Der Film
Ende der siebziger Jahre hatten Eric Idle und Neil Innes mit The Rutles - All You Need Is Cash eine der allerersten Musik-Mockumentaries geschaffen, die über die Karriere einer fiktiven Band nach dem Vorbild der Beatles berichtete. Der Fernsehfilm war bei seiner Erstausstrahlung in den USA ein Flop, wurde aber in England zu einem kleinen Erfolg und bald zu einem Geheimtip. In den neunziger Jahren war die Popularität der Rutles durch eine Neuveröffentlichung des Soundtracks und einer Wiedervereinigung der Band, die ein neues Album herausgebracht hatte, wieder gewachsen. Eric Idle hatte aber an den neuen Songs nicht mitgewirkt und war sogar dagegen, daß die Rutles wieder zusammenkamen.
Umso erstaunlicher war es, daß Eric Idle seit Ende der neunziger Jahre an einer Neuauflage von All You Need Is Cash arbeitete und seinerseits jegliche Zusammenarbeit mit den drei überlebenden Rutles Neil Innes, Rikki Fataar und John Halsey abgelehnt hatte. Ursprünglich war es ein privates Projekt, um noch etwas aus dem nicht verwendeten Filmmaterial von All You Need Is Cash zu machen. Als Eric Idle Lorne Michaels, dem Produzenten des Originals, davon erzählte, stellte ihm der frühere Saturday Night Live-Macher ein kleines Budget zur Verfügung, um ein richtiges Remake zu produzieren.
The Rutles 2: Can't Buy Me Lunch hätte eine gelungene Fortsetzung sein können, wenn Eric Idle den Film nicht im Alleingang produziert hätte. Neues Rutles-Material bekommt man nämlich nicht zu hören, denn Neil Innes hatte keine neuen Songs komponiert und die Stücke, die verwendet wurden, stammten entweder von der ursprünglichen Soundtrack oder von der 1996 veröffentlichten Archaeology - ausgerechnet dem Album, gegen dessen Entstehung Eric Idle selbst gewettert hatte. Es ist zwar viel zuvor nicht verwendetes Filmmaterial von 1978 zu sehen, das aber nur hastig mit den Songs verknüpft wurde und oft den Eindruck macht, als ob es wie zufällig und ohne große Planung in den Film eingesetzt wurde.
Das massive Staraufgebot von über zwanzig Schauspielern, Musikern und Schriftstellern als Interviewpartner wirkt wie ein verzweifelter Versuch, aus der wirren Collage aus nicht verwendetem Filmmaterial einen vollständigen Film zu machen. Es fehlt die Spontanität des Originals und nur wenige von ihnen, wie Tom Hanks, Gary Shandling, Steve Martin, Billy Connolly oder Salman Rushdie sind wirklich natürlich und selbstironisch, während die meisten geradezu gelangweilt wirken und offensichtlich nur ein vorbereitetes Script abgelesen haben. Andere mußten sogar nur für einen kurzen Gag herhalten und sogar die Gastauftritte von Robin Williams und Jimmy Fallon wirken erstaunlich unlustig und gezwungen.
Am enttäuschensten sind aber Eric Idles eigene Segmente als Reporter, deren Humor fast permanent unter der Gürtellinie angesiedelt ist und kaum mit dem satirischen Original verglichen werden kann. Manche Gags aus All You Need Is Cash werden in Can't Buy Me Lunch bis zum Umfallen recycelt, wirklich originelle Ideen hat der Film eigentlich überhaupt nicht mehr zu bieten. Eric Idle, der sich in All You Need Is Cash noch als hervorragender Komödiant erwiesen hatte, war über zwanzig Jahre später in der gleichen Rolle längst nicht mehr so witzig wie früher und versucht vergeblich, dieselben Gags zu wiederholen und wirkt dabei nur wie ein altgewordener Komiker, der seinen Beruf verlernt hat.
Eric Idle hatte The Rutles 2: Can't Buy Me Lunch 2002 fertiggestellt, aber kein Fernsehsender war an der mißlungenen Produktion interessiert. Erst 2005 wurde der knapp einstündige Film in den USA als DVD veröffentlicht, die den Eindruck erweckte, als ob es sich um eine richtige Fortsetzung handeln würde und nicht um ein zweitklassiges Remake. Der einzige Lichtblick in dem chaotischen Versuch, die Geschichte der Rutles ein zweites Mal zu erzählen, sind die bisher unveröffentlichten Aufnahmen von All You Need Is Cash, die Eric Idle besser für eine erweiterte Fassung des Originals hätte verwenden sollen. Aber so bleibt nur eine große Enttäuschung zurück, die zeigt, daß auch ein eigentlich sonst genialer Komiker wie Eric Idle nicht immer perfekt ist - daß er zu Besserem fähig ist, hatte er einige Jahre später mit dem Monty Python-Musical Spamalot zeigen können.
Die DVD
Auch wenn The Rutles 2: Can't Buy Me Lunch inhaltlich völlig mißlungen ist, kann man der DVD-Veröffentlichung von Warner Home Video technisch nichts nachsagen. Ordentliche Bild- und Tonqualität, die besonders das ältere Material des Vorgängers erstaunlich gut wiedergibt und ein paar Extras würden diese DVD durchaus empfehlenswert machen, wenn die Dokumentation wirklich sehenswert wäre. So kann man von The Rutles 2: Can't Buy Me Lunch aber nur abraten und stattdessen auf die viel interessantere DVD von The Rutles: All You Need Is Cash hinweisen.
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Bild
The Rutles 2: Can't Buy Me Lunch besteht aus einer Mischung von Film- und Videomaterial aus verschiedenen Jahrzehnten, aber erstaunlicherweise sehen die alten Aufnahmen aus den siebziger Jahren besser aus als die neu gedrehten Szenen.
Das nicht verwendete 16mm-Material von All You Need Is Cash wurde von den Original-Negativen abgetastet und hat eine überraschend gute Qualität, die den Transfer der DVD des Originals weit übertrifft. Die Filmvorlagen waren in einem erstaunlich guten Zustand und wurden so gut gesäubert, daß nur noch sehr wenige kleinere Droputs zu sehen sind und sogar der Bildstand ist völlig stabil. Die Filmkörnigkeit wurde nicht herausgefiltert und ist konstant in einer für 16mm-Material ganz typischen Menge sichtbar. Bemerkenswert ist die Schärfe des Filmmaterials, das trotz der starken Körnigkeit schon fast an 35mm-Material heranreicht.
Die neu gedrehten Szenen und Interviews wurden mit Videokameras unterschiedlicher Qualität gedreht und reichen von akