapp 300 Episoden digitale Zeichentechnik
zum Einsatz, die bei der Schwesterserie Futurama schon seit deren Beginn
1999 verwendet wurde. Mit der Animation des Kinofilms wurden genau die
Firmen beauftragt, die schon seit Jahren an der Serie gearbeitet hatten:
Film Roman, Rough Draft und AKOM. Auch wurde wie immer die finale Animation
in den südkoreanischen Dependancen der Studios fertiggestellt, während
nur die Animatics in den USA gezeichnet wurden - die komplette Produktion
des Films in den USA durchzuführen wäre auch für den Kinofilm zu aufwendig
gewesen.
Matt Groening hatte sich schon früh erfolgreich gegen die Idee gewehrt,
die Simpsons in einen komplett computeranimierten 3D-Film à la Pixar oder
Dreamworks zu verwandeln, so daß der Stil der Kinofilm-Animation zwar
von der Serie übernommen, aber deutlich verfeinert wurde. Um den visuellen
Unterschied so groß wie möglich zu machen, wurde das Bild vom 1.33-Fernsehformat
auf das heutzutage breitmöglichste 2.35:1-Scope-Format erweitert, wobei
die ersten zweieinhalb Minuten bis zum Simpsons-Logo sich noch
auf 1.85:1 beschränkten um den Effekt noch zu vergrößern. Diese radikale
Änderung des Bildformats gab den Animatoren völlig neue Möglichkeiten
für die Bildkomposition, die ausgiebig genutzt wurden und den altbekannten
Zeichenstil in einem viel größerem Rahmen zeigen konnte.
Mit einem Budget, das normalerweise für eine ganze Serien-Staffel ausreichen mußte, konnte die Animation nun sehr detailreich und aufwendig gestaltet werden. Die Hintergründe nahmen eine ganz Dimension an, wobei die altbekannten Kulissen von Springfield kaum verändert wurden, aber durch die komplexere Beleuchtung einen noch viel lebendigeres Aussehen erhielten. Die Charaktere wurden dagegen lediglich mit leichten Schatten versehen um sie in die Umgebung besser einzufügen - etwas, was in der Serie auch schon vereinzelt, aber nicht ständig gemacht wurde. Die virtuelle Kameraarbeit wurde wie bei einem Realfilm behandelt, was sich besonders in den gegenüber der Serie viel aufwendigeren und natürlicher wirkenden Blickwinkeln und einer stark erweiterten Perspektive bemerkbar macht.
Computerunterstützung war für den Kinofilm nicht wegzudenken, aber richtige 3D-Animation wurde nur in einer handvoll Szenen eingesetzt, während der Rest zwar auch mit digitalen Mitteln entstand, aber trotzdem Bild für Bild mit Grafiktabletts handgezeichnet wurde - darauf waren die Simpsons-Produzenten schon immer sehr stolz und brachten dies auch in einigen Trailern zum Ausdruck: "In a time where computer animation brings us worlds of unsurpassed beauty, one film dares to be ugly - The Simpsons Movie, in 2D!" Von Häßlichkeit kann man allerdings wirklich nicht sprechen, denn noch nie hat Matt Groenings typischer Zeichenstil so phantastisch ausgesehen. Bemerkenswert ist auch, daß auf jegliche Bewegungsunschärfe verzichtet wurde, aber die Animation trotzdem völlig flüssig wirkt und dabei noch wie ein richtiger traditioneller Trickfilm ausssieht.
Eine Springfield-Sinfonie
Der einzige wirklich große Fehler des Films liegt darin, daß die enorme musikalische Kreativität der Serie überhaupt nicht umgesetzt wurde. Statt den Stammkomponisten Alf Clausen oder sogar den ursprünglichen Autor des Simpsons-Themas Danny Elfman zu engagieren, suchten sich die Filmemacher Hans Zimmer als Komponist aus - eine enttäuschende Entscheidung, die offenbar hauptsächlich zustande kam weil Produzent James L. Brooks mit Zimmer befreundet ist und ihn schon früher oft für seine Filme angeheuert hatte. Darüber ob Hans Zimmer, der gleichzeitig an Pirates of the Caribbean: At World's End arbeitete, die Musik für den Simpsons-Kinofilm überhaupt noch selbst komponiert hat oder dies den fünf Additional Composers überließ, kann man nur spekulieren.
