Smiley's People 
Cover

28.5.2012 #542

von Guido Bibra

Titel Smiley's People
Studio BBC / Paramount Television (1982)
Hersteller BBC Home Entertainment (2004) EAN 5-014503-118327
DVD-Typ 2x9 (7,42 & 7,42 GB) Bitrate ø 4,95 max. 6,0
Laufzeit 350:30 Minuten Kapitel 10/Episode
Regionalcode 2/4 (England) Case C-Button Doppel trans.
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch
Untertitel Englisch
Freigabe BBFC 15
Extras • Special Interview Footage with John Le Carré and John Irvin

Die Serie

Eine in Frankreich lebende Russin (Eileen Atkins) wird von einem KGB-Agenten in Aussicht gestellt, ihre in der Heimat verbliebene, mittlerweile erwachsene Tochter wieder zu treffen. Gleichzeitig wird in London General Vladimir (Curd Jürgens), ein übergelaufener früherer Sowjet-Agent ermordet, als er versucht nach Jahren im Ruhestand seine alte Kontaktperson beim Geheimdienst zu erreichen. Er wollte nur mit George Smiley (Alec Guinness) reden, der sich aber vom Circus zurückgezogen hat und nicht mehr rechtzeitig zur Stelle sein konnte. Oliver Lacon (Anthony Bate), der für den Geheimdienst zuständiger Staatssekretär, bittet Smiley unter der Hand, das Puzzle um den ermordeten General aufzuklären...

 


Nach einigen erfolgreichen Kino-Adaptionen von John Le Carrés Spionage-Romanen hatte 1979 die BBC das Unmögliche versucht und das Magnum Opus des Autors, Tinker Tailor Soldier Spy, verfilmt - erstaunlicherweise mit enormem Erfolg, was nicht zuletzt der brillianten Besetzung von George Smiley mit Alec Guinness zu verdanken war. Durch die äußerst positive Resonanz war eine Fortsetzung schnell im Gespräch, besonders weil Le Carré schon 1977 und 1979 nach Tinker Tailor Soldier Spy die beiden Nachfolger The Honourable Schoolboy und Smiley's People veröffentlicht hatte.

Der Stoff war vorhanden, aber die BBC machte sich wegen des Schauplatzes des zweiten Romans The Honourable Schoolboy Sorgen, denn die notwendigen Dreharbeiten in Hong Kong wären aus Budgetgründen auch mit Unterstützung des Co-Produzenten Paramount Television nur schwer realisierbar gewesen. Stattdessen hatte John Le Carré dem Produzenten Jonathan Powell vorgeschlagen, die mittlere Geschichte der sogenannten Karla-Trilogie zu überspringen und stattdessen mit dem dritten Buch Smiley's People fortzufahren, da sich dessen Plot mit nur wenigen Änderungen zu einer direkten Fortsetzung von Tinker Tailor Soldier Spy umfunktionieren ließ. Im Gegensatz zum ausschließlich in England gedrehten Vorgänger waren zwar auch einige Dreharbeiten in anderen Ländern notwendig, die aber längst nicht so teuer und zeitaufwendig wie eine Produktion im fernen Osten werden sollten.

Die Auswahl von Smiley's People hatte außerdem den Vorteil, daß der Hauptcharakter George Smiley im Vordergrund stand, während er in The Honourable Schoolboy nur eine Nebenfigur war, die John Le Carré beinahe sogar ganz weggelassen hätte. Während der Dreharbeiten zu Tinker Tailor Soldier Spy hatte der Autor schon an Smiley's People gearbeitet und war von Alec Guiness' Interpretation von George Smiley so begeistert, daß er dessen Eigenschaften mit in sein neues Buch eingebaut hatte und auch schon an eine kommende Verfilmung gedacht hatte. Damit war der Schauspieler nicht nur in den Augen des Fernsehpublikums, sondern auch des Autors untrennbar mit George Smiley verbunden worden.

