Witness for the Prosecution
Cover

12.3.2012 #536

Original vom 16.7.2004 #275
von Guido Bibra

Titel Witness for the Prosecution (Zeugin der Anklage)
Studio United Artists (1957)
Hersteller MGM Home Entertainment (2004) EAN 4-045167-266162
DVD-Typ 9 (6,95 GB) Bitrate ø 8,49 max. 9,5
Laufzeit 111:28 Minuten Kapitel 16
Regionalcode 2/4 (Deutschland) Case Deja I Transp.
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.66:1 16:9 no
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 224 kbit/s Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch
Untertitel Englisch, Französisch, Niederländisch, Schwedisch, Finnisch, Norwegisch, Dänisch, Potrugiesisch, Griechisch
Freigabe FSK 12
Extras • Keine

Der Film

Obwohl er gerade erst einen schweren Herzinfarkt überstanden hat, nimmt der Verteidiger Sir Wilfried Roberts (Charles Laughton) zur Bestürzung seiner Krankenschwester Miss Plimsoll (Elsa Lanchester) schnell wieder einen neuen Fall an, als er aus dem Krankenhaus zurückkehrt: Leonard Vole (Tyrone Power) wird verdächtigt Emily French (Norma Varden) ermordet zu haben, eine reiche, ältere Witwe der er öfter Gesellschaft geleistet und die ihm ihr ganzes Vermögen vermacht hat. Das perfekte Mordmotiv ist vorhanden, aber Vole beteuert unschuldig zu sein, obwohl er nur ein äußerst wackeliges Alibi hat. Sir Wilfried will sein bestes geben, aber als auch noch Voles Kriegsbraut, die deutschstämmige Christine (Marlene Dietrich) ihm kein Alibi geben will, weiß auch der gewiefte Anwalt nicht mehr, was Lüge oder Wahrheit ist ...

 


Agatha Christie steht heutzutage synonym für ihre beiden größten Detektive, Miss Marple und Hercule Poirot und ihre über sechzig Kriminalromane, aber oft werden dabei ihre Theaterstücke vergessen. Die Schriftstellerin hatte erst angefangen, für die Bühne zu schreiben, als ihre Karriere als Autorin in den dreißiger Jahren schon im vollen Schwung war - gebracht dazu hatte sie die vielen unzulänglichen Bühnenadaptionen ihrer Bücher und ihre Überzeugung, daß sie dies selbst viel besser tun könnte. Statt sich jedoch nur auf Bühnenversionen ihrer vorhandenen Romane zu schreiben, begann Agatha Christie teilweise auch direkt für das Theater zu schreiben, wodurch einige der größten Kriminaltheater-Klassiker entstanden: Ten Little Indians (alias And Then There Were None), The Mousetrap und Witness for the Prosecution.

In den fünfziger Jahren war außer dem Dauerbrenner The Mousetrap, der noch sechzig Jahre später ununterbrochen im Londoner West End zu sehen ist, vor allem der Gerichtsthriller Witness for the Prosecution einer der größten Theater-Erfolge von Agatha Christie. Ursprünglich hatte die Autoren den Stoff schon 1925 als Kurzgeschichte unter dem Titel Traitor's Hands verarbeitet, die ab 1933 als Witness for the Prosecution verlegt worden war und 1949 es sogar als Fernsehspiel auf die ersten britischen TV-Bildschirme geschafft hatte - allerdings nicht von der Autorin selbst adaptiert. Anfang der fünfziger Jahre schrieb Agatha Christe deshalb selbst eine Bühnenadaption der Geschichte, die sie stark ausgebaut und mit einem besseren Überraschungs-Schluß ausgestattet hatte.

