Murder on the Orient Express
Cover

15.04.2002

Titel Murder on the Orientexpress
Studio EMI Film Distributors / GW Films (1974)
Hersteller Universal Home Video / Studio Canal (2001)
DVD-Typ 9 (7.55 GB) Bitrate ø 7,97 max. 8,5
Laufzeit 127 Minuten Kapitel 20
Regionalcode 4 (Australien) Case Amaray I Transp.
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.73:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 224 kbit/s Englisch
Untertitel Keine
Freigabe Australien PG
Extras • Original Theatrical Trailer
• Photo Gallery
• Cast Biographies

Allgemeines

Agatha Christie ist eine der am meisten verfilmten Autoren der Filmgeschichte. Ihren belgischer Meisterdetektiv Hercule Poirot gibt es in so vielen Inkarnationen auf der Leinwand, daß man es kaum noch überblicken kann - aber aus dieser Masse ragen ein paar besondere Highlights hervor. Zuerst versuchte MGM Anfang der sechziger Jahre in England als Antwort auf die Miss-Marple-Filme mit Margaret Rutherford eine Verfilmung der ABC-Morde mit Tony Randall in der Hauptrolle, die nicht gerade besonders werkgetreu aber dafür für sich sehr komisch war. In den siebziger Jahren wurde das Multitalent Peter Ustinov für die Rolle des Hercule Poirot entdeckt, und mit großem Staraufgebot wurde zuerst Death on the Nile und dann Evil under the Sun erfolgreich verfilmt. Mehrere amerikanische Fernsehfilme im kleineren Stil folgten.

Bevor jedoch Peter Ustinov die vielleicht beste Interpretation des Charakters spielte, entstand in England der Film, der die Agatha-Christie-Welle ins Rollen brachte: Sidney Lumet verfilmte Murder on the Orient Express mit einer Riege von Schauspielern, von denen andere Regisseure nur träumen konnten: neben Albert Finney als Hercule Poirot wurden die Nebenrollen mit Lauren Baccall, Martin Balsam, Ingrid Bergman, Jacqueline Bisset, Jean-Pierre Cassel, Sean Connery, John Gielgud, Wendy Hiller, Anthony Perkins, Vanessa Redgrave, Rachel Roberts, Richard Widmark und Michael York besetzt. Aber die Prominenz ist nicht das, was diesen Film zu einem Klassiker gemacht hat - das originalgetreu umgesetzte Drehbuch, die fantastische Musik, die einzigartige Kameraführung und nicht zuletzt Sidney Lumets Regie machen Murder on the Orient Express zu etwas ganz besonderem.


Leider ist dieses Meisterwerk heute geradezu verschollen. Die letzte deutsche Fernsehausstrahlung liegt inzwischen wieder fünf Jahre zurück und die Verteilung der Heimvideo-Rechte ist ein kleines Abenteuer in sich. Das französische Studio Canal+ scheint die Europarechte zu besitzen, ursprünglich war es geplant den Film in ganz Europa auf DVD zu veröffentlichen. In Frankreich, Italien und Spanien ist das auch geschehen, aber dort scheinen die DVDs inzwischen auch nicht mehr zu haben zu sein. Kinowelt hatte die DVD ursprünglich im Rahmen einer Agatha-Christie-Reihe angekündigt, aber wegen rechtlicher Probleme kam es dann auch nicht dazu. Eine britische veröffentlichung vom Kinowelt-Partner Momentum wurde auch abgesagt. In den USA gibt es überhaupt keine DVD, die einzige Möglichkeit diesen Film überhaupt in der Originalfassung zu bekommen wäre zur Zeit eine US-Videokassette. Zu meiner großen Freude entdeckte ich vor kurzem, daß Murder on the Orient-Express in Australien von Universal unter der Lizenz von Studio Canal+ erschienen ist. Herausragend ist diese DVD nicht, aber alleine der Originalton und die halbwegs akzeptable Bildqualität haben für mich den Kauf mehr als gerechtfertigt.

Inzwischen hat sich das Blatt gewendet: seit Ende Mai 2003 gibt es Murder on the Orient Express auch in Deutschland von Kinowelt als DVD mit gleicher Ausstattung, aber besserer Bildqualität und auch einer deutschen Tonspur und Untertiteln. Im September 2004 ist außerdem eine US-DVD von Paramount erschienen, die eine bessere Bild- und Tonqualität als alle anderen Veröffentlichungen hat und außerdem noch einige interessante Extras bietet.

