Apollo 13 [Anniversary Edition]
Cover

5.5.2005 #328

Update am 7.10.2007
von Guido Bibra

Titel Apollo 13
Studio Universal / Imagine Entertainment (1995)
Hersteller Universal Home Entertainment (2005) EAN 0-25192-00232-8
DVD-Typ 2x9 (7.91 & 7.81 GB) Bitrate ø 5,78->8,0 | 6,35->9.0
Laufzeit 139:35 | 115:32 Kapitel 29
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I Doppel
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.35:1 | 1.78:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 384 kb/s Englisch, Französisch, Spanisch 2.0 Mono 192 kbit/s Kommentar 1 & 2
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA PG
Extras Disc One
• Lost Moon: The Triumph of Apollo 13
• Feature Commentary with Director Ron Howard
• Feature Commentary with Jim & Marilyn Lovell
• Production Notes
• Theatrical Trailer
Disc Two
Apollo 13 : The IMAX Experience Version
• Conquering Space: The Moon and Beyond
• Lucky 13: The Astronauts' Story

Der Film

Wenn die NASA Astronauten in den Weltraum schickt, gibt es meist nur zwei Möglichkeiten: entweder sie kommen heil auf die Erde zurück oder nicht, dazwischen gibt es kaum Spielraum. Eine große Ausnahme war der Flug von Apollo 13 , der trotz einer enormen Katastrophe die Astronauten wieder heil nach Hause brachte. Ein Jahr nach der ersten Mondlandung war das Interesse der Öffentlichkeit an Raumflügen auf dem Nullpunkt - hatte Apollo 12 mit der zweiten Landung auf dem Erdtrabanten noch etwas Aufmerksamkeit erweckt, war bei Apollo 13 kaum noch etwas davon zu spüren. Alles sah nach einer Routinemission aus, aber als auf dem halben Weg zum Mond die Worte "Houston, we have a Problem" über den Äther rauschten, war dies der Beginn einer der größten Katastrophen, aber auch der größten erfolgreichsten Rettungsaktion in der Geschichte der NASA.

 


Die Astronauten Jim Lovell, Fred Haise und Jack Swigert ahnten nichts böses, als sie gerade eine Fernsehübertragung beendet hatten und ein paar Routineoperationen durchführten. Als Jack Swigert einen Schalter umlegte, um die Sauerstofftanks durchzumischen, passierte es: nach einem großen Knall geriet das Raumschiff außer Kontrolle und die Bordelektronik fiel aus. Zuerst glaubte das Bodenteam in Houston unter der Leitung von Gene Kranz an einen Meßfehler, denn so viele Fehler gleichzeitig konnte man sich gar nicht vorstellen. Langsam, aber sicher wurde allen klar, daß die Mondlandung nicht mehr möglich war und die Rettung der Astronauten nur mit ganz viel Glück gelingen könnte..

Lange Zeit wurde der Flug von Apollo 13 zusammen mit Apollo 1 als das schwärzeste Kapitel der frühen amerikanischen Raumfahrt angesehen. Erst in den letzten zwanzig Jahren wurde in der Öffentlichkeit so richtig bekannt, daß die Apollo 13-Mission mitnitchten eine völlige Katastrophe war, sondern der NASA eine Menge an wichtiger Erfahrung eingebracht hat. Das wichtigste Ziel wurde trotz allem erreicht: die Astronauten lebendig wieder auf die Erde zurückzubekommen, was angesichts der Umstände schon eine unglaubliche Leistung von den Leuten im Kontrollzentrum und den Astronauten selbst war.

Die wahre Geschichte

Als Anfang der neunziger Jahre der ehemalige Apollo 13 -Kommandant Jim Lovell ankündigte, seiner Erlebnisse in einem Buch aufzuarbeiten, rissen sich die Filmstudios um die Rechte. 1994 erschien dann The Lost Moon - The Perilous Voyage of Apollo 13, die bisher beste Dokumentation der Ereignisse des verhängnisvollen Apollo-Flugs, geschrieben von Jim Lovell und Journalist Jeffrey Kluger. Die Filmrechte waren schon längst vergeben, als das Buch in den Handel kam - das Rennen hatten Produzent Brian Grazer und Regisseur Ron Howard mit ihrer 1986 gegründeten Produktionsfirma Imagine Entertainment gemacht.

