From Russia with Love
Cover

4.9.2002

JAMES BOND #2

Titel From Russia with Love (Liebesgrüße aus Moskau)
Studio United Artists / EON (1963)
Hersteller MGM Home Video (2000)
DVD-Typ 9 (7,67 GB) Bitrate ø 6,43 max. 8,5
Laufzeit 110 Minuten Kapitel 32
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Amaray I
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.78:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kb/s Englisch, Deutsch, Spanisch, Kommentar
Untertitel Englisch, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch, Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Finnisch, Polnisch
Freigabe FSK 16
Extras • Audio-Kommentar des Regisseurs
• Fotogalerie mit Textpassagen
• Verschiedene Trailer
• Special - Inside "From Russia with Love"
• Harry-Saltzman-Special
• 8-Seitiges Booklet mit Hintergrund-Informationen

Allgemeines

Schon während der Dreharbeiten zum ersten James-Bond-Film Dr. No war sicher, daß noch weitere Filme gedreht werden würden. Aber welche? Die Produzenten Albert Broccoli und Harry Saltzman konnten zwischen einigen Romanvorlagen von Ian Fleming wählen, aber was schließlich From Russia with Love zum Hauptkandidaten für den neuen Bond-Film von 1963 gemacht hat, war wohl der Umstand daß dieser Roman 1961 in einer Liste von US-Präsident Kennedys zehn Lieblingsbüchern auftauchte.

Die selbsternannte internationale Terrororganisation Phantom, an der Spitze ein mysteriöser Bösewicht, der später einmal den Namen Blofeld erhalten wird, möchte eine russische Dechiffriermaschine stibitzen. Statt die dreckige Arbeit selbst zu machen, wird dem britischen Geheimdienst eine Nachricht zugespielt, daß eine Angestellte in der russischen Botschaft in Istanbul sich in das Bild von niemand geringerem als James Bond verliebt hätte. Bond trifft sich in der Türkei mit Tatiana Romanowa (Daniela Bianchi), die aber von der russischen Geheimdienstchefin Rosa Klebb (Lotte Lenya), die eigentlich für Phantom arbeitet, vorbereitet wurde. Mit Hilfe von Tatiana und dem lokalen Verbündeten Kerim Bay (Pedro Armendariz) stiehlt Bond die Dechiffriermaschine und wird nicht nur vom russischen Geheimdienst, sondern auch von Phantom verfolgt, die es beide auf die Dechiffriermaschine abgesehen haben. Wie es sich für einen waschechten Bond-Film gehört, verliebt sich Tatiana natürlich auch noch in den Geheimagenten ihrer Majestät. Auf der Flucht kommt es im Orientexpress zu einer Begegnung mit einem angeblichen britischen Geheimagenten (Robert Shaw), der in Wahrheit ein von Rosa Klebb angeheuerter Killer ist...

From Russia with Love bietet einen Plot, der von der simplen Geschichte von Dr. No nicht weiter hätte entfernt sein können. Zum ersten Mal rückt die Verbrecherorganisation Phantom ins Rampenlicht und damit einer der berühmtesten Bond-Bösewichter schlechthin: Blofeld, der aber bis You only live twice noch namenlos bleiben wird, sein Markenzeichen (die weiße Perserkatze mit den verschiedenfarbigen Augen) aber jetzt schon erhält. Der "Gadgetmaster" Q ist das erste Mal zu sehen - Desmond Llewlyn, der bis zu seinem Tod 2000 mit einer Ausnahme in allen weiteren Bond-Filmen zu sehen ist, geriet nur durch Zufall an die Rolle, weil der eigentlich dafür vorgesehene Schauspieler krank wurde. Auch die Musik machte eine wichtige Veränderung durch: es ist zwar noch kein richtiger Titelsong zu hören (der läuft im Abspann, im Vorspann gibts nur eine Instrumental-Version), aber zum ersten Mal komponierte John Barry die Filmmusik. Auch eine Premiere war der "Pre-Credits-Teaser", das Stück Geschichte vor dem Vorspann, das auch in die Filmgeschichte eingehen sollte. Ken Adam, der die brillianten Sets von Dr. No gestaltete, war mit Stanley Kubricks Dr. Strangelove beschäftigt, und so mußte Art Director Syd Caine einspringen, der aber dem Stil treu blieb. Auch Maurice Binder, Designer des Vorspanns von Dr. No und der Erfinder des Gunbarrel-Logos, war nicht verfügbar. Trotzdem begann sich der klassische Bond-Film in From Russia with Love allmählich zu formieren.

Albert Broccoli und Harry Saltzman hatten das Glück, eine nach dem ersten Bond-Film gut eingespielte Crew, einen fähigen Regisseur, ein verdoppeltes Budget und vor allen Dingen mit Sean Connery einen erfolgreichen Hauptdarsteller zu haben. Doch die Produktion von From Russia with Love verläuft nicht so glatt wie geplant - das Script wird noch während den Dreharbeiten mehrfach umgeschrieben und Pedro Armendariz tragische Erkrankung machte es nötig, den Drehplan nach seinen eigenen Wünschen so einzurichten, daß er unter großen Schmerzen, aber mit eisernem Willen seine Szenen drehen konnte. Die Dreharbeiten gehen ohne ihn weiter, und die Crew ist schockiert als sie hören daß sich der unheilbar kranke Pedro Armendariz in einer Klinik in Los Angeles selbst das Leben genommen hat. Als die Dreharbeiten beendet sind, setzt Regisseur Terence Young alles auf den Editor Peter Hunt, um aus dem teilweise etwas holperingen vorhandenen Material einen fertigen Film zu schneiden - und findet für kniffelige Probleme innovative Lösungen. Trotz den Schwierigkeiten und Katastrophen bei den Dreharbeiten übersteigt From Russia with Love alle Erwartungen und wird ein riesiger Erfolg.

Die Special-Edition des zweiten James-Bond-Films From Russia with Love erschien im Sommer 2000 dank der unterschiedlichen Release-Reihenfolge ausnahmsweise in Deutschland knapp drei Monate früher als in den USA. Beide Versionen sind bis auf die offensichtlichen Unterschiede wie alle Bond-DVDs praktisch gleich ausgestattet. Das Bonusmaterial besteht im wesentlichen aus einer Kommentarspur, zwei Dokumentationen, einer Bildergallerie und einer Sammlung von Promotionmaterial - eine beeindruckende Sammlung, aber bei einer Bond-Special-Edition schon praktisch Standard.

Allerdings hat MGM wieder einmal Booklet und Cover mit Fehlern übersät. Neben einigen peinlichen Übersetzungsmacken ist diesmal die Laufzeit falsch mit 115 Minuten angegeben, was der Länge der US-Version entsprechen würde - die 4% schneller laufende PAL-Fassung ist nur 110 Minuten lang. Die Angabe des Bildformats wurde diesmal komplett weggelassen, und in den Credits stehen mysteriöserweise Joseph Wiseman und Jack Lord als Schauspieler auf dem Cover, was offenbar noch ein Cut&Paste-Rest der Dr. No-DVD ist. Die Disc selbst ist natürlich technisch perfekt, und abgesehen von diesen beinahe amüsanten Fehlern kann man diese DVD jedem Bond-Liebhaber wärmstens empfehlen.

Bild

Die Bildqualität ist etwa mit Dr. No vergleichbar, hat aber leider ein paar sichtbare Einschränkungen. Die Filmvorlage ist über weite Strecken sehr sauber, erschreckt dann aber manchmal mit einer Vielzahl von Dropouts, die vermehrt in Szenen mit optischen Tricks oder Rückprojektionen auftreten. Starke Beschädigungen oder Laufschrammen sind aber nicht zu sehen. Die Körnigkeit des Filmmaterials wurde aggressiv mit einem Rauschfilter bekämpft, so daß davon nur noch sehr wenig zu sehen ist. Dadurch hat die Schärfe starke Einbußen, überschreitet die die Grenze zur Matschigkeit jedoch nicht. In manchen Szenen sind jedoch so viele Details verschwommen, daß man sich fragt wieviel dort ohne den Rauschfilter sichtbar gewesen wäre. Die Farben sehen nicht immer ganz natürlich aus, aber wirken nicht verblaßt und werden sehr kräftig im typischen 60er-Jahre-Technicolor-Look wiedergegeben. Der Bildstand ist zufriedenstellend stabil, möglicherweise ist ein vorhandenes Ruckeln bei der sich sowieso ständig in Bewegung befindlichen Kamera gar nicht bemerkbar.
Der Transfer schneidet vom ursprünglichen Kinoformat 1,66:1 oben und unten etwas ab, um das 16:9-Frame komplett zu füllen. Das ist nicht weiter ärgerlich, denn die Bildkomposition sieht trotzdem korrekt aus - abgeschnittenen Köpfe hat man da nicht zu befürchten.
Die Unterschiede zur etwas besseren Qualität von Dr. No erklären sich möglicherweise dadurch, daß From Russia with Love schon 1998 mit einem THX-zertifizierten Transfer auf DVD erschien und damals andere Maßstäbe als später bei Dr. No gesetzt wurden. Trotz der kleinen Mankos hat MGM hier hervorragende Arbeit geleistet - dieser Transfer gliedert sich qualitätsmäßig nahtlos in die Bond-Special Editions ein.

