Der Film
Johnny Hooker (Robert Redford) ist ein kleiner Taschendieb im Joliet der dreißiger Jahre. Als er mit seinem Freund und Mentor Luther (Robert Earl Jones) aus Versehen einen Geldboten von Gangster Doyle Lonnegan (Robert Shaw) um 10.000 Dollar erleichtert, fackelt Lonnegan nicht lange und läßt Luther ermorden. Hooker flüchtet nach Chicago zu einem alten Freund von Luther, dem Meisterdieb Henry Gondorff (Paul Newman). Mit seiner Hilfe will sich Hooker an Lonnegan Rächen – aber es gehört einige Vorbereitung und Gondorffs ganzes Können dazu, um dem gefährlichen Gangster eine Lektion zu erteilen.
The Sting alias Der Clou ist seit seiner Premiere vor
32 Jahren ein unbestrittener Klassiker, der den Eindruck erweckt, eine
altmodische, ausladende Produktion aus dem guten, alten Hollywood der
vierziger oder fünfziger Jahre zu sein. Aber genau das Gegenteil ist der
Fall: The Sting war das Werk einer damals ganz neuen Generation
von jungen, unabhängigen Filmemachern, die sich Anfang der siebziger Jahre
zu etablieren begannen und mit dem alten Hollywood-Studiosystem nicht
mehr viel zu tun hatten.
The Sting begann als Idee des jungen Autors David S. Ward, der für ein Drehbuch eine Szene mit einem Taschendiebstahl recherchierte und bald anfing, sich für die kleinen Schwindel-Betrüger, die Chicagoer Grifter der dreißiger Jahre zu interessieren. Zusammen mit seinem Drehbuch zu Steelyard Blues hatte Ward das erste Konzept zu The Sting dem Produzenten Tony Bill vorgelegt, der das Produzenten-Ehepaar Michael und Julia Phillips mit ins Boot holte und Ward grünes Licht zur weiteren Entwicklung seiner neuen Idee gab.
Die Geschichte von zwei kleinen Gaunern, die einen Gangsterboß mit Hilfe eines groß angelegten Wettbetrugs erwischen wollen, war größtenteils von dem 1940 erschienenen Buch The Big Con inspiriert worden, in dem der Linguistik-Professor David W. Maurer die Welt der Trickbetrüger der zwanziger und dreißiger Jahre unter die Lupe genommen hatte. Die Hauptcharaktere Johnny Hooker und Henry Gondorff basierte Drehbuchautor David Ward auf den Brüdern Charley und Fred Gondorf, die ihr Unwesen um 1915 herum in Chicago und Umgebung trieben und auf dem Höhepunkt ihrer Karriere einen ganz ähnlichen Großbetrug machten, wie er in The Sting zu sehen ist.
Richard Zanuck und David Brown, die kurz zuvor ihre eigene unabhängige Produktionsfirma gegründet hatten, waren begeistert von Wards Drehbuch und willigten ein, den Film bei Universal Pictures unterzubringen, mit denen sie sehr gute Kontakte hatten. Bis zu diesem Zeitpunkt war noch überhaupt kein Regisseur mit im Spiel - das änderte sich aber schnell, als George Roy Hill das Drehbuch zufällig in die Hände bekam, als er mit der Postproduktion der Kurt Vonnegut-Verfilmung Slaughterhouse Five beschäftigt war.
Hill war von Wards Drehbuch begeistert und zeigte es sofort Paul Newman, mit dem er regelmäßig Ideen austauschte. Da David Ward einen der beiden Hauptfiguren mit Robert Redford im Sinn geschrieben hatte, bot sich damit die Gelegenheit, das Dreamteam Redford und Newman wieder zusammenzubringen, das 1969 in George Roy Hills Butch Cassidy and the Sundance Kid einen Überraschungserfolg gelandet hatte. Zunächst war allerdings Jack Nicholson für die Rolle von Johnny Hooker vorgesehen – erst als dieser ablehnte, wandte sich Hill an Robert Redford, der die Rolle auch schon zuvor abgelehnt hatte, aber letztendlich dank der Überzeugungsarbeit des Regisseurs doch annahm.
David Wards kompliziertes und vielschichtiges Drehbuch war mit überdurchschnittlich vielen Charakteren bestückt, die alle mit treffenden Schauspielern besetzt wurden. Mit einem brillianten Script und der Unterstützung von Universal gelang es den Filmemachern, viele gute Schauspieler zu gewinnen. Was heute jedoch wie eine Starbesetzung aussieht, war damals eine Notwendigkeit, denn mit einem Budget von fünfeinhalb Millionen Dollar konnte man sich die ganz großen Stars nicht leisten – stattdessen wurden Charakterdarsteller gefunden, die den ausgefeilten Figuren im Drehbuch am besten entsprachen.
