The Great Race
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30.01.2012 #532

Original vom 17.6.2002
von Guido Bibra

Titel The Great Race
Studio Warner Bros. (1965)
Hersteller Warner Home Video (2002) EAN 0-85391-10912-9
DVD-Typ 9 (7,69 GB) Bitrate ø 5,83 max. 8,0
Laufzeit 159:45 Minuten Kapitel 44
Regionalcode 1-4 (USA/Kanada) Case Snapper
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 384 kbit/s Englisch 1.0 Mono 96 kbit/s Französisch
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Japanisch, Chinesisch, Thailändisch, Koreanisch
Freigabe Not Rated
Extras • All-New 2001 Digital Transfer
• Soundtrack newly restored and remastered in Dolby Digital 5.1
• Documentary Behind the Scenes with Blake Edwards' The Great Race

Der Film

Während der Große Leslie (Tony Curtis) als eleganter Draufgänger einen heldenhaften Stunt nach dem anderen fertigbringt, kommt sein finsterer Widersacher Professor Fate (Jack Lemmon) mit seinen eigenen Darbietungen nicht vorwärts und schafft es auch nicht, Leslies Unternehmen zu stören. Als Leslie einem großen amerikanischen Autohersteller vorschlägt, ein Autorennen von New York nach Paris zu starten, beschließt Professor Fate mit einem eigenen Wagen zu starten. Währenddessen versucht die emanzipierte Reporterin Maggie Dubois (Natalie Wood) über das Rennen zu berichten, wird aber sowohl von Leslie als auch Fate hinausgeworfen - und geht kurzerhand selbst an den Start. Dank Professor Fates Manipulationen, ausgeführt von seinem gewieften Assistenten Max (Peter Falk) sind kurz nach dem Start in New York bald nur noch er, Leslie und Maggie Dubois im Rennen...

Hollywoods Faszination mit Automobilen ist praktisch so alt wie die Filmgeschichte selbst, denn schon seit der frühesten Stummfilm-Zeit waren Kraftwagen und vor allem Autorennen ein beliebtes Thema bei allen Studios und Filmemachern. Fast jeder Star wurde mindestens einmal hinter das Lenkrad eines Rennwagens gesetzt, aber insgesamt blieben die Geschichten um Autorennen und Rennfahrer mehr auf der ernsten Seite und wagten sich nur selten in Richtung Komödie. Eine der wenigen Ausnahmen war die harmlose britische Komödie Genevieve um eine Oldtimer-Ralley, die aber schnell in Vergessen geriet.

Einer der ersten, der die Idee des komischen Autorennens mit Starbesetzung wirklich in Szene gesetzt hatte, war 1963 Stanley Kramer mit seinem Roadshow-Spektakel It's A Mad, Mad, Mad, Mad World - allerdings standen dort noch mehr die Slapstick-Komik und die Verfolgungsjagd als ein richtiges Autorennen im Vordergrund. Es muß aber dieser Film, vielleicht in Verbindung mit Michael Todds Verfilmung von Jules Vernes Around the World in 80 Days gewesen sein, die den Regisseur Blake Edwards auf die Idee gebracht hatten, ein Autorennen rund um die Welt als Hintergrund für eine groß angelegte Komödie zu verwenden.

Blake Edwards hatte sich in Hollywood seit Ende der fünfziger Jahre einen großen Namen als Spezialist in mehreren Genres gemacht, denn mit Operation Petticoat war ihm eine Weltkriegs-U-Boot-Komödie gelungen, mit Breakfast at Tiffany's eine Romanze, mit Days of Wine and Roses ein Trinkerdrama und mit The Pink Panther und A Shot in the Dark zwei der besten Kriminalkomödien vom Anfang der sechziger Jahre. Dem Regisseur standen damit die Türen in Hollywood weit offen, aber seinem Heimatstudio United Artists und der Mirisch Corporation war sein neuer Vorschlag einer Kreuzung aus einer klassischen Slapstick-Komödie und einem Autorennen einfach eine Nummer zu groß.

Zusammen mit seinem Produzenten Martin Jurow brachte der Regisseur sein Projekt deshalb zu Warner Brothers, wo Studiochef Jack Warner persönlich großes Interesse an der Idee hatte - nicht zuletzt weil 20th Century Fox zu dieser Zeit auch eine ähnliche Idee in Entwicklung hatte, die später zu Those Magnificent Men In Their Flying Machines wurde. Deshalb stellte Jack Warner für Blake Edwards alles bereit, was das Herz eines Filmemachers begehrt - allem voran natürlich ein großzügiges Budget von über 8 Millionen Dollar, ein vielfaches von dem, was Edwards´ frühere Filme gekostet hatten. Obwohl die Pläne des Regisseurs ziemlich extravagant waren und nicht nur jede Menge Dreharbeiten an Originalschauplätzen, sondern auch eine kostspielige Ausstattung umfaßten, hatte der Studiochef vollstes Vertrauen in Blake Edwards.

Den Plot des Films kungelte Edwards mit Arthur Ross, einem alten Bekannten, der mit ihm Anfang der sechzige Jahrer an seiner Peter Gunn-Fernsehserie zusammengearbeitet hatte. Als Aufhänger diente das große Autorennen von 1908, das von New York nach Paris führte, aber die beiden Filmemacher wollten von Anfang an dies nur als Bühne für etwas ganz anderes verwenden: eine Hommage an Stan Laurel und Oliver Hardy, die Großmeister des Slapstick-Humors und die größten Helden von Blake Edwards. Es sollte die Geschichte der Rivalität zwischen zwei Daredevils sein, die sich mit verrückten und gefährlichen Stunts duellieren und schließlich ihre Überlegenheit in einem Autorennen unter Beweis stellen.

Die simple, aber effektive Held-und-Bösewicht-Kombination sollte alleine schon eine Parodie werden: The Great Leslie als eleganter Playboy und Professor Fate als schmieriger, düsterer Fiesling. Auch wenn es sich durchaus anbot, hatten Edwards und Ross darauf verzichtet, gleich beide Hauptcharaktere einfach zu Slapstick-Figuren zu machen - das sollte sich weitgehend auf den Antagonisten und seinen Handlanger beschränken, während der Protagonist der Geschichte ein perfekter, makelloser Held bleiben sollte. An dessen Seite gehörte natürlich auch eine Leading Lady, die als emanzipierte Reporterin in den Plot eingebaut wurde, um dem Frauenheld eine Gegenspielerin zu bieten.

Ein guter Teil des Films beschäftigte sich außerdem mit der Vorgeschichte des Rennens und der Rivalität zwischen Leslie und Fate. Diverse Stunts der beiden Gegenspieler waren als Einführung ihrer Charaktere geplant, die letztendlich zu aufwendigen Kreuzungen zwischen Actionelementen und Slapstick-Humor werden sollten. Das eigentliche Autorennen wurde als Anlaß für eine Reihe von Genre-Parodien genommen - da war natürlich das Rennen mit all seinen merkwürdigen Vehikeln selbst, aber auch eine Saloon-Schlägerei im Wilden Westen, eine Arktis-Expedition, ein Mantel-und-Degen-Parodie und noch viel mehr. Blake Edwards und Arthur Ross bedienten sich in der Filmgeschichte, wo sie nur konnten und hatten dabei großen Spaß, ein Set Piece nach dem anderen zu schreiben und ließen ihrer Phantasie einfach freien Lauf. Es hätte ein großes Chaos werden können, aber Edwards, der Perfektionist, hatte die Handlung im Griff und wußte Plot und Humor genau richtig zu balancieren.

Blake Edwards hatte mit den Besetzungen seiner Filme zuvor immer großes Glück gehabt, besonders der Ersatz von Peter Ustinov als Inspector Clouseau durch Peter Selllers war ein brillianter Zufall. Auch bei The Great Race ging nicht alles nach Plan, denn seine ursprüngliche Auswahl von Robert Wagner, mit dem er schon in The Pink Panther zusammengearbeitet hatte, als der Große Leslie kollidierte mit Jack Warners Wunsch, die weibliche Hauptrolle mit Natalie Wood zu besetzen. Wagner und Wood hatten sich 1962 nach fünf Jahren Ehe scheiden lassen und eine Zusammenarbeit der beiden Schauspieler war wegen den schwierigen persönlichen Umständen völlig unmöglich. Da der Studiochef aber auf Natalie Wood bestand, blieb Blake Edwards nichts anderes übrig, als sich einen anderen Hauptdarsteller zu suchen.

Der Ersatz für Robert Wagner war aber keine zweite Wahl, denn Blake Edwards konnte Tony Curtis für die Rolle gewinnen, mit dem er schon 1959 bei Operation Petticoat zusammengearbeitet hatte. Außerdem hatte der Schauspieler schon kurz zuvor zusammen mit Natalie Wood in der romantischen Komödie Sex And The Single Girl gemeinsam vor der Kamera gestanden. Curtis hatte sich gleichermaßen als Charakterdarsteller und als Komödiant in Hollywood etablieren können, aber in den sechziger Jahren war seine steile Karriere etwas ins Straucheln gekommen und The Great Race war die Chance, auf die er nur gewartet hatte. Als Leslie, der große Draufgänger, Daredevil und vermeintlicher Frauenheld war Tony Curtis eine ideale Besetzung, denn er brachte genau die richtige Eleganz und den verschmitzten Humor in die Rolle, die eigentlich gegenüber den anderen Charakteren erstaunlich geradlinig war.

Es war Billy Wilder, der für seine brilliante Komödie Some Like It Hot 1959 Tony Curtis mit einem damals noch recht unbekannten Schauspieler namens Jack Lemmon zusammengebracht hatte, die aber seitdem nie wieder zusammen vor der Kamera gestanden hatten. Jack Lemmon hatte sich seitdem gleichermaßen als Komödiant und Dramatiker etablieren können und war nicht nur dank Billy Wilder zu einem sehr gefragten Schauspieler geworden - auch Blake Edwards hatte mit ihm bereits 1962 bei dem eigentlich für beide uncharakteristischem Trinkerdrama Days of Wine and Roses zusammengearbeitet und wußte dessen Vielseitigkeit zu schätzen. Als Komödiant hatte Lemmon in The Great Race seine große Stunde, denn sein Professor Fate wurde zu einer wundervollen Tour de Force, die niemand anders in einer so genüßlichen Intensität hätte fertigbringen können und ihn zum heimlichen Hauptdarsteller der Ensemble-Besetzung machen. Außerdem spielt Jack Lemmon im letzten Drittel des Films auch noch die Rolle des versoffenen und kindischen Prinz Hapnick inne, die völlig anders als sein Professor Fate ist und seine Wandlungsfähigkeit eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Die Besetzung der feministischen Journalistin Maggie Dubois, eine der stärksten Charaktere des Films, war allerdings nicht unproblematisch, denn Jack Warner wollte unbedingt den größten Star des Studios, Natalie Wood casten. Die Schauspielerin, die als Kinderstar begonnen hatte und zuletzt mit West Side Story einen ihrer größten Erfolge hatte, war jedoch nicht an der Rolle interessiert. Sie ließ sich nur überzeugen, indem das Studio ihr die Hauptrolle in dem Drama Inside Daisy Clover versprach, die sie unbedingt spielen wollte. Allerdings ließ sich Schauspielerin nichts von ihrem persönlichen Konflikt anmerken und spielte ihren Charakter mit sichtlichem Spaß - es war ihre erste wirkliche Möglichkeit, nach einer langen Reihe von anspruchsvollen ernsthaften Rollen sich als Komödiantin zu etablieren, was ihr hervorragend gelungen war. Egal ob alleine oder mit Jack Lemmon oder Tony Curtis, ihr Auftritt als rebellische Reporterin war nicht nur ein eindimensionaler Nebencharakter, sondern eine wundervoll energische und lebendige Figur ist, der man durch Natalie Woods Enthusiasmus auch verzeihen kann, daß sie inhaltlich ziemlich altmodisch wirkt.

Jack Lemmon und Tony Curtis waren in The Great Race als Gegenspieler besetzt worden - da Blake Edwards Tony Curtis als "Straight Man" vorgesehen hatte , war für Jack Lemmon ein anderer Partner notwendig um das Slapstick-Duo Laurel und Hardy zu emulieren. Während Lemmon ideal für die überschäumende, fiese Art von Professor Fate war, hatte der Regisseur mit Peter Falk eine fantastische Besetzung seines fast stummen, aber mit Bauernschläue gesegneten Assistenten Max gefunden. Falk, der nach seinen Broadway-Anfängen seine Brötchen hauptsächlich als TV-Nebendarsteller verdient hatte, war nach ersten Kinorollen 1960 für seine Darstellung des eiskalten Killers Abe Reles in Murder, Inc für einen Oscar nominiert worden und hatte auch einige Emmys für seine Fernsehauftritte gewonnen. Als richtiger Komiker war er in einer kleinen Nebenrolle in Stanley Kramers It's a Mad, Mad, Mad, Mad World aufgefallen und es war wahrscheinlich dieser verspielte Auftritt, der Blake Edwards dazu gebracht hatte, ihn als Stan Laurel-Figur zu besetzen. Obwohl sein Maximilian kaum etwas zu sagen hat, machte Peter Falk aus ihm durch seine brilliante Mimik und den gelungene Slapstick zu einem der gelungensten Nebencharaktere des Films.

Viel kleiner ist leider die Rolle von Leslies Mechaniker und Sidekick Hezekiah ausgefallen, in der sich der wundervoll bärbeißige Keenan Wynn viel Mühe gibt, aber vom Drehbuch nicht besonders viel zu tun bekam und im letzten Drittel des Films ganz unzeremoniell einige Zeit aus der Handlung katapultiert wurde. In einem im Prinzip von der Handlung völlig losgelösten Subplot brillieren aber dafür Arthur O'Connell als Zeitungsboß Henry Goodbody, Marvin Kaplan als sein leidender Assistent Frisbee und nicht zuletzt Vivian Vance als die emanzipierte Frau des Chefs. Blake Edwards hatte The Great Race zum Glück nicht als Cameo-Film konzipiert und auf allzuviele Gastauftritte verzichtet, aber die einzelnen Episoden waren trotzdem mit einer Reihe von hervorragend ausgesuchten Schauspielern ausgestattet worden. Sängerin und Schauspielerin Dorothy Provine, die schon in It's A Mad, Mad, Mad, Mad World dabei war, hat einen grandios überdrehten Auftritt als texanische Saloon-Sängerin Lily Olay, während Larry Storch als ihr Revolverheld Texas Jack das Genre noch weiter parodiert.

Blake Edwards' und Arthur Ross' Drehbuch krankte nur an einem einzigen Problem: zu viel auf einmal. Die Kombination eines spannenden Autorennens rund um die Welt mit einer Slapstick-Komödie beschreibt noch nicht einmal Ansatzweise die geballte Menge an Ideen, die in dem zweieinhalb Stunden langen Film verarbeitet wurden. Außer dem reinen Slapstick, der natürlich trotz einer sorgfältigen Inszenierung nicht ganz an die Vorbilder heranreichen kann, versucht sich The Great Race an vielen verschiedenen Genres. Zwei große Episoden, die Western-Parodie und die Mantel-und-Degen-Satire à la The Prisoner of Zenda, machen den Löwenanteil des Films aus, aber durch den Plot zieht sich auch eine kleine Liebesgeschichte und ein etwas ungeschickter Versuch, Emanzipation zu Beginn des 20. Jahrhunderts darzustellen. Der Startschuß des Rennens fällt tatsächlich erst nach einer Dreiviertelstunde, in der sich der Plot ausführlich mit der Vorgeschichte beschäftigt und in aller Ruhe und mit viel Spaß die Charaktere einführt.

Der nur lose zusammengehaltene Plot hätte leicht ein völliges Chaos werden können und manchmal macht der Film den Eindruck, als ob noch mindestens eine halbe Stunde mehr auf dem Boden des Schneideraums liegengeblieben wären, aber in den Händen von Blake Edwards und seinem Cutter Ralph E. Winters wurde dieses Mammutwerk tatsächlich zu einer koherenten Geschichte geformt. Eine gewisse Megalomanie kann man The Great Race nicht verleugnen, denn alleine die vielen Massenszenen, die riesige Saloon-Schlägerei, die wundervoll koordinierte Walzer-Szene, ein fast ernst gemeinter Schwertkampf und natürlich die größte Tortenschlacht der Filmgeschichte sind von einem so enormen Ausmaß, der heutzutage für einen Film wie diesen erst gar nicht mehr betrieben würde.

Der enorme Aufwand, der für die Produktion von The Great Race betrieben wurde, war sogar für damalige Verhältnisse völlig außergewöhnlich. Es war keine in ein paar Wochen im Studio günstig abgedrehtes Lustspiel, sondern eine der kostspieligsten und teuersten Komödien der damaligen Zeit - gedreht wurde nicht nur in Warners Hollywood-Studios in Burbank, sondern auch vor Ort in Kalifornien, Kentucky, Oregon und sogar in einem österreichischem Schloss. Es waren aber nicht nur die aufwendigen Kulissen, die das Budget des Films im Laufe der Produktion immer mehr in die Höhe schießen ließen, sondern auch die komplizierte und aufwendige Art, mit der die Stunts von Leslie und Professor Fate und das Autorennen in Szene gesetzt worden waren. Kein Cent wurde an den von Fernando Carrere und George James Hopkins gestalteten enormen Kulissen und den vielen, eigens für den Film gebauten Kontraptionen gespart. In Szene gesetzt wurde The Great Race von dem legendären Kameramann Russell Harlan, der seit den dreißiger Jahren mit allen großen Regisseuren Hollywoods zusammengearbeitet hatte.

Nicht nur das Tüpfelchen auf dem I, sondern eine ganze Sahneschicht in Blake Edwards gewaltiger Abenteuer-Slapstick-Torte ist natürlich Henry Mancinis wundervolle Musik, ohne die The Great Race eine ganze Menge Charme fehlen würde. Angeführt von dem altmodischen Liebeslied The Sweetheart Tree, dessen ohrwurmverdächtige Melodie auch praktisch das Titelthema ist, hat Henry Mancinis Filmscore eine Menge zu bieten. Von zackigen Märschen über humorig-geheimnisvolle Themen für Professor Fate bis zu überraschend dramatischen Klängen für Schwertkämpfe und andere Machenschaften ist dies eine von Mancinis vielseitigsten Kompositionen, die eindrucksvoll seine große Wandlungsfähigkeit demonstriert.

Ein Musical ist The Great Race zwar nicht, aber eine Filmmusik von Henry Mancini wäre natürlich ohne mindestens einen Song nicht komplett. The Sweetheart Tree, geschrieben von Mancini und seinem Texter Johnny Mercer, wurde nicht nur als Titel-Instrumental verwendet, sondern kam auch als Vokal-Arrangement mit dem typischen Mancini-Chor in der Overtüre zum Einsatz und auch als Ständchen von Natalie Wood, die aber von der Sängerin Jackie Ward synchronisiert wurde. Extra für die Western-Szene hatten Mancini und Mercer außerdem eine waschechte Saloon-Nummer mit dem unglaublichen Titel He Shouldn't-A, Hadn't-A, Oughtn't-A Swang on Me für Dorothy Provine geschrieben, mit der die Sängerin auf ganz schmissige Weise hervorragend fertig wurde.

Nach mehr als vier Monaten und einem Budget, das von ursprünglich acht auf zwölf Millionen Dollar angewachsen war, wurden die Dreharbeiten von The Great Race schließlich im November 1964 abgeschlossen, aber eine komplizierte Postproduktion und eine massive Werbekampagne führten dazu, daß die Premiere des Films erst im Juli 1965 in den USA stattfand und es noch bis Ende des Jahres dauerte, bis der Film auch in den meisten europäischen Ländern zu sehen war. The Great Race war als großes Roadshow-Spektakel konzipiert worden und wurde zur Premiere als 70mm-Blowup-Kopie mit Mehrkanal-Stereoton inklusive Overtüre, Pause und Endmusik gezeigt, allerdings nicht exklusiv - um den Erfolg zu maximieren, wurde der Film auch in normalen 35mm-Kopien gezeigt.

Der große Erfolg von The Great Race blieb trotz des Aufwands und der hohen Erwartungen aus, denn die Konkurrenz hatte nicht geschlafen. 20th Century Fox hatte Ken Annakins Those Magnificent Men In Their Flying Machines, das zweite große Spektakel des Jahres, fast gleichzeitig in England und in den USA einen Monat vor Blake Edwards' Film gestartet, der erst im Oktober in die britischen Kinos kam. The Great Race hatte das Rennen um die Gunst der Zuschauer verloren und obwohl der Film nicht, wie oft behauptet wird, ein katastrophaler Flop war, konnte er finanziell nicht überzeugen und wurde zu einem Verlustgeschäft für Warner. Schuld daran war allerdings weniger der Film selbst als das Aufeinandertreffen von zwei Filmen ähnlicher Art, bei denen nicht beide hätten gewinnen können.

Trotz des relativen Mißerfolgs war The Great Race für seine Darsteller eine willkommener Karriereschub. Zwar hatte der Film 1966 nur einen Oscar für die Tonmischung gewonnen und die engagierten Schauspieler waren völlig ignoriert worden, aber trotzdem war The Great Race ein Sprungbrett für die meisten ein Sprungbrett. Jack Lemmon hatte seine Karriere erst durch The Great Race so richtig beginnen können und war nicht nur durch Billy Wilder und seine Zusammenarbeit mit Walter Matthau zu einem der gefragtesten amerikanischen Darsteller geworden, während Tony Curtis sich mit einer Reihe von mehr oder weniger gelungenen Komödien beschäftigte (darunter der Great Race-Klon Monte Carlo Or Bust) und sich später auch als TV-Star und Charakterdarsteller etablieren konnte.

Natalie Wood konnte ihre Wunschrolle in Inside Daisy Clover spielen, drehte aber bis zu ihrem tragischen Tod 1980 nicht mehr viele Filme, da sie sich hauptsächlich ins Privatleben zurückgezogen hatte. Peter Falk war nach The Great Race nur noch wenige Jahre von der Rolle seines Lebens entfernt und 1968 zum ersten Mal als verknautschter Inspektor Columbo im Fernsehen zu sehen. Nur Blake Edwards konnte sich von der finanziellen Enttäuschung lange nicht wirklich erholen und galt danach in Hollywood als schwieriger und kostspieliger Regisseur - er drehte nie wieder für Warner Bros und kehrte zur Mirisch Corporation und United Artists zurück. Seine weiteren Filme waren zuerst viel kleinere Produktionen und erst Mitte der siebziger Jahre konnte er mit drei weiteren Pink Panther-Filmen an seine früheren Erfolge wieder anknüpfen.

Im Laufe der Zeit ist The Great Race aber komplett rehabilitiert worden und gilt heute zurecht neben It's A Mad Mad Mad Mad World und Those Magnificent Men In Their Flying Machines als eine der besten Filme des Genres, der später oft nachgemacht wurden, aber nie wirklich erreichen werden konnte. Gelitten hatte The Great Race aber vor allen Dingen in den achtziger und neunziger Jahren durch viele optisch und inhaltlich gekürzte Fernsehausstrahlungen, denn es hatte noch lange Zeitgedauert , bis es erst auf VHS und Laserdisc und seit 2001 auch als DVD intakte und vernünftige Versionen des Films zu sehen waren. Seinen Ruf als Klassiker hat The Great Race zurecht verdient, denn er ist einer von Blake Edwards gelungensten Filmen und ein wundervolles Vergnügen, das trotz seiner altmodischen Art die Zeit hervorragend überstanden hat.

