Die Filme
Als Nick Park 1982 als Student der National Film and Television School in England begann seinen Abschlußfilm zu produzieren, ahnte er noch nicht, daß er erst sieben Jahre später damit fertig werden sollte. Die Knetfiguren-Animation erwies sich als äußerst komplex und scheiterte zunächst an mangelnder Ausrüstung - erst nach drei Jahren Vorbereitungszeit hatte Nick Park die richtigen Geräte gefunden. Währenddessen hatten die Aardman Animation Studios ihm einen Job angeboten, den er unter der Bedingung anahm, A Grand Day Out bei ihnen fertigstellen zu können. 1989 war es dann soweit - der erste Wallace & Gromit-Kurzfilm wurde der Öffentlichkeit vorgestellt und erntete riesige Erfolge. A Grand Day Out wurde sogar für einen Oscar als bester Zeichentrick-Kurzfilm nominiert, aber diesem Jahr ging die Auszeichnung an Creature Comforts, eine weitere Aardman-Produktion, die auch von Nick Park stammte.
Ein Ausflug ins Gelbe
A Grand Day Out erzählt die Geschichte eines ganz besonderen Ausflugs, den der Erfinder Wallace und sein intelligenter Hund Wallace unternehmen. Sie bauen eine Rakete um zum Mond zu fliegen, weil ihnen zuhause der Käse ausgegangen ist. Jeder weiß schließlich, daß der Mond aus gereifter Kuhmilch besteht, aber auf der Suche nach dem geliebten Wensleydale treffen die beiden auf ein seltsames Mond-Wesen. Die noch etwas grobe Animation ist trotz der widrigen Umstände erstaunlich gut gelungen und durch das detailreiche Setdesign werden schon die ersten Ansätze der Welt von Wallace und Gromit sichtbar, die in den weiteren Filme noch mehr ausgebaut wurden. Zusammen mit der flotten Musik von Julian Nott und der Stimme von Peter Sallis, der von diesem Punkt an zur Stammbesetzung von Wallace wurde, ist A Grand Day Out ein bemerkenswertes Debüt von Nick Park, das die Trickfilm-Branche nachhaltig verändert hatte.
Hosen-Terror
Während Nick Park A Grand Day Out größtenteils alleine realisierte, stand ihm 1993 für The Wrong Trousers ein ganzes Produktionsteam zur Verfügung, was natürlich ganz neue Möglichkeiten brachte. Nicht nur für einen Oscar nominiert, sondern auch mit einem ausgezeichnet wurde The Wrong Trousers mit Recht als der beste der drei Wallace & Gromit-Abenteuer bezeichnet. Als eine Hommage an Thriller wie Rififi, Topkapi, viele Film Noir-Klassiker und auch Alfred Hitchcock gedacht, erzählt The Wrong Trousers in einer halben Stunde eine Geschichte, für die andere Filme einen ganzen Abend bräuchten: Wallace schenkt Gromit zum Geburtstag die "Techno Trousers" - elektronische Hosen, die den Hund von alleine Gassi führen sollen. Natürlich ist Gromit davon nicht begeistert, und seine Stimmung sinkt noch weiter als Wallace aus akutem Geldmangel einen Pinguin als Untermieter einquartiert.
Zu allem Unglück macht sich der mysteriöse Gast auch noch in Gromits Raum breit und schleimt sich bei Wallace dermaßen ein, daß Gromit sein trautes Heim verläßt und auf Wanderschaft geht. Wallaces neuer Untermieter führt aber nichts gutes im Schilde, denn sofort nachdem er Gromit vergrault hat, baut er die Technohosen um und setzt den ahnungslosen Wallace für einen Diamantenraub ein. Aber Gromit, der durch Zufall die dunklen Machenschaften des Pinguins beobachtet hat, eilt zur Rettung und erledigt zusammen mit Wallace den Bösewicht auf eine Weise, wie es nur das Knetfiguren-Duo tun kann - mit Hilfe von spektakulären Stunts und selbst erfundenen Maschinerien.
Invasion der Schafe
In A Close Shave bekommen Wallace und Gromit einen ungebetenen Hausgast, der bald beginnt die Wohnungseinrichtung anzufressen: ein Schaf, das unter mysteriösen Umständen nachts von einem Laster geflohen ist. Als die beiden am nächsten Tag ihrem Job als Fensterputzer nachgehen, begegnet Wallace der Wollladen-Inhaberin Wendolene, an der er soviel Gefallen findet, daß er nicht bemerkt daß ihr Hund Preston mehr zu sein scheint als man ihm ansieht. Es herrscht eine Wollknappheit, weil reihenweise Schafe verschwinden - und Gromit wird von Preston hereingelegt und landet als Schafmörder im Gefängnis. Währenddessen hat Wallace eine ganze Schafherde zuhause als Gast, die ihm wertvolle Hilfe leistet als es daran geht Gromit aus dem Knast zu befreien und Preston das Handwerk zu legen.
Nach dem Erfolg von The Wrong Trousers dauerte es nur zwei Jahre, bis Nick Park und sein Produktionsteam den neuen und bisher letzten Wallace & Gromit-Film fertiggestellt hatten. Das Universum um die 52 West Wallaby Street wurde wieder optisch, aber auch inhaltlich erweitert: kam in The Wrong Trousers der Pinguin als neuer Charakter hinzu, waren es diesmal gleich drei - Shawn, das Schaf, Preston der Hund und die Wollhändlerin Wendolene. Letzteres bot der Story die Möglichkeit eine kleine Liebesgeschichte zwischen Wallace und Wendolene zu inszenieren, die einen großen Teil des Charmes von A Close Shave ausmachen. Für den anderen Teil sind die knuddelig gestalteten Schafe zuständig - und natürlich jede Menge skurille Erfindungen, die fast schon eine Anlehnung an die Gadgets der Bond-Filme sind und für ein furioses Finale sorgen.
Neue Abenteuer
A Grand Day Out, The Wrong Trousers und A Close Shave bilden eine einzigartige Trilogie von Stopmotion-Trickfilmen, die mit ihren originellen Ideen einen phänomenalen Bekannheitsgrad erreichten und die englische Filmbranche wieder zu internationaler Anerkennung verholfen haben. Wallace & Gromit sind in ihrem Heimatland im Laufe der Zeit praktisch zu einem Kulturbestandteil geworden - es gibt kaum jemanden, der nicht schonmal etwas von ihnen gehört hat. Unter anderem durch die Wallace & Gromit-Filme sind die Aardman-Studios von einer kleinen Firma zum Großbetrieb geworden, der Ende der neunziger Jahre beinahe von Disney geschluckt wurde und danach einen besseren Coup landete: es wurde ein Vertrag mit dem unabhängigen Hollywood-Studio Dreamworks über mehrere Filme ausgehandelt, unter denen auch einen Wallace & Gromit-Kinofilm sein sollte.
Zuerst brachte Aardman jedoch Hühner auf die Kinoleinwand: Chicken Run wurde 2000 ein großer internationaler Erfolg und machte den Weg für Wallace & Gromit frei, die schon im Herbst 2002 in Form von zehn kleinen Kurzfilmen, den Cracking Contraptions zurückkehrten. Nick Park und Aardman hatten die Mini-Geschichten gedreht, um ein größeres Team von Animatoren mit Wallace und Gromit vertraut zu machen, die seit über sieben Jahren nicht mehr vor der Kamera gestanden hatten. Die Filme wurden als DVD und Internet-Download veröffentlicht und waren im Dezember 2002 auch im Weihnachtsprogramm von BBC2 zu sehen, aber es dauerte noch fast drei Jahre, bis Wallace und Gromit es bis auf die große Leinwand geschafft hatten.