Auch Robert Shaw als eisiger Gangster Dolye Lonnegan bekam seine Rolle erst nachdem ein anderer Schauspieler abgesagt hätte – und beinahe hätte Shaw selbst auch abgelehnt, weil er sich kurz vor Beginn der Dreharbeiten den Fuß verstaucht hatte. George Roy Hill gefiel aber Shaws Humpeln so gut, daß er ihn trotz der Verletzung besetzte und damit Lonnegan eine Gehbehinderung verpaßte, die ihn noch gefährlicher, unberechnenbarer und charismatischer machte.
Die vielen kleinen und großen Nebenrollen wurden mit einer fast noch größeren Sorgfalt wie die Hauptrollen besetzt. Die ausführlich detaillierten Charaktere von David Wards Drehbuch machten es nicht einfach, die passenden Schauspieler zu finden, aber die Auswahl ist dennoch einzigartig geworden. Als Hookers Mentor Luther Coleman ist Robert Earl Jones in einer kleinen, aber effektvollen Rolle zu sehen, und der korrupte und korpulente Cop Snyder wird herrlich schmierig von Charles Durning dargestellt, der ein Jahr später in Billy Wilders The Front Page einen Reporter in einem ähnlichen Periodenstück spielte.
Genauso gut gelungen ist die Besetzung der Clique um Hooker und Gondorff,
die aus vielen fantastischen Charakterdarstellern besteht. Von Harold Gould
als Gentleman-Betrüger Kid Twist über den gewieften Handwerker J.J. Singleton,
gespielt von Ray Walston bis zu Jack Kehoe als Hookers früheren Partner
Eerie Kid sind die Schauspieler durchweg brilliant. Auch kleinere Nebenrollen
wie Charles Dierkop als Lonnegans beinahe-stummen Bodyguard Floyd, Dana
Elcar als FBI-Agent Polk und viele andere sind genauso bemerkenswert und erinnerungswürdig wie
alle anderen Charaktere.
Letztendlich ist auch erstaunlich, daß die Charaktere kein reiner Männerverein
sind, sondern zwei der eindringlichsten Rollen weiblich sind: Eileen Brennan
spielt Gondorffs Freundin Billie, die weit mehr als nur eine dumme Gangsterbraut
ist, und Dimitra Arliss ist als mysteriöse Bedienerin in einem düsteren
Restaurant zu sehen. Es handelt sich um zwar kleine, aber beeindruckende
Rollen, die nicht nur hübsches Beiwerk sind, sondern wichtige Charaktere,
die einigen Einfluß auf die Handlung haben.
Ursprünglich sollten The Sting in Chicago und Umgebung gedreht werden, aber es konnten nicht genug historische Drehorte gefunden werden und außerdem hatte der Bürgermeister Dreharbeiten nicht gerne, wenn sie die Stadt nicht in einem guten Licht zeigten. So wurden nur ein paar vereinzelte Szenen vor Ort gedreht und der Rest auf dem Studiogelände von Universal in Hollywood, wo Produktionsdesigner Henry Bumstead ganze Straßenzüge originalgetreu aufbauen ließ, um das Aussehen des Films so authentisch wie möglich zu machen.
Tatsächlich wurde das gesamte Aussehen des Films so perfekt gestaltet,
daß man meint die Filmemacher hätten eine Zeitreise ins Chicago der dreißiger
Jahre unternommen und den Film dort gedreht. Ohne die Unterstützung eines
großen Studios wie Universal wäre dies wohl kaum möglich gewesen, denn
gerade die zahlreichen historischen Kulissen auf dem Studiogelände waren
wie geschaffen für The Sting. Wahrscheinlich sah das falsche Chicago
sogar authentischer aus als das Original, aber mit den altmodischen Matte-Paintings wurde auch auf das Aussehen der Filme aus den dreißiger und vierziger Jahren angespielt
David Wards Drehbuch war mindestens so kompliziert wie die Ausstattung des Films, wenn nicht komplizierter. Die eigentlich nicht sehr komplexe Geschichte wurde von einer ganzen Menge von Subplots begleitet, die den Zuschauer mehr als einmal an der Nase herumführen und viele überraschende Wendungen haben. Bis zum Schluß kann man sich nicht ganz sicher sein, wer wen wie wirklich betrogen hat - trotzdem erwürgt sich The Sting nicht selbst an seiner scheinbar verworrenen Handlung, denn für aufmerksame Zuschauer sind einige Hinweise im Film versteckt worden, durch die die Wendungen nicht ganz so überraschend sind.
