Apollo 13
Cover

5.5.2005 #327

Update am 7.10.2007
von Guido Bibra

Titel Apollo 13
Studio Universal / Imagine Entertainment (1995)
Hersteller Universal Home Entertainment (2005) EAN 4-030521-299320
DVD-Typ 9 (7,45 GB) Bitrate ø 7,38 max. 9,5
Laufzeit 134 Minuten Kapitel 57
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Amaray I
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 384 kb/s Englisch 2.0 Surround 192 kb/s Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Kommentar 1+2
Untertitel Englisch, Deutsch, Französisch, Tschechisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch, Holländisch, Norwegisch, Portugiesisch
Freigabe FSK 6
Extras • Kommentarspur von Regisseur Ron Howard
• Kommentarspur von Jim und Marilyn Lowell
• US-Kinotrailer
• Produktionsnotitzen
• Biographien : Besetzung & Regisseur

Der Film

Wenn die NASA Astronauten in den Weltraum schickt, gibt es meist nur zwei Möglichkeiten: entweder sie kommen heil auf die Erde zurück oder nicht, dazwischen gibt es kaum Spielraum. Eine große Ausnahme war der Flug von Apollo 13 , der trotz einer enormen Katastrophe die Astronauten wieder heil nach Hause brachte. Ein Jahr nach der ersten Mondlandung war das Interesse der Öffentlichkeit an Raumflügen auf dem Nullpunkt - hatte Apollo 12 mit der zweiten Landung auf dem Erdtrabanten noch etwas Aufmerksamkeit erweckt, war bei Apollo 13 kaum noch etwas davon zu spüren. Alles sah nach einer Routinemission aus, aber als auf dem halben Weg zum Mond die Worte "Houston, we have a Problem" über den Äther rauschten, war dies der Beginn einer der größten Katastrophen, aber auch der größten erfolgreichsten Rettungsaktion in der Geschichte der NASA.

 


Die Astronauten Jim Lovell, Fred Haise und Jack Swigert ahnten nichts böses, als sie gerade eine Fernsehübertragung beendet hatten und ein paar Routineoperationen durchführten. Als Jack Swigert einen Schalter umlegte, um die Sauerstofftanks durchzumischen, passierte es: nach einem großen Knall geriet das Raumschiff außer Kontrolle und die Bordelektronik fiel aus. Zuerst glaubte das Bodenteam in Houston unter der Leitung von Gene Kranz an einen Meßfehler, denn so viele Fehler gleichzeitig konnte man sich gar nicht vorstellen. Langsam, aber sicher wurde allen klar, daß die Mondlandung nicht mehr möglich war und die Rettung der Astronauten nur mit ganz viel Glück gelingen könnte..

Lange Zeit wurde der Flug von Apollo 13 zusammen mit Apollo 1 als das schwärzeste Kapitel der frühen amerikanischen Raumfahrt angesehen. Erst in den letzten zwanzig Jahren wurde in der Öffentlichkeit so richtig bekannt, daß die Apollo 13-Mission mitnitchten eine völlige Katastrophe war, sondern der NASA eine Menge an wichtiger Erfahrung eingebracht hat. Das wichtigste Ziel wurde trotz allem erreicht: die Astronauten lebendig wieder auf die Erde zurückzubekommen, was angesichts der Umstände schon eine unglaubliche Leistung von den Leuten im Kontrollzentrum und den Astronauten selbst war.

Die wahre Geschichte

Als Anfang der neunziger Jahre der ehemalige Apollo 13 -Kommandant Jim Lovell ankündigte, seiner Erlebnisse in einem Buch aufzuarbeiten, rissen sich die Filmstudios um die Rechte. 1994 erschien dann The Lost Moon - The Perilous Voyage of Apollo 13, die bisher beste Dokumentation der Ereignisse des verhängnisvollen Apollo-Flugs, geschrieben von Jim Lovell und Journalist Jeffrey Kluger. Die Filmrechte waren schon längst vergeben, als das Buch in den Handel kam - das Rennen hatten Produzent Brian Grazer und Regisseur Ron Howard mit ihrer 1986 gegründeten Produktionsfirma Imagine Entertainment gemacht.