Wallace & Gromit go to Hollywood
Im Oktober 2005 war es schließlich soweit - Wallace & Gromit feierten mit The Curse of the Were-Rabbit ihre erste Kinopremiere, die als waschechte Horrorfilm-Parodie kurz vor Halloween stattfand. Aardman hatte es geschafft, die Abenteuer des Plastilin-Duos von einer halben Stunde auf ein abendfüllendes Format auszudehnen, ohne sich dabei dem Druck aus Hollywood zu beugen. Die Zusammenarbeit mit Dreamworks war nicht einfach, aber der Film konnte auf der ganzen Linie begeisternund wurde von den Kritikern verdienterweise hoch gelobt und gewann sogar einen Oscar als bester Trickfilm des Jahres. Das amerikanische Publikum konnte jedoch mit dem britischen Humor nicht soviel anfangen, wodurch The Curse of the Were-Rabbit in den USA nur noch halb soviel wie sein Vorgänger Chicken Run einspielte, aber dafür in Europa umso erfolgreicher war.
Überschattet wurde der Erfolg des Kinofilms jedoch von einem Brand im Lagerhaus von Aardman kurz nach der Filmpremiere, bei dem fast alle der historischen Kulissen und Figuren zerstört wurden. Schlechte Nachrichten kamen auch aus den USA, denn Dreamworks hielt The Curse of the Were-Rabbit für einen Reinfall, der die durch Chicken Run entstandenen hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Auch eine weitere Kooperation, der im Aardman-Stil gehaltene computeranimierte Trickfilm Flushed Away, konnte das amerikanische Studio nicht zufriedenstellen und war angesichts der fünfmal so hohen Produktionskosten wie beim Wallace & Gromit-Film für Dreamworks kein gutes Geschäft. Nach nur zwei Filmen beschlossen deshalb die beiden Studios Ende 2006 ihren eigentlich für fünf Filme gedachten Vertrag im gegenseitigen Einvernehmen wieder aufzulösen - dabei spielte nicht nur die finanzielle Seite eine Rolle, sondern auch ein Kampf der Kulturen, denn die Methoden und Ideen der britischen Filmemacher waren einfach nicht mit denen der amerikanischen Kollegen kompatibel.
Rückkehr auf die Mattscheibe
Für Aardman bedeutete der Bruch mit Dreamworks keine wirkliche Katastrophe, denn das Studio war nach wie vor mit vielen anderen Projekten beschäftigt - darunter auch die aus A Close Shave hervorgegangene Serie Shaun the Sheep, die seit 2007 für die BBC produziert wurde. Im gleichen Jahr schloß Aardman mit Sony Pictures einen mehrjährigen Vertrag zur Entwicklung von neuen Kinofilmen, der dem britischen Studio mehr kreative Freiheiten als mit Dreamworks garantierte und gleich eine ganze Reihe von möglichen Produktionen in Gang setzte. Darunter ist auch eine neuer Film von Nick Park, dessen Protagonisten jedoch nicht Wallace & Gromit sein sollen - für sie hatte Aardman ganz andere Pläne, die die beiden Helden aus Knete zu ihren Wurzeln zurückkehren ließen.
Durch den Kinofilm hatten Wallace und Gromit eine noch größere Popularität als zuvor erreicht und waren besonders in England immer noch vielgeliebte Kultfiguren. Ende 2007 kamen die beiden Lieblingscharaktere von Nick Park wieder zurück zur BBC, die einen neuen halbstündigen Kurzfilm für das Weihnachtsprogramm des nächsten Jahres in Auftrag gaben - Aardman hatte wie schon zuvor völlige Handlungsfreiheit und das völlige Vertrauen des Fernsehsenders. Besonders Nick Park freute sich darüber und war froh ein neues Wallace & Gromit-Abenteuer inszenieren zu können, ohne dabei auf ein amerikanisches Publikum Rücksicht nehmen zu müssen.