John Irving, der 1979 Tinker Tailor Soldier Spy inszeniert hatte, war nach dem Erfolg der Serie vom Fernsehen ins Kino gewechselt und zu einem gefragten Filmregisseur geworden, der keine Zeit mehr für den Nachfolger Smiley's People hatte. Produzent Jonathan Powell hatte sich stattdessen an den BBC-Veteranen Simon Langton gewandt, der seit Anfang der siebziger Jahre für viele anspruchsvolle TV-Serien und Fernsehspiele verantwortlich war und damit bestens geeignet für die komplizierte Inszenierung von John Le Carrés Geschichte war. Auch der vorherige Autor Arthur Hopcraft hatte das Team verlassen, fand aber mit dem Film- Fernseh- und Bühnenautor John Hopkins einen fähigen Nachfolger, der eng mit John Le Carré an der Adaption zusammengearbeitet hatte.

Die Umsetzung von John Le Carrés sprachgewaltiger Buchvorlage mußte wie bei Tinker Tailor Soldier Spy wieder einen Kompromiß zwischen Originaltreue und notwendigen Kürzungen gefunden werden, was aber dank der Kooperation zwischen den beiden Autoren hervorragend gelungen war. Die nicht immer lineare Erzählweise der Buchvorlage wurde etwas logischer angeordnet und natürlich mußte viel Text geopfert werden, um das relativ lange Buch in den geplanten sechs einstündigen Episoden unterzubringen, aber John Le Carré und John Hopkins war es dennoch gelungen, mehr als nur die Essenz des Plots zu erhalten und viele der ausführlichen Dialoge fast unverändert zu übernehmen. Der Plot war ganz ähnlich wie Le Carrés Debütroman Call of the Dead mehr eine ausgewachsene Detektiv-Geschichte als ein klassischer Spionage-Thriller, denn diesmal war es wieder größtenteils George Smiley alleine, der die Rätsel lösen muß.

Das größte Problem der vorherigen Verfilmung, die Besetzung von George Smiley, mußte diesmal zum Glück nicht bewältigt werden. Alec Guinness hatte sich trotz seiner großen Skepsis, den Charakter richtig zu interpretieren, nach der positiven Resonanz auf Tinker Tailor Soldier Spy wieder bereit erklärt, die Rolle noch einmal zu übernehmen. Gelungen war dies Jonathan Powell und Simon Langton hauptsächlich mit der Unterstützung von John Le Carré, der dem Schauspieler versicherte, daß er die einzig richtige Besetzung für George Smiley war. Diesmal hatte Alec Guinness aber noch einen größeren Auftritt als in der ersten Serie, denn im Gegensatz zu Tinker Tailor Soldier Spy stand sein Charakter nun noch stärker im Mittelpunkt und gab dem Schauspieler noch mehr Gelegenheit, seine Rolle weiter zu entwickeln. George Smiley war in seinen Händen zu einem kleinen Schauspiel-Meisterstück geworden, das weder überzogen noch künstlich wirkte, sondern im Gegensatz völlig glaubwürdig und realistisch war.

Einige der Charaktere aus Tinker Tailor Soldier Spy traten auch in Smiley's People wieder auf, bei denen sich Jonathan Powell und Simon Langton große Mühe gegeben hatten, sie wieder mit den gleichen Schauspielern wie zuvor zu besetzen. Das war mit den meisten, aber nicht allen Rollen gelungen: die größte Ausnahme war Smiley's alter Vertrauter Peter Guillam, dessen Schauspieler Michael Jayston schon in andere Projekte eingebunden war und leider keine Zeit mehr für Smiley's People hatte. Stattdessen war die wichtige Schlüsselrolle mit Michael Byrne besetzt worden, der sich seit den siebziger Jahren als vielseitiger Charakter-Schauspieler im Fernsehen und auch im Kino etabliert hatte. Seine Version von Peter Guillam lehnte sich natürlich deutlich an seinen Vorgänger an und hatte ganz ähnliche Charakterzüge, war aber nun gegenüber seinem ehemaligen Mentor Smiley etwas kritischer und bestimmter.