Die Filmemacher hatten die Veröffentlichung von Jim Lovells Buch mit Spannung erwartet und waren überglücklich die Filmrechte für ihr Traumprojekt bekommen zu haben. Aber es gelang dem Regisseur-Produzenten-Team schon während den alllerersten Vorbereitungen noch viel mehr zu bekommen: mit der Versicherung keine actiongeladenes Fantasie-Produkt machen zu wollen und sich eng an die Fakten zu halten, sagten nicht nur Jim Lovell, sondern auch die NASA ihre Zusammenarbeit zu. Damit hatten Ron Howard und Brian Grazer die besten Vorraussetzungen für eine origiinalgetreue Verfilmung der Geschichte von Apollo 13 geschaffen.

Die Umsetzung

Das Drehbuch wurde von William Broyles und Al Reinert eng nach der Buchvorlage adaptiert. Es mußten zwar eine Menge Kürzungen und einige inhaltliche Änderungen gemacht werden, um die Geschichte in einem Format von etwa zwei Stunden unterbringen zu können. Alle Änderungen wurden jedoch in Einverständnis und in Zusammenarbeit mit Jim Lovell gemacht, der gerne bereit war den Autoren genügend erzählerischen Freiraum zu geben, aber dennoch darauf achtete, daß die Authenzität seiner Vorlage intakt blieb. Viele Dialoge wurden zudem von den Original-Funkmitschnitten der Apollo 13-Mission übernommen.

Das Ergebnis war ein Drehbuch, daß es hervorragend schaffte, die Quintessenz der Apollo 13 -Mission zusammenzufassen ohne den Eindruck zu erwecken Ereignisse einfach weggelassen zu haben. Überdurchschnittlich viele Dialoge und eine Handlung, die sich auf das Wesentliche beschränkt sind für einen modernn Kinofilm schon sehr erstaunlich, erwiesen sich hier aber als die genau richtige Kombination.

Die richtigen Gesichter

Jim Lovell meinte gegenüber Ron Howard und Brian Grazer schon ganz zu Anfang, daß er früher eine frappierende Ähnlichkeit zu Kevin Costner hatte - was nicht ganz von der Hand zu weisen war. Kevin Costner hatte jedoch nicht allzuviel Interesse an Apollo 13, aber es fand sich schnell eine Alternative: Tom Hanks outete sich als "Closet Astronaut", der schon seit seiner Kindheit Raumfahrt-besessen war und begeistert von der Idee war, Jim Lovell zu spielen. Hanks war aber nicht einfach nur eine Verlegenheitslösung, sondern eine perfekte Alternative, denn 1994 hatte er als Forrest Gump einen riesige Kinohit gelandet und sich zuvor in Philadelphia auch als ernsthafter Schauspieler etabliert.

Die Rollen von Jack Swigert und Fred Haise gingen an Kevin Bacon und Bill Paxton. Die beiden Schauspieler waren zwar keinen so großen Superstars wie Tom Hanks, aber erwiesen sich umso mehr geeignet für ihre Charaktere und wurden von Ron Howard und Brian Grazer persönlich ausgesucht. Ursprünglich war sogar vorgesehen alle drei Hauptrollen mit völlig unbekannten Schauspielern zu besetzen, was aber für die Publicity des Films gar nicht gut gewesen wäre.

Weitere Nebenrollen wurden ebenso sogfältig ausgesucht. Ed Harris, der schon 1981 in Philip Kaufmans The Right Stuff über die Mercury-Missionen den Astronauten John Glenn gespielt hatte, wurde hier zum Flugleiter befördert und bekam die Rolle von Gene Kranz. Gary Sinise, der zuvor zusammen mit Tom Hanks in Forrest Gump zu sehen war, spielt Ken Mattingly, den durch Masern am Boden gehaltenen Teamkollegen von Jim Lovell und Fred Haise. Kathleen Quinlan, eine gute Bekannte von Ron Howard aus früheren Schauspielertagen, spielte Marilyn Lovell.

Die Ähnlichkeiten der Schauspieler mit den realen Personen waren den Filmemachern nur in zweiter Linie wichtig, die Personen sollten nicht hundertprozenti imitiert werden, sonder nur annähernd dargestellt werden. Der richtige Tonfall, bestimmte Angewohnheiten und andere Details reichten für die Schuaspieler schon aus um ihre Charaktere nicht zu einem Spiegelbild, sondern einer ganz eigenen Interpretation der realen Person zu machen.