Die DVD

The Great Race war einer der wenigen Filme, auf die man nach der Einführung der DVD noch etwas länger warten mußte, denn offenbar hatte Warner die digitale Veröffentlichung aufgehalten, um dem Film eine vernünftige Video-Restauration zu gönnen. 2002 war das Studio schließlich soweit und brachte den von Lowry Digital überarbeiteten Film in den USA als DVD heraus. Die Bildqualität war für damalige Verhältnisse ausgezeichnet und kann auch heute noch mit ein paar kleinen Einschränkungen überzeugen, aber eine besondere Überraschung war die 5.1-Tonspur, die Henry Mancinis Musik erstmals richtig zur Geltung kommen ließ. Als Extras gab es nur ein Archiv-Featurette und einen Trailer, aber die gelungene Bild- und Tonqualität und der Umstand, daß der Film überhaupt endlich herausgebracht worden war, macht die DVD auch heute noch lohnenswert.

Die hier rezensierte DVD ist die 2002 veröffentlichte amerikanische Ausgabe, die den Film inklusive Overtüre, Intermission und Exit Music enthält und damit auf die Laufzeit von 160 Minuten kommt. Die US-DVD ist zwar in NTSC codiert, aber mit den Regionalcodes 1-4 ausgestattet. Leider ist The Great Race außerhalb der USA nur in Deutschland erschienen, wo nicht das restaurierte amerikanische Bildmaster verwendet wurde, der englische Ton nur in Stereo statt 5.1 vorhanden ist und außerdem die Intermission gekürzt wurde. So bleibt auch zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung die amerikanische DVD des Films die beste Version - bis Warner eines Tages vielleicht eine HD-Version als Blu-Ray herausbringt.

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The Great Race war einer von den vielen Filmen, die Warner seit etwa 2000 dem Video-Restaurations-Spezialisten von Lowry Digital anvertraut hatten. Die damalige Lowry-Methode ist wegen der starken Filterung nicht mehr ganz zeitgemäß, aber trotzdem sieht diese DVD auch zehn Jahre nach der Veröffentlichung immer noch hervorragend aus.

Bevor die DVD erschienen war, konnte man The Great Race im Fernsehen oder auf Video nur selten im vollen Bildformat sehen, so daß alleine schon das 2.35:1-Bildformat etwas ganz besonderes ist. Gelegentlich wurde The Great Race fälschlicherweise als in Super Panavision 70 gedreht beworben, aber tatsächlich wurde "nur" 35mm-Panavision beworben und später 70mm-Blowups hergestellt, so daß das Bildformat auf dieser DVD völlig korrekt ist. Die Filmvorlage wurde sehr gut digital gesäubert, so daß keinerlei Verschmutzungen oder Beschädigungen mehr sichtbar sind. Der Bildstand ist absolut ruhig und leistet sich nicht das kleinste Ruckeln oder Zittern.

Im Rahmen der Video-Restauration wurden wie bei vielen anderen frühen Lowry-Restaurationen auch sehr starke Filter eingesetzt, die in diesem Fall die Filmkörnigkeit bis auf eine handvoll kleine Szenen völlig herausgefiltert wurde. Die vorsichtig abgestimmte Kombination aus Rausch- und Schärfefilter war eigentlich für die Wiedergabe auf die damaligen Röhrenfernseher abgestimmt und macht heute einen deutlich digitalen Eindruck, ist aber auch auf großen Geräten immer noch sehr gut anschaubar. Trotz der starken Filter ist nämlich die Schärfe ganz ausgezeichnet und manchmal sogar so gut, daß auf Röhrengeräten gelegentlich ein leichtes Zeilenflimmern auftritt.

Ganz besonders kommen aber auf dieser DVD die kräftigen Farben des Films zur Geltung, die nichts mehr mit den verblaßten und verfärbten früheren Fernseh- und Videofassungen zu tun haben. Die Farben scheinen geradezu vom Bildschirm zu springen und wirken trotzdem besonders bei den Hautfarben noch völlig natürlich - besser kann man die typische Technicolor-Pracht aus der Mitte der sechziger Jahre eigentlich nicht wiedergeben. Das Authoring der DVD ist trotz der enormen Länge von 160 Minuten und der eher durchschnittlichen Bitrate völlig unproblematisch und läßt keinerlei Kompressionsartefakte erkennen.

Trotz des etwas übereifrigen und heute nicht mehr zeitgemäßen Filtereinsatzes kann man dem Bild der US-DVD von The Great Race auch zehn Jahre nach der Veröffentlichung immer noch zufrieden sein, insbesondere gegenüber der unrestaurierten deutschen DVD.

Ton

Auch mit dem Ton von The Great Race hatte sich Warner überraschend viel Mühe gegeben und nicht nur einfach die Mono-Abmischung verwendet, sondern einen diskreten 5.1-Remix auf Basis der 70mm-6-Track-Master erstellt, der insbesonders der Musik zugute kommt.

Die englische Tonspur gibt es auf dieser DVD nur in Dolby Digital 5.1, denn auf eine restaurierte Mono-Fassung wurde verzichtet - diese war aber auch nicht notwendig, denn die Neuabmischung war bis auf einen kleinen Abmischungsfehler hervorragend gelungen. Schon die Overtüre kann mit einer warmen, raumfüllenden Abmischung von Henry Mancinis Musik begeistern, die im Laufe des Films nicht schlechter wird und die Tonspur zu einem großen Hörgenuß macht. Bemerkenswerterweise handelt es sich aber nicht um einen Mono-Mix mit Surround-Musik, denn die Geräuschkulisse beschränkt sich auch nicht nur auf den Center-Kanal und nutzt sowohl vordere Soundstage als auch gelegentlich die Surroundkanäle. Auch die Dialoge hören sich bemerkenswert gut an und sind überhaupt nicht dünn oder blechern, wodurch sie sich ganz natürlich in die Abmischung einfügen. Leider hat sich im Vorspann ein kleiner Fehler bei den Soundeffekten eingeschlichen: den Credits wird Tony Curtis ausgebuht und Jack Lemmon bejubelt, obwohl es ursprünglich genau umgekehrt sein müßte.

Die französische Tonspur wurde nicht in 5.1 neu abgemischt, hat aber trotzdem einen ganz ordentlichen Klang. Der Abmischungs-Fehler im Vorspann ist auf dieser Tonspur nicht zu hören. Untertitel gibt es auf Englisch, Französisch, Spanisch und einigen weiteren Sprachen.

Bonusmaterial

Leider hatte Warner auf eine ausführliche Special-Edition-Ausstattung von The Great Race verzichtet, aber zumindest ein paar kleine Extras aus dem Archiv geholt, die in den statischen, aber elegant gestalteten Menüs gut aufgehoben sind.

Behind the Scenes (15:26) ist eine Art Making-Of, das im Rahmen der Promotion-Kampagne des Films produziert wurde und heute hauptsächlich wegen des titelgebenden, sehr ausführlichen Blicks hinter die Kulissen interessant ist, auch wenn das Voiceover ziemlich bemüht wirkt und die meisten Aufnahmen von den Sets gestellt scheinen. Leider ist der offenbar in Widescreen produzierte Film bis auf den Vor- und Abspann hier nur in Pan&Scan zu sehen, hat aber eine sehr gute Bildqualität.

Der Theatrical Trailer (2:53) wurde genauso gut wie der Film selbst restauriert und hat außerdem auch einen kurzen Szenenausschnitt zu bieten, der im fertigen Film nicht mehr zu sehen ist. Cast & Crew und Awards enthält lediglich kurze Texttafeln.

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