Viel mehr präsent als in Tinker Tailor Soldier Spy war nun auch Toby Esterhase, der besonders in der zweiten Hälfte als Verbündeter von Smiley eine der wichtigsten Nebenrollen der Geschichte spielt. Genauso wie in der Buchvorlage war der Charakter nach den Ereignissen des vorherigen Romans stärker ausgebaut worden, wobei erstmals die ungarischen Wurzeln von Toby Esterhase auch in der TV-Adaption umgesetzt wurden. Es war wieder Bernard Hepton, der die Rolle übernommen hatte, aber nun Esterhase nicht mehr nur als steifen britischen Bürokraten, sondern mit einer gesunden Portion Ironie und Humor als gewieften und etwas schleimigen anglo-ungarischen Kunstsammler, Geschäftemacher und Teilzeit-Spion gespielt hatte und ihn damit zu einem der faszinierensten Nebencharaktere der Verfilmung machte. Für Bernard Hepton war es aber nicht das letzte Mal, daß er an einer Le Carré-Adaption mitwirkte, denn Jahre später hatte er die Rolle von George Smiley in einigen BBC-Radiohörspielen übernommen.

Auch wieder mit dabei war der Staatssekretär und alter Bekannter Smileys Oliver Lacon, der wieder auf wundervoll hochnäsige Art von Anthony Bate gespielt wurde. Ebenfalls in kleinen, aber gelungenen Auftritten wieder dabei waren Sian Phillips als Smileys untreue Frau Ann und Beryl Reid als Circus-Gehirn Connie Sachs, die zwar nicht gerade zentrale Charaktere waren, aber für die Kontinuität zum Vorgänger nicht wegzudenken waren. Als einziger anderer Charakter mußte der nur in wenigen Szenen präsente Lauder Strickland umbesetzt werden, aber der schottische Schauspieler Bill Paterson war ein ausgezeichneter Nachfolger von Frank Moorey, der die Rolle zuvor dagegen beinahe farblos gespielt hatte. Der neue Circus-Chef Saul Enderby wurde auch von einem bekannten Gesicht gespielt: Barry Foster, der seit Anfang der siebziger Jahre als holländischer Kommissar Van der Valk in der gleichnamigen Serie bekannt geworden war und den Geheimdienst-Boß als eingebildeten und selbstverliebten Beamten darstellte.

Die größte Überraschung von Smiley's People war aber die hervorragend gelungene Besetzung der vielen Schlüsselfiguren der Geschichte, für die die Filmemacher nicht nur englische, sondern auch internationale Schauspieler gewinnen konnten. Eine relativ wortkarge, aber dennoch große Schlüsselrolle war Maria Ostrakova, für die zuerst Judi Dench ausgewählt worden war, aber schließlich aus terminlichen Gründen mit der englischen Bühnen- und Fernsehschauspielerin Eileen Atkins besetzt worden war. Während Judi Dench sicher genauso gut in der Rolle gewesen wäre, war die Umbesetzung ein Glücksfall, denn Eileen Atkins spielte den Charakter so überzeugend, daß man sie auch für eine russische Schauspielerin halten könnte.

Auch nicht von einem russischen Schauspieler, sondern von einer deutschen Filmlegende wurde der nur in Rückblenden zu sehende "General" Vladimir gespielt, denn für die Rolle konnte Curd Jürgens gewonnen werden, der in vielen großen Hollywood-Produktionen zu einem internationalen Star geworden war und 1977 sogar im Bond-Film The Spy Who Loved Me den Bösewicht gespielt hatte. In Smiley's People übernahm er den wichtigen Part des Mordopfers, durch den die ganze Geschichte ins Rollen kommt und hatte dank John Le Carrés Vorliebe für ausführliche Vorgeschichten einen recht großen Auftritt in den ersten zwei Episoden. Curd Jürgens bärbeißiger, aber gutmütiger Ex-Agent und Überläufer war seine letzte Rolle vor seinem überraschenden Tod im Jahr 1982, leider noch vor der Premiere der Serie - einen brillianteren Abschluß seiner Karriere hätte sich der Schauspieler aber nicht wünschen können.

Mit der richtigen Nationalität besetzt wurde der schmierige Nachtclubbesitzer Claus Kretschmar, für den die Filmemacher niemand besseren als den deutschen Schauspieler Mario Adorf hätten finden können. Dieser hatte schon oft zuvor zwielichtige Charaktere in vielen deutschen und auch internationalen Produktionen gespielt, war aber in Smiley's People aber mehr ein Sympath als ein Schurke und stellt sich letztendlich sogar als Smiley's Verbündeter heraus. Undurchsichtiger und längst nicht so nett wirkt dagegen Michael Lonsdale (noch ein Bond-Antagonist, diesmal im 1979er Moonraker) in den letzten zwei Episoden, der den reichen Handlanger Anton Grigoriev genüßlich als hochkarätigen Jammerlappen spielt.