Das berühmte Simpsons-Thema wurde seit dem Beginn der Serie für das Intro nur selten neu aufgenommen, war aber im Abspann in zahllosen neuen Arrangements zu hören. So ist auch gegen die sogar sehr gut gelungene Rock-Version von Green Day nichts einzuwenden, aber Hans Zimmers Arrangement des orchestralen Themas klingt gegenüber Alf Clausens Originalaufnahme sehr steif und mechanisch. Es ist auch das Simpsons-Thema, was einen großen Teil der restlichen Score dominiert, denn statt wirklich neuen Melodien bekommt man nur endlose Variationen der zwölf Noten zu hören, die 1989 von Danny Elfman für die Titelsequenz geschrieben wurden.
Abgesehen von der Ideenlosigkeit und dem fehlenden gewissen Etwas kann sich die Filmmusik sogar einigermaßen gut behaupten und leidet noch nicht einmal unter dem für Hans Zimmers Produktionen typischen Baukasten-Klängen. Während das Simpson-Thema zu Beginn noch etwas enttäuschend klingt, können die anderen Arrangements durchaus überzeugen und gelegentlich schimmert auch ein Hauch Originalität durch: Barts Skateboard-Szene wurde mit einem einfachen, aber effektiven Rockabilly-Instrumental á la Brian Setzer unterlegt und die beste und auch einzige wirklich gelungene Idee von Hans Zimmer war, den Spiderpig-Song mit einem Chorarrangement einzuspielen. Auf richtige Musiknummern wartet man jedoch vergeblich, lediglich die aus dem Schluß herausgeschnittene Springfield-Hymne ist am Ende des Abspanns zu hören.
Reklame, Reklame!
Die Werbekampagne für den Simpsons-Kinofilm begann schon im Frühjahr 2006 mit einem ersten kurzen Trailer, der allerdings nur eine Ankündigung war und noch keine Szenen aus dem Film besaß. Was darauf folgte, war entweder gezielte Desinformation oder ein mißglücktes Marketing, denn die nächsten Trailer im November des Jahres stifteten einige Verwirrung unter den Simpsons Fans, weil zwei aus dem Kontext gerissen ziemlich dümmlich aussehende Szenen zu sehen waren, die mehr an die schwachen Serien-Episoden der letzten Staffeln erinnerten. Hinzu kam auch noch, daß über den Plot des Films bis kurz vor der Premiere kaum etwas bekannt war und deshalb die Gerüchteküche auf Hochtouren lief.
Mit der DVD-Veröffentlichung der neunten Serien-Staffel Ende Dezember wurde dann allerdings auch ein Sneak-Peek herausgebracht, der eine kurze, aber vielversprechende Szene als Animatic zeigte. Spätestens im Februar 2007 mit dem ersten längeren Trailer, der viele fertige Filmszenen enthielt, wurde klar daß die Sorgen über die inhaltliche Qualität des Films weitgehend unbegründet waren. Restliche Zweifel konnten die Simpsons-Macher dann mit dem letzten Trailer einen Monat vor der Kinopremiere ausräumen, der es schaffte genau den richtigen Eindruck vom Film zu erwecken.
