Independence Day | ||||
4.7.2005 #337 |
Titel | Independence Day | ||
Studio | 20th Century Fox (1996) | |||
Hersteller | 20th Century Fox Home Video (2000) | |||
DVD-Typ | 2x9 (7,61 & 7,55 GB) | Bitrate | ø 6,76 max. 9,0 | |
Laufzeit | 138/147 Minuten | Kapitel | 57 | |
Regionalcode | 2 (Deutschland) | Case | Moulages | |
Fernsehnorm | PAL | |||
Bildformat | 2.35:1 | 16:9 | ||
Tonspuren | Englisch, Deutsch Kommentar 1+2 | |||
Untertitel | Englisch, Deutsch | |||
Freigabe | FSK 12 | |||
Extras | Disc
1 Original Kinoversion Special Edition Version mit 9 Minuten bisher nie gezeigten Filmszenen Szenenspezifische Kommentare von Roland Emmerich und Dean Delvin Kommentar von den Oscar-Gewinnern und Special Effects-Verantwortlichen Volker Engel und Doug Smith Disc 2 Kinotrailer und TV-Spots "Erschaffung der Realität" 30-min. Making-OF "ID4 Invasion" 22-min. Mockumentary "HBO First Look: Independence Day" 28-min. Special, moderiert von Jeff Goldblum Alternatives Ende mit Doppeldecker-Sequenz Storyboards, Original-Artwork, Produktions-Fotos |
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Allgemeines Aliens wollen die Erde zerstören - Will Smith, Bill Pullmann und Jeff Goldblum eilen zur Rettung. Nobody does it like Roland Emmerich. Der nach Hollywood ausgewanderte deutsche Regisseur versuchte sich schon 1990 mit Moon 44 im Science-Fiction-Genre, hatte damit aber nur wenig Erfolg, machte mit dem brutalen Universal Soldier eine Mischung aus Science-Fiction und Kriegsfilm und kehrte schließlich mit Stargate 1994 in sein Lieblingsgenre zurück. Aber erst zwei Jahre später drehte Emmerich den Film, der zu seinem Markenzeichen werden sollte: Independence Day, einen der größten Alien-Invasionsfilme Hollywoods. Es ist irgendwie ironisch, daß ausgerechnet ein deutscher Regisseur in Hollywood einen Film inszeniert, der stellenweise extrem USA-patriotisch ist, aber auch gleichzeitig das Weiße Haus genüßlich in die Luft gehen läßt. Roland Emmerich ist ein hervorragender Handwerker, aber seine Drehbücher haben oft deutliche Schwächen – darunter leidet auch Independence Day, kurz ID4 genannt, nicht unerheblich. Wie so manche andere Regisseure hat Emmerich die Angewohnheit seine Drehbücher immer selbst oder mit einem Kollegen zu schreiben, der in diesem Fall mit Produzent Dean Devlin ist, der mit Emmerich schon Stargate gedreht hatte und bis heute noch mit ihm zusammenarbeitet. Das Drehbuch von ID4 ist eine recht einfallsloses Malen-nach-Zahlen-Gebilde, das eigentlich nur ein Vorwand für eine möglichst dichte Aneinanderreihung von Actionszenen und Special-Effects ist. Die parallel laufenden Plots um die drei Hauptdarsteller herum halten nur am seidenen Faden zusammen und werden gegen Ende des Films mit der Brechstange zusammengeführt. Der Reiz des Films liegt mehr bei den Schauspielern, die zusammen mit den Effekten den größten Spaßfaktor von ID4 bilden. Bill Pullmann, der ehemalige Captain Lone Starr in Mel Brooks Weltraum-Satire Spaceballs, gehört nicht unbedingt dazu. Er ist als Präsident der USA hier eine riesige Fehlbesetzung – offenbar hat Roland Emmerich eine jüngere Version von Bill Clinton gesucht, aber nur einen unglaubwürdigen Sonnyboy gefunden, der in einer anderen Rolle in diesem Film wohl besser aufgehoben wäre. Emmerichs Kollege Wolfgang Petersen hatte in Air Force One mit Harrison Ford den deutlich besseren Präsidenten an Bord, der vielleicht dem Präsidenten-Subplot von ID4 ein wenig die Lächerlichkeit genommen hätte. Die richtigen “Stars” des Films im klassischen Sinn sind natürlich Will Smith und Jeff Goldblum, die zwar ein sehr ungleiches Paar abgeben, aber im Finale des Films dann doch sehr gut zusammenpassen. Will Smith hatte gerade seine Fernsehkarriere als Fresh Prince of Bel Air nach sechs Jahren beendet und mit Bad Boys seine erste größere Kinorolle bestritten, aber erst seine Rolle als draufgängerischer Fighter-Pilot Steve Hiller in ID4 brachte ihm letztendlich den Durchbruch. Jeff Goldblum ist schon seit langem sozusagen der ewige Nebendarsteller, hat aber auch in seinen kleineren Rollen wie in Jurassic Park eine ständige Leinwandpräsenz. Seine Rolle als Wetterexperte und Umweltfanatiker David Levinson ist auch nicht viel anders als seine früheren Auftritte, bringt aber in ID4 den dringend benötigten ironischen Unterton hinein. An Goldblums Seite ist Judd Hirsch als Davids Vater zu sehen, der seinen Charakter sehr genüßlich als nicht auf den Mund gefallenen älteren Mann spielt und damit Jeff Goldblum manchmal etwas die Show stiehlt. Ein Nebendarsteller stielt jedoch allen anderen tatsächlich die Show. Brent Spiner in ID4 ist eigentlich nur ein einziger großer Witz, aber der Schauspieler der seit 1987 als Android Data in Star Trek – The Next Generation bekannt wurde, macht aus der scheinbaren Wegwerfrolle auf seine ganz besondere Art ein kleines Happening. Während Brent Spiner als Data fast immer äußerst zurückhaltend agieren mußte, läßt er als Dr. Okun hier seinen komödiantischen Talenten freien Lauf und sorgt dafür, daß Independence Day nicht nur eine bierernste Angelegenheit bleibt und sich selbst nicht völlig ernst nimmt. Die weiteren Nebenrollen hinterlassen außer wenigen Ausnahmen keinen bleibenden Eindruck. Mary McDonnell als “Mrs. Präsident” hat einen besonders schwachen Auftritt, und auch die anderen weiblichen Nebenrollen können sich kaum behaupten. Das ist aber größtenteils die Schuld des Drehbuchs, das ihnen nicht sehr viel zu tun gibt und sie auf stereotype, ernste Rollen reduziert. Ansonsten fallen nur Harvey Fierstein als Davids Chef mit der rauchigen Stimme und Randy Quaid als versoffener Doppeldecker-Pilot auf, die genauso wie Brent Spiner die Ernsthaftigkeit des Films deutlich auflockern. Die unbestrittenen Hauptdarsteller von Independence Day sind natürlich die Special-Effects, die etwa achtzig Prozent des Films ausmachen und wirklich beeindruckend sind. Produziert wurden die Effekte nicht etwa vom Branchenführer Industrial Light and Magic, sondern hauptsächlich von einer Studioeigenen Abteilung unter der Leitung von Volker Engel, der schon früher mit Roland Emmerich zusammengearbeitet hatte. Ergänzt wurde die 20th Century Fox Digital Unit, die nur für ID4 existierte, von einer ganzen Reihe von anderen Firmen, darunter auch dem relativ jungen Unternehmen Digiscope. Die Effektsequenzen zu Beginn des Films sind geradezu gewöhnlich und wären auch dreißig Jahre zuvor machbar gewesen, aber sobald die Zerstörung beginnt, beginnen auch die Kinnladen der Zuschauer herunterzuklappen. Die riesigen Explosionen und Massenszenen in den Großstädten sehen sehr, sehr real aus - fast schon ein bißchen zu echt, denn nach den Ereignissen vom 11.9.2001 ist eine solche Destruktion keine völlige Utopie mehr. Bei der einen oder anderen Szene von Independence Day bleibt dann doch manchmal ein bitterer Nachgeschmack, aber wenn das Weiße Haus in einem Feuerball aufgeht muß auch der ernsthafteste Zuschauer merken, daß sich der Film nicht mehr ganz ernst nimmt. Roland Emmerich versteht es zwar gut einen Film zu inszenieren, geht dabei aber ziemlich mechanisch vor und setzt dabei deutlich die Technik vor die Menschen. So gut wie die Effekte sind, so holperig und unbeholfen wirkt oft die Inszenierung selbst. Die besten Szenen des Films scheinen von den Schauspielern selbst improvisiert worden zu sein, andere Szenen mit viel Dialogen wirken dagegen sehr hölzern und gehen nur schleppend voran. Insgesamt hätte man den Film ruhig eine halbe Stunde kürzer machen und gleich auf einige Subplots verzichten können. Die Story ist natürlich Schwachsinn hoch zehn - es wird zwar gerne gesagt, daß sich Emmerich an H.G. Wells Klassiker War of the Worlds orientiert hat, aber der hat mit Independence Day nur das Alien-Angriffs-Szenario gemeinsam und sonst überhaupt nichts. Emmerich und Devlin stricken in ihrem Drehbuch eine Menge menschliche Einzelschicksale zusammen, können sich aber nicht entscheiden, ob sie nun ein Drama, ein Komödie oder einen Actionfilm machen wollen. Manche Elemente des Films erinnern an klassische SF-Werke, werden dann aber zu oft von völlig unpassendem Kitsch und fahnenschwingendem Patriotismus unterbrochen. Ob Roland Emmerich mit seinem Verdienst an die amerikanische Nation eine unbefristete Greencard bekommen hat, ist unbekannt. Aber es hat selten einmal einen Film gegeben, der die patriotische Trommel so laut bearbeitet wie Independence Day - es fängt schon beim Konzept des Films an, die Alien-Invasion um den höchsten aller amerikanischen Feiertage stattfinden zu lassen und die Amerikaner sind natürlich die einzigen, die sich effektiv gegen die Aliens zur Wehr setzen können. Dabei wurde aber nicht halt gemacht - nein, man mußte auch noch einen Präsidenten ins Spiel bringen, der ein ehemaliger Kampfpilot ist und sich in der Stunde der Not selbst in einen Fighter klemmt und natürlich vorher eine ultra-patriotische Rede hält. Vielleicht hat Roland Emmerich auch in seiner Glaskugel in die Zukunft geschaut und Bill Pullmans Präsident ist eine bitterböse Parodie auf den derzeitige Amtsinhaber... wer weiß. Wer gerne Fehler und Lücken in Filmplots sucht, hat mit Independence Day eine ganz Menge Spaß, denn Drehbuch und Inszenierung sind voll von kleinen und großen Ausrutschern in aller Art. Fans des Films behaupten gerne, daß dies alles in Tradition von billigen Science-Fiction-Filmen aus den fünfziger und sechziger Jahren gemeint sei, aber tatsächlich steckt hauptsächlich die Faulheit von Roland Emmerich dahinter, sich mehr um die Technich als um die Story zu kümmern. Eine der blödesten Plotlücken dient jedoch nur einem dicken Product Placement: die Computer der Aliens sind Macintosh-Kompatibel... eine bessere Werbeplattform hat Apple nie wieder gehabt. Musikalisch ist Independence Day völlig unbeeindruckend. Die orchestrale Score von David Arnold, der einige Jahre später viel bessere Filmmusik für de neueren Bond-Filme schreiben wird, macht zwar ihren Job, ist aber lediglich Hintergrundmusik und hat keine Themen zu bieten, die wirklich in Erinnerung bleiben - lediglich vorhersagbares lautes Actiongedudel und unsägllich schmalzige und patriotische Passagen. Eine Filmmusik von Jerry Goldsmith oder John Williams hätte Independence Day wirklich gutgetan und dem Film über einige seiner Schwächen hinweggeholfen, aber David Arnolds Score tut ID4 keinen großen Gefallen. Trotz aller Makel und Probleme bleibt Independence Day durchaus anschaubar, weil der Spaßfaktor nicht unerheblich ist. Wenn man seinen grauen Zellen den Abend freigibt und keinen allzugroßen Anspruch an den Film stellt, kann man ihn tatsächlich sehr gut genießen. Gute Effekte, einige sympathische Schauspieler und eine Menge Humor wiegen das lausige Drehbuch, den vielen Kitsch und den fast schon schmerzhaften Patriotismus letzendlich doch wieder auf. Independence Day ist kein War of the Worlds, aber dennoch ordentliches Popcorn-Kino, das jedoch noch etwas besser hätte sein können. Independence Day ist ein typischer Sommer-Blockbuster und ließ 1996 die Kinokassen kräftig klingeln. Der 4. Juli 1996 war leider ein Donnerstag – weil die Kinopremieren in den USA traditionell immer Mittwochs stattfinden, konnte Independence Day leider nicht am Independence Day anlaufen, außer wahrscheinlich einiger Mitternachtspremieren. Die 75 Millionen Dollar Produktionskosten waren schnell wieder eingespielt, alleine in den USA hatte der Film bis Ende 1996 über 300 Millionen Dollar erwirtschaftet – ein äußerst lukratives Geschäft. Um die Gewinnspanne noch weiter zu maximieren, wurde Independence Day auch relativ schnell auf Video veröffentlicht – aber eine DVD-Veröffentlichung zog sich noch sehr lange hin. 1998 veröffentlichte Fox in den USA die ersten Laserdiscs des Films, darunter auch ein 100 Dollar teures Deluxe-Boxset mit einem Audiokommentar und anderen Extras – allerdings noch nicht als DVD. Das ließ noch bis zum Frühjahr 2000 auf sich warten, als in den USA endlich die Five-Star-Collector's Edition erschien, die sogar zwei Versionen des Films gleichzeitig enthielt. In Deutschland wurde die amerikanische Doppel-DVD in fast unveränderter Fassung im November 2000 veröffentlicht, aber fast von einem kleinen Skandal begleitet: Fox kündigte an, daß die englische Tonspur aus Platzgründen nur in Dolby Surround auf der DVD sein wird, weil sonst die Bildqualität wegen der zwei Filmversionen zu sehr leiden würde. Bei der gleichzeitig Veröffentlichten Abyss-DVD wurde das auch so gemacht, aber überraschenderweise hatte Independence Day dann doch eine englische 5.1-Tonspur. Diese Änderung kam dermaßen in letzter Minute, daß auf dem Cover und sogar noch in den DVD-Menüs die Tonspur in 2.0-Surround angegeben war. Ärgerlich war auch die schlechte Verpackung: die Doppel-DVD steckte in der Erstauflage in einer übergroßen durchsichtigen Hülle, für die das Cover etwas zu klein war - Fox hatte nicht genügend DVD-Cases für die massive gleichzeitige Veröffentlichung von Independence Day und The Abyss. Trotz der nicht ganz perfekten Bildqualität und dem Durcheinander mit den Tonspuren kann sich auch fünf Jahre später die ursprüngliche deutsche Independence Day-DVD noch sehr gut behaupten und hat immerhin den Vorteil, den neun Minuten längeren Extended Cut und die Kinofassung auf einer einzigen DVD zu enthalten. Inzwischen wurde diese DVD von einer Extended Edition abgelöst, die nur noch die längere Fassung des Films enthält, auf die zweite Kommentarspur verzichtet, aber dafür eine deutsche DTS-Track hat – die zweite Disc blieb jedoch identisch. Wer heute die alte Erstauflage kaufen möchte, ist auf gebrauchte DVDs angewiesen, allerdings gibt es gelegentlich noch Restauflagen für unter zehn Euro. Dabei sollte man darauf achten die Doppel-DVD zu erwischen, den es gab zwischenzeitlich auch eine Ausgabe, bei der die zweite Disc einfach weggelassen wurde. Es ist eine typische Blockbuster-DVD: ein etwas zweifelhafter Film, aber eine hervorragende DVD-Veröffentlichung. |
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Bild
Schon vor fünf Jahren war die Abtastung der deutschen ID4-DVD nicht das höchste der Gefühle, heute ist die Qualität zwar auch noch akzeptabel, aber gegenüber einer Menge anderen DVDs einfach eine Enttäuschung. Daran ist aber nicht unmittelbar der Transfer dieser DVD schuld, sondern die digitale Bearbeitung, die schon in der Postproduktion eine Menge Detailtreue gekostet hat und sogar die Bildqualität im Kino deutlich beeinflußt hatte.
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Ton
Als Blockbuster-Actionfilm hat Independence Day natürlich auch eine dementsprechende Tonabmischung zu bieten, die im wahrsten Sinne des Wortes auf den Putz haut und die Lautsprecher zum erbeben bringt – das gilt allerdings auf der deutschen DVD nur für die englische Tonspur, denn die deutsche Abmischung ist nicht besonders gut gelungen.
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Bonusmaterial Das Bonusmaterial der “alten” deutschen ID4-Special-Edition
entspricht genau dem der amerikanischen Five-Star-Edition, sogar die hervorragenden
3D-animierten Menüs wurden übernommen. Die Ausstattung ist bemerkenswert,
besteht aber zum größten Teil aus schon vorher vorhandenem
Material und läßt einen wirklich tiefgreifenden Einblick in
die Entstehung des Films vermissen. |
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