In einer auch nicht viel größeren Rolle als Vladimirs Kontaktmann Mikhel war außerdem der wundervolle britische Schauspieler Michael Gough zu sehen, der genauso wie die anderen Schauspieler einen ganz passablen russischen Akzent an den Tag legt. Gerne weit oben in den Credits der Serie genannt wurde Patrick Stewart, der wie in Tinker Tailor Soldier Spy Smileys Nemesis Karla nur in einer einzigen kurzen, dialoglosen Szene spielte, aber so beeindruckend war, daß seine Rolle oft für viel größer gehalten wurde.

Während Tinker Tailor Soldier Spy noch ausschließlich in England gedreht worden war, hatte die BBC für Smiley's People auch Dreharbeiten in anderen Ländern genehmigt, so daß fast alles an Originalschauplätzen gedreht werden konnte. Der Plot führte das Produktionteam daher nicht nur nach London, sondern auch nach Deutschland, wo im Hamburger Hafen gedreht wurde und nach Frankreich und in die Schweiz. Zusammen mit den sorgfältig gestalteten Studio-Kulissen, die diesmal sogar den Circus nicht ganz so beengend, aber immer noch recht trostlos erschienen ließen, konnte so das Aussehen der Serie genauso realistisch und überzeugend gestaltet werden wie bei Tinker Tailor Soldier Spy.

Der Kameramann Tony Pierce-Roberts war von seinem Kollegen Kenneth MacMillan abgelöst worden, der seine Karriere Ende der sechziger Jahre bei der BBC begonnen hatte und zuerst mit Kenneth Clarke die monumentale Dokumentarserie Civilization und später für Alistair Cooke America gedreht hatte, bevor er zum Fernsehspiel gewechselt hatte. MacMillan hatte sich die Arbeitsweise seines Vorgängers genau angeschaut und den ganz besonderen Stil übernommen, der mit intensiven Nahaufnahmen und langen Tele-Einstellungen dem Spionage-Genre mehr als gerecht wurde, ohne dabei auf allzu angeberische Kameratricks zurückgreifen zu müssen. Trotz des 16mm-Formats entstand so eine deutliche Kinoatmosphäre, die fast den Rahmen einer bescheidenen Fernsehproduktion sprengte.

Genauso wie Tinker Tailor Soldier Spy hatte auch Smiley's People wegen der vielen Dialoge nicht allzuviel Verwendung für Musik und setzte auch in Szenen völlig ohne Text weitgehend auf eine natürliche Geräuschkulisse. Für die wenigen Momente, in denen doch eine musikalische Begleitung benötigt wurde, hatten die Filmemacher sich an den britischen Komponisten Patrick Gowers gewandt, der mit leisen, melancholischen und mysteriösen Klängen eine ähnliche Atmosphäre wie sein Vorgänger erzeugte. Die Arrangements bestanden diesmal aber nicht nur aus einem Streichquartett, sondern wurden auch mit einigen Blechbläsern ergänzt, so daß die Musik nun einen wärmeren und nicht so stechenden Klang hatte.

Smiley's People war im September 1982 bei BBC1 in England uraufgeführt worden und wurde mit der gleichen äußerst positiven Reaktion wie die Vorgänger-Serie aufgenommen. Nicht nur Alec Guiness' brilliante Interpretation von George Smiley, sondern auch die gelungene Drehbuchumsetzung und die faszinierenden Schauspieler wurden zurecht gelobt, aber es gab auch negative Reaktionen, die einen zu komplizierten Plot und eine einschläfernde Inszenierung bemängelten. Smiley's People war sehr anspruchsvolles Fernsehen, das schon damals nicht unbedingt für das Massenpublikum geeignet war, aber gerade deswegen viele Freunde gefunden hatte. Die ersten amerikanischen TV-Ausstrahlung bei PBS im Oktober 1982 war genauso wie der Vorgänger leicht geschnitten und fand keine wirklich große Beachtung. Während die Serie bei den BAFTA-Verleihungen von 1983 vier von zehn Nominierungen gewinnen konnte, wurde sie immerhin in den USA für drei Emmys nominiert, konnte aber erwartungsgemäß keinen davon gewinnen.