Ton

Alle Tonspuren sind in Mono, auf einen Remix wurde offenbar wegen Mangel an passendem Quellmaterial verzichtet und stattdessen der Mono-Soundtrack so gut wie möglich aufpoliert. Und das mit Erfolg: für einen fast vierzig Jahre alten Film klingt die englische Originalfassung überraschend gut. Dialoge und Geräusche kommen kristallklar heraus, die Musik wartet mit einem satten Klang und überraschend guter Dynamik auf. Klirren oder Rauschen sind überhaupt nicht zu hören - diese Tonspur ist mit Würde gealtert und ein seltenes Exemplar der Gattung "exzellenter Mono-Soundtrack".
Leider kann man das nicht von den deutschen und spanischen Tonspuren behaupten, die so klingen als wären sie von einem Lichtton-Master kopiert worden. Die deutsche Fassung leidet unter hörbarem Rauschen und teilweise recht starkem Klirren bei höheren Frequenzen und hat außerdem einen deutlich schwächeren Baßanteil als die Originalfassung.

Menü & Specials

Ganz dem Titel entsprechend sind die Menüs schön Rot, verfehlen aber eigentlich das Thema, denn die Russen sind diesmal nicht wirklich die Bösewichte. Trotzdem macht das Design einiges her und wartet wie immer mit beeindruckenden Animationen auf.
From Russia with Love ist eine der wenigen deutschen Bond-DVDs, bei der etwas vom Bonusmaterial der US-Version eingespart wurde: es fehlt eine kurze Storyboard-Sequenz von der Boot-Szene.

Der Audiokommentar wurde aus vorhandenen Interviews, Kommentaren und anderem von der Ian Fleming Foundation zusammengestrickt und wird von John Cork zusammengehalten, der die einzelnen Bruchstücke einleitet und auch selbst einiges erzählt. Außer Regisseur Terence Young kommen viele Leute der Crew und auch einige Schauspieler zu Wort. Es wird für viel Abwechslung gesorgt - das was in dieser Kommentarspur zu hören ist, übersteigt den Inhalt der Dokumentationen um ein vielfaches. Obwohl nicht direkt szenenspezifisch, wurden die einzelnen Teile doch so angeordnet, daß sich oft ein Bezug zum laufenden Film bildet.

Inside From Russia with Love (34 Minuten) beginnt bei Ian Flemings Romanvorlage von 1957, endet bei der Filmpremiere 1963 und deckt so ziemlich jeden Aspekt der Dreharbeiten und Vorbereitungen ab - auch die tragischen Ereignisse wie ein Hubschrauberunfall, der fast Regisseur Terence Young das Leben gekostet hätte und Pedro Armendariz Erkrankung und Tod. Mit einem Kommentar von Patrick Macnee

Die zweite Dokumentation dieser DVD ist Harry Saltzman, Showman (27 Minuten), kommentiert von Marie Clairu, die sich ganz der einen Hälfte des Produzentengespanns widmet, das die Bond-Filme auf die Leinwand gebracht hat. In Interviews erinnern sich seine Familie und seine Freunde an sein Leben und an seine Zeit als Bond-Produzent. Harry Saltzman verkaufte 1975 wegen finanziellen Schwierigkeiten seinen Anteil an den Bond-Rechten und produzierte bis zu seinem Tod 1994 nur noch wenige Filme, brach aber den Kontakt zu seinen ehemaligen Partnern nie völlig ab - man war halt doch eine große Familie.

Auch eine Sammlung von filmhistorisch interessantem Promotionmaterial wurde auf dieser DVD nicht vergessen. Der dreieinhalbminütige Kinotrailer, sogar in anamorphem Originalformat und zwei zweiminütige Doublefeature-Trailer mit Dr. No und Thunderball sind dabei, sowie drei knapp einminütige Television Adverts und nochmal drei Radio Adverts. Alles ist natürlich mit entsprechendem Abstand zu genießen, da damals solche Trailer stilistisch noch völlig anders als heute gemacht wurden und jetzt teilweise unfreiwillig komisch wirken.

Abgerundet wird das Bonusmaterial mit einer ausführlichen Bildergallerie, die in sechzehn Gruppen unterteilt ist, die jeweils von einer kurzen Texttafel eingeleitet werden. Die gutsortierte Sammlung aus Produktionsfotos und Promotionmaterial ist in angenehmer Größe abgelegt worden und nicht ganz so klein wie auf der Dr. No-DVD.

Nicht zu vergessen ist natürlich das obligatorische Booklet mit einer ausführlichen Einleitung und einigen ausgewählten Produktionsnotizen. Zwar ist die deutsche Übersetzung wie immer etwas holperig, aber lesenswert ist es trotzdem.

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