Echte Schwerelosigkeit Bevor die Dreharbeiten begannen, stellten die Filmemacher ihre Hauptdarsteller aber auf eine harte Probe: um sie wenigstens einmal dem Gefühl der Schwerelosigkeit auszusetzen, sollte ein Flug mit der KC-135 (eine umgebaute Boeing 707) der NASA gemacht werden, einem Flugzeug daß mit einem Parabol-Flug eine kurze Schwerelosigkeit von etwa 25 Sekunden ermöglicht. Ron Howard zwang seine Schauspieler zwar nicht zu diesem Flug, aber trotzdem zeigten alle den guten Willen und machten diese einmalige Gelegenheit mit.

Bei einem einmaligen Flug mit der KC-135 blieb es dann doch nicht, weil Steven Spielberg, ein guter Bekannter von den beiden Filmemachern sie auf die Idee brachte die Szenen mit Schwerelosigkeit gleich im Parabol-Flugzeug zu filmen, statt sie mühevoll im Studio zu simulieren. Die größte Frage war nicht, ob es möglich wäre einen Teil des Sets im Flugzeug nachzubauen, sondern ob die NASA überhaupt mitspielen würde, denn zu dieser Zeit gab es noch keine privaten Anbieter solcher Parabol-Flüge.

Erstaunlicherweise sagte die NASA zu und reservierte die KC-135 über einen Zeitraum von einem halben Jahr für die Produktion von Apollo 13. Fast sechshundert Mal wurden kurze Takes in Schwerelosigkeit gedreht, die später nahtlos mit den im Studio entstandenen Aufnahmen kombiniert wurden. Die Crew der KC-135 war von der Ausdauer der Filmemacher und Schauspieler begeistert - sie wurden anfänglich von den Profis für ein paar Hollywood-Warmduscher gehalten, aber nachdem sie länger als viele andere in dem auch als "Vomit Comet" bekannten Flugzeug aushielten, bekamen sie von den NASA-Leuten doch gebührenden Respekt.

Kulissen und Effekte

Die zwei Hauptkulissen, das Raumschiff und das Houstoner Kontrollzentrum, wurden so detailgenau nachgebaut, daß sogar die täglich bei den Dreharbeiten anwesenden technischen Berater der NASA absolut verblüfft waren und fast keinen Unterschied mehr zum Original feststellen konnten. Die Berater, darunter viele Mitarbeiter aus dem Kontrollzentrum und einige Apollo-Astronauten, wurden hauptsächlich eingeladen um auf die technische Genauigkeit des Films zu achten – wenn die Schauspieler Knöpfe drücken und Schalter umlegen mußten, sollten es exakt die richtigen sein.

Natürlich kam Apollo 13 auch nicht ohne Special-Effects aus, denn die Illusion sollte ja so perfekt wie möglich sein. Für den Start der Saturn V-Rakete und einige andere Einstellungen im Weltraum sollte zuerst Material aus den NASA-Archiven verwendet werden, was sich aber letztendlich als qualitativ zu schlecht für die große Kinoleinwand erwies. Stattdessen wurden die Startsequenz und viele andere Szenen komplett neu gedreht - oft noch mit traditioneller Modelltechnik, aber für viele Sequenzen wurden auch mit Computertechnik erstellt. Genauso wie die aufwendigen Kulissen wirkten diese Szenen so echt, daß sich sogar gestandene Astronauten von ihnen täuschen ließen.

Eine besondere Geschichte

Trotz der aufwendigen Effekte liegt bei Apollo 13 der Schwerpunkt deutlich auf dem Plot und den Schauspielern. Im Grunde genommen ist Apollo 13 fast ein Theaterstück, dessen Handlung größtenteils durch Dialoge angetrieben wird. Der Film nimmt sich ausführlich Zeit um die Vorgeschichte zu erzählen, aber sobald die drei Astronauten unterwegs sind, spielt sich die Handlung fast nur noch auf dem Raumschiff, in Houston und in der Lovellschen Wohnung ab. Ron Howard versteht es, die drei eng ineinader verzahnten Handlungsstränge zusammenzubringen und schaltet die Gänge perfekt, so daß kaum Langeweile für den Zuschauer aufkommt auch wenn man weiß wie die Story letztendlich ausgeht.

Für den europäischen Geschmack ist allerdings der Druck auf die Tränendrüse stellenweise etwas extrem, dafür verzichtet der Film aber auch auf übermäßigen Patriotismus und Heldenverehrung. Die drei Astronauten werden in Apollo 13 nicht als typische amerikanische Helden dargestellt, sondern nur als ganz normale Menschen, die sich in einer lebensbedrohlichen Situation zu helfen wissen mußten. Auch die Leute im Kontrollzentrum sind hier keine Übermenschen, sondern schwer arbeitende Wissenschaftler, die mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ihre Astronauten retten wollten.

Eine Weltraumoper?

Die musikalische Untermalung konnte eigentlich nur einer der drei großen "Weltraum"-Komponisten Jerry Goldsmith, John Williams und James Horner liefern. Die Filmemacher entschieden sich für letzteren - Horner hatte in den achtziger Jahren die grandiosen Soundtracks von Star Trek II und III komponiert, setzte aber für Apollo 13 weniger auf Bombastisches, sondern auf sanfte Sphärenklänge mit einem deutlich patriotisch-militärischen Unterton. Apollo 13 ist allerdings weitaus weniger musiklastig als andere Filme des Genres, und vielleicht hätte der Film auch ganz ohne Musik sehr gut funktioniert.

Geschmackssache ist die Verwendung von Annie Lennox als Sängerin, die die Melodie gelegentlich auf tragisch-dramatische Weise mitsäuselt, was sich zum Glück hauptsächlich auf den Abspann beschränkt. Mit den einfachen und zu oft wiederholten Melodiethemen, die vor allem durch den übermäßigen Trompeteneinsatz negativ auffallen, ist James Horners Apollo 13 -Score nicht die besondere Filmmusik, die der Film eigentlich verdient hätte. John Williams, Jerry Goldsmith oder sogar Alan Silvestri hätten sicher vielleicht eine viel abwechslungsreichere und nicht so furchtbar amerikanisch klingende Filmmusik komponieren und Apollo 13 zu einer Weltraumoper der klassischen Art machen können

Apollo 13 und danach

Apollo 13 ist eine hervorragend gelungene Mischung aus Spielfilm und Dokumentation, für die eigentlich nur das Prädikat Dokudrama in Frage kommt. Die Filmemacher und Schauspieler haben sich grosse Mühe gegeben den Film so authentisch wie möglich zu machen, was ohne die Unterstuetzung der NASA und den Astronauten kaum möglich gewesen wäre. Ron Howard, Brian Grazer und auch Tom Hanks haben sich mit Apollo 13 einen riesigen Traum erfüllt - bis in den Weltraum hatten sie es zwar nicht geschafft, aber die Dreharbeiten des Films müssen dem schon sehr nahe gekommen sein.

Obwohl Apollo 13 sicher kein durchschnittliches Popcorn-Kino ist und einen relativ hohen Anspruch hat, wurde der Film zu einem ganz beachtlichen Erfolg und schaffte es, das Interesse an der Raumfahrt-Vergangenheit der NASA wieder von neuem zu erwecken. The Right Stuff gelang dies in den achtziger Jahren nicht so recht, aber Apollo 13 konnte das Kinopublikum voll und ganz überzeugen. Der Film wurde für insgesamt neun Academy Awards nominiert, gewann aber nur in zwei technischen Kategorien - dafür gewann Apollo 13 aber auch viele andere Preise und wurde von den Kritikern mit Lob überschüttet.

Nachdem Ron Howard, Brian Grazer und Tom Hanks Kinogeschichte geschrieben hatten, gingen sie 1998 mit der für den US-Kabelsender HBO produzierte Miniserie From the Earth to the Moon auch die Mattscheibe erobern, in der in zwölf einstündigen Episoden die gesamte Geschichte des Apollo-Programms erzählt wurde. Viele aus dem Apollo 13 -Filmteam arbeiteten auch an der Serie mit, und auch einige der Nebendarsteller, hauptsächlich aus dem Kommandozentrum, waren auch dort wieder zu sehen.