Während in den USA noch im Herbst 1953 eine Fernsehadaption von CBS im Rahmen des Lux Video Theatre gesendet wurde, eröffnete wenig später im Londoner Winter Garden Theatre Agatha Christies eigene Bühnenversion von Witness for the Prosecution. Der Erfolg war so groß, daß das Stück ein Jahr später in New York am Broadway gespielt wurde und Agatha Christie über die Vergabe der Filmrechte nachzudenken begann. 1955 gingen die Rechte für eine knappe halbe Million Dollar an den amerikanischen Produzenten Edward Small, der seine Filme über United Artists vertrieb und nun auf der Suche nach einem Regisseur war. Ein Vorschlag kam aus einer ungewöhnlichen Richtung: Marlene Dietrich, die an der weiblichen Hauptrolle interessiert war, hatte ihr Mitwirken an die Bedingung geknüpft, daß Billy Wilder den Film inszenieren sollte.

Billy Wilder hatte gerade mit Love in the Afternoon und The Spirit of St. Louis zwei Filme hintereinander gedreht nach seiner Trennung von Charles Brackett keinen festen Autorenpartner mehr gehabt, aber er war trotzdem von der Vorlage fasziniert und wollte keinesfalls die Chance vergeben, ein Stück von Agatha Christie umzusetzen. Wilder war ein Filmemacher, der nicht immer nur selbstgeschriebenes auf die Leinwand brachte, sondern am liebsten an Adaptionen von vorhandenem Material arbeitete. So war Witness for the Prosecution für ihn ein idealer Stoff, denn eine bessere Vorlage als die sorgfältig konstruierten Kriminalgeschichten von Agatha Christie hätte es gar nicht geben können.

Billy Wilder, der seine Karriere ursprünglich als Drehbuchautor begonnen hatte und in den USA seine ersten Erfolge mit den Filmen von Ernst Lubitsch landen konnte, hatte nie einen Film inszeniert, an dem er nicht auch selbst mitgeschrieben hatte. Er war aber kein Solo-Autor und brauchte immer einen Kollaborateur, um seine Kreativität in Schwung zu bringen - bis 1950 war dies meist Charles Brackett, danach schrieb er seine Filme mit verschiedenen Autoren, bei Witness for the Prosecution war dies hauptsächlich Harry Kurnitz, ein vielbeschäftigter New Yorker Autor und Komödienspezialist. Erst mit I.A.L. Diamond, mit dem er zuvor Love in the Afternoon geschrieben hatte, fand Wilder seinen neuen festen Autorenpartner, aber die Zusammenarbeit mit Kurnitz war dennoch eins seiner gelungensten Drehbücher.

Zum Produktionsteam gesellte sich gemeinsam mit Billy Wilder auch Produzent Arthur Hornblow, J.R. hinzu, der 1942 dem Regisseur seine ersten Hollywood-Regiejob, The Major and the Minor, verschafft hatte. Wilder hatte gerade auch keinen festen Vertrag mit einem Filmstudio, nachdem er 1954 Paramount wegen eines Streits um die deutsche Fassung von Stalag 17 verlassen hatte. Seine nächsten Filme hatte er bei 20th Century Fox, Warner und Allied Artists gedreht und agierte oft auch als Produzent, was später für ihn zur Normalität wurde, aber in Hollywood sehr ungewöhnlich war. Witness for the Prosecution war Wilders letzter nicht selbst produzierter Film und auch der letzte, den man noch als eine Auftragsarbeit bezeichnen konnte.

Riesiges Glück hatte Billy Wilder mit der Besetzung, bei der alle Puzzlestücke wie magisch zusammenfielen. Mit Marlene Dietrich hatte er bereits 1948 in der zynischen Nachkriegssatire A Foreign Affair zusammengearbeitet, woraus eine lang anhaltende Freundschaft geworden war. Mit Mitte Fünfzig war die sehr wählerische Schauspielerin praktisch im Film-Ruhestand und hatte sich ganz auf ihre Karriere als Sängerin und Entertainerin konzentriert - sie stand lieber auf der Bühne als vor der Kamera und nur noch wenige Regisseure konnten sie für eine Rückkehr auf die Leinwand begeistern. Die Tatsache, daß sie selbst Billy Wilder um die Inszenierung von Witness for the Prosecution gebeten hatte, war eine ihrer höchsten Anerkennungen und die undurchsichtige, eiskalte Christine Helm entwickelte sich zu ihrer letzten großen Kinorolle. Durch die Ähnlichkeit des Charakters zu ihrem früheren Auftritt in A Foreign Affair wirkte der Charakter wie ein Geschenk Billy Wilders an eine gute Freundin, war aber gleichzeitig auch eine meisterhafte Darstellung einer fast undankbaren Figur.

