The Abyss
Cover

18.06.2001

Titel The Abyss
Studio 20th Century Fox (1989)
Hersteller 20th Century Fox Home Video (2000)
DVD-Typ 2x9 Bitrate ø 6,1 max. 9,5
Laufzeit 139/164 Minuten Kapitel 42/53
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Moulages
Fernsehnorm PAL
Bildformat 2.35:1 16:9 no
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Surround 192 kb/s Englisch 5.1 Surround 384 kb/s Deutsch
Untertitel Englisch, Deutsch
Freigabe FSK 12
Extras Disc 1
• Original Kinoversion
• Special Edition Version mit 28 Minuten zusätzlichen Filmszenen
• Wahlweise Kommentare zu beiden Versionen
• 12-Seitiges Booklet
Disc 2
• Trailer
• "Hinter-den-Kulissen"-Material
• 60 Min. Dokumentation "Unter Druck" Making-Of The Abyss
• James Camerons Original-Drehbuch
• Featurette
• Film über Special-Effects
• Foto-Galerie
• Biografien der Darsteller
• Wasserwurm aus verschiedenen Blickwinkeln

Allgemeines

Wer Titanic für James Camerons Meisterwerk hält, der hat sicher The Abyss nie gesehen. Ende der achtziger Jahre begann diese einzigartige Produktion, die man am besten als Close Encounters of the Third Kind unter Wasser beschreiben kann. Um möglichst realistische Bilder zu erzeugen, entschied sich James Cameron einen großen Teil des Films unter Wasser in riesigen Tanks zu filmen - so etwas hatte es zuvor außer im Dokumentarsektor noch nicht gegeben. Dank eines intelligenten Drehbuchs, leistungsfähigen Schauspielern und revolutionären Spezialeffekten wurde The Abyss zu einem der besten SF-Filme der letzten zwanzig Jahre.
Wie es schon Steven Spielberg mit Close Encounters tat, produzierte James Cameron vier Jahre nach der Kinopremiere eine Special-Edition die teilweise neue Szenen enthielt, andere abänderte und generell den Film noch weiter perfektionierte.
Die Special-Edition-DVD wurde von Van Ling produziert, der früher schon öfter mit James Cameron und seiner Firma Lightstorm Entertainment zusammengearbeitet hat. Die Vorlage war die vorher schon von Ling produzierte SE-Laserdisc, aber die DVD bietet ein ganz besonderes Feature - es ist sowohl die Originalversion als auch die neue Special-Edition per Seamless Branching zusammen auf einer Disc abgelegt worden. Wegen der enormen Länge des Films mußte das zahlreiche Bonusmaterial auf eine zweite DVD ausgelagert werden.

Wie die amerikanische Vorlage ist auch die deutsche Abyss-DVD THX-zertifiziert. Allerdings bieten diese DVDs leider ein sehr gutes Beispiel, daß THX nicht unbedingt Qualität bedeuten muß: Ein nicht-anamorpher, sieben Jahre alter Transfer mußte verwendet werden, der Originalton ist auf der deutschen DVD nur in 2.0-Surround vorhanden und nicht einmal alle Extras der US-Version haben es auf die deutsche Fassung geschafft. Auch mit der Verpackung hatte sich Fox im November 2000 bei der deutschen Veröffentlichung kräftig in den Sand gesetzt. Weil keine Doppel-Amaray-Hüllen beschaffbar waren, wurde die Film-DVD in ein einfaches Case gesteckt und die zweite DVD einfach in einer Papphülle dazugelegt - sowas hatte man bisher noch nicht gesehen und verdient einen Preis als schlechtverpackteste DVD des Jahres. Wenn man sich aber von den technischen Einschränkungen und der Verpackung nicht abschrecken läßt, erwartet einen doch eine recht gut aufgemachte Special-Edition des Films, mit der man einige Zeit beschäftigt sein wird.

Bild

Ein gutes halbes Jahr nach der Veröffentlichung dieser DVD dürfte es mittlerweile jeder wissen: leider hat The Abyss keinen anamorphen Transfer bekommen. Warum dies ausgerechnet bei einem Film passiert ist, bei dem die visuellen Eigenschaften das wichtigste sind, weiß man immer noch nicht genau. Es gehen Gerüchte um, daß tatsächlich ein anamorpher Transfer erstellt wurde, den James Cameron aber ablehnte weil er mit dem Farbtiming nicht zufrieden war. Stattdessen wurde ein von Cameron favorisiertes D2-Master von 1993 als Basis für diese DVD benutzt, das schon für die Laserdisc der Special-Edition eingesetzt wurde. Im Prinzip ist gegen diesen Transfer nichts einzuwenden, aber gegen vernünftige anamorphe Versionen von gleichaltrigen Filmen auf DVD verliert The Abyss trotzdem haushoch.

Die Filmvorlage selbst hat nur wenige kaum sichtbare Fussel oder Dropouts, und die Körnigkeit des Filmmaterials ist auch nicht sichtbar. Das größte Problem des Transfers ist die mangelhafte Schärfe, die von fast schon exzessivem "Edge Enhancement" begleitet wird. Abgesehen davon haäten sich die meisten Unterwasserszenen erstaunlich gut, auch wenn durch die mangelnden Details das Bild oft zu undeutlich und diffus ist - dafür sehen sie aber alle sehr realistisch aus. Die Szenen auf der Benthic Explorer, dem Schiff auf der Oberfläche, haben dagegen ein ganz seltsames, flaches, fast wie gemaltes Aussehen. In der Farbwiedergabe gewinnt diese DVD jedoch auf der ganzen Linie. Die grau-blau-grüne Farbpalette, die fast den gesamten Film dominiert, wird getreu wiedergegeben und auch Hauttöne gehen nicht unter. Kompressionsartefakte waren wegen der vielen einfarbigen Flächen zu befürchten, aber nur ganz selten kann man einen leichten Ansatz von Blockbildung erkennen. Dies ist wahrscheinlich nur der relativ hohe Bitrate und dem Umstand, daß nur die Hälfte des DVD-Bilds genutzt wird, zu verdanken.

Ein ganz anderes Problem zeigt sich bei der Wiedergabe der DVD auf progressiven Displays wie Computerbildschirmen oder Projektoren, denn einige Teile des Films sind interlaced auf der DVD abgespeichert worden. Wie und weshalb das passiert ist kann man nicht nachvollziehen, denn hinter der Abwechslung zwischen progressiv und interlaced steckt kein erkennbares System. Auch die Vermutung, daß nur die zusätzlichen Szenen der Special-Edition progressiv seien hat sich als falsch erwiesen. Unter dem Gesichtspunkt, daß bei der deutschen Independence Day-DVD fast das gleiche passiert ist, muß man davon ausgehen daß dies ein Fehler vom Masteringstudio WAMO ist. Normalerweise verzichte ich in meinen DVD-Kritiken auf Bildbeispiele, aber hier mache ich mal eine Ausnahme um die Probleme des Transfers zu verdeutlichen:
1 - Schon beim Fox-Logo bemerkt man die zu starke Kantenschärfe.
2 - Auf der Benthic Explorer: mehr Kantenschärfe, besonders an der Baseballmütze.
3 - Am Moonpool: schlechte Detailzeichnung und sichtbares Interlacing.
4 - Trotz der geringen Schärfe sehen die Unterwasserszenen natürlicher aus.
5 - Effekt-Shot vom Schluß: viel zu unscharf.

Ton

Nach der fast schon unterdurchschnittlichen Bildqualität folgt die zweite Ernüchterung bei den Tonspuren: zwar ist die deutsche Synchronfassung als Dolby-5.1-Upmix vorhanden, aber der eigentlich wichtigere Originalton liegt nur als Matrixsurround-Fassung in 2.0 vor. Auf der amerikanischen DVD befand sich neben dieser 2.0-Fassung auch ein 4.1-Mix, der auf den 70mm-6-Track-Fassungen basierte. Die englische Version verliert damit auf dieser DVD den Subwoofer und die diskrete Aufteilung der Kanäle, aber die Abmischung ist für eine 2.0-Spur sehr gut gelungen. Dramatisch hört der Unterschied zwischen dem Downmix der deutschen 5.1-Fassung und der englischen 2.0-Version nicht an, rein subjektiv hat die englische Fassung sogar eine etwas breitere Soundstage. Dafür werden in der deutschen Fassung die Surroundkanäle aggressiver benutzt, aber die Dialoge stechen zu sehr aus dem Klangbild heraus und klingen nicht so natürlich wie in der Originalfassung. In Stereo oder ProLogic braucht man sich also keine Gedanken über die Qualität der englischen Tonspur machen, aber für Sound-Enthusiasten mit 5.1-Anlage, die meist auch Originalfassung bevorzugen sind die Tonspuren dieser DVD nicht akzeptabel. Laut Fox sei kein Platz für zwei 5.1-Tonspuren auf der Disc gewesen, was allerdings kaum nachvollziehbar ist. Zwar ist die erste DVD mit den zwei Filmversionen und den Tonspuren wirklich randvoll, aber wenn man noch etwas mehr an der Bitrate des Bilds herumgeschraubt hätte wäre vielleicht etwas mehr Platz für die Tonspuren übriggeblieben.

Menü & Specials

Die Menüs beider DVDs bestehen aus einer aufwendig gerenderten 3D-Repräsentation der Deepcore, in der die Menüpunkte kunstvoll eingearbeitet sind. Die Menüs sind das einzige anamorphe Material auf den DVDs, denn der Film und sämtliches Bonusfeatures sind in 4:3 abgelegt.

Die Extras beginnen bereits auf der Film-DVD. Statt einem Audiokommentar mit James Cameron befindet sich nur ein Textkommentar des DVD-Produzenten Van Ling in Form einer Untertitelspur auf der Disc. Dieser Kommentar liegt im englischen Original und in einer deutschen Übersetzung vor und bietet mindestens soviel Informationen wie eine gesprochene Kommentarspur. Allerdings beschränkt sich die Untertitelspur meist auf technische Informationen und ist leider nicht so persönlich und ungezwungen wie ein normaler Audiokommentar.

Die Extras auf der zweiten DVD sind in den verschiedenen Bereichen der gerenderten Deepcore untergebracht. Das wichtigste Extra ist die 59minütige Dokumentation Under Pressure - the Making of The Abyss, in der so ziemlich alle offenen Fragen über die Produktion des Films beantwortet werden. Wenn man diese Doku gesehen hat, fragt man sich ernsthaft wie James Cameron es geschafft hat diesen Film unter solchen extremen Bedingungen zu drehen und daß ihm nicht die Schauspieler weggelaufen sind. Tatsächlich ist Mary Elizabeth Mastrantonio in der Doku als einzige Darstellerin nicht in neuen Interviews zu sehen, weil sie gegen Ende der Dreharbeiten vor Camerons fast unmenschlichen Arbeitsbedingungen geflohen war und nun verständlicherweise nichts mehr mit dem Film zu tun haben wollte. Neben dieser langen Doku ist auch ein zehnminütiges Featurette vorhanden, das zwar einen nicht zu übersehenden kommerziellen Charakter hat, aber trotzdem etwas Filmmaterial verwendet was im Making Of nicht verwendet wurde.

Die Imaging Station ist wie ein kleiner, unaufgeräumter Schneideraum gestaltet und enthält auch das entsprechende Material. Zuerst sind zehn Videoclips von verschiedener Länge dort untergebracht. Pseudopod Multiangle zeigt die verschiedenen Produktionsstadien der beeindruckenden Wasserwurm-Szene mit Hilfe von vier verschiedenen Blickwinkeln, die man entweder während des laufenden Videos umschalten oder nacheinander schauen kann. Deepcore Build Timelapse ist eine siebenminütige Zeitrafferaufnahme vom Bau des großen Deepcore-Modells. Die Videomatics Montage besteht aus anderthalb Minuten Unterwasser-Videoaufnahmen, die als Storyboard-Vorlagen für den Film dienten. Bei diesem Videoclip kann man eine Untertitelspur aktivieren, die Balken über das Vollbild legt und es so ins gedachte 2,35:1-Kinoformat bringt. Montana Bridge Flooding zeigt eine Videoaufnahme der vierzig Sekunden langen Sequenz von der Flutung der Montana-Schiffsbrücke inklusive einiger danach sehr nasser Schauspieler. Engine Room Flooding kommt dagegen ohne nasse Stars aus, weil der Maschinenraum aus einem Modell besteht. Surface Unit Shoot stammt von den Dreharbeiten der Oberflächen-Szenen. Crane Crash Shoot ist weniger als eine halbe Minute lang und zeigt den für den Film mit einer Hochgeschwindigkeits-Kamera aufgenommenen Kran-Zusammenbruch in Echtzeit. In der Motion Control Timelapse Montage ist eine achtstündige Sequenz von Unterwasser-Modellen zu sehen, die auf eine Minute zusammengerafft wurde. Miniature Rear Projection Demo ist ein dreißigsekündiger Clip, der die Möglichkeiten der Hintergrundprojektion in ein Miniaturmodell testet. Als letztes bietet die Film-Abteilung der Imaging Station einen zwanzigminütigen Zusammenschnitt von Special-Effects-Sequenzen, die für die Academy Awards von 1990 zusammengestellt wurden - diese Ausschnitte sind mit Musik unterlegt, im Originalformat und haben ärgerlicherweise eine etwas bessere Bildqualität als der Film selbst. Alle Clips werden von erklärenden Texttafeln eingeleitet.

Die Bildergallerie ist in 22 Bereiche unterteilt und enthält hunderte von Bildern - wieviele genau habe ich nie gezählt, aber es sind mehr als man einfach überblicken könnte. Fast alle Bilder nutzen das gesamte 4:3-Bild aus und sind überraschend groß und deutlich abgelegt worden. Genauso gut sehen die Storyboards aus, von denen tatsächlich alle 773 Stück, die James Cameron persönlich für diesen Film gezeichnet hat, auf dieser DVD vorhanden sind. Eine derart extensive Sammlung von Bildmaterial ist beinahe einzigartig und wohl nur dem Umstand zu verdanken, daß dies alles schon für die frühere Laserdisc zusammengestellt wurde. Bei Bildern macht diese Sammlung aber nicht halt, denn das gesamte Drehbuch und auch das Treatment zum Film ist auf Texttafeln abgelegt. Ob es sinnvoll ist, ein etwa 6000 Zeilen langes Drehbuch auf einem Fernseher zu lesen sei dahingestellt, aber auf jeden Fall kann man das Drehbuch auch in mehr computerverträglicher Form im Internet finden.

Die letzten Extras bestehen aus dem üblichen Pflichtprogramm: drei Trailer und Filmographien von Darstellern und Crew. Eigentlich kann man mit den vorhandenen Extras mehr als zufrieden sein, wenn da nicht noch Unmengen von Material wären, das auf der deutschen DVD einfach weggelassen wurde. Die US-Fassung hatte noch zwei weitere Menüs, den Moonpool und den Drill Room, in denen noch sehr viele Texte und Bilder von den Produktionsnotitzen abgelegt waren. Diese machten einen nicht unbeträchtlichen Teil der von Van Ling zusammengestellten Extras aus, und es ist eine kein netter Zug von Fox das alles den deutschen Käufern vorzuenthalten. Möglicherweise wurde das Material gar nicht aus Platzgründen gestrichen, sondern weil es nicht übersetzt werden konnte. Die Menüs sind zwar zweisprachig vorhanden, aber alle anderen Texte sind nur auf Englisch abgelegt worden. Die Dokumentation und das Featurette sind aber mit deutschen Untertiteln versehen worden.

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