Obwohl die Geschichte mitten in der Ära der großen Depression angesiedelt ist, bleibt die Stimmung des Films weitgehend locker und positiv, auch wenn es sich im Prinzip um ein Drama handelt. Der Humor ist tief in die Handlung eingebettet und wirkt nie aufgesetzt; wirklich laut zu lachen gibt es kaum etwas, dafür aber eine Menge zu schmunzeln. Die Geschichte nimmt sich durchaus ernst, denn der gesamte Film ist sehr auf Authenzität und Atmosphäre bedacht und schafft es gerade durch die echte Szenerie wunderbar zu unterhalten.
Hooker und Gondorff sind die liebenswerten Gauner, die eigentlich keiner Fliege etwas zuleide tun würden und nur diejenigen beklauen, die es auch verdient haben. Natürlich wird das Bild der Grifter und der Con Men in The Sting deutlich romantisiert und verharmlost, aber David Ward hat trotzdem das Prinzip und die Philosophie der gewaltlosen, perfekt organisierten Diebe sehr gut umgesetzt. Es geht auch nicht hauptsächlich um Geld, sondern um eine besondere Art der Rache - Hooker würde Lonnegan zuerst am liebsten um die Ecke bringen, aber Gondorff bringt ihm bei, wie man dem Gangster viel besser Schaden zufügen kann.
Einen großen Teil seiner Berühmtheit hat The Sting durch die besondere
Auswahl der Filmmusik erlangt. Drehbuchautor David Ward wollte den Film
eigentlich mit Bluesmusik aus den dreißiger und vierziger Jahren unterlegen,
aber George Roy Hill hatte eine ganz andere Idee: als Pianist mochte er
die Ragtime-Melodien von Scott Joplin sehr, die er ideal für die Stimmung des Films hielt. Zuerst hatte David Ward protestiert, daß die Ragtime-Musik
mindestens zehn bis fünfzehn Jahre zu spät für die dreißiger Jahre wäre,
aber George Roy Hill beantwortete die Bedenken damit, daß dies kaum jemand
auffallen wird. So inakkurat Scott Joplins Stücke für 1936 sind, so effektiv
waren sie für die Atmosphäre des Films. Bemerkenswert ist auch, daß
die Musik nie als simple Begleitung verwendet wird, sondern fast immer
ohne darüberliegende Geräusche und Dialoge zu hören ist.
Marvin Hamlish war für das Arrangement von Scott Joplins Ragtime-Stücken zuständig, die Anfang der siebziger Jahre noch relativ unbekannt waren. Hamlish spielte einen Teil der Stücke solo selbst auf dem Klavier ein und andere mit einem kleinen Orchester, das größtenteils nach dem Schema früher Jazzcombos zusammengestellt war und hauptsächlich aus Bläsern bestand. Die Klavierarrangements blieben Joplins Originaleinspielungen, die auf Edison-Phonographrollen der Nachwelt erhalten blieben, durchaus treu, wurden von Hamlish aber sehr feinfühlig gespielt und gehören zu den besten Scott Joplin-Interpretationen, die es gibt.
Leider wurden für The Sting nur eine handvoll Stücke eingespielt, und einige wurden auch gekürzt. So fehlt der sehr schöne B-Teil von The Entertainer, der als Titelmusik aber trotzdem Geschichte schrieb. Durch The Sting wurden Scott Joplins Ragtime-Stücke wieder neu entdeckt, die Filmmusik schaffte es sogar in die Charts. Trotz ihrer Inkomplettheit sind diese Aufnahmen hervorragend gelungen und man wünscht sich, daß Marvin Hamlish auf diese Weise noch mehr Joplin-Stücke eingespielt hätte. Inspiriert durch den Erfolg von The Sting taten dies Itzhak Perlman und Andre Previn 1975, als sie zehn Joplin-Stücke für Klavier und Violine arrangierten und als The Easy Winners veröffentlichten.
Die Filmemacher und Schauspieler waren fest davon überzeugt, daß The
Sting ein Erfolg wird, aber daß der Film über 100 Millionen Dollar
an den Kinokassen einspielen und bei den Oscar-Verleihungen 1974 für sieben
von zehn Nominierungen ausgezeichnet werden würde, hatte wohl niemand wirklich
gerechnet. Der Film war ein Sprungbrett für viele der Beteiligten, die dadurch einen der größten Überraschungserfolge
des Jahrzehnts vorweisen konnten. Für Robert Redford war es nach seinen ersten Erfolgen in den sechziger Jahren der Beginn einer bis heute anhaltenden, eigenwilligen Hollywood-Karriere und Paul Newman konnte mit The Sting ein großes Comeback feiern.