Die Filmemacher hatten die Veröffentlichung von Jim Lovells Buch mit Spannung erwartet und waren überglücklich die Filmrechte für ihr Traumprojekt bekommen zu haben. Aber es gelang dem Regisseur-Produzenten-Team schon während den alllerersten Vorbereitungen noch viel mehr zu bekommen: mit der Versicherung keine actiongeladenes Fantasie-Produkt machen zu wollen und sich eng an die Fakten zu halten, sagten nicht nur Jim Lovell, sondern auch die NASA ihre Zusammenarbeit zu. Damit hatten Ron Howard und Brian Grazer die besten Vorraussetzungen für eine origiinalgetreue Verfilmung der Geschichte von Apollo 13 geschaffen.

Die Umsetzung

Das Drehbuch wurde von William Broyles und Al Reinert eng nach der Buchvorlage adaptiert. Es mußten zwar eine Menge Kürzungen und einige inhaltliche Änderungen gemacht werden, um die Geschichte in einem Format von etwa zwei Stunden unterbringen zu können. Alle Änderungen wurden jedoch in Einverständnis und in Zusammenarbeit mit Jim Lovell gemacht, der gerne bereit war den Autoren genügend erzählerischen Freiraum zu geben, aber dennoch darauf achtete, daß die Authenzität seiner Vorlage intakt blieb. Viele Dialoge wurden zudem von den Original-Funkmitschnitten der Apollo 13-Mission übernommen.

Das Ergebnis war ein Drehbuch, daß es hervorragend schaffte, die Quintessenz der Apollo 13 -Mission zusammenzufassen ohne den Eindruck zu erwecken Ereignisse einfach weggelassen zu haben. Überdurchschnittlich viele Dialoge und eine Handlung, die sich auf das Wesentliche beschränkt sind für einen modernn Kinofilm schon sehr erstaunlich, erwiesen sich hier aber als die genau richtige Kombination.

Die richtigen Gesichter

Jim Lovell meinte gegenüber Ron Howard und Brian Grazer schon ganz zu Anfang, daß er früher eine frappierende Ähnlichkeit zu Kevin Costner hatte - was nicht ganz von der Hand zu weisen war. Kevin Costner hatte jedoch nicht allzuviel Interesse an Apollo 13, aber es fand sich schnell eine Alternative: Tom Hanks outete sich als "Closet Astronaut", der schon seit seiner Kindheit Raumfahrt-besessen war und begeistert von der Idee war, Jim Lovell zu spielen. Hanks war aber nicht einfach nur eine Verlegenheitslösung, sondern eine perfekte Alternative, denn 1994 hatte er als Forrest Gump einen riesige Kinohit gelandet und sich zuvor in Philadelphia auch als ernsthafter Schauspieler etabliert.

Die Rollen von Jack Swigert und Fred Haise gingen an Kevin Bacon und Bill Paxton. Die beiden Schauspieler waren zwar keinen so großen Superstars wie Tom Hanks, aber erwiesen sich umso mehr geeignet für ihre Charaktere und wurden von Ron Howard und Brian Grazer persönlich ausgesucht. Ursprünglich war sogar vorgesehen alle drei Hauptrollen mit völlig unbekannten Schauspielern zu besetzen, was aber für die Publicity des Films gar nicht gut gewesen wäre.

Weitere Nebenrollen wurden ebenso sogfältig ausgesucht. Ed Harris, der schon 1981 in Philip Kaufmans The Right Stuff über die Mercury-Missionen den Astronauten John Glenn gespielt hatte, wurde hier zum Flugleiter befördert und bekam die Rolle von Gene Kranz. Gary Sinise, der zuvor zusammen mit Tom Hanks in Forrest Gump zu sehen war, spielt Ken Mattingly, den durch Masern am Boden gehaltenen Teamkollegen von Jim Lovell und Fred Haise. Kathleen Quinlan, eine gute Bekannte von Ron Howard aus früheren Schauspielertagen, spielte Marilyn Lovell.

Die Ähnlichkeiten der Schauspieler mit den realen Personen waren den Filmemachern nur in zweiter Linie wichtig, die Personen sollten nicht hundertprozenti imitiert werden, sonder nur annähernd dargestellt werden. Der richtige Tonfall, bestimmte Angewohnheiten und andere Details reichten für die Schuaspieler schon aus um ihre Charaktere nicht zu einem Spiegelbild, sondern einer ganz eigenen Interpretation der realen Person zu machen.

Echte Schwerelosigkeit Bevor die Dreharbeiten begannen, stellten die Filmemacher ihre Hauptdarsteller aber auf eine harte Probe: um sie wenigstens einmal dem Gefühl der Schwerelosigkeit auszusetzen, sollte ein Flug mit der KC-135 (eine umgebaute Boeing 707) der NASA gemacht werden, einem Flugzeug daß mit einem Parabol-Flug eine kurze Schwerelosigkeit von etwa 25 Sekunden ermöglicht. Ron Howard zwang seine Schauspieler zwar nicht zu diesem Flug, aber trotzdem zeigten alle den guten Willen und machten diese einmalige Gelegenheit mit.

Bei einem einmaligen Flug mit der KC-135 blieb es dann doch nicht, weil Steven Spielberg, ein guter Bekannter von den beiden Filmemachern sie auf die Idee brachte die Szenen mit Schwerelosigkeit gleich im Parabol-Flugzeug zu filmen, statt sie mühevoll im Studio zu simulieren. Die größte Frage war nicht, ob es möglich wäre einen Teil des Sets im Flugzeug nachzubauen, sondern ob die NASA überhaupt mitspielen würde, denn zu dieser Zeit gab es noch keine privaten Anbieter solcher Parabol-Flüge.

Erstaunlicherweise sagte die NASA zu und reservierte die KC-135 über einen Zeitraum von einem halben Jahr für die Produktion von Apollo 13. Fast sechshundert Mal wurden kurze Takes in Schwerelosigkeit gedreht, die später nahtlos mit den im Studio entstandenen Aufnahmen kombiniert wurden. Die Crew der KC-135 war von der Ausdauer der Filmemacher und Schauspieler begeistert - sie wurden anfänglich von den Profis für ein paar Hollywood-Warmduscher gehalten, aber nachdem sie länger als viele andere in dem auch als "Vomit Comet" bekannten Flugzeug aushielten, bekamen sie von den NASA-Leuten doch gebührenden Respekt.

Kulissen und Effekte

Die zwei Hauptkulissen, das Raumschiff und das Houstoner Kontrollzentrum, wurden so detailgenau nachgebaut, daß sogar die täglich bei den Dreharbeiten anwesenden technischen Berater der NASA absolut verblüfft waren und fast keinen Unterschied mehr zum Original feststellen konnten. Die Berater, darunter viele Mitarbeiter aus dem Kontrollzentrum und einige Apollo-Astronauten, wurden hauptsächlich eingeladen um auf die technische Genauigkeit des Films zu achten – wenn die Schauspieler Knöpfe drücken und Schalter umlegen mußten, sollten es exakt die richtigen sein.

Natürlich kam Apollo 13 auch nicht ohne Special-Effects aus, denn die Illusion sollte ja so perfekt wie möglich sein. Für den Start der Saturn V-Rakete und einige andere Einstellungen im Weltraum sollte zuerst Material aus den NASA-Archiven verwendet werden, was sich aber letztendlich als qualitativ zu schlecht für die große Kinoleinwand erwies. Stattdessen wurden die Startsequenz und viele andere Szenen komplett neu gedreht - oft noch mit traditioneller Modelltechnik, aber für viele Sequenzen wurden auch mit Computertechnik erstellt. Genauso wie die aufwendigen Kulissen wirkten diese Szenen so echt, daß sich sogar gestandene Astronauten von ihnen täuschen ließen.

Eine besondere Geschichte

Trotz der aufwendigen Effekte liegt bei Apollo 13 der Schwerpunkt deutlich auf dem Plot und den Schauspielern. Im Grunde genommen ist Apollo 13 fast ein Theaterstück, dessen Handlung größtenteils durch Dialoge angetrieben wird. Der Film nimmt sich ausführlich Zeit um die Vorgeschichte zu erzählen, aber sobald die drei Astronauten unterwegs sind, spielt sich die Handlung fast nur noch auf dem Raumschiff, in Houston und in der Lovellschen Wohnung ab. Ron Howard versteht es, die drei eng ineinader verzahnten Handlungsstränge zusammenzubringen und schaltet die Gänge perfekt, so daß kaum Langeweile für den Zuschauer aufkommt auch wenn man weiß wie die Story letztendlich ausgeht.

Für den europäischen Geschmack ist allerdings der Druck auf die Tränendrüse stellenweise etwas extrem, dafür verzichtet der Film aber auch auf übermäßigen Patriotismus und Heldenverehrung. Die drei Astronauten werden in Apollo 13 nicht als typische amerikanische Helden dargestellt, sondern nur als ganz normale Menschen, die sich in einer lebensbedrohlichen Situation zu helfen wissen mußten. Auch die Leute im Kontrollzentrum sind hier keine Übermenschen, sondern schwer arbeitende Wissenschaftler, die mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ihre Astronauten retten wollten.

Eine Weltraumoper?

Die musikalische Untermalung konnte eigentlich nur einer der drei großen "Weltraum"-Komponisten Jerry Goldsmith, John Williams und James Horner liefern. Die Filmemacher entschieden sich für letzteren - Horner hatte in den achtziger Jahren die grandiosen Soundtracks von Star Trek II und III komponiert, setzte aber für Apollo 13 weniger auf Bombastisches, sondern auf sanfte Sphärenklänge mit einem deutlich patriotisch-militärischen Unterton. Apollo 13 ist allerdings weitaus weniger musiklastig als andere Filme des Genres, und vielleicht hätte der Film auch ganz ohne Musik sehr gut funktioniert.

Geschmackssache ist die Verwendung von Annie Lennox als Sängerin, die die Melodie gelegentlich auf tragisch-dramatische Weise mitsäuselt, was sich zum Glück hauptsächlich auf den Abspann beschränkt. Mit den einfachen und zu oft wiederholten Melodiethemen, die vor allem durch den übermäßigen Trompeteneinsatz negativ auffallen, ist James Horners Apollo 13 -Score nicht die besondere Filmmusik, die der Film eigentlich verdient hätte. John Williams, Jerry Goldsmith oder sogar Alan Silvestri hätten sicher vielleicht eine viel abwechslungsreichere und nicht so furchtbar amerikanisch klingende Filmmusik komponieren und Apollo 13 zu einer Weltraumoper der klassischen Art machen können

Apollo 13 und danach

Apollo 13 ist eine hervorragend gelungene Mischung aus Spielfilm und Dokumentation, für die eigentlich nur das Prädikat Dokudrama in Frage kommt. Die Filmemacher und Schauspieler haben sich grosse Mühe gegeben den Film so authentisch wie möglich zu machen, was ohne die Unterstuetzung der NASA und den Astronauten kaum möglich gewesen wäre. Ron Howard, Brian Grazer und auch Tom Hanks haben sich mit Apollo 13 einen riesigen Traum erfüllt - bis in den Weltraum hatten sie es zwar nicht geschafft, aber die Dreharbeiten des Films müssen dem schon sehr nahe gekommen sein.

Obwohl Apollo 13 sicher kein durchschnittliches Popcorn-Kino ist und einen relativ hohen Anspruch hat, wurde der Film zu einem ganz beachtlichen Erfolg und schaffte es, das Interesse an der Raumfahrt-Vergangenheit der NASA wieder von neuem zu erwecken. The Right Stuff gelang dies in den achtziger Jahren nicht so recht, aber Apollo 13 konnte das Kinopublikum voll und ganz überzeugen. Der Film wurde für insgesamt neun Academy Awards nominiert, gewann aber nur in zwei technischen Kategorien - dafür gewann Apollo 13 aber auch viele andere Preise und wurde von den Kritikern mit Lob überschüttet.

Nachdem Ron Howard, Brian Grazer und Tom Hanks Kinogeschichte geschrieben hatten, gingen sie 1998 mit der für den US-Kabelsender HBO produzierte Miniserie From the Earth to the Moon auch die Mattscheibe erobern, in der in zwölf einstündigen Episoden die gesamte Geschichte des Apollo-Programms erzählt wurde. Viele aus dem Apollo 13 -Filmteam arbeiteten auch an der Serie mit, und auch einige der Nebendarsteller, hauptsächlich aus dem Kommandozentrum, waren auch dort wieder zu sehen.

Apollo 13 goes IMAX

Im Herbst 2002 erlebte Apollo 13 sieben Jahre nach dem ersten Kinostart noch ein kleines Revival, als eine speziell restaurierte Version auf den riesigen Leinwänden der IMAX-Kinos zu sehen war. Weil das 70mm-Format der IMAX-Kinos nur eine Laufzeit von knapp zwei Stunden hat, entschloß sich Regisseur Ron Howard eine um 24 Minuten gestraffte Version zu erstellen. Der IMAX-Cut von Apollo 13 ist nicht einfach nur eine willkürlich geschnittene Version, sondern ein gut durchdachter "Director's Cut", der die Handlung strafft und einige etwas kitschigere Momente wegläßt. Außerdem wurde das Bildformat für die höhere IMAX-Leinwand nicht seitlich beschnitten, sondern vertikal geöffnet, weil es das Super35-Filmformat ohne Bildverlust möglich machte. Dadurch ist die IMAX-Version sowohl inhaltlich als auch optisch eine völlig anderer Film als die ursprüngliche Kinofassung und soll sie nicht ersetzen, sondern nur eine Alternative sein.

Genauso wie From the Earth to the Moon und The Right Stuff gehört Apollo 13 zum Pflichtprogramm für Weltraum-Begeisterte und auch einfach nur für Filmfans, die eine unterhaltsame und packende Inszenierung zu schätzen wissen.

Die DVD

Dies ist die neue amerikanische 2-Disc-Anniversary-Edition von Apollo 13 , die im April 2005 erschien und eine dringend notwendige Neuauflage der 1998 erschienenen ersten Version ist. Nur auf der neuen US-DVD bekommt man neben einem neuen Transfer der Kinofassung des Films auch die IMAX-Fassung in sensationeller Bildqualität, die trotz der Kürzungen ein Anschauen auf jeden Fall wert ist und wahrscheinlich manchen besser gefallen wird als die längere Version.

In Deutschland gibt es auch ein neues 2-Disc-Set, der allerdings die Imax-Version fehlt, aber dafür erstmalig die einstündige Dokumentation enthält, die auf der alten deutschen DVD gefehlt hat. Angesichts der enorm besseren Qualität der IMAX-Version kann man allerdings nur zum Kauf der US-Ausgabe der neuen Apollo 13-DVD raten - natürlich nur, wenn man nicht auf die deutsche Synchronfassung angewiesen ist.

Weitere Reviews: Apollo 13 (alte deutsche DVD)

Bild

Kinofassung
Universal hat für die neue Anniversary Edition endlich einen neuen Transfer von Apollo 13 gemacht, der zwar die Probleme der alten Abtastung nicht vollständig beseitigt, aber immerhin schon etwas minimiert hat. Ein technisches Manko des Films bleibt nach wie vor das Super35-Format, dessen im Vergleich zu normalen Panavision-Scope-Produktionen viel kleineres Filmnegativ damals noch optisch umkopiert werden mußte, was eine stärkere Körnigkeit und eine geringere Schärfe zur Folge hatte.

Die neue Abtastung des Films minimiert die technischen Einschränkungen des Formats so weit wie möglich und ist eine große Verbesserung gegenüber der früheren Abtastung. Die Filmvorlage wurde sehr gut gesäubert und weist bis auf ein leicht angekratztes Universal-Logo am Anfang des Films keinerlei Verunreinigungen auf und auch der Bildstand ist hundertprozentig stabil. Das Framing wurde etwas korrigiert, der neue Transfer zeigt rechts und unten ein ganzes Stück mehr Bild, während das Bild gleichzeitig ein wenig nach oben gerückt wurde.

Formatbedingt macht sich die Körnigkeit für einen Film dieses Alters ungewöhnlich stark bemerkbar, was allerdings hauptsächlich daran liegt, daß im Gegensatz zum früheren Transfer keine Rauschfilter zur Beseitigung des Filmkorns eingesetzt wurden. Auch ein Schärfefilter wurde nicht eingesetzt, wodurch der neue Transfer auf den ersten Blick nicht ganz so scharf aussieht wie die alte Version. Bei genauem Hinschauen zeigt sich aber, daß die Detailtreue durch die modernere Abtastung und den sehr sparsamen Filtereinsatz viel besser geworden ist. Das Farbtiming wurde ebenfalls verbessert, manche Szenen wurden farblich kaum geändert, andere haben nun eine kräftigere und wärmere Farbgebung - wirklich drastische Veränderungen wurden aber nicht gemacht.

Etwas problematisch ist die Kompression, denn durch die sehr niedrige Bitrate entstehen an einigen Stellen leichte Artefakte, die aber trotzdem nur halb so schlimm wie auf der früheren DVD sind. Auf einigen einfarbigen Hintergründen merkt man wie die Kompression mit der Körnigkeit kämpft, aber wirklich schlimmes Blockrauschen tritt nie auf. Trotzdem hätte hier eine höhere Bitrate sicher gut getan.

Während die Bildqualität der Kinofassung wirklich nicht schlecht ist, fragt man sich bei der dagegen noch viel besser aussehenden IMAX-Version, warum die Langversion von Apollo 13 nicht mit den gleichen Mitteln aufbereitet wurde.

IMAX-Fassung
Die IMAX-Version wurde 2002 von den Original-Negativen in einem komplizierten und aufwendigen Verfahren auf die riesige Leinwand vorbereitet. Die DVD-Version der IMAX-Fassung von Apollo 13 ist anscheinend ein direkter Transfer eines IMAX-70mm-Prints, der hier geradezu erstaunlich gut aussieht und sogar die neue Abtastung der Kinofassung haushoch übertrifft.

Zuerst muß man bei der IMAX-Version erwähnen, daß das Bildformat auf dieser DVD das 16:9-Frame komplett füllt und damit ein Format von 1.78:1 und nicht 1.66:1 wie auf dem Cover angegeben hat. Das 2.40:1-Originalformat mußte nicht seitlich beschnitten werden, weil der Film in Super35 gedreht wurde und so ein vertikales Öffnen des Formats erlaubte. Die Bildkomposition wurde vorsichtig angepaßt und nicht nur einfach die Matte geöffnet - überall ist besonders am unteren Bildrand zu sehen, und nur in ganz wenigen Szenen werden die Seiten leicht beschnitten. Generell sieht die Formatänderung aber sehr stimmig aus und auch die enge Atmosphäre in der Raumfähre wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Apollo 13 verliert im 1.78:1-Format keinesfalls an cineastischer Größe und ist immer noch genauso beeindruckend wie in 2.40:1.

Sensationell ist die Schärfe, die nach einer echten 70mm-Aufnahme aussieht und gar keinen Eindruck macht als ob die Quelle ein Super35-Format war. Die IMAX-Aufbereitung scheint mit einem fantastischen Schärfefilter tatsächlich neue Details ins Bild gezaubert zu haben, die auf allen anderen Versionen überhaupt nicht sichtbar sind. Gleichzeitig sind unangenehme Nebenwirkungen einer Aufschärfung nicht einmal ansatzweise entdeckbar.

Von der überdurchschnittlich starken Körnigkeit ist hier auch praktisch nichts mehr zu sehen. Rauschfilter-Überbleibsel sind aber auch völlig abwesend, es ist als ob die Vorlage selbst überhaupt nicht körnig gewesen wäre. Auch an den Farben wurde etwas herumgeschraubt - insgesamt sehen sie zwar ganz ähnlich wie im neuen Transfer der Kinofassung aus, sind aber noch eine Spur kräftiger und brillianter. Die Kompression macht sich hier nicht ganz so deutlich bemerkbar, ist aber stellenweise doch etwas sichtbar.

Ton

Die erste DVD-Veröffentlichung von Apollo 13 wurde gerne als Ton-Referenzdisc bezeichnet, aber heutzutage ist eine derartige Abmischung nichts wirklich besonderes mehr. Dennoch kann Apollo 13 mit einem sehr detaillierten Soundmix aufwarten, der zwar nicht immer heftig auf die Pauke haut, aber dafür sehr gut zum Film paßt. Die Kinofassung besitzt hier "nur" Dolby-Digital-Ton, während die IMAX-Fassung auch eine DTS-Tonspur hat - letztere habe ich mir mangels DTS-Wiedergabemöglichkeit nicht angehört, aber der Dolby-Digital-Version hat auch einen sehr guten Klang zu bieten.

Der 5.1-Mix ist natürlich in der berühmten Raketen-Startsequenz am beeindruckensten (und am lautesten), aber auch im Rest des Films kann die Abmischung durchaus überzeugen. Die Surroundkanäle werden nicht nur in den lauten Szenen verwendet, sondern auch fast die ganze Zeit über für eine subtile Geräuschkulisse verwendet, die soch sowohl auf der vorderen als auch auf der hinteren Soundstage abspielt. Insbesondere die Umgebungsgeräusche im Kontrollzentrum und auf dem Raumschiff hören sich sehr realistisch an und binden den Zuschauer perfekt ins Geschehen ein.

Die letzten Lücken im Raumklang füllt natürlich die Filmmusik, die auch sehr breit abgemischt wurde und sich nahtlos auf alle Lautsprecher verteilt. Die Dialoge beschränken sich auf den mittleren Kanal, klingen aber trotzdem sehr natürlich und wurden nahtlos in den Mix integriert. Die gesamte Tonspur hat einen sehr soliden und warmen Klang, der den möglichen Frequenzbereich hörbar gut ausnutzt und keinerlei hörbare Störungen besitzt - die Qualität ist durchweg ausgezeichnet und läßt keinerlei Wünsche offen.

Bonusmaterial

Die neue Anniversary Edition von Apollo 13 enthält alle wichtigen Extras der alten amerikanischen DVD von 1998, die wiederum von der zwei Jahre zuvor veröffentlichten Laserdisc übernommen wurden. Für die Anniversary Edition wurden noch zwei zusätzliche Dokumentationen auf die zweite Disc gepackt, allerdings wurden im Gegenzug ein paar kleinere zusätzliche Featurettes weggelassen, die jedoch nicht besonders wichtig sind.

Der Audiokommentar von Ron Howard gehört zu den besten seiner Klasse, denn hier erfährt man praktisch alles über die Entstehung von Apollo 13, was man sich nur denken kann. Der Regisseur macht sich auf der einen Seite große Mühe sehr szenenspezifisch von den Dreharbeiten zu berichten und besonders die in der KC-135 gedrehten Sequenzen von den Studioaufnahmen zu unterscheiden, macht aber dabei längst nicht halt und erzählt oft kleine Anekdoten vom Set und kommt auch oft auf die wissenschaftlichen Nachforschungen zu sprechen, die für die Authenzität des Films so wichtig waren. Insgesamt hört sich Ron Howard hier zwar sehr begeistert an, schafft es aber trotz viel Enthusiasmus immer noch sehr sachlich zu bleiben.