Ein zweiter Glücksfall war Charles Laughton, mit dem Billy Wilder schon lange zusammenarbeiten wollte, aber nie dazu die Gelegenheit bekam. Laughton war nach einer langen Karriere, die in den zwanziger Jahren in England begonnen und ihn schnell nach Amerika gebracht hatte, zu einem der gefragtesten Schauspielern Hollywoods geworden - ausnahmsweise nicht wegen seines besonders guten Aussehens, sondern wegen seinen brillianten schauspielerischen Fähigkeiten und seinem unverwechselbaren charakteristischen Aussehen. Laughton war genauso wie Marlene Dietrich auf seine alten Tage sehr wählerisch geworden und hatte sich Mitte der fünfziger Jahre eine Schauspiel-Auszeit genommen, um den Psychothriller The Night of the Hunter zu inszenieren - nur ein Regisseur wie Billy Wilder konnte ihn noch einmal vor die Kamera zurückholen.

Tatsächlich kam für den Filmemacher nur Charles Laughton für die Rolle des grantigen Rechsanwalts Sir Wildfrid Robarts in Frage und es schien, als ob sogar Agatha Christie den Charakter mit ihm im Sinn geschrieben hatte. Auf dem Broadway hatte Francis L. Sullivan, ein guter Freund von Agatha Christie, die Rolle gespielt und dafürn einen Tony Award gewonnen, aber der Schauspieler war 1956 unerwartet verstorben, tragischerweise kurz nachdem die Verfilmung ins Rollen gekommen war. Charles Laughton erwies sich aber als eine formidable Inkarnation von Sir Wilfrid und war praktisch eine Naturgewalt auf der Leinwand. Seine gleichermaßen intensive, dramatische und humorvolle Darstellung war das Herzstück des Films.

Zwar wurde die Wilder-Fassung von Witness for the Prosecution von Charles Laughton und Marlene Dietrich dominiert, aber die Rolle des mordverdächtigen Leonard Vole war trotzdem nicht zu unterschätzen. Ursprünglich wollte Billy Wilder die Rolle an seinen alten Freund William Holden vergeben, mit dem er zuvor schon drei Filme gedreht hatte, aber er war mit The Bridge on the River Kwai beschäftigt. Stattdessen konnte Wilder aber eine echte Hollywood-Legende gewinnen: Tyrone Power, der als Held von unzähligen Mantel-und-Degen-Abenteuern und Piratenfilmen in den dreißiger und vierziger Jahren ein großer Hollywood-Star geworden war, aber inzwischen mit Mitte 40 einen Knick in seiner Karriere hatte. Beinahe hätte der Schauspieler die Rolle abgelehnt und Billy Wilder hätte das Projekt fallenlassen, aber das Studio hatte ihn mit einem lukrativen finanziellen Deal dennoch überzeugen können.

Letztendlich war Tyrone Power aber doch an seiner Rolle in Witness for the Prosecution interessiert, weil sie so völlig anders war als viele seiner früheren Stereotypen. Für die Darstellung des ahnungslosen, naiven und nicht mehr ganz jungen Manns war der Schauspieler eine perfekte Wahl und spielte seine Rolle mit einer für ihn erstaunlichen Reserviertheit - fernab von seinem Swashbuckler-Image hatte Tyrone Power auf gelungene Art einen beinahe gewöhnlichen Durchschnittsmenschen gespielt. Tragischerweise war es seine letzte Rolle, denn während der Dreharbeiten an seinem nächsten Film Solomon and Sheeba, starb er mit nur 44 Jahren unerwartet an einem schweren Herzinfarkt. In diesem Film wurde er schließlich durch Yul Brynner ersetzt, aber Witness for the Prosecution wurde posthum zu Tyrone Powers berühmtesten Rolle.