In den Medien war der Simpsons-Kinofilm jedoch nicht nur in Form der vielen Trailer präsent, sondern auch mit einigen Gastauftritten von Homer Simpson in Fernsehsendungen wie der Tonight Show und American Idol vertreten. Ein noch viel aufwendigerer Teil der Marketing-Kampagne fand in insgesamt zwölf 7-Eleven-Supermärkten in den USA statt, die für kurze Zeit in Kwik-E-Marts verwandelt wurden und Artikel aus dem Simpsons-Universum wie Buzz Cola, Krusty-O's und Squishees verkauften - Duff-Bier war allerdings wegen Jugendschutz-Bedenken nicht darunter, aber die Marke wurde stattdessen für einen Energiedrink verwendet. Natürlich war diese Idee nur die Spitze der gelben Werbe-Welle, die mit vielen Actionfiguren, einem Computerspiel und noch viel mehr ergänzt wurde.
The Simpsons go to Hollywood
Auch die Uraufführung des Simpsons-Kinofilms wurde mit einem Marketing-Gag verbunden, denn der Premierenort wurde in einem Wettbewerb zwischen sechzehn amerikanischen Orten mit dem Namen Springfield vergeben - die Premiere fand schließlich in Vermonts Springfield am 21. Juni 2007, eine Woche vor dem regulren weltweiten Kinostart statt und wurde trotz aller Bedenken zu einem riesigen Erfolg. Vielleicht lag es daran, daß viele ihre Erwartungen stark heruntergeschraubt hatten, aber zurecht wurde der Simpsons-Kinofilm als beste Inkarnation der gelben Familie seit einem halben Jahrzehnt gefeiert. Viele Kritiker waren von der erstaunlich originellen Geschichte, der fantastischen Animation und den bemerkenswerten Schauspielern begeistert, während sich nur wenige über die leichten Schwächen des Films beschwerten.
Alles in allem ist der Simpsons-Kinofilm genau das, worauf die Fans der Serie gewartet haben: eine originalgetreues, aber trotzdem eigenständiges Leinwand-Abenteuer von Matt Groenings Zeichentrick-Kreation, das auch für das Mainstream-Publikum tauglich ist, ohne große Opfer dafür bringen zu müssen. Kleine erzählerische Seltsamkeiten kann man dem Film problemlos verzeihen, denn insgesamt kann sich der Plot mühelos mit den brillianten Folgen der frühen Serienstaffeln messen und hat schon beinahe das Prädikat Epos verdient. Selten hat eine langjährige Trickfilmserie den Sprung auf die große Leinwand so gut wie die Simpsons geschafft. An diesen Erfolg hatte nach den eher mittelmäßigen Serien-Staffeln der letzten Jahre niemand so richtig geglaubt, aber den Simpsons-Machern ist es dennoch gelungen, alle mit dem Kinofilm zu überraschen.
Die DVD
Nach dem erfolgreichen Kinosommer 2007 ließ 20th Century Fox nichts anbrennen und brachte den Simpsons-Kinofilm noch pünktlich zum Weihnachtsgeschäft als DVD und Blu-Ray in weltweit gleich ausgestatteten Versionen auf den Markt. Fast perfekte Bildqualität, ordentlicher Ton und Extras, bei denen Qualität und nicht Quantität zählen machen den Simpsons-Kinofilm als silberne Scheibe zu einer der besten Veröffentlichungen des Jahres, die nicht viel zu Wünschen übrig läßt.
Die hier rezensierte Disc ist die amerikanische Ausgabe der DVD des Simpson-Kinofilms, die ich wie immer der deutschen Version vorgezogen habe, weil ich das PAL-Speedup unbedingt vermeiden wollte und mangels HD-Equipment die in allen Regionen mit der Original-Geschwindigkeit von 24fps laufende Blu-Ray noch nicht in Frage kam. Während die Soundtrack-CD des Films in einer als Donut gestalteten Sonderverpackung verkauft wurde und auch der erste Futurama-DVD-Film in den USA als schickes Digipack erschien, mußte sich der Simpsons-Kinofilm leider nur mit einem Standard-Keepcase in einem Pappschuber begnügen - am ausgezeichneten Inhalt ändert das natürlich nichts.
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