Murder Most Flour
Wallace und Gromit wurden diesmal von Nick Park und seinem Co-Autor Steve Box in eine handfesten Krimi à la Agatha Christie verwickelt. In der West Wallaby Street gibt es zwar keinen Mord im Pfarrhaus oder eine Tote in der Bibliothek, aber dafür eine Reihe von gemeuchelten Bäckern! Das macht Wallace und Gromit besonders Sorgen, da sie selbst in das mehlige Handwerk eingestiegen sind und jetzt befürchten, als nächste an der Reihe zu sein. Als Wallace sich dann auch noch in eine mysteriöse Lady verguckt, die einst der Star einer Brot-Werbekampagne war, wird Gromit mißtrauisch und läßt sich auch von der ängstlichen Pudeldame von Wallaces Verehrerin nicht den Kopf verdrehen.
Der neue Film mit dem Titel A Matter of Loaf and Death konnte innerhalb von weniger als einem Jahr fertiggestellt werden - möglich war dies hauptsächlich, weil Aardman sich zum ersten Mal entschlossen hatte, die riesigen 35mm-Kameras im Lager zu lassen und stattdessen mit digitalen Spiegelreflexkameras zu arbeiten - eine Methode, die in den USA die Laika-Studios mit Corpse Bride und Coraline pioniert hatten und nun auch in Bristol Einzug fand. Wallace & Gromits neues Abenteuer wurde zwar nun digital produziert, aber Nick Park und sein Team blieben trotzdem weiter bei den traditionellen handgemachten Stopmotion-Methoden, die den Film genauso lebendig wie seine Vorgänger aussehen ließen.
A Matter of Loaf and Death wurde in England von der BBC am ersten Weihnachtsfeiertag 2008 uraufgeführt, aber zuvor war der Film schon in Australien Anfang Dezember gesendet worden - das führte dazu, daß schon vor der britischen Premiere Kopien im Internet aufgetaucht waren. Aardman war zwar überrascht, aber auch Nick Park ärgerte sich nicht weiter und freute sich stattdessen über die hervorragenden Einschaltquoten - über 14 Millionen Zuschauer sahen am 25. Dezember 2008 A Matter of Loaf and Death, der von einer nachmittäglichen Ausstrahlung des Kinofilms Curse of the Were-Rabbit begleitet wurde. Diesmal war die Reaktion aber nicht nur positiv, denn manche Kritiker meinten, daß Nick Park die Ideen ausgegangen wären - aber tatsächlich konnte der fünfte Wallace & Gromit-Film an die Originalität seiner Vorgänger nahtlos anknüpfen.
Klassiker in Knete
2009 feierten Wallace und Gromit ihren zwanzigsten Geburtstag und gingen noch lange nicht in Rente. Zum Jubiläum gab es zwar keinen neuen Film, aber die beiden Knetfiguren blieben mit einer Reihe von Werbespots, einem mehrteiligen Computerspiel-Adventure, vielen Wiederholungen der alten Filme und der Heimvideo-Veröffentlichung aller vier Kurzfilme in neu restaurierten Fassungen trotzdem im Rampenlicht. Trotz der Dominanz der digitalen Computeranimation haben die handgemachten Produktionen von Aardman immer noch eine Zukunft und auch Wallace und Gromit werden wiederkehren, denn der nächste Auftritt des Erfinders und seinem intelligenten Hund ist schon für 2011 geplant.
Die DVD
Die Wallace & Gromit-Filme wurden in den neunziger Jahren in vielen Ländern mehrfach als VHS-Kassette veröffentlicht und seit 2000 gab es die Kurzfilme auch in verschiedenen DVD-Ausgaben. Während die europäischen DVDs ohne Extras auskommen mußten, hatte die BBC in den USA bereits 2001 eine Special-Edition herausgebracht, die jedoch nicht lange im Handel war. Erst zum zwanzigsten Jubiläum wurden in den USA von Lionsgate und in England von der BBC die inzwischen vier Filme neu veröffentlicht und sogar erstmals restauriert sowie mit alten und neuen Extras ausgestattet.
Die hier rezensierte DVD ist die im November 2009 erschienene Neuauflage der BBC mit den restaurierten Fassungen von A Grand Day Out, The Wrong Trousers und A Close Shave sowie dem neuen Kurzfilm A Matter of Loaf and Death, der zuvor auch schon einzeln erhältlich war. Die britische DVD beherbergt im Gegensatz zur US-Ausgabe von Lionsgate eine Widescreen-Fassung des vierten Films, aber leider hat die BBC bei den ersten beiden Filmen einen kapitalen Fehler begangen und das 1.33:1-Bild in 16:9 mit dicken seitlichen Balken codiert, so daß trotz einer ganz hervorragenden Bildqualität sehr viel an Auflösung verloren geht - und auch bei den Tonspuren ist nicht alles in Ordnung. Es hätte die ultimative DVD der Wallace & Gromit-Filme sein können, aber die technischen Schnitzer kosten der eigentlich ganz hervorragenden Disc einen ganzen Punkt in der Wertung.
Angesichts des niedrigen Preises und dem Umstand, das die meisten Extras der alten amerikanischen Special-Edition dabei sind und auch der vierte Film komplett mit Kommentar und Doku geboten wird, kann man mit dieser DVD trotzdem ganz zufrieden sein - aber die parallel veröffentlichte Blu-Ray ist trotzdem wegen der optimaleren Bildcodierung die bessere Wahl und lohnt sich wegen der zusätzlichen Extras (die Cracking Contraptions sind nur auf der US-DVD und Blu-Ray dabei) eigentlich auch nur in der amerikanischen Ausgabe. Von der US-DVD sollte man jedoch wegen der Fullscreen-Fassung von A Matter of Loaf and Death Abstand halten und es ist auch nicht bekannt, ob die ersten zwei Filme dort korrekt in 4:3 statt in 16:9 codiert wurden. In Deutschland hat derzeit Concorde die Rechte an den vier Filmen, allerdings sind die restaurierten Fassungen bisher noch nicht erschienen.
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Bild
Zum zwanzigjährigen Jubiläum von Wallace & Gromit wurden die ersten drei Kurzfilme neu in High-Definition abgetastet und vorsichtig restauriert - das hatten sie auch bitter nötig, denn die bisher einzigen Transfer der Filme waren alte Videomaster. Die neu überarbeiteten Fassungen sehen brilliant aus, aber leider ist beim Authoring der ersten zwei Filme auf dieser DVD ein ärgerlicher Fehler passiert: statt in 4:3 wurden das 1.33:1-Originalformat in 16:9 mit großen schwarzen Balken an den Seiten codiert, wodurch eine Menge Auflösung verloren geht. Besitzer von 16:9-Fernsehern werden davon nicht viel merken, aber auf 4:3-Geräten ist dieses Authoring eine Katastrophe, wenn man keinen DVD-Player mit guter Zoomfunktion besitzt.
A Grand Day Out sieht trotz des Alters der Filmvorlage und des ungünstigen 16:9-Encodings ganz hervorragend aus. Die Schärfe ist erstaunlich gut, zum ersten Mal werden Details sichtbar, die früher immer durch die alte analoge Abtastung verborgen geblieben waren. Künstlich nachgeschärft wurde zum Glück nicht, so daß das Bild einen sehr natürlichen und filmähnlichen Eindruck macht, der auch durch die noch deutlich sichtbare, aber nicht störende Filmkörnigkeit noch verstärkt wird. Die Filmvorlage ist völlig frei von Fusseln, Kratzern oder anderen Beschädigungen und auch der zuvor noch deutlich ruckelige Bildstand ist nun bombenfest. Das Farbtiming ist etwas heller und ausgewogener als bei der früheren Version, es macht sich manchmal lediglich ein durch die Stopmotion-Animation bedingtes leichtes Flackern bemerkbar.
The Wrong Trousers ist genauso wie A Grand Day Out im Originalformat von 1.33:1 zu sehen, wurde aber auch in 16:9 codiert - abgesehen von diesem Makel ist die neue Abtastung aber sehr gelungen. Die Schärfe ist fast noch besser als beim ersten Film und macht eine enorme Menge an Einzelheiten sichtbar, ohne dabei überschärft worden zu sein. Der Bildausschnitt ist etwas kleiner als zuvor, aber bei dem früheren Transfer war an den Seiten auch etwas "Müll" sichtbar und die Bildkomposition wird dadurch nicht beeinträchtigt. Auch hier ist die Filmvorlage ausgezeichnet gesäubert worden und weist keinerlei Verschmutzungen auf, während die Filmkörnigkeit nicht stark gefiltert wurde. Der Bildstand verhält sich völlig unauffällig und auch das typische Stopmotion-Flackern ist nur noch selten zu sehen.
A Close Shave wurde im Gegensatz zu den ersten beiden Filmen in 1.66:1 neu abgetastet und profitiert auch von der 16:9-codierung. Ob das geänderte Format im Sinne des Erfinders ist bleibt unklar, denn die neue Bildkomposition sieht im direkten Vergleich bei einzelnen Einstellungen etwas ungünstig aus, ist aber insgesamt doch gut gelungen und zeigt oft an den Seiten deutlich mehr Bild und verhilft dem Film zu einer richtigen Kino-Atmosphäre. Die Bildqualität ist genauso gut wie bei The Wrong Trousers und kann mit einem sehr sauberen und stabilen Bild aufwarten, das wie eine richtige Filmprojektion und nicht wie zuvor nach einer Videoaufzeichnung aussieht.
A Matter of Loaf and Death wurde nicht wie seine Vorgänger auf 35mm-Film gedreht, sondern mit digitalen Spiegelreflex-Kameras, deren Bilder in der Postproduktion zu einem High-Definition-Bild umgewandelt wurden. Die Konvertierung ins DVD-Format ist hervorragend gelungen und hinterläßt schon einen Beinahe-HighDef-Eindruck. Die Detailtreue ist bemerkenswert, ohne daß das Bild überschärft wurde und durch das digitale Bildmaster kann der Film exakt so wiedergegeben werden, wie es sich die Filmemacher gedacht haben.
Obwohl alle vier Filme inklusive Extras auf nur eine DVD gepackt wurden und die Bitraten nicht besonders hoch sind, macht sich die Kompression erstaunlicherweise überhaupt nicht bemerkbar. Die bei früheren BBC-DVDs oft sehr enttäuschende Authoring ist hier absolut makellos, ist aber vermutlich auch dem Umstand zu verdanken, daß bei den ersten beiden Filmen die Bitrate wegen der ungenutzten Bildfläche unter 4 Mbit/s gesenkt werden konnte.
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Ton
Für die neue Wallace & Gromit-DVD wurden nicht nur die Transfer, sondern auch die Tonspuren gründlich überarbeitet. Die ersten drei Filme sind nun erstmals mit 5.1-Ton ausgestattet worden, haben aber einen ungewohnten Klang, weil sie auch auf dieser PAL-DVD 4% zu tief klingen - offenbar wurde dies von dem 24fps-Master der Blu-Ray verursacht und der Ton auf der 25fps-DVD nicht wie sonst üblich um 4% erhöht, sondern gesenkt. Da die Kurzfilme zwar als TV-Produktionen in 25fps gedreht, aber auch oft in Kinos vorgeführt wurden, bleibt die Frage offen, ob es sich um ein Versehen oder Absicht handelt - der vierte Film ist davon allerdings nicht betroffen und man hört in den Menüs die Stimmen und die Musik mit der korrekten Tonhöhe.
A Grand Day Out war als einziger der vier Kurzfilme ursprünglich nur in Mono abgemischt worden, hatte aber schon in der alten Fassung eine ganz solide Tonqualität. Der 5.1-Upmix ist den Umständen entsprechend gut gelungen, ist aber nicht wirklich perfekt. Die Musik wurde nicht komplett stereoisiert und stattdessen auf die rechte Seite mit nur wenig Unterstützung von den Surrounds und den anderen Kanälen gemischt, was etwas seltsam klingt - aber Dynamik und Frequenzumfang von Julian Notts Score sind trotzdem deutlich besser als in der früheren Mono-Abmischung. Die Geräuschkulisse wurde leicht, aber nicht übertrieben geöffnet und Peter Sallis' Stimme hat einen bemerkenswert sauberen und frischen Klang. Trotz der etwas merkwürdigen Musikabmischung macht diese Tonspur einen viel besseren Eindruck als früher und rauscht vor allen Dingen weniger, aber eine zusätzliche restaurierte Mono-Spur wäre trotzdem nicht schlecht gewesen.
The Wrong Trousers und A Close Shave wurden bereits 1993 in matrixcodiertem Dolby Stereo abgemischt und hatte schon auf der alten DVD eine aktive Surround-Abmischung zu bieten, die durch den 5.1-Remix noch ein wenig verbessert wurde. Besonders die breit über alle Kanäle abgemischte Musik klingt nun deutlich voller und das störende Echo der früheren Tonspuren wurde entfernt. Die Geräuschkulisse beschränkt sich nicht nur auf die vordere Soundstage, sondern macht besonders in den actionreicheren Szenen oft Gebrauch von den Surroundkanälen. Die Stimmen hören sich sehr natürlich an und sind perfekt in die Abmischung integriert worden, beschränken sich aber fast ausschließlich auf den mittleren Kanal. Der ausgeprägte Raumklang der beiden Kurzfilme hat schon fast Kinofilm-Niveau und kann sich besonders in der verbesserten, aber nicht verschlimmbesserten Neuabmischung wirklich hören lassen.
A Matter of Loaf and Death wurde natürlich schon für die Fernsehausstrahlung in 5.1 abgemischt und ist auf dieser DVD mit genau dieser Tonspur ausgestattet worden. Während The Wrong Trousers und A Close Shave schon viele Leinwand-Ambitionen in der Tonabmischung zeigen, kann der neueste Wallace & Gromit-Kurzfilm schon mit den Tonspuren von modernen Kinofilmen konkurrieren. Die umfassende Surround-Abmischung macht vollen Gebrauch von den Möglichkeiten des Tonsystems, wird aber nie zu aufdringlich und hat auch in den aufregensten Sequenzen einen sehr ausgewogenen und angenehmen Klang.
Alle vier Filme sind mit englischen Untertiteln für Hörgeschädigte ausgestattet.
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Bonusmaterial
Das Bonusmaterial der britischen Ausgabe der neuen Wallace & Gromit-DVD ist insofern bemerkenswert, als daß zum ersten Mal außerhalb der USA überhaupt Extras dabei sind und die wichtigsten Sachen von der alten amerikanischen DVD übernommen wurden - aber leider fehlen auch ein paar Dinge, die eigentlich in eine Complete Collection gehört hätten. Das Menüdesign mit dem Zeitungs-Thema ist zwar recht gut gelungen, könnte aber noch etwas verspielter sein.