Billy Wilder hatte die meisten Dialoge von Agatha Christies Bühnenvorlage fast unverändert übernommen und nur wenig dazugeschrieben oder verändert, aber da das Original an nur zwei Schauplätzen, der Kanzlei von Sir Wilfried und dem Gerichtssaal spielte, war eine Ausweitung des Szenarios notwendig. Um den Rahmen der Geschichte zu erweitern und gleichzeitig der Vorlage treu zu bleiben, hatte Wilder hauptsächlich einige im Theaterstück nur im Dialog erzählten Rückblenden komplett inszeniert. Neben der Begegnung des Verdächtigen mit dem Mordopfer gehörte dazu ein Rückblick in das Berlin von 1945, was Billy Wilder ausführlich dazu genutzt hatte, Marlene Dietrich ganz in ihrem Element in Szene zu setzen. In einer teuren und aufwendigen Sequenz mit einem riesigen Set und vielen Komparsen ließ der Regisseur "Die Dietrich" als Sängerin auftreten, fast genauso wie in A Foreign Affair und praktisch als Hommage auf ihre ähnlichen früheren Rollen in den dreißiger und vierziger Jahren.

Während diese Szenen hauptsächlich auf Elementen aus dem Stück basierten, hatte sich Billy Wilder aber auch dazu hinreißen lassen, noch einen ganz für ihn typischen Subplot hinzuzufügen. Charles Laughtons Rolle mußte unbedingt noch weiter ausgebaut werden, da sein Charakter im Bühnenstück mehr oder weniger einfach nur ein Rechtsanwalt ohne weiteren Hintergrund war. Genau das wollte Wilder ändern und begann den Film mit einer kleinen Geschichte um Sir Wilfrid, der nach einem Herzinfarkt und einem Krankenhausaufenthalt geschwächt wieder in seine Kanzlei zurückkehrt, aber eigentlich gar keine aufregenden Kriminalfälle annehmen soll. Dieser Subplot war eine wundervolle Gelegenheit um Sir Wilfrids Krankenschwester mit Laughtons Frau Elsa Lanchester zu besetzen und den beiden einige genüßliche Wortgefechte in den Mund zu legen. Mit dem Beginn der eigentlichen Handlung wurde diese eigentlich völlig irrelevante Geschichte aber nicht einfach beiseite gelegt, sondern praktisch zum Gerüst für den ganzen Film gemacht, der von kleinen Wilder-Ideen nur so durchzogen ist.

Ursprünglich hatte Billy Wilder geplant, Witness for the Prosecution in England zu drehen, aber letztendlich wurden nur eine handvoll Außenaufnahmen dort aufgenommen und der Rest in den MGM-Studios in Hollywood gedreht. Damit das nicht auffiel und eine urbritische Atmosphäre gewahrt werden konnte, hatte sich der Regisseur an den ungarischstämmigen Produktionsdesigner Alexandre Trauner gewandt, dem er schon die Gestaltung seines vorherigen, in Paris gedrehten Films Love in the Afternoon anvertraut hatte. Witness for the Prosecution hatte zwar nur eine kleine handvoll Schauplätze, die aber eine enorme Arbeit erforderten: Trauner baute nicht nur eine originalgetreue Reproduktion des berühmten Old Baileynach , sondern auch eine gemütliche Kanzlei für Sir Wilfried, einen Nachtclub im zerbombten Nachkriegs-Berlin und eine ganze Londoner Bahnstation. Gedreht in stimmungsvollem Schwarzweiß sorgte Trauners Gestaltung und die sorgfältige Kameraführung von Russell Harlan dafür, daß kein Zweifel am Handlungsort der Geschichte bestand, auch wenn der Film im sonnigen Kalifornien anstatt im verregneten London entstanden war.

