Murder on the Orient Express
Cover

14.06.2003

Titel Murder on the Orient Express (Mord im Orient Express)
Studio EMI Film Distributors / GW Films (1974)
Hersteller Kinowelt Home Entertainment / Studio Canal (2003)
DVD-Typ 9 (6.85 GB) Bitrate ø 7,46 max. 9,5
Laufzeit 127 Minuten Kapitel 24
Regionalcode 2 (Deutschland) Case MDV
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.78:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 224 kbit/s Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch
Untertitel Deutsch, Italienisch, Spanisch
Freigabe FSK 12
Extras • Original-Kinotrailer
• Fotogalerie

Allgemeines

Agatha Christie ist eine der am meisten verfilmten Autoren der Filmgeschichte. Ihren belgischer Meisterdetektiv Hercule Poirot gibt es in so vielen Inkarnationen auf der Leinwand, daß man es kaum noch überblicken kann - aber aus dieser Masse ragen ein paar besondere Highlights hervor. Zuerst versuchte MGM Anfang der sechziger Jahre in England als Antwort auf die Miss-Marple-Filme mit Margaret Rutherford eine Verfilmung der ABC-Morde mit Tony Randall in der Hauptrolle, die nicht gerade besonders werkgetreu aber dafür für sich sehr komisch war. In den siebziger Jahren wurde das Multitalent Peter Ustinov für die Rolle des Hercule Poirot entdeckt, und mit großem Staraufgebot wurde zuerst Death on the Nile und dann Evil under the Sun erfolgreich verfilmt. Mehrere amerikanische Fernsehfilme im kleineren Stil folgten.

Bevor jedoch Peter Ustinov die vielleicht beste Interpretation des Charakters spielte, entstand in England der Film, der die Agatha-Christie-Welle ins Rollen brachte: Sidney Lumet verfilmte Murder on the Orient Express mit einer Riege von Schauspielern, von denen andere Regisseure nur träumen konnten: neben Albert Finney als Hercule Poirot wurden die Nebenrollen mit Lauren Baccall, Martin Balsam, Ingrid Bergman, Jacqueline Bisset, Jean-Pierre Cassel, Sean Connery, John Gielgud, Wendy Hiller, Anthony Perkins, Vanessa Redgrave, Rachel Roberts, Richard Widmark und Michael York besetzt. Aber die Prominenz ist nicht das, was diesen Film zu einem Klassiker gemacht hat - das originalgetreu umgesetzte Drehbuch, die fantastische Musik, die einzigartige Kameraführung und nicht zuletzt Sidney Lumets Regie machen Murder on the Orient Express zu etwas ganz besonderem.

Im Frühjahr 2002 sah es noch ganz so aus, als ob Murder on the Orient Express in Europa so gut wie verschollen wäre - das einzige Land, in dem der Film überhaupt als DVD zu haben war, war Australien. Die Region 4-Version stammte von Universal, die die Rechte von Studio Canal eingekauft hatten. Studio Canal schien auch die europäischen Reche zu besitzen, aber die italienischen, französischen und spanischen DVDs waren nur kurze Zeit zu haben. Im Herbst 2002 erschienen alle vier Agatha-Christie-Filme in England von Momentum in einer Box, aber obwohl in Deutschland Death on the Nile, Evil under the Sun und The Mirror Crack'd von Kinowelt erschienen, ließ Murder on the Orient Express weiter auf sich warten. Angeblich besaßen Kinowelt und StudioCanal die deutschen DVD-Rechte nicht, aber das stellte sich als interner Irrtum seitens Kinowelt heraus: Ende Mai 2003 erschien dieses Meisterwerk endlich auch in Deutschland als DVD und brachte zwar keine großartigen Verbesserungen gegenüber der australischen DVD, aber vervollständigt damit die Agatha-Christie-Verfilmungen des Produzententeams Richard Bradbourne und Ron Goodwin auch als deutsche DVD-Ausgabe. Sogar das Cover paßt stilistisch zu den vor über einem Jahr erschienenen Filmen.

Im September 2004 hat Paramount in den USA eine neue DVD des Films veröffentlicht, die nicht nur eine bessere Bild- und Tonqualität als die Kinowelt- und Universal-DVDs hat, sondern auch mehr Extras besitzt. Auf die deutsche DVD sollte man daher nur zurückgreifen, wenn man die Synchronfassung unbedingt benötigt.

Bild

Der Transfer der neuen Kinowelt-Version von Murder on the Orient-Express scheint auf dem gleichen Master wie die australische DVD zu basieren, das allerdings völlig anders nachbearbeitet wurde.