The Sting war kein handelsübliches Popcorn-Kino, sondern perfekt choreographierte, intelligente Unterhaltung mit einem unglaublichen Schwung, der die über zwei Stunden Laufzeit wie im Flug vergehen läßt. Es gab viele Nachahmer, die aber nie das Original erreichen konnten - auch David S. Wards Nachfolger The Sting II schaffte dies zehn Jahre später nicht, was aber mehr an der ungünstigen Neubesetzung der Hauptrollen lag als an der Idee selbst. Bis heute bleibt The Sting aber eine der besten Gaunerkomödien der Filmgeschichte und ist im Gegensatz zu vielen anderen Filmen aus seiner Zeit kaum gealtert – es ist die Nostalgie, die die Geschichte noch bis heute frisch und lebendig hält.
Die DVD
Nachdem Universal 2003 die Chance verpaßte hatte, zum 30. Geburtstag
eine Jubiläums-DVD zu produzieren, war 2005 endlich eine neue Ausgabe unter
dem Legacy Series-Banner als Special Edition in den USA erschienen. Die
Neuauflage ist zwar bei den Extras etwas geizig – es gibt lediglich eine
knapp einstündige Dokumentation – aber Bild- und Tonqualität sind nun viel
besser als bei den früheren Ausgaben und in den USA ist The Sting das erste Mal im Originalformat auf DVD zu sehen. 2008 war auch eine HD-DVD der Legacy Edition erschienen, aber nach dem schnellen Tod des Formats hat Universal bis 2011 noch keine Blu-Ray veröffentlich.
Das hier rezensierte 2-Disc-Set ist die amerikanische Legacy Series-DVD, die in
einem eleganten buchähnlichen Case verpackt ist, dessen Design sich an das alte
Kinoposter anlehnt. Trotz der etwas schwachen Extras ist diese neue Ausgabe
dank der fantastischen Überarbeitung von Transfer und Tonspuren wirklich
die DVD, die ein Klassiker wie The Sting schon lange verdient hätte.
2006 ist diese DVD auch in Deutschland als Oscar Edition erschienen, wobei die frühere, nicht-anamorphe Auflage weltweit auch immer noch im Handel ist.
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Bild
Lange Zeit war The Sting in den USA nur in Fullscreen und in Europa auch nur mit einem nicht-anamorphen Widescreen-Transfer als DVD zu haben – das hat Universal mit einer brandneuen Abtastung im Originalformat für die Legacy Series nun endlich geändert.
Die Sensation des neuen Transfers ist natürlich, daß der Film in den USA das erste
Mal im Widescreen-Originalformat auf DVD zu sehen ist und der frühere europäische
nicht-anamorphe Transfer auch stark verbessert wurde. Gerüchte, daß The
Sting angeblich in 1.37:1 gedreht wurde und gegen den Willen des
Regisseurs später auf 1.85:1 beschnitten wurde, sind völlig unbegründet,
denn die Bildkomposition ist eindeutig auf Widescreen ausgerichtet – alte
Fullscreen-Transfer verloren nicht nur etwas Bild an den Seiten, sondern
haben auch einen deutlichen Fernsehfilm-Charakter, der durch ein korrektes
Matten sofort verschwindet. Der Transfervergleich zeigt, daß daß
der Bildausschnitt gegenüber der alten europäischen DVD stellenweise ein klein wenig verändert wurde,
aber ansonsten bis auf den Vorspann, der nun ohne lästige Balken an
den Seiten zu sehen ist, von der Bildkomposition fast identisch zur früheren Abtastungist.
Die verwendete Filmvorlage ist sehr gut in Schuß gewesen, es wurden bis
auf eine handvoll vernachlässigbare kleine Dropouts sämtliche Fussel,
Kratzer und andere Störungen entfernt. Geblieben ist allerdings die relativ
hohe Körnigkeit des Filmmaterials, die durch die bessere Abtastung das
erste Mal richtig sichbar geworden ist. Der Transfer ist sogar so detailgenau,
daß man eine leichte Verschlechterung der Bildqualität um die Überblendungen
und optischen Tricks herum wahrnehmen kann, wenn das Filmmaterial eine
Generation weiter entfernt vom Negativ ist.
Die Schärfe ist für einen in 1.85:1 gedrehten Film aus dieser Zeit hervorragend. Wie oben erwähnt schwankt die Qualität und damit auch die Schärfe
um manche Szenenwechsel herum ein klein wenig, aber auch das fällt nur
bei genauer Betrachtung auf - so hat The Sting aber schon
immer ausgesehen. Der Bildstand ist ein ganz klein wenig unruhig, aber
dennoch wirkt das Bild sehr stabil und erweckt nicht den Eindruck von
kaputtem Filmmaterial. Richtig beeindrucked ist das neue Farbtiming, das
auf dieser DVD erstmals richtig gelungen ist. Früher sah The
Sting sah immer etwas rotstichig aus, aber hier wurde die warme bräunlich-rote
Farbpalette mit ihren vielen bunten Klecksen endlich richtig getroffen.
Während die alte PAL-DVD schon sehr nah dran war, sind hier nun auch die
Hauttöne richtig natürlich.
Universals neuer Transfer von The Sting mag wegen des körnigen Bilds vielleicht für manche
enttäusched sein, aber die kleinen Imperfektionen machen aus dieser Abtastung
eine richtig lebendige Sache, die an eine echte analoge Filmproduktion
erinnert und keine voll durchdigitalisierte Angelegenheit ist - ganz so,
wie es bei einem Film dieser Art sein sollte. Das solide Authoring mit einer überdurchschnittlich hohen Bitrate sorgt außerdem dafür, daß das detailreiche Master nicht kaputtkomprimiert wurde.
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Ton
Fast noch eine größere Überraschung als die Bildqualität sind die Tonspuren dieser DVD, denn außer einer ordentlich restaurierten Mono-Tonspur bekommt man auch einen hervorragend gelungenen 5.1-Remix geboten.
Die neue 5.1-Tonspur ist kein einfacher Upmix einer Mono-Quelle, sondern ein vollständiger Remix, der Gebrauch von den existierenden Stereo-Aufnahmen der Filmmusik macht. Ein großer Teil der Musik wurde tatsächlich diskret neu abgemischt, wodurch die einzelnen Instrumente breit die vordere Soundstage ausnutzen können und auch etwas die Surroundkanäle in Anspruch nehmen können. Einige Teile der Filmmusik, hauptsächlich in der zweiten Hälfte des Films, wurde allerdings von Mono-Quellen stereoisiert, weil die Stücke in dieser Fassung nicht auf dem Soundtrack-Album existieren - das ist allerdings so gut gelungen, daß man es kaum bemerkt. Am erstaunlichsten ist der qualitative Unterschied der Musik der 5.1-Fassung zur Mono-Spur - in Sachen Dynamik und Frequenzumfang liegen Welten zwischen den beiden Versionen. Marvin Hamlishs Ragtime-Piano der Melodien von Scott Joplin klingt nun nicht mehr wie ein drittklassiges Kneipenklavier, sondern wie ein Konzertflügel, und auch die anderen Instrumente hören sich viel klarer an.
Auch Stimmen und Geräusche sind in der 5.1-Tonspur stark verbessert worden. Die Dialoge hören sich nun bemerkenswert warm und deutlich an, die Geräuschkulisse wurde in der Abmischung vorsichtig in den Raumklang integriert und klingt dabei sehr natürlich. Direkte Surroundeffekte werden natürlich nur ganz selten eingesetzt, so daß sich das meiste Geschehen auf der vorderen Soundstage abspielt. Dennoch ist der Mix so aktiv, daß man es hier mit mehr als nur einer Mono-Tonspur mit Stereo-Musik zu tun hat.
Die Neuabmischung in 5.1 ist zwar hervorragend gelungen und paßt sehr gut zum Film, aber dennoch hat Universal für Puristen die ursprüngliche Mono-Tonspur restauriert und mit auf die DVD gepackt. Trotz aller Bemühungen kann der Klang einfach nicht mit dem Remix mithalten, denn hauptsächlich die Musik klingt einfach zu flach und dumpf. Manche werden behaupten, daß dieser Klang gewollt ist, aber wenn man nur einmal die Soundtrack-CD gehört hat, weiß man, daß der Klang der früheren Mono-Fassung einfach nur ein Produkt von technischen Einschränkungen der damaligen Zeit war.
Erstaunlicherweise befindet sich auch noch eine englische DTS-Tonspur auf der DVD – ob diese noch besser als die Dolby-Digital-Neuabmischung klingt, konnte ich mangels DTS-Verstärker allerdings nicht herausfinden. Auch in die spanische 5.1-Track und die französische Mono-Spur habe ich nur ansatzweise hineingehört – die spanische Version scheint bis auf die dumpfer klingenden Dialoge mit dem englischen Remix identisch zu sein, die französische Fassung klingt dagegen mehr nach einer uralten Lichttonspur. |