Around the World in 80 Days
Cover

13.07.2003
[Update am 10.12.2006]

von Guido Bibra

Titel Around the World in 80 Days (In 80 Tagen um die Welt)
Studio NBC / Harmony Gold (1989)
Hersteller e-m-s (2006) EAN 4-020974-141222
DVD-Typ 18 (7,53 & 5.97 GB) Bitrate ø 5,55 max. 8,0
Laufzeit 89:45 / 87:03 / 91:30 Minuten Kapitel 12/Episode
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Superjewel
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Deutsch
Untertitel Deutsch
Freigabe FSK 6
Extras • Filmo- und Biografien der Darsteller
• Biographien der historischen Persönlichkeiten
• Reiseroute der Helden, unterlegt mit Ausschnitten aus Reisefilmen
• Dolby-Digital Trailer
• DVD-ROM-Teil mit PC-Spiel "Die total verrückte Ralley"
• Internetlinks zu Webcams entlang der Reiseroute

Die Serie

Die Romane von Jules Verne waren schon immer beliebte Vorlagen für Film- und Fernsehproduktionen aller Art, obwohl es sich keineswegs um einfach realisierbare Stoffe handelt. Besonders Vernes Weltreise-Geschichte In 80 Tagen um die Welt gehört zwar zu seinen bekannteren Werken, ist aber vergleichsweise wenig verfilmt worden - besonders nachdem Michael Todd 1956 den Roman zu einem spektakulären Kinofilm gemacht hatte, verloren andere Filmemacher schnell das Interesse an weiteren Verfilmungen und wandten sich lieber Jules Vernes anderen Werken zu.

Nach sporadischen Versuchen in den sechziger und siebziger Jahren die Geschichte unter anderem als Zeichentrickserie umzusetzen war das Interesse an In 80 Tagen um die Welt auch in den achtziger Jahren zuerst nur gering, bis durch Zufall zwei Projekte fast gleichzeitig begannen, die jedoch völlig verschieden waren. Ex-Python Michael Palin wandelte 1988 für seine erste Reisedokumentation auf den Pfaden von Phileas Fogg und schaffte es die Route tatsächlich in achtzig Tagen ohne Flugzeug zurückzulegen, während ein weiterer Ex-Monty-Python an einer neuen Verfilmung des Romans beteiligt war.

Für das amerikanische Fernsehen wurde Around the World in 80 Days 1988 als dreiteilige Miniserie mit einem Aufwand produziert, der fast schon auf Kinofilm-Niveau war. Während bei der Umsetzung des Stoffs genauso wie bei Michael Todds Version von 1956 wieder deutliche Freiheiten genommen wurden, traf die Besetzung den Nagel haargenau auf den Kopf: Als Phileas Fogg war Pierce Brosnan zu sehen, der gerade durch fünf Jahre Remington Steele zu einem großen Fernsehstar wurde und für Phileas Fogg genau der richtige Schauspieler war, der die stocksteife, unterkühlte britische Art hervorragend herüberbringen konnte.

Statt Foggs Diener und Reisebegleiter Passepartout mit einem Franzosen zu besetzen, wurde eine ungewöhnliche Wahl getroffen: Eric Idle, wie Michael Palin auch (ehemaliges) Mitglied der britischen Komikergruppe Monty Python, schlüpfte in die Rolle von Passepartout und legte sich einen nicht ganz richtigen, aber auch nicht ganz falschen französischen Akzent zu, den er schon früher im Flying Circus in diversen Sketchen ausprobiert hatte. Idle spielt Passepartout nicht so übertrieben wie man es dem Komiker eigentlich zugetraut hätte, sondern orientierte sich mehr an der schelmischen Art des mexikanischen Schauspielers Cantinflas, der die Rolle in Mike Todds Version gespielt hatte.

Prinzession Aouda, die in Michael Todds Version der Geschichte eine fast ausschließlich passive Rolle hat, ist in dieser Version der Geschichte wie im Buch Teil eines romantische und auch ganz amüsanten Subplots, in der sie versucht die britische Reservierheit von Phileas Fogg zu durchbrechen. Die englische-chinesische Schauspielerin Julia Nickson schafft es der Rolle viel Eleganz, aber auch Selbstbewußtsein zu verleihen und sogar die romantische Beziehung zu Pierce Brosnans Phileas Fogg wirkt nicht so aufgesetzt wie man vermuten könnte. Bemerkenswert ist hier, daß der sonst immer sehr nebensächliche Charakter in den Vordergrund gerückt und sehr lebendig gemacht wurde.

Bei der Besetzung der Nebenrollen hielt sich die Fernsehserie deutlich an das Vorbild von 1956 und brachte viele bekannte Stars ins Spiel. Einer davon war Peter Ustinov, der zuvor schon mehrmals Agatha Christies Hercule Poirot gespielt hatte und nun die Rolle von Wilbur Fix übernahm, dem Detektiv den die Bank auf die Spur von Phileas Fogg ansetzt. Ustinov hatte besonderen Spaß daran, Fix als urbritischen Tolpatsch darzustellen - eine Interpretation die nicht gerade Vernes' ursprünglicher Idee des Charakter entsprach, aber eine richtige Spezialität des Schauspielers war und auch gewisse ähnlichkeiten mit typischen viktorianischen Detektiven und Polizisten hatte.

Die weiteren Nebencharaktere wurden nur teilweise mit bekannten Schauspielern besetzt, aber die Tradition der Cameos wie in der 1956er-Version wurde auch hier wieder ausführlich gepflegt und sogar Verbindungen zum Original konnten geschaffen werden: Robert Morley ist in einer seiner letzten Filmauftritte in fast der gleichen Rolle zu sehen, die er schon über dreißig Jahre zuvor gespielt hatte. Die anderen Reformclub-Mitglieder wurden zwar umbesetzt, aber trotzdem von einigen bekannten Schauspielern gespielt, darunter Christopher Lee, Patrick Macnee, John Mills und Roddy McDowall. In anderen kleinen Rollen verstreut durch die ganze Serie sind Schauspieler-Veteranen wie Jack Klugman, Henry Gibson, Lee Remick und John Hillerman als erinnerungswürdige Charaktere zu sehen.

Weil eine wirklich originalgetreue Verfilmung von Jules Vernes Roman jedes Budget sprengen würde und gerade bei einer Fernsehproduktion mehr aufs Geld geachtet werden mußte, wurde zwar die grundlegende Handlung und die wichtigsten Elemente beibehalten, aber eine teils völlig andere Geschichte erfunden die nur wenig mit dem Original zu tun hatte. Drehbuchautor John Gay sorgte aber dafür, daß die neu erdachten Teile der Geschichte wenigstens die Atmosphäre von Jules Verne erhielten, obwohl die Reiseroute erheblich von der Vorlage und auch von der Filmversion von 1956 abwichen. Auch einige der Charaktere, die Phileas Fogg auf seiner Reise begegnet, wurden durch heute bekannte Persönlichkeiten ersetzt und manche wurden auch hinzugefügt - Fogg begegnet in John Gay's Version zum Beispiel Sarah Bernardt und duelliert sich auf seiner Zugreise in den USA mit Jesse James. Diese Änderungen wirken manchmal etwas aufgesetzt, schaden der Story aber im Prinzip nicht.

Inszeniert wurde die Serie von Buzz Kulik, einem Fernsehregisseur-Veteranen, der seit den fünfziger Jahren TV-Serien und Filme aller Art gedreht hatte. Around the World in 80 Days war eine seiner letzten Produktionen und man merkt, daß sich Kulik viel Mühe gegeben hat das Drehbuch stimmungsvoll in Szene zu setzen - die Größe der Inszenierung läßt trotz des Fernseh-Bildformats mehr an einen richtigen Kinofilm erinnern und man wundert sich, was aus der Serie geworden wäre, wenn sich ein großes Hollywood-Studio statt nur einem Kabelsender für sie interessiert hätte.

Die Dreharbeiten konnten natürlich nicht an den Originalschauplätzen stattfinden, aber es wurden trotzdem aufwendige Außenaufnahmen in England, Hongkong, Macau, Thailand und Jugoslawien gemacht, die für die zahlreichen Schauplätze von Phileas Foggs Reise Paten stehen mußten. Auf die Reisekatalog-artigen Sequenzen von Michael Todds Version wurde hier größtenteils Verzichtet und die dadurch freigewordene Zeit zum Erzählen der Geschichte verwendet, aber trotzdem bekommt man eine Menge abwechslungsreiche Szenerien zu sehen, die zwar nicht gerade zu dokumentarischen Zwecken taugen, aber immer noch überzeugend genug aussehen.

Eigentlich ist die TV-Verfilmung von Around the World in 80 Days mehr eine Neuinterpretation als ein Remake oder eine direkte Umsetzung, schafft es aber dank der brillianten Darsteller und der soliden Inszenierung die Atmosphäre von Jules Vernes Vorlage am besten von allen Versionen einzufangen. Das viereinhalbstündige, dreitiligen Format bot viel mehr Möglichkeiten zur Entwicklung der Geschichte und den Charakteren, ohne sich dabei mit unnötigen Elementen lange aufzuhalten. Dadurch ist der Unterhaltungs- und Spaßfaktor in dieser Version von Jules Vernes Geschichte besonders groß - auch wenn es "nur" eine Fernsehproduktion ist, verdient sie doch mittlerweile den Status eines Klassikers.