Apollo 13 goes IMAX

Im Herbst 2002 erlebte Apollo 13 sieben Jahre nach dem ersten Kinostart noch ein kleines Revival, als eine speziell restaurierte Version auf den riesigen Leinwänden der IMAX-Kinos zu sehen war. Weil das 70mm-Format der IMAX-Kinos nur eine Laufzeit von knapp zwei Stunden hat, entschloß sich Regisseur Ron Howard eine um 24 Minuten gestraffte Version zu erstellen. Der IMAX-Cut von Apollo 13 ist nicht einfach nur eine willkürlich geschnittene Version, sondern ein gut durchdachter "Director's Cut", der die Handlung strafft und einige etwas kitschigere Momente wegläßt. Außerdem wurde das Bildformat für die höhere IMAX-Leinwand nicht seitlich beschnitten, sondern vertikal geöffnet, weil es das Super35-Filmformat ohne Bildverlust möglich machte. Dadurch ist die IMAX-Version sowohl inhaltlich als auch optisch eine völlig anderer Film als die ursprüngliche Kinofassung und soll sie nicht ersetzen, sondern nur eine Alternative sein.

Genauso wie From the Earth to the Moon und The Right Stuff gehört Apollo 13 zum Pflichtprogramm für Weltraum-Begeisterte und auch einfach nur für Filmfans, die eine unterhaltsame und packende Inszenierung zu schätzen wissen.

Die DVD

Im September 1999 wurde Apollo 13 erstmals in Deutschland als DVD veröffentlicht - bei dieser frühen DVD war besonders die Bildqualität enttäuschend, und zusammen mit der Tatsache daß die deutsche Tonspur nur in Dolby Surround vorlag und bis auf die Kommentarspuren die Extras der amerikanischen DVD einsparte lohnt sich diese Erstauflage, die teilweise auch heute noch im Handel erhältlich ist, absolut nicht und hatte schon damals die Bezeichnung Collector's Edition wirklich nicht verdient.

Diese DVD wurde inzwischen von einem im April 2005 in Deutschland erschienenen 2-Disc-Set abgelöst, das der ebenfalls zum gleichen Zeitpunkt neu veröffentlichten amerikanischen Anniversary Edition entspricht -allerdings wurde die IMAX-Version bei der neuen deutschen DVD weggelassen.

Weitere Reviews: Apollo 13 Anniversary Edition RC1

Bild

Schon 1999 bei der Erstveröffentlichung der deutschen Apollo 13-DVD war dieser Transfer eine große Enttäuschung. Zwar wurde der Film in Super35 gedreht, was aber noch lange keine Entschuldigung für ein so schlecht nachbearbeitetes Bild ist.  Universal hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Filmvorlage ordentlich zu säubern - es gibt kaum eine Szene in der kein Staubkorn oder Fussel sichtbar. Anscheinend wurde lediglich ein nicht allzu gut erhaltener Print als Quelle genommen, der auch noch eine extrem starke Filmkörnigkeit aufwies, die weit über das normale von Super35 gewöhnte Maß hinausgeht.

Auch nicht sonderlich bemerkenswert6 ist die Schärfe. Es wurde zwar extrem stark elektronisch nachgeholfen, aber mehr als Doppelkanten und andere unangenehme Nebenwirkungen hatte dies auch nicht zur Folge. Die stellenweise extreme Körnigkeit wurde zwar kaum gefiltert, sticht aber gerade durch den starken Schärfefilter noch umso mehr hervor. Die Farben sehen zwar relativ gut ausgeglichen aus, allerdings ist der Kontrast viel zu steil um wirklich natürlich zu wirken.

Die Bitrate ist durch die Länge des Films und die insgesamt sieben Tonspuren so gedrückt worden, daß nicht mehr viel für das Bild übrigbleibt. Daher hat die Kompression einige Schwierigkeiten mit dem körnigen, überschärften Bild, die sich hauptsächlich als deutliche Rauschmuster auf einfarbigen Flächen manifestieren und in dunklen Szenen öfter Farbverläufe  komplett zerlegt. Auch wenn man die Technik von 1999 bedenkt ist diese Abtastung nicht das, was man damals von Universal gewöhnt war. Der neue Transfer der Anniversary Edition zeigt, daß man auch mehr aus dem Material machen kann, aber die alte deutsche DVD von Apollo 13 ist nach wie vor eine große Enttäuschung und sollte deswegen unbedingt vermieden werden.

Ton

Die erste DVD-Veröffentlichung von Apollo 13 wurde gerne als Ton-Referenzdisc bezeichnet, aber heutzutage ist eine derartige Abmischung nichts wirklich besonderes mehr. Dennoch kann Apollo 13 mit einem sehr detaillierten Soundmix aufwarten, der zwar nicht immer heftig auf die Pauke haut, aber dafür sehr gut zum Film paßt. Die alte deutsche DVD enthält den englischen 5.1-Mix, der von der amerikanischen DVD wahrscheinlich übernommen wurde und hier lediglich mit 4% PAL-Speedup zu hören ist.