Zuerst fällt auf, daß die Filmvorlage hier etwas stärker verschmutzt ist. Kleinere Kratzer und Fussel sind gelegentlich sichtbar und ganz selten auch größere Beschädigungen. Das alles ist zwar auf der australischen DVD kaum zu sehen, aber ein Vergleich zeigt daß diese Fehler dort mit einem sehr starken Filter entfernt wurden - manchmal kann man noch Überreste der Beschädigungen entdecken, die auf der Kinowelt-DVD deutlicher zu sehen sind. Die neue DVD kann dafür jedoch wegen der heruntergeschraubten Filter mit besserer Schärfe und Detailtreue Punkte gewinnen. Die starke Körnigkeit, die die Folge eines besonders lichtempfindlichen Filmmaterials ist, wurde hier auch herausgefiltert, allerdings weniger stark und ohne unangenehme Nebenwirkungen. Dadurch sieht das Bild auf der Kinowelt-Version um einiges natürlicher als auf der australischen DVD aus. Das Farbtiming, das die pastellartige, gedämpfte Palette des Films gut wiedergibt wurde nicht verändert, aber die starken Überstrahlungen sind hier nicht ganz so stark ausgeprägt.


Wenn man einigen australischen DVD-Kritiken Glauben schenkt, wurde das Bildformat des Films von 2.35:1 auf 1.78:1 zurechtgestutzt, aber diese Behauptungen stützen sich einzig und allein auf eine falsche Formatangabe in der IMDB. Tatsächlich wurde Murder on the Orient Express "flat" gedreht und die Bildkomposition wurde auf einen Bereich zwischen 1.66:1 und 1.85:1 ausgerichtet. Im Abspann steht deutlich "Filmed with Panavision Cameras and Lenses", was auf die Verwendung von sphärischen Linsen für das Normalformat schließen läßt. Diese DVD mattet das Bild auf 1.77:1 und macht mit diesem Format einen Kompromiss, der die Bildkomposition völlig intakt läßt.

Den Umständen entsprechend kann man mit dem von Kinowelt und Digital Images nachbearbeiteten Transfer des Films zufrieden sein, die Qualität ist sogar durch die vorsichtigere Anwendung der Filter noch etwas besser als bei den vorherigen Agatha-Christie-DVDs geworden.

Ton

Alle Tonspuren sind in einfachem Mono-Ton vorhanden. Ein aufwendiger Remix wurde auch für die neue DVD nicht unternommen, was aber auch gar nicht notwendig gewesen wäre. Murder on the Orient Express besteht zu 90% aus Dialogen und nur wenig Musik, so daß die Original-Monoabmischung genau das richtige für den Film ist.

Die englische Tonspur ist identisch mit der auf der australischen DVD. Die Stimmen sind klar und deutlich zu hören, obwohl sie anscheinend direkt auf dem Set aufgenommen wurden - dadurch wird die Akustik der beengten Zugabteile wird sehr realistisch wiedergegeben. Die Musik hört sich für eine Mono-Tonspur dieses Alters sehr gut an und läßt nur wenig an Frequenzgang und Dynamik vermissen. Dies ist einfach eine gut konservierte 70er-Jahre-Tonspur, die ihre Arbeit hervorragend macht.

Die lang erwartete deutsche Fassung kann da leider überhaupt nicht mithalten. Der Klang der Synchronfassung läßt sehr zu wünschen übrig und erinnert an eine übersteuerte, kratzige Lichttonspur. Bässe und Höhen sind stark eingeschränkt und die Stimmen sind teilweise schwer verständlich. Die Musik neigt zu starkem Klirren und hört sich sehr blechern an. Jede der letzten TV-Ausstrahlungen klang besser, da möchte man doch mal gerne wissen wo Kinowelt diese entsetzliche Version hergenommen hat.

So gut wie sich die Originalfassung anhört, so schlecht klingt auch die deutsche Tonspur. Das ist schade, weil es sich dabei um eine der besseren Synchronfassungen der siebziger Jahre handelt, die zwar keine völlige Übereinstimmung in den Klangfarben der Stimmen bietet, aber die Atmosphäre des Films erhält. Allerdings gehen natürlich die verschiedenen Akzente - allen voran Albert Finneys köstliches Englisch-Französisch - verloren, so daß man mit Hilfe der deutschen Untertitel auch als Englisch-Unkundiger der Originalfassung einmal eine Chance geben sollte.

Menü & Specials

Genau wie die anderen Agatha-Christie-DVDs von Kinowelt bietet auch diese nur eine minimale Ausstattung - man muß allerdings dazu sagen, daß es sehr schwierig sein dürfte für einen Film dieser Herkunft noch mehr Extras aufzutreiben, geschweige denn neu zu produzieren.

So bekommt man hier nur einen Trailer (3:11) in nicht-anamorphem 1.66:1 mit ziemlich verkratzter Bildqualität zu sehen, der von einer Bildergalerie mit 37 Fotos ergänzt wird. Dabei handelt es sich nicht um einfache Screenshots aus dem Film, sondern um echte Standfotos, die hier in ganz ansprechender Qualität zu sehen sind.

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