Die DVD

EMS hatte diese Miniserie schon 2000 in Deutschland als DVD veröffentlicht und dabei eigentlich ganz gute Arbeit geleistet, wenn nicht ein entsetzlich schlechtes Bild- und Tonmaster verwendet worden wäre. Inzwischen hat EMS diese alte Auflage gegen eine neue Version mit schickerer Verpackung und enorm verbesserter Bildqualität ersetzt, so daß man auch gebraucht diese Ausgabe auf keinen Fall in Betracht ziehen sollte.

Review: Neuauflage von Around the World in 80 Days

Cover

Bild

Die Bildqualität ist im Grunde genommen einer DVD nicht würdig, und würde es sich hierbei um einen Kinofilm handeln, würde ich diese Disc nicht einmal mit der Kneifzange anfassen. EMS hatte hier offenbar mit einem deutschen TV-Master gearbeitet, das von einer 16mm-Kopie der ursprünglichen 35mm-Produktion zu stammen scheint.

Die grobe Körnigkeit des Filmmaterials ist trotz eines Rauschfilters überall zu sehen, und eine nachträgliche Aufschärfung hat zahllose Doppelkanten hinterlassen - ob das eine Auswirkung der Nachbearbeitung für die DVD oder des MAZ-Masters ist, kann man allerdings nicht erkennen. Die Detailzeichnung ist gering und wird durch die Auflösung des Filmmaterials, deutlich sichbar durch die Körnigkeit, eingeschränkt. Die Farben werden jedoch einigermaßen gut und mit nur wenig Rauschen wiedergegeben, während sich Kontrast und Helligkeit manchmal von Szene zu Szene stark ändern und nie so richtig optimal ausbalanciert sind.

Daß diese entsetzliche Bildqualität eigentlich nicht sein mußte, zeigte EMS mit der Neuauflage dieser DVD, die ein viel besser aussehendes internationales Bildmaster verwendete.

Ton

Hier gibt es ebenfalls nichts spannendes zu berichten. Einfach als 2.0 angegeben, steckt hier natürlich nur eine Mono-Tonspur hinter, die sowohl auf deutsch als auch in der englischen Originalfassung ziemlich mieserabel klingt.

Hörbar eingeschränkter Frequenzumfang und eine Dynamik die von zwölf bis Mittag reicht, sind die üblichen Indikatoren für eine alte Fernsehsoundtrack. Leider sind davon in beiden Fassungen auch die Dialoge betroffen, die oft schwer verständlich sind, da der Ton bei beiden Versionen sehr dumpf ist. Außerdem ist die Synchronfassung sehr hölzern und keiner der Schauspieler hat seine bekannte Standardstimme, so daß man lieber auf die bessere Originalfassung zurückgreifen sollte - mit optionalen deutschen oder englischen Untertiteln, die EMS lobenswerterweise mit auf die DVD gepackt hat.

Bonusmaterial

Für eine alte TV-Serie noch vernünftiges Bonusmaterial zu bekommen, ist so gut wie unmöglich und EMS hat es auch nicht geschafft. Aber statt diese DVD völlig extralos zu lassen, sind hier wenigstens ein paar Alibi-Materialien dabei, die in einem recht schicken Menüdesign verpackt sind.

Die Reiseroute wird auf einer Landkarte in sieben Stops unterteilt, an denen man sich jeweils etwa drei Minuten Lange Videos anschauen kann, die zwar nur Reiseführer-Qualität haben und auf ein viertel Bildschirmgröße beschränkt sind, aber die Stimmung der Orte recht gut einfangen.

Das weitere Bonusmaterial besteht aus überraschend umfangreichen Texttafeln über die Schauspieler und die in der Serie auftretenden historischen Persönlichkeiten. Etwas ungewöhnlich ist, daß die Texte gleichzeitig auch vorgelesen werden. Völlig ohne Zusammenhang befinden sich auch noch vier Dolby-Digital-Trailer (Train, City, Egypt und Rain) auf der DVD.

Im DVD-ROM-Bereich befindet sich außerdem ein Computerspiel, das ich nicht ausprobiert habe. Die Weblinks entpuppen sich als inzwischen nicht mehr vorhanden - kein Wunder, denn innerhalb von zwei Jahren kann sich viel im Internet verschieben.


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