Get Smart Season 1
Cover

17.11.2008 #442

von Guido Bibra

Titel Get Smart Season 1
Studio NBC / Talent Associates (1965)
Hersteller HBO Video (2008) EAN 8-83929-03108-5
DVD-Typ 4x9 (7,64 / 7,62 / 6,68 / 6,83 GB) Bitrate ø 5,7 max. 8,0
Laufzeit 760 Minuten Kapitel 6/Episode
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case HBO Quadro
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.33:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Kommentar
Untertitel Keine (Nur Closed-Captions)
Freigabe TV-G
Extras • Audio-Commentaries with Barbara Feldon, Mel Brooks and Buck Henry
• Introductions to every Episode by Barbara Feldon

Die Serie

Sie hießen James Bond, Napoleon Solo, John Drake oder Derek Flint und ihr Job war es, die Welt vor finsteren Schurken aller Art zu retten. Geheimagenten und Spione waren in den sechziger Jahren auf der Kinoleinwand und im Fernsehen hoch im Kurs und fast jedes Studio und jeder Sender hatte sie im Programm. So richtig ernst nahmen sich nur wenige Produktionen, aber es hatte auch noch niemand eine richtige Parodie in Betracht gezogen. Auf dem Höhepunkt der Agenten-Welle der sechziger Jahre änderte sich dies aber schlagartig, als sich eine Fernsehserie gegen die Konventionen der knallharten Agenten und dramatischen Abenteuer stellte: Get Smart war die erste wirkliche Spionage-Komödie im amerikanischen Fernsehen, die das Genre nach Strich und Faden durch den Kakao zog.

Die Gagschreiber

Daniel Melnick, der Ende der fünfziger Jahre zusammen mit David Susskind und Leonard Stern die Produktionsgesellschaft Talent Associates gegründet hatte und bis 1963 auch Programmchef bei ABC war, war auf die Idee gekommen, zwei damals enorm erfolgreiche Konzepte der Filmbranche miteinander zu verknüpfen. Melnick wollte Spannung und Abenteuer der James-Bond-Filme mit der Komik von The Pink Panther kombinieren und weckte damit großes Interesse bei seinen beiden Produktions-Partnern Susskind und Stern. 1964 entwickelte sich die Idee langsam zur ausgewachsenen Produktion und Talent Associates leitete alles in die Wege, um das Konzept in die Realität umzusetzen. Der erste Schritt war die Suche nach einem Autorenteam, für das David Melnick, Leonard Stern und David Susskind einen Blick in die florierende Fernseh-Comedyszene warfen.

Dort fiel den Produzenten ein Gagschreiber besonders auf: Mel Brooks, der seine Karriere eigentlich als Standup-Komiker begonnen hatte, aber dann hinter den Kulissen als Gagschreiber für Sid Caesars Your Show of Shows richtig erfolgreich wurde. Allerdings hatte Brooks den Ruf seine Gags einfach nur zu erzählen anstatt sie auf Papier festzuhalten, so daß ihm die Produzenten unbedingt noch einen Autoren an die Seite stellen wollten. Den fanden sie in Buck Henry, einem anderen Komödianten, der sich als Darsteller und Schreiber in Fernsehsendungen wie The Steve Allen Show und der amerikanischen Version der satirischen Sketchshow That Was The Week That Was profiliert hatte, durch die er Daniel Melnick aufgefallen war.

Getting Smart

Die glückliche Hand der Produzenten hatte mit Mel Brooks und Buck Henry zwei äußerst kreative Komiker zusammengeführt, die sich als ideale Schöpfer eines Konzepts erwiesen, daß vorher noch nie auf diese Weise ausprobiert wurde. Brooks und Henry begannen die Grundlagen für eine vollblütige Agenten-Parodie auszuarbeitenund hielten sich dabei eng an Daniel Melnicks ursprüngliche Idee, die Welten von James Bond und dem rosaroten Panther miteinander zu verschmelzen. Mel Brooks wurde seinem Ruf als Standup-Komiker und spontaner Ideengeber gerecht und brachte zahllose Gags und Ideen ein, während Buck Henry sich mehr auf die Ausarbeitung der Handlung und der Charaktere konzentrierte. Der Titelheld wurde Maxwell Smart genannt - hauptsächlich um der Serie den doppeldeutigen Titel Get Smart geben zu können.