Jeder der vier Filme ist mit einem Audiokommentar ausgestattet, auf dem Wallace & Gromit-Schöpfer Nick Park und einige seiner Kollegen zu hören sind: bei A Close Shave gesellt sich Peter Lord hinzu, bei The Wrong Trousers sind es Bob Baker und Steve Box, bei A Close Shave Steve Box, Bob Baker und Julian Nott und bei A Matter of Loaf and Death Editor David McCormick. Es handelt sich bei den ersten drei Filmen um die gleichen Kommentarspuren, die schon auf der alten US-DVD zu hören waren. Die Filmemacher plaudern auf unterhaltsame und interessante Weise über die Entstehung der Filme und erzählen dabei viele kleine und große Anekdoten. Es wird von vielen Details berichtet, aber auch viel wissenswertes über die Stopmotion-Technik erwähnt, ohne daß es dabei zu technisch wird. Der neue Kommentar von 2008 schließt sich seinen Vorgängern an und zeigt, daß sich in der Zwischenzeit bei Aardman bis auf einige technische Neuerungen nicht viel verändert hatte.
The Amazing World of Wallace & Gromit (15:08) ist eine kurze, aber gründliche BBC-Dokumentation von 1996, die auf sehr unterhaltsame und witzige Weise Nick Park und sein kleines Knetfiguren-Universum vorstellt. Von Parks ersten Trickfilm-Anfängen bis zum damals neuesten Wallace & Gromit-Film bleibt nichts unerwähnt, und mit verdientem Stolz und einem fast schon satirischen Augenzwinkern werden die gewonnenen Oscars miterwähnt. Zwar ist die Laufzeit etwas knapp geraten, aber das perfekte Timing und das urbritische Voiceover machen zusammen mit den ungezwungenen Interviews eine sehr vergnügliche Sache aus dieser Dokumentation, die auch schon auf der alten US-DVD zu sehen war.
Inside the Wrong Trousers (24:17) war auf der früheren amerikanischen DVD in einer stark zusammengekürzten Fassung dabei und ist hier in der vollständigen Ausgabe zu sehen. In der 1993 von der BBC während der Produktion des Films gedrehten Dokumentation wird nicht nur über die Entstehung von The Wrong Trousers berichtet, sondern auch über die Anfänge von Wallace und Gromit und anderen Frühwerken von Aardman. Nick Park führt persönlich durch diese Dokumentation und läßt sich auch bei der Arbeit über die Schulter gucken, wodurch man einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen der Stopmotion-Animation bekommt.
A Close Shave - How they did it (4:51) ist nur eine kleine Demonstration, wie bei dem dritten Wallace & Gromit-Abenteuer digitale Special-Effects eingesetzt wurden. Leider ist das achtminütige Making-Of von der früheren US-DVD hier nicht dabei.
The Making of A Matter of Loaf and Death - How They Donut (20:20) wirft einen ausführlichen Blick auf die Entstehung des neuesten Wallace & Gromit-Abenteuers und ist zwar in der ersten Hälfte etwas Filmclip-Lastig, bietet aber ansonst einen interessanten Blick hinter die Kulissen
mit vielen Interviews von Nick Park und seinen Mitarbeitern.
When Wallace Met Harvey (5:01) ist eine kurzes Featurette über die Entstehung eines Werbekampagne für einen neuen Harvey Nichols-Laden in Bristol.
Shaun the Sheep Trailer (0:35) - ein kurzer Trailer für die Aardman-Serie.
Das Scrapbook enthält sechs Invention Blueprints, die Gallery mit 17 Bildern und eine A Matter of Loaf and Death Gallery mit sechzehn Bildern - alles leider ziemlich klein abgebildet und nicht so zahlreich wie auf der früheren amerikanischen Special-Edition.
Gegenüber der alten US-Special-Edition fehlen auf dieser DVD folgende Extras:
• Nick Parks Early Works: sechs Frühwerke des Wallace & Gromit-Schöfpers
• The Making of A Close Shave
• Storyboards von The Wrong Trousers und A Close Shave
• BBC2 Christmas Idents
Außerdem sind auf der amerikanischen DVD und Blu-Ray die zehn Cracking Contraptions-Kurzfilme dabei, die hier offenbar aus Platzgründen weggelassen wurden.
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