In Deutschland war die Serie unter dem Titel Smiley's Leute - Agent in eigener Sache in einer synchronisierten Fassung zuerst 1984 in der ARD zu sehen, wurde danach in einigen dritten Programmen aber noch ein paarmal gezeigt und war damit öfter zu sehen als Tinker Tailor Soldier Spy. Nach der letzten Ausstrahlung vom WDR im Dezember 1989 gab es 1992 nur noch zwei Wiederholungen beim Privatsender Sat.1, aber seitdem ist die Serie von den deutschen Fernsehbildschirmen komplett verschwunden. Wirklich schade ist es aber nicht, denn die zuletzt vom WDR gesendete Fassung bestand nur aus drei Episoden mit nur jeweils 90, 85 und 100 Minuten Länge, was verglichen mit der BBC-Urfassung eine Kürzung von mehr als einer Stunde bedeutet.

In England ist Smiley's People gemeinsam mit Tinker Tailor Soldier Spy durch viele Wiederholungen, VHS-Kassetten und die DVD-Veröffentlichung von 2004 zu einem der größten Klassiker des britischen Fernsehens geworden und hat einen ganz besonderen Platz unter den Verfilmungen von John Le Carrés Romanen. Es wird aber nicht die einzige Adaption des Stoffs bleiben, denn nach der 2011 entstandenen brillianten Kino-Version von Tinker Tailor Soldier Spy mit Gary Oldman als George Smiley haben die Filmemacher auch Smiley's People ins Auge gefaßt - aber die BBC-Version bleibt trotzdem ein Meisterwerk für sich.

Die DVD

Als die BBC im Mai 2003 endlich Tinker Tailor Soldier Spy in England als DVD veröffentlicht hatte, war die große Frage, wann Smiley's People folgen würde. Leider kam es erst mehr als ein Jahr später, im Juni 2004 dazu, aber das lange Warten hatte sich gelohnt. Zwar war die Bildqualität genauso wie beim Vorgänger bedingt durch das Quellmaterial nicht wirklich optimal, aber durchaus akzeptabel und wie bei der Veröffentlichung von Tinker Tailor Soldier Spy gab es wieder ein interessantes Interview als Beigabe.

Smiley's People ist bisher nur in England von der BBC und in den USA von Acorn Media erschienen, wobei die US-Ausgabe wie bei Tinker Tailor Soldier Spy aus einer gekürzten Fassung besteht und außerdem von PAL nach NTSC normgewandelt wurde. Deswegen ist ausschließlich die hier rezensierte BBC-DVD empfehlenswert, die seit Sommer 2011 auch in einem sehr günstigen Doppelpack gemeinsam mit Tinker Tailor Soldier Spy in England erhältlich ist. In Deutschland ist die Serie aufgrund ungeklärter rechtlicher Probleme nie als VHS oder DVD erschienen, was sich wegen der Kürzungsproblematik wahrscheinlich auch nie ändern wird.

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Bild

Genauso wie Tinker Tailor Soldier Spy und viele andere BBC-Produktionen aus der damaligen Zeit war auch Smiley's People auf 16mm-Film gedreht worden. Für die 2004 veröffentlichte DVD hatte die BBC zum Glück kein altes Videomaster verwendet, sondern eine neue Abtastung der Filmvorlagen gemacht. Auf eine richtige Restauration wurde dabei verzichtet, aber bis auf ein paar altersbedingte Schwächen kann die Bildqualität von Smiley's People durchaus mit Tinker Tailor Soldier Spy mithalten.

Der Transfer der 16mm-Filmvorlagen ist technisch sehr gut gelungen und macht das beste aus dem Material, das früher noch viel schlimmer aussah und jetzt nur noch von relativ wenigen Problemen geplagt wird. Der Zustand der Filmvorlagen war im Gegensatz zu Tinker Tailor Soldier Spy allerdings nicht mehr ganz so pristin, denn obwohl auch hier größere Beschädigungen ausbleiben, sind mehr kleinere Fussel und punktuelle Dropouts zu sehen, die größtenteils weiß sind und so offenbar vom Negativ stammen und nicht durch eine physikalische Reinigung zu beseitigen waren. Da offenbar kein digitales Cleanup gemacht wurde, kommen die Dropouts relativ häufig vor, fallen aber zum Glück nur selten unangenehm auf.