Der 5.1-Mix ist natürlich in der berühmten Raketen-Startsequenz am beeindruckensten (und am lautesten), aber auch im Rest des Films kann die Abmischung durchaus überzeugen. Die Surroundkanäle werden nicht nur in den lauten Szenen verwendet, sondern auch fast die ganze Zeit über für eine subtile Geräuschkulisse verwendet, die soch sowohl auf der vorderen als auch auf der hinteren Soundstage abspielt. Insbesondere die Umgebungsgeräusche im Kontrollzentrum und auf dem Raumschiff hören sich sehr realistisch an und binden den Zuschauer perfekt ins Geschehen ein.

Die letzten Lücken im Raumklang füllt natürlich die Filmmusik, die auch sehr breit abgemischt wurde und sich nahtlos auf alle Lautsprecher verteilt. Die Dialoge beschränken sich auf den mittleren Kanal, klingen aber trotzdem sehr natürlich und wurden gut in den Mix integriert. Die gesamte Tonspur hat einen sehr soliden, warmen und knackigen Klang, der den möglichen Frequenzbereich hörbar gut ausnutzt und auch gelegentlich Gebrauch vom Subwoofer macht.

Die deutsche Tonspur auf der alten RC2-Disc ist dagegen ein Treppenwitz - damals wurde versucht, soviele Sprachen wie nur möglich auf die DVD zu klatschen, wodurch alle anderen Tonspuren als die englische Fassung nur in 2.0 Surround draufgepaßt haben. Das Resultat ist eine äußerst pappig klingende deutsche Synchronfassung, die nicht einmal halb soviel Klangfülle und Surroundton wie die englische 5.1-Track bietet.

Bonusmaterial

Die alte deutsche Apollo 13-DVD wurde gegenüber ihrem amerikanischen Vorbild um sämtliche Dokumentationen erleichtert um neben der deutschen Synchronfassung auch noch drei andere Sprachen unterbringen zu können. Die einzigen Extras bestehen daher aus den zwei Audiokommentaren, die für sich zwar auch eine Menge Informationen bieten, aber im zusammenhang mit der Doku noch viel mehr Sinn machen würden.

Der Audiokommentar von Ron Howard gehört zu den besten seiner Klasse, denn hier erfährt man praktisch alles über die Entstehung von Apollo 13, was man sich nur denken kann. Der Regisseur macht sich auf der einen Seite große Mühe sehr szenenspezifisch von den Dreharbeiten zu berichten und besonders die in der KC-135 gedrehten Sequenzen von den Studioaufnahmen zu unterscheiden, macht aber dabei längst nicht halt und erzählt oft kleine Anekdoten vom Set und kommt auch oft auf die wissenschaftlichen Nachforschungen zu sprechen, die für die Authenzität des Films so wichtig waren. Insgesamt hört sich Ron Howard hier zwar sehr begeistert an, schafft es aber trotz viel Enthusiasmus immer noch sehr sachlich zu bleiben.

Der zweite Audiokommentar mit Jim und Marilyn Lovell ist nicht ganz so die Sensation, für die man ihn halten könnte. Zwar ist es zweifellos beeindruckend, den Apollo 13-Kommandanten und seine Frau persönlich erzählen zu hören, aber letztendlich kommt dabei nicht allzuviel heraus weil Jim Lovell nur halb so gesprächig ist wie Ron Howard und Marilyn Lovell leider nicht über das Image einer braven Hausfrau hinauskommt, die nur dann etwas sagt wenn sie ihrem Ehemann zustimmen kann. Zwar machen die beiden einen sehr sympathischen Eindruck, aber leider schauen sie lange Zeit nur den Film an und erzählen oft nur ganz offensichtliches – wirklich interessante Kommentare sind hier viel zu selten zu hören.

Der Trailer (2:27) ist in Fullframe mit schnödem Mono-Ton zu sehen, erweckt aber genau den richtigen Eindruck vom Film.

Die Production Notes geben einen kurzen Überblick über die Entstehung von Apollo 13 und wurden hier anscheinend hauptsächlich als Alibi-Ersatz für die aus Platzgründen gestrichene Dokumentation abgelegt.





 
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