Zuerst mußte jedoch eine Plattform für die Idee gefunden werden. Talent Associates versuchte das Konzept dem Fernsehsender ABC, Melnicks früherem Brötchengeber, schmackhaft zu machen - was zuerst sehr vielversprechend zu sein schien, sich aber letztendlich als Enttäuschung herausstellte, als der Sender das Script der Pilotfolge als zu unwitzig befand und letztendlich ablehnte. Daniel Melnick, David Susskind und Leonard Stern konnten jedoch die Rechte wieder zurückkaufen und gingen zur Konkurrenz: Grant Tinker, der Programmchef von NBC, war von Mel Brooks und Buck Henrys Drehbuch so begeistert, daß er sofort die Pilotfolge in Auftrag gab. Allerdings war es schon recht spät im Jahr und die Testläufe von anderen neuen TV-Serien waren schon längst vorbei. Den Produzenten gelang es trotzdem noch rechtzeitig eine erste Episode zu drehen, die den Studiochefs so gut gefiel, daß sofort grünes Licht für Get Smart gegeben wurde.

Secret Agent Extraordinaire

Der Verkauf der Serie an NBC hatte den großen Vorteil, daß der Sender auch gleich einen passenden Hauptdarsteller parat hatte: Don Adams, der seine Karriere schon in den fünfziger Jahren als Standup-Komiker im amerikanischen Fernsehen begonnen hatte und durch seine gekonnten Stimmen-Imitationen in zahlreichen Comedy-Shows bekannt geworden war. 1963 spielte er in der Show seines alten Bekannten Bill Dana, mit dem er schon seine ersten Standup-Acts entwickelt hatte, den inkompetenten Hoteldetektiv Byron Glick. Die Engagierung von Don Adams erwies sich als großer Glücksfall, denn sein tolpatschiger Detektiv kam dem Hauptcharakter von Mel Brooks' und Buck Henrys Serienkonzept schon erstaunlich nah.

Es sollte Don Adams' erste eigene Show sein, weshalb die Produzenten und Autoren ihn eng in die Entstehung seines Charakters einbanden. Als langjähriger Standup-Komiker konnte der Schauspieler eine Menge Material beizusteuern, die größtenteils noch von seinen früheren Auftritten stammten und ideal für die neue Figur des Maxwell Smart waren. Zahlreiche Catchphrasen wie "Would you believe...?", "Missed it by that much!" oder "Sorry about that, Chief!" waren Ideen von Don Adams, die er zusammen mit Mel Brooks und Buck Henry weiter verfeinerte und oft in die Storys der Episoden einbaute.

Sein wichtigster Beitrag war jedoch die Stimme von Maxwell Smart, die der Schauspieler eng an einen anderen berühmten Leinwand-Detektiv angelehnt hatte: William Powells Nick Charles in der Verfilmung von Dashiell Hammetts The Thin Man und dessen fünf Nachfolgern, die zwischen 1934 und 1947 in den Kinos zu sehen waren. Don Adams trieb Powells etwas näselnde und abgehackte Sprechweise noch mehr auf die Spitze und erfand so Maxwell Smarts unverkennbare Stimme. Beim physischen Humor hielt sich der Schauspieler aber an die ursprüngliche Idee der Produzenten, die Figur zu einer Mischung aus James Bond und Inspektor Clouseau zu machen - mit der Mimik und dem Slapstick à la Peter Sellers und der Eleganz eines Geheimagenten wurde Maxwell Smart zu einem ganz besonderen Charakter.