Musik war für Witness of the Prosecution als stark dialoglastige Inszenierung weniger wichtig und beschränkte sich im Prinzip auf ein einfaches Titelthema und eine musikalische Begleitung der Rückblenden sowie einiger kurzer Cues, die von dem Jazz-Violinist und Komponisten Matty Malneck komponiert wurden, aber nicht besonders originell waren. Für Marlene Dietrichs Gesangs-Auftritt wurde dafür keiner ihrer altbekannten Songs eingesetzt, sondern ein ganz neues Stück namens I May Never Go Home Anymore geschrieben, dessen Herkunft etwas nebulös war. Tatsächlich handelte es sich um eine von Jack Brooks ins Englische übertragene Version des Gassenhauers Auf der Reeperbahn Nachts Um Halb Eins des 1940 verstorbenen deutschen Schauspielers und Liedermachers Ralph Arthur Roberts, der 1954 im gleichnamigen Film mit Hans Albers und Heinz Rühmann bekannt wurde. Wie dieses Lied drei Jahre später den Weg in ein amerikanisches Gerichtsdrama gefunden hat, ist allerdings nicht überliefert worden.

Obwohl das Theaterstück am Broadway zwischen 1954 und 1956 mit fast 650 Vorstellungen gelaufen war, hatte sich es Billy Wilder zur Aufgabe gemacht, das überraschende Ende der Geschichte (das auch in diesem Text nicht verraten wird) so geheim wie nur möglich zu halten. Alle, die das Filmset besuchten, mußte eine Erklärung unterschreiben, daß sie die Auflösung auf keinen Fall verraten dürften und sogar die Schauspieler bekamen die letzten Seiten des Drehbuchs erst in allerletzter Minute ausgehändigt. Auch bei den Previews mußten die Zuschauer einwilligen, nichts zu verraten und der Abspann des Films wurde mit einem Voiceover unterlegt, in dem darum gebeten wurde, den Schluß niemandem zu verraten.

Ob diese Strategie letztendlich für den großen Erfolg des Films verantwortlich war, ist nicht überliefert - aber Witness for the Prosecution wurde ein Kassenschlager und konnte nicht nur mehr als das dreifache seiner damals recht hohen Produktionskosten von drei Millionen Dollar wieder einspielen. Da der Film im Herbst 1957 gedreht worden war, aber unbedingt noch vor Ende des Jahres in den USA gezeigt werden mußte, um sich für die Oscar-Verleihungen im nächsten Frühjahr zu qualifizieren, wurde Witness for the Prosecution zuerst in Los Angeles in die Kinos gebracht - die offizielle Weltpremiere fand aber erst Ende Januar 1958 in London statt und erst ab Februar kam der Film weltweit in alle Kinos. In Deutschland war er als Zeugin der Anklage in einer sorgfältigen Synchronfassung, aber mit einem ungünstigen Titel, der schon zuviel von der Handlung verriet, schon ab Februar 1958 zu sehen.

Witness for the Prosecution ging 1958 bei den Oscars enttäuschenderweise leer aus, wurde aber dennoch von den Kritikern zurecht in höchsten Tönen gelobt. Billy Wilder hatte das schon damals überstrapazierte Genre des Gerichtsdramas mit einem brillianten Drehbuch und wundervollen Schauspielern aufgefrischt und so ein Kriminaldrama mit humoristischen Untertönen geschaffen, das gleichzeitig Agatha Christies unvergleichlichen Stil erhielt. Es war nicht nur einer von Billy Wilders besten Filmen, sondern auch eine der besten Agatha-Christie-Adaptionen der damaligen Zeit, die nie wieder übertroffen wurde.

Die DVD

Witness for the Prosecution war bereits 2001 in den USA als DVD von MGM erschienen - leider in einer Zeit, in der das Studio bei Filmen im 1.66:1-Format noch nicht auf anamorphe Codierung gesetzt hatte. Auch die erst 2004 erschienene europäische PAL-DVD hat nur ein nicht-anamorphes Bild, aber den Umständen entsprechend ist die Bildqualität einigermaßen akzeptabel. Absolut inakzeptabel ist aber das weltweit identische Cover, das nicht nur mit einem entsetzlichen Design erschreckt, sondern auch den wichtigsten Hauptdarsteller einfach unterschlägt.

Leider hat MGM diesem Klassiker überhaupt keine Extras gegönnt, die hier rezensierte deutsche DVD enthält noch nicht einmal einen Trailer, geschweige denn vernünftige Menüs mit einer Kapitelauswahl. Die Erstauflage von 2004 ist inzwischen vergriffen, aber die exakt gleiche DVD wird seit 2008 mit einem geänderten Cover im Rahmen der United Artists 90th Anniversary Edition verkauft.