Der zweite Audiokommentar mit Jim und Marilyn Lovell ist nicht ganz so die Sensation, für die man ihn halten könnte. Zwar ist es zweifellos beeindruckend, den Apollo 13-Kommandanten und seine Frau persönlich erzählen zu hören, aber letztendlich kommt dabei nicht allzuviel heraus weil Jim Lovell nur halb so gesprächig ist wie Ron Howard. Auch kommt Marilyn Lovell leider nicht über das Image einer braven Hausfrau hinauskommt, die nur dann etwas sagt wenn sie ihrem Ehemann zustimmen kann. Zwar machen die beiden einen sehr sympathischen Eindruck, aber leider schauen sie lange Zeit nur den Film an und erzählen oft nur ganz offensichtliches – wirklich interessante Kommentare sind hier viel zu selten zu hören.

Lost Moon: The Triumph of Apollo 13 (58:02) wurde bereits während den Dreharbeiten von Apollo 13 produziert und kann daher einen einzigartigen Blick auf die Entstehung des Films werfen. In zahllosen Interviews sind Schauspieler und Filmemacher, aber auch viele ehemalige Astronauten und NASA-Mitarbeiter zu sehen, die alle Aspekte der Filmproduktion teils sehr knapp, aber trotzdem detailliert ansprechen. Der besondere Reiz dieser Dokumentation sind die ausführlichen Behind-the-Scenes-Aufnahmen (auch von den KC-135-Flügen), die vielen Archivaufnahmen der Apollo 13-Mission und die sympathischen Interviews, die nicht nur die Filmproduktion, sondern auch das reale Ereignis hervorragend dokumentieren. Heutzutage würde man solch eine Dokumentation wahrscheinlich auf zwei Stunden ausbreiten, aber 1996 war man offenbar durch den Platzbedarf auf der Laserdisc stark eingeschränkt und mußte sich auf nur eine Stunde beschränken. Dennoch ist Lost Moon auch heute noch eine der besten Dokus des Fachs.

Die Production Notes umfassen 14 Bildschirmseiten und geben noch einmal einen kurzen Überblick über die Entstehung von Apollo 13 – vermutlich handelt es sich hier um den Text, der bei der früheren Auflage noch im nun nicht mehr existenten Booklet zu lesen war.

Der Trailer (2:27) ist in Fullframe mit schnödem Mono-Ton zu sehen, erweckt aber genau den richtigen Eindruck vom Film.

Disc 2 enthält die 116 Minuten lange IMAX-Version und folgende Extras:

Conquering Space: The Moon and Beyond
(48:22) ist eine allgemeine Dokumentation neueren Datums über die Geschichte und den Stand der amerikanischen Raumfahrt. Für gut informierte Weltraum-Fanatiker dürfte es hier nicht mehr viel neues zu erfahren geben, aber die zahlreichen Dokumentaraufnahmen und Interviews mit Astronauten, NASA-Leuten und Wissenschaftlern machen diese Doku doch wieder äußerst sehenswert, auch wenn der Patriotismus hier ein bißchen zu stark mitschwingt.

Lucky 13: The Astronauts' Story (12:12) ist ein kurzer Ausschnitt aus der NBC-Sendung Dateline von 1995, in der Jim und Marilyn Lovell, Fred Haise und Gene Krantz in Interviews noch einmal von dem Apollo 13-Flug erzählen und dabei von weiteren Dokumentaraufnahmen ergänzt werden. Dieses Featurette ist etwas redundant zu den anderen beiden Dokumentationen, aber auch hier befindet sich einiges neues Material.







 
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