Nummer 99 und der Chef

Außer Maxwell Smart bekam die Serie vorerst nur zwei weitere reguläre Hauptcharaktere. Einer davon war Agentin 99 - Smarts hübsche Kollegin, die im Gegensatz zu ihm jedoch deutlich kompetenter und intelligenter war und damit überhaupt nicht den Stereotypen des damaligen Genres entsprach. Für diese Rolle hatten die Produzenten das frühere Model Barbara Feldon vorgeschlagen, die schon bei Talent Associates unter Vertrag stand und einige Gastrollen in anderen Fernsehserien gespielt hatte. Mit Anfang 30 gehörte die Schauspielerin nicht mehr zu den jüngsten ihres Berufs, aber gerade deswegen waren Mel Brooks und Buck Henry von ihr besonders begeistert und schnitten den Charakter genau auf sie zu.

Barbara Feldon und Don Adams wurden schon von Anfang an gute Freunde und hatten bei den Dreharbeiten enormen Spaß, was zu einer ganz besonderen Chemie zwischen Agent 99 und Maxwell Smart führte. Die Beziehung zwischen den beiden Charakteren blieb zu Anfang noch bei einem harmlosen Katz- und Maus-Spiel, aber dennoch bauten die Autoren eine unterschwellige Zuneigung zwischen Agent 99 und Maxwell Smart ein, die öfter als Running Gag eingesetzt wird. Barbara Feldons verspielter Charme hält sie aber nicht davon ab, mehr zu sein als ein attraktiver Kleiderständer, denn ihr Charakter ist ein seltenes Beispiel eines resoluten "Working Girls" in einer Welt, die sonst nur von Männern beherrscht wird. In der ersten Staffel kam dies noch nicht in jeder Episode richtig zur Geltung, aber in manchen Geschichten wurde die Rolle von Agent 99 schon sehr stark in den Vordergrund gerückt und Maxwell Smart durchaus ebenbürtig.

Der dritte im Bunde war der Vorgesetzte von Maxwell Smart und Agent 99, meist nur schlicht "Chief" genannt und genauso wie Max' Kollegin fast namenlos. Es war eine weitgehend geradlinige Rolle, die als Gegenstück zum parodistischen Hauptcharakter diente und damit einen ernsten und fähigen Darsteller erforderte. Die Produzenten fanden den Kino-Veteranen Ed Platt, der seine Karriere eigentlich als Sänger begonnen hatte und seit Mitte der fünfziger Jahre in vielen kleinen Rollen auf der Leinwand zu sehen gewesen war. Seine besonders markante Stimme und seine einprägsamen Gesichtszüge machten ihn schnell zu einem der beliebtesten Nebendarsteller der Serie und die Wortgefechte des Chiefs mit Maxwell Smart wurden zu einem regelmäßigen und bald unverzichtbaren Running Gag der Serie.

Akte Smart wird geöffnet

Mel Brooks und Buck Henry hatten es natürlich hauptsächlich auf James Bond abgesehen, aber sie hatten auch die viel nähere Konkurrenz im Visier: MGMs ein Jahr zuvor gestartete Fernsehserie The Man from U.N.C.L.E., die besonders gerne parodiert wurde. Das typische Schwarzweiß-Szenario, in dem die beiden Organisationen CONTROL und KAOS sich mit ihren Agenten gegenseitig bekämpfen, lehnte eng an die ebenfalls bei Ian Fleming und MGMs Fernsehserie mit Abkürzungen versehenen Schurken-Organisationen SPECTRE und THRUSH an. Die Gegenspieler kamen meist als nicht allzu helle Gangster daher, während die Agenten-Organisation der "Guten" als durchaus kompetent und effizient dargestellt wurde und so der Kontrast zum tolpatschigen Maxwell Smart umso größer wurde.

Obwohl die Handlung der Episoden als Fassade für die zahlreichen Gags dienten, wurde trotzdem relativ viel wert auf das Erzählen von mehr oder weniger ausgewachsenen Geschichten gelegt. Durch das halbstündige Format waren die Möglichkeiten zwar deutlich eingeschränkt, aber das Autorenteam hatte es trotzdem geschafft, für die Mehrzahl der dreißig Episoden der ersten Staffel ganz originelle und spannende Storys zu entwickeln. Mit dazu gehörten auch die zahlreichen Gadgets, die die größten Markenzeichen von Get Smart waren und hauptsächlich aus der Phantasie von Mel Brooks entsprangen. Der Telefonzellen-Aufzug im Vorspann, Smarts berühmtes Schuh-Telefon und der Cone of Silence sind nur einige der vielen verspielten Ideen, die die Gadget-Manie der sechziger Jahre kräftig auf die Schippe nehmen.

Der Humor bestand zum größten Teil aus zahlreichen Gags, die fast durchweg gut gelungen waren und alle eins gemeinsam hatten: sie waren etwas völlig Neues, das die Fernsehzuschauer zuvor nur selten in dieser Form zu sehen bekommen hatten. Soviele Gags am laufenden Band gab es sonst nur in einfachen Standup-Comedyshows, während hier erstmals ein ganze Genre pauschal mit fast allen Mitteln der Kunst parodiert wurde. Der oft sehr simple Humor, der mehr auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet war, diente aber auch als Fassade für eine unterschwellige Satire, die deutlich die Handschrift von Mel Brooks trug. Der hatte allerdings nach den ersten paar Episoden das Team verlassen, um sich um die Realisierung seines ersten eigenen Kinofilms zu kümmern, aber nicht ohne sich sicher zu sein, daß seine Ideen in guten Händen aufgehoben waren - Buck Henry blieb Get Smart nämlich noch lange als oberster Drehbuchlektor erhalten.

Die Welt des Maxwell Smart

Inszeniert wurde Get Smart fast ausschließlich in den Paramount-Studios in Los Angeles, wobei Außenaufnahmen nur äußerst selten waren und meistens im Studio gedreht wurde. Extravagante Sets und aufwendige Dekorationen à la James Bond kamen aus Budget-Gründen erst gar nicht in Frage, wodurch die Kulissen zwar den Umständen entsprechend solide gestaltet werden konnten, aber nicht besonders detailreich waren und ein gewisse Theater-Atmosphäre besaßen. Ein holzvertäfeltes Büro sah oft wie das andere aus und lediglich Maxwell Smarts Apartment zeigte ein wenig mehr Individualität in der Ausstattung.

Gedreht wurde mit Ausnahme der Pilotfolge in Farbe und wie damals noch üblich nicht auf Video, sondern auf herkömmlichem Filmmaterial, wodurch die Serien ein gewisses Kinofeeling erhielt - ob das auf den amerikanischen Fernsehbildschirmen der sechziger Jahre überhaupt zur Geltung kam, ist natürlich fraglich. Trotzdem wurde die Serie mit hohem technischen Aufwand produziert und die minimalistischen Kulissen mit einer geschickten Kameraarbeit so vorteilhaft wie nur möglich in Szene gesetzt, so daß Get Smart trotz der eingeschränkten Möglichkeiten nie wirklich billig aussah - zumal die Show hauptsächlich von den Schauspielern und nicht von der Szenerie getragen wude.

Für die musikalische Begleitung wandten sich die Produzenten an Irving Szathmary, dem Bruder von Don Adams altem Freund Bill Dana. Szathmary war eigentlich ein vielbeschäftigter, erfolgreicher Jazzpianist und Arrangeur, der von seinem Bruder Anfang der sechziger Jahre nach Hollywood geholt worden war und schon für eine handvoll von Fernsehproduktionen gearbeitet hatte. Darunter war auch die kurzlebige Show seines Bruders, nach deren Absetzung er von Talent Associates sofort für Get Smart engagiert wurde. Irving Szathmary komponierte nicht nur die Titelmusik, sondern auch die gesamte Hintergrundscore.

Aus Zeitgründen konnte natürlich nicht jede Episode individuell vertont werden, aber es entstanden dennoch viele bemerkenswerte Cues, die sich durchaus mit den anderen Soundtracks des Genres messen konnten und weniger auf Humor als auf Authenzität setzten - die Musik war durchaus ernst gemeint, die Komik blieb aber den Schauspielern überlassen. Eingespielt mit einem sechzehnköpfigen Jazzorchester gelang es Irving Szathmary einen dichten, bläserlastigen Sound zu schaffen, der sich besonders im Titelthema manifestierte, das in 12/8 notiert war und mit einem hämmernden Gitarrenrhythmus und swingenden Bläsern zu einer der bekanntesten TV-Titelmusiken der sechziger Jahre wurde.

Get Smart auf Sendung

Im September 1965 startete Get Smart schließlich zur besten Sendezeit am Samstag Abend um halb Neun bei NBC und wurde zu einem sofortigen Erfolg. NBC wagte es sogar, die Ausstrahlung mit der noch in Schwarzweiß gedrehten Pilotfolge zu beginnen, um die Zuschauer neugierig zu machen und in der folgenden Woche mit den in Farbe gedrehten Episoden zu überraschen. Die Rechnung ging auf und die guten Einschaltquoten ermöglichten nicht nur die Produktion der ersten dreißig Episoden von Get Smart, die bis zum Frühjahr 1966 ausgestrahlt worden, sondern in den darauffolgenden Jahren noch vier weitere Staffeln.

Get Smart wußte die Agenten- und Spionage-Welle der sechziger Jahre besonders gut auszunutzen und war damals eine der wenigen Serien, die sich traute ein ganzen Genre gezielt zu parodieren und praktisch nonstop mit Gags um sich zu werfen. Die Mischung aus deftigem Humor und zynischer Satire konnte die Zuschauer begeistern und Get Smart wurde ähnlich wie James Bond in den sechziger Jahren zu einem richtigen Phänomen, das eine Menge Fans gewinnen konnte. Vierzig Jahre später bleibt Get Smart in seiner ursprünglichen Inkarnation ein enorm unterhaltsamer und witziger Klassiker, auch wenn der Humor manchmal etwas angestaubt wirkt - trotzdem macht der hohe Nostalgiefaktor die Serien heute immer noch zu einem großen Verknügen.

Die Episoden

• Mr. Big • Diplomat's Daughter • School Days • Our Man in Toyland
• Now You See Him... Now You Don't • Washington 4, Indians 3
• KAOS in CONTROL • The Day Smart Turned Chicken • Satan Place
• Our Man in Leotards • Too Many Chiefs • My Nephew the Spy
• Aboard the Orient Express • Weekend Vampire • Survival of the Fattest
• Double Agent • Kisses for KAOS • The Dead Spy Scrawls
• Back to the Old Drawing Board • All in the Mind • Dear Diary
• Smart, the Assassin • I'm Only Human • Stakeout on Blue Mist Mountain
• The Amazing Harry Hoo • Hubert's Unfinished Symphony
• Ship of Spies Part 1 & 2 • Shipment to Beirut
• The Last One in is a Rotten Spy

Die DVD

Jahrelange rechtliche Probleme hatten eine DVD-Veröffentlichung von Get Smart lange Zeit unmöglich gemacht. Aber nachdem die Serie schon 2006 von Kinowelt in Deutschland mit enttäuschender Bildqualität und ohne Extras erschienen war, hatte HBO Anfang 2007 ein großes Boxset mit allen fünf Staffeln und ausführlichen Extras veröffentlicht, das zuerst nur exklusiv bei Time-Life bestellbar war, die jedoch nur in die USA verschickten. Im Sommer 2008 begann HBO dann aber, in den USA die Staffeln einzeln im normalen Handel zu vertreiben, wobei leider die Bonus-DVDs aus dem Gesamt-Set weggelassen wurden, aber dafür der Preis relativ niedrig war. Im November 2008, als außer der ersten Staffel noch keine andere einzeln erschienen war, brachte HBO auch das große Boxset in den Handel, allerdings für einen stolzen Preis. Ab 2009 kamen in den USA auch die restlichen Staffeln als einzelne DVDs in den Handel, allerdings wieder ohne die Bonus-DVDs.

HBO, die an Rechte von Get Smart durch den Kauf von Talent Associated durch Time-Life Ende der siebziger Jahre gekommen waren, hatte sich große Mühe mit der DVDs der Serie gemacht und den Produzenten Paul Brownstein engagiert, der schon viele andere Serien mit schwierigem Produktionshintergründen erfolgreich für DVD-Veröffentlichungen vorbereitet hatte. Für Get Smart wandte er sich an die noch lebenden Autoren, Regisseure, Produzenten und Schauspieler und produzierte mit ihnen ein ausführliches Bonusmaterial, das mit einer Mischung aus Audiokommentaren für einige Episoden, Interviews, Featurettes und Bergen von Archivmaterial zu allen fünf Staffeln dem Ruf der Serie als Klassiker mehr als gerecht wurde. Ein Wermutstropfen war lediglich die Bildqualität, die durch ein suboptimales Encoding nicht wirklich hervorragend, aber immer noch sehr gut anschaubar war.

Die hier rezensierte Ausgabe der ersten Staffel von Get Smart ist aus rein ökonomischen Gründen die US-Version ohne die fünfte Bonus-DVD. Da die enthaltenen Discs aber mit denen aus dem TimeLife-Boxset identisch sind, bekommt man trotzdem alle dreißig Episoden der ersten Staffel auf vier DVDs inklusive drei Audiokommentaren und einem kleinen, aber sehr informativen Faltblatt. Verpackt wurden die DVDs nicht in einem Digipack, sondern in einem neuartigen, normalgroßen Keepcase mit schickem Pappschuber, in dem die vier Discs platzsparend und sicher untergebracht sind.

Andere Kritiken: Get Smart Complete Collection (UK-DVD) »

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Bild

HBO hat dafür gesorgt, daß Get Smart in bestemöglichster Bildqualität auf DVD veröffentlicht wurde, was bei einer vierzig Jahre alten Serie nicht ganz einfach ist. Da aber auf 35mm-Film gedreht wurde, konnten die Original-Negative für eine digitale Neuabtastung verwendet werden. Leider wird die Restauration durch eine übereifrige Nachbearbeitung und ein mißlungenes Authoring getrübt.

Die Filmvorlagen wurden ausgezeichnet gesäubert, so daß praktisch keine Verschmutzungen mehr zu sehen sind - lediglich ein paar ganz kleine Fussel sind gelegentlich noch zu sehen, die aber überhaupt nicht auffallen. Das Bild macht einen sehr sauberen Eindruck, allerdings wurde die Filmkörnigkeit wurde fast vollständig mit einem extrem starken Rauschfilter entfernt. Das hat zwar zu einem sehr glatt und modern aussehenden Bild geführt, aber bei genauerer Betrachtung machen sich oft typische Artefakte wie schwimmende Bildteile oder stehende Rauschmuster deutlich bemerkbar. Richtig auffallen tut dies zwar nur auf hochauflösenden Displays, aber trotzdem wäre die starke Filterung nicht notwendig gewesen und raubt dem Filmmaterial sein natürliches Aussehen.

Durch die starke Filterung kann die Schärfe der Abtastungen nicht wirklich überzeugen und reicht nicht an 35mm-Kinoproduktionen aus der gleichen Zeit heran. Stellenweise wurde das Bild auch noch elektronisch nachgeschärft, so daß sich oft Doppelkanten bemerkbar machen. Der Bildstand ist dafür bemerkenswert stabil und leistet sich nur ganz selten ein minimales Schwanken - ein flatterndes oder waberndes Bild, was manchmal bei stark beschädigtem Filmmaterial auftreten kann, ist hier zum Glück überhaupt nicht zu sehen.

Eine richtige Pracht sind dagegen die Farben, die in sehr buntem Technicolor erstrahlen, aber von Episode zu Episode leicht unterschiedlich sind. Bei den britischen DVDs wurde das Farbtiming stellenweise etwas korrigiert, die etwas zu rötlichen Hauttöne wurden in natürlichere Farben geändert und haben noch mehr den typischen pastellartigen Farbton von Produktionen aus den sechziger Jahren. Die Farben werden völlig sauber und rauschfrei wiedergegeben.

Während die Kompression vorbildlich arbeitet, wurde beim Authoring ziemlich geschlampt: das ansonsten akzeptable Bildmaster wurde interlaced codiert und läßt sich auf progressiven Displays nur mit sehr gut arbeitenden adaptiven Deinterlacing-Routinen sauber abspielen.

Ton

Auch der Ton der Serie wurde gründlich überarbeitet, aber auf einen Surround-Upmix wurde vernünftigerweise verzichtet, so daß die ursprünglichen Mono-Abmischung von Get Smart zu hören ist.

Die einsame englische Tonspur ist mit 192 kbit/s in 2.0 Mono codiert und bietet zwar keine großen Überraschungen, kann aber dafür mit einem sehr soliden Klang aufwarten. Der Frequenzumfang ist zwar altersbedingt hörbar eingeschränkt, aber nicht so schlimm als daß sich der Ton dünn oder sogar blechern anhören würde. Ganz im Gegenteil sind die Bässe sehr gut ausgeprägt und nur die Höhen lassen ein bißchen zu wünschen übrig, wobei es aber nicht zu klirren oder anderen Verzerrungen kommt. Der gute Klang läßt darauf schließen, daß für die DVDs keine Lichttonspuren, sondern Magnetton-Master zur Verfügung gestanden haben.

Die Restauration hat sich auf die Beseitigung von Störgeräuschen konzentriert und ist sehr gut gelungen, denn Knistern, Knacksen oder Rauschen machen sich auch bei genauem Hinhören überhaupt nicht bemerkbar. Tatsächlich wirkt der Ton genauso wie das Bild sogar etwas zu sauber, denn die völlige Abwesenheit von typischem Grundrauschen machen die Tonspur etwas steril. Allerdings macht der Ton nicht den Eindruck totgefiltert worden zu sein, Rauschfilter wurden nur sehr vorsichtig und sparsam eingesetzt.

Untertitel sucht man auf dieser DVD allerdings vergeblich, denn die wurden wie bei vielen anderen HBO-Veröffentlichungen weggelassen - lediglich Closed-Captions sind vorhanden, die aber bei europäischen Fernsehern mangels Decoder nicht viel nützen.

Bonusmaterial

Durch die weggelassene fünfte DVD ist bei der amerikanischen Einzel-Veröffentlichung der ersten Staffel von Get Smart das Bonusmaterial nicht besonders zahlreich, aber immerhin bekommt man eine kleine handvoll Kommentarspuren geboten. Die Menüs sind relativ schlicht, passen aber durch das gelungene Retro-Design hervorragend zu Get Smart.

Jede Episode ist mit einem Intro von Barbara Feldon ausgestattet, die allerdings nur eine kurze Inhaltsangabe vorliest. Diese Einleitungen werden beim Aufruf der Episoden-Menüs automatisch abgespielt - eine ganz innovative Anwendung der DVD-Technik, die sonst nur selten zu finden ist.

Insgesamt werden drei Audiokommentare auf zwei Episoden geboten. Mel Brooks und Buck Henry sind leider nicht zusammen, sondern nur auf zwei getrennten Kommentarspuren der Pilotfolge zu hören - leider hat das dazu geführt, daß Buck Henry besonders viel über die Entstehung der Serie zu erzählen hat und Mel Brooks wie auf vielen seiner anderen Solo-Kommentaren nur sehr wenig. Tatsächlich hätte man die beiden Kommentarspuren gut zusammenschneiden können, aber Buck Henry schafft es auch so eine Menge interessanter Informationen und Anekdoten beizusteuern. Barbara Feldon ist auf der Episode Kisses for KAOS zu hören und berichtet ausführlich über ihre ersten Erfahrungen mit den Dreharbeiten von Get Smart und dem Beginn ihrer Karriere - dabei hat die Schauspielerin viel Spaß und macht nur kleine Pausen, so daß sie in den knappen 25 Minuten sehr viel zu erzählen hat.

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