Überraschend gut für 16mm-Material ist die Schärfe, die zwar zuerst mit einem sehr schwammigen Vorspann mit unscharfer Schrift erschreckt, aber dann mit einem erstaunlich klares und detailreiches Bild aufwartet, das zwar nicht wirklich an 35mm-Produktionen herankommt, aber trotzdem nicht enttäuscht. Zusätzlich nachgeschärft wurde zum Glück nicht, dafür ist aber jede Menge der für das kleine Filmformat typischen Körnigkeit sichtbar, die auch ein wenig als Stilmittel dient und natürlich vor allem in dunkleren Szenen stärker auftritt. Herausgefiltert wurde das Filmkorn aber nicht, was sich auch positiv auf die gar nicht schlechte Schärfe ausgewirkt hat.

Das Farbtiming ist genauso wie bei Tinker Tailor Soldier Spy eine genauso große Verbesserung gegenüber den früheren Fernseh-Videomastern, die in einem verfärbten Matsch aus Grün und Braun ertrunken waren. Die DVD setzt dagegen mehr auf ganz natürliche, wenn auch oft etwas düstere Farbtöne, die mehr ins Pastellartige gehen und vor allen Dingen korrekte Hauttöne zeigt, so daß die Schauspieler nicht mehr grün-grau im Gesicht aussehen. Weitgehend unproblematisch ist auch die Bildstabilität, denn der Bildstand ist für eine 16mm-Vorlage bemerkenswert ruhig und zeigt auch keinerlei Flattern oder Wabern.

Aus 16mm kann man kein glattgebügeltes, hochauflösendes Digital-Bild zaubern, aber die BBC hat mit Smiley's People das richtige gemacht und einen soliden neuen Transfer produziert, der zwar etwas rauh und ungeschliffen wirkt und eine digitale Nachbearbeitung gebrauchen könnte, aber im Prinzip der Atmosphäre der Serie sehr gut gerecht wird.

Ton

Beim Ton hatte die BBC natürlich auf Remix-Experimente verzichtet und die ursprüngliche Mono-Abmischung übernommen, die in einer sehr guten Qualität wiedergegeben wird und keine Wünsche offen läßt.

Die englische Tonspur ist die einzige Sprache auf der britischen DVD und wurde in Dolby Digital 2.0 codiert. Digitalisiert wurde der Ton offenbar von einer perfekt erhaltenen Magnetton-Quelle und hat einen völlig sauberen und praktisch glasklaren Ton. Besonders die Dialoge haben eine viel bessere Präsenz als bei Tinker Tailor Soldier Spy, weil anscheinend vieles im Tonstudio nachsynchronisiert wurde und dadurch viel besser verständlich ist. Auch die Musik von Patrick Gowers kann mit einem ordentlichen Klang aufwarten, der sogar einen ganz soliden Baß und anständige Höhen hat. Die Tonspur ist bis auf ein ganz leichtes Grundrauschen völlig frei von Störungen und macht trotz des Alters und die Mono-Abmischung einen ganz modernen, aber unspektakulären Eindruck.

Untertitel gibt es wie auf praktisch allen BBC-DVDs auf Englisch, aber die Texte wurden teilweise etwas gekürzt und zusammengefaßt.

Bonusmaterial

Als einziges Extra bringt die britische DVD-Veröffentlichung von Smiley's People ein halbstündiges Interview mit, das aber neu für die DVD produziert wurde und sehr sehenswert ist.

Das Interview (28:40) mit Autor John Le Carré und Tinker Tailor-Regisseur John Irving war offenbar schon für die DVD von Tinker Tailor Soldier Spy produziert worden und aus Platzgründen erst zusammen mit Smiley's People herausgebracht worden. Trotzdem werden in den sehr ausführlichen Interviews beide Serien gleichermaßen besprochen und eine ganze Menge interessante Fakten offenbart, die mit vielen oft auch humorvollen Anekdoten aufgelockert werden. Obwohl die Laufzeit sehr knapp ist, enthalten diese Interviews eine große Fülle von Informationen, die fast schon für eine richtige Dokumentation ausreichen.

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