Witness for the Prosecution
Cover

16.07.2004 #275

Titel Witness for the Prosecution (Zeugin der Anklage)
Studio United Artists (1957)
Hersteller MGM Home Video (2004)
DVD-Typ 9 (6,95 GB) Bitrate ø 8,49 max. 9,5
Laufzeit 111 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Deja I Transp.
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.61:1 16:9 no
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 224 kbit/s Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch
Untertitel Englisch, Französisch, Niederländisch, Schwedisch, Finnisch, Norwegisch, Dänisch, Potrugiesisch, Griechisch
Freigabe FSK 12
Extras • Keine

Allgemeines

Obwohl er gerade erst einen schweren Herzinfarkt überstanden hat, nimmt Anwalt Sir Wilfried Roberts (Charles Laughton) zur Bestürzung seiner Krankenschwester Miss Plimsoll (Elsa Lanchester) schnell wieder einen neuen Fall an, als er aus dem Krankenhaus zurückkehrt. Leonard Vole (Tyrone Power) wird verdächtigt Emily French (Norma Varden) ermordet zu haben, eine ältere Frau der er öfter Gesellschaft geleistet und die ihm ihr ganzes Vermögen vermacht hat. Das perfekte Mordmotiv ist vorhanden, aber Vole beteuert unschuldig zu sein obwohl er nur ein äußerst wackeliges Alibi hat. Sir Wilfried will sein bestes geben, aber als auch noch Leonard Voles Kriegsbraut, die deutschstämmige Christine (Marlene Dietrich) den Fall kompliziert, weiß auch der gewiefte Anwalt nicht mehr was nun wahr oder falsch ist...


Witness for the Prosecution ist der beste Film von Alfred Hitchock - wenn Hitchcock ihn gedreht hätte, denn es war Billy Wilder, der 1957 Agatha Christies erfolgreiches Bühnenstück verfilmte. Statt das Material auf seine ganz persönliche Weise umzuschreiben setzte Wilder das Courtroom Drama weitgehend originalgetreu um, allerdings nicht ohne dem Film den besonderen Wilder-Touch zu verpassen.

Dies beginnt schon bei der Besetzung, die nur Billy Wilder so zusammenstellen konnte. Obwohl es keinen eindeutigen Hauptdarsteller gibt, ist es Marlene Dietrich die diese Verfilmung erst möglich gemacht hat. Zehn Jahre zuvor hatte sie bereits in A Foreign Affair mit Billy Wilder zusammengearbeitet und eine Nazi-Kollaborateurin im zerstörten Berlin gespielt - eine Rolle, die sie eigentlich gehaßt hat. Ihr Part in Witness for the Prosecution ist zwar nur ansatzweise ähnlich, aber trotzdem machte Marlene Dietrich ihr Mitwirken davon abhängig, daß ihr alter Freund Billy Wilder Regie führt - und Wilder wollte den Film seinerseits nicht ohne sie drehen.

Billy Wilder wollte immer schon einmal mit Charles Laughton zusammenarbeiten, der schon eine bemerkenswerte Filmkarriere hinter sich hatte - Witness for the Prosecution war einer seiner letzten Filme, bevor er an Krebs erkrankte und 1962 starb. Billy Wilder und Charles Laughton kamen so gut miteinander aus, daß der Regisseur die Rolle des Wirts Moustache in Irma La Douce für Laughton geschrieben hatte. Leider kam es nicht mehr dazu, und so bleibt Witness for the Prosecution das einzige gemeinsame Projekt von zwei Genies ihres Fachs.

Tyrone Power hingegen war eine Vorgabe von United Artists, die einen Schauspieler mit einem Vertrag über zwei Filme abschliessen wollten. Es waren noch andere namhafte Schauspieler im Gespräch, darunter sogar der junge Roger Moore, aber Tryone Power mit seinem leicht zerknitterten Aussehen und seiner unschuldigen Art erwies sich als perfekt für die Rolle. Elsa Lanchester dürfte dagegen die Rolle von Sir Wilfrieds Krankenpflegerin eine Menge Vergnügen bereitet haben, denn sie war schließlich mit Charles Laughton verheiratet.

Witness for the Prosecution ist ein Theaterstück, und daran hat Billy Wilder auch kaum etwas geändert. Der größte Teil des Films findet im Gerichtssaal und in Sir Wilfrieds Büro statt, aber während der Gerichtsverhandlung greift Wilder auf ein Stilmittel zurück, daß er sonst nie verwendet: statt die Charaktere einfach nur erzählen zu lassen, werden die Geschehnisse in Rückblenden gezeigt. Alleine damit wird schon der beengte Rahmen des Films mit nur drei Orten räumlich und zeitlich so erweitert, daß der Bühnen-Ursprung kaum noch auffällt - eleganter hätte man Theater-Film-Transformation gar nicht hätte ausfallen können.