Bild

Im Jahr 2004 noch eine nicht-anamorphe DVD eines 1.66:1-Widescreen-Films zu veröffentlichen, war schon eine Unverschämtheit, aber leider scheint MGM damals keine 16:9-Abtastung des Films gehabt zu haben. Tatsächlich ist die Bildqualität aber gar nicht schlecht, denn MGM scheint für die US-DVD von 2001 kein altes Laserdisc-Master recycelt zu haben, sondern einen neuen Transfer gemacht.

Rein technisch ist die Abtastung überraschend gut gelungen und hat ein erstaunlich stabiles Bild zu bieten, bei dem es nur an der Nachbearbeitung fehlt. Die Schärfe ist für einen nicht-anamorphen Transfer akzeptabel, könnte aber besser sein und erreicht nicht die Detailtreue, die eigentlich in der Filmvorlage stecken sollte. Die Filmkörnigkeit wird größtenteils von der nicht optimalen Schärfe verschluckt, aber gleichzeitig macht das Bild auch keinen übermäßig gefilterten Eindruck. Der Bildstand ist völlig ruhig und nur ganz selten macht sich ein ganz leichtes Flattern bemerkbar.

Die Filmvorlage war auch in einem relativ guten Zustand, hat aber einige Imperfektionen, die leider nicht digital entfernt wurden. Obwohl das Bild über weite Strecken sauber aussieht, machen sich an vielen Stellen kleinere Verschmutzungen sichtbar, die jedoch fast alle weiß sind und offenbar mit der recht gründlichen physikalischen Reinigung des Filmmaterials nicht beseitigt werden konnten. Ganz selten machen sich einzelne Laufstreifen bemerkbar und einmal ist auch eine Aktwechselmarkierung zu sehen, aber insgesamt ist das Bild für eine völlig unrestaurierte Abtastung trotzdem ganz gut anschaubar.

Retten tut diese DVD aber der Umstand, daß der Transfer wie manche andere Letterbox-Abtastungen von frühen MGM-DVDs keinen typischen Video-Look hat, sondern noch nach einer richtigen Filmprojektion aussieht. Trotzdem hat Witness for the Prosecution dringend eine optische Generalüberholung verdient.

Ton

Auch bei den Tonspuren gibt es keine große Überraschung, denn MGM hatte sich keine wirklich große Mühe mit der Überarbeitung gegeben.

Die englische Ton hat mit dem typischen Klang einer alten Lichttonspur zu kämpfen, denn leider wurde deutlich hörbar kein Magnetton-Master verwendet. So sind Dynamik und Frequenzgang stark eingeschränkt und zwar noch nicht auf Telefonhörer-Niveau, aber doch auf einem ungewöhnlich schlechten Niveau. Zwar halten sich Verzerrungen in Grenzen und es ist auch kaum Rauschen und überhaupt kein Knistern zu hören, allerdings wurde die Tonspur auch sehr stark gefiltert, was zu einem deutlich blechernen und gedrückten Klang geführt hat. Die Dialoge sind zwar einwandfrei verständlich, aber insgesamt hätte diese Tonspur viel besser klingen können.

Die deutsche Tonspur ist eine große Überraschung, denn der Klang ist erstaunlicherweise viel besser als bei der englischen Fassung. Zwar ist die Dynamik auch stark eingeschränkt, aber der bessere Frequenzgang macht dies mit einem volleren Klang wieder wett. Allerdings rauscht die deutsche Fassung sehr stark, weil auf einen starken Filter völlig verzichtet wurde - dafür hört sich der Ton dann auch nicht so muffelig an, hat aber auch keine starken Verzerrungen oder Störungen. Die italienische, französischen und spanischen Tonspuren klingen dagegen weitaus schlechter und wurden anscheinend gar nicht nachbearbeitet.

Es befinden sich zwar englische Untertitel und fünf weitere Sprachen auf der DVD, aber erstaunlicherweise hat MGM ausgerechnet die deutschen Untertitel eingespart.

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