Bild

Wenn man einigen australischen DVD-Kritiken Glauben schenkt, wurde das Bildformat des Films von 2.35:1 auf 1.78:1 zurechtgestutzt - diese Behauptungen stützen sich einzig und allein auf eine falsche Formatangabe in der IMDB. Tatsächlich wurde Murder on the Orient Express "flat" gedreht und die Bildkomposition wurde auf einen Bereich zwischen 1.66:1 und 1.85:1 ausgerichtet. Im Abspann steht deutlich "Filmed with Panavision Cameras and Lenses", was auf die Verwendung von sphärischen Linsen für das Normalformat schließen läßt. Diese DVD mattet das Bild auf 1.73:1 und hat ein ganz leichtes windowboxing - der Abspann ist sogar in 1.66:1 mit dicken Balken an den Rändern zu sehen.
Die Filmvorlage war in einem eher mittelprächtigen Zustand. Gelegentlich sind ein paar kleinere Fussel und Kratzer zu sehen, die aber nicht weiter stören. Leider wurde der starken Körnigkeit des Filmmaterials mit einem heftigen Rauschfilter zuleibe gerückt, der auch nur teilweise effektiv gewirkt hat und das Bild oft matschig und verschwommen aussehen läßt. Typisch für einen schlecht angewendeten Rauschfilter ist die Körnigkeit in schnellen Schwenks deutlich zu sehen, während bei ruhiger Kameraführung keine Spur davon sichtbar ist. Durch den Teppich von Filtern wirkt das Bild etwas digital und leblos. Die Kompression ist jedoch nicht daran schuld, da diese DVD mit einer fast konstanten Bitrate um 8 Mbit/s codiert wurde.
Das waren die schlechten Eigenschaften - die guten sind, daß die oben beschriebenen Fehler auf einem normalsterblichen Fernseher nicht so stark auffallen. Die pastellartige, gedämpfte Farbpalette ist Absicht und paßt zur Stimmung des Films, und das manchmal sehr weiche und zu Überstrahlungen neigende Bild war auch früher schon auf allen früheren Fassungen des Films so zu sehen. Insgesamt ist dies ein nicht ganz optimaler Transfer, mit dem man aber unter den besonderen Umständen ganz zufrieden sein kann. Es ließe sich mehr draus machen, aber trotzdem hat Murder on the Orient Express nie besser ausgesehen.

Ton

Eine englische Mono-Tonspur in Dolby Digital 2.0 mit 224 kbit/s ist alles was man hier bekommt - aber das ist auch schon genug, denn eine Originalfassung des Films in Deutschland aufzutreiben war bisher so gut wie unmöglich. Jetzt kann man endlich die köstliche Mischung aus den verschiedenen Akzenten genießen, die in der Synchronfassung natürlich nicht vorhanden war - wenn man einmal die englische Version gehört hat, wird man die deutsche auf dieser DVD nicht vermissen.
Die Tonqualität entspricht ungefähr dem, was ich von den deutschen TV-Ausstrahlungen her kenne. Die Musik hört sich für eine Mono-Tonspur sehr gut an und läßt nur selten etwas an Tiefe vermissen. Überrascht war ich von den Stimmen, die anscheinend hauptsächlich direkt auf dem Set aufgenommen wurden und die Akustik der beengten Zugabteile hervorragend wiedergeben. Viel mehr gibt es hier auch nicht zu sagen - eine typische, dialoglastige 70er-Jahre Soundtrack, die ihre Sache gut macht. Negativ ist lediglich nur, daß sich keinerlei Untertitel - nicht einmal Closed-Captions - auf der DVD befinden.

Menü & Specials

Viel darf man von dieser DVD beim Bonusmaterial nicht erwarten, da Universal lediglich die Lizenz von Studio Canal bekommen hat und selbst nicht im Besitz der Rechte ist. Erstaunlicherweise ist aber außer der üblichen Trailer-Beigabe noch eine Bildergallerie dabei. Die konnte ich aber leider mit meiner HollywoodPlus nicht anschauen, was wahrscheinlich eine Inkompatiblität in den Menüscripts verursacht. Auch in den Biographien bleibt mein Player bei einigen Einträgen hängen, lediglich der Trailer und die Szenenauswahl funktionieren. Ich gehe mal davon aus, daß es sich um eine der wenigen Fälle handelt bei dem mein DVD-Player nicht mitspielt - trotzdem gibts zwei Punkte für den guten Willen, die DVD nicht ganz extralos in die Läden zu schicken.

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