Den Plot des Films sollte man bis auf die Anfänge am besten erst gar nicht erwähnen, denn es gibt soviele Überraschungsmomente und Wendungen, daß ein Verraten der Auflösung die Spannung zerstört wenn man den Film noch nicht kennt. Billy Wilder ließ im Abspann des Films sogar eine Hinweistafel anbringen den Schluß des Films doch bitte anderen nicht zu verraten, die ihn noch nicht gesehen haben. Genauso wie Agatha Christies Theaterstück wurde auch der Film zu einem großen Erfolg und festigte Billy Wilders Ruf als Meisterregisseur entgültig. Die Belohnung blieb allerdings aus - obwohl Witness for the Prosecution für insgesamt sechs Academy Awards nominiert wurde, war in diesem Jahr die Konkurrenz (unter anderem David Leans Bridge on the River Kwai) zu stark und Billy Wilder konnte keinen einzigen Oscar für einen seiner besten Filme bekommen.


Witness for the Prosecution ist in den USA schon länger als DVD erhältlich, aber MGM hat sich erst jetzt dazu durchgerungen ihn zusammen mit einigen anderen Billy-Wilder-Filmen herauszubringen. Zwar sind Transfer und Tonspuren mit der US-Disc weitgehend identisch, aber leider gehört diese Veröffentlichung zu den neuen MGM-Billig-DVDs, bei denen gespart wird was das Zeug hält: an das beidseitige Cover im transparenten Keepcase ohne Insert hat man sich ja mittlerweile gewöhnt, aber daß das Menü völlig ohne Text und sogar ohne Kapitelanwahl auskommen muß und auch deutsche Untertitel eingespart wurden, macht wirklich keinen professionellen Eindruck.

Bild

MGMs Firmenpolitik Filme im 1.66:1-Format nicht anamorph abzutasten betrifft auch diese DVD und ist hier auch gleichzeitig ein Vorwand, einen älteren Laserdisc-Transfer wiederzuverwenden. Generell ist gegen die Abtastung zwar nichts einzuwenden, wenn man von kleinen technischen Einschränkungen absieht - aber an der Nachbearbeitung wurde deutlich gespart.

Den Transfer kann man als Quick and Dirty bezeichnen, denn das Filmmaterial wurde so wie es ist abgetastet und kaum nachbearbeitet. Da kann man von Glück sagen, daß die Filmvorlage in einem relativ guten Zustand war und nur stellenweise einige Fussel, Kratzer und auch nur eine deutlich sichtbare Aktwechselmarkierung. Da ein großer Teil des Films jedoch sehr sauber aussieht, fallen diese Verschmutzungen leider sehr deutlich auf. Dafür ist das Bild aber ansonst relativ stabil und leistet sich kein merkbares wackeln oder flattern. Die Schärfe ist durch die ältere Transfertechnik etwas eingeschränkt und schafft es gerade, die Körnigkeit des Filmmaterials zu verschlucken aber noch genug Details übrigzulassen, um das Bild nicht völlig schwammig erscheinen zu lassen.

Es ist nicht so ganz der Transfer, den dieser Film wirklich verdient hätte, aber die Qualität ist immer noch akzeptabel, besonders wenn man das Alter des Films bedenkt und daß er nicht restauriert wurde.

Ton

Auch an der Tonqualität gibt es im Prinzip nichts auszusetzen. Für einen stark dialoglastigen Film dieses Alters macht die englische Originalfassung eine gute Figur, hat aber ein paar kleine Einschränkungen. Die Stimmen sind klar und unverzerrt, lediglich die Musik klingt stellenweise etwas dünn - das ist aber nicht so schlimm, da sie im Film keine große Rolle spielt. Während die englische Fassung weitgehend rauschfrei ist. hat die deutsche Synchronfassung einen deutlich höheren Rauschpegel und einige Unsauberkeiten, klingt dagegen aber nicht ganz so spitz und dünn. Die anderen Tonspuren klingen dagegen aber noch deutlich schlechter, generell läßt sich aber die englische Version wegen der natürlicher klingenden Dialoge bevorzugen. Leider hat MGMs Sparmaßnahme deutsche Untertitel wegrationalisiert, so daß Hörgeschädigte und Englisch-unkundige hier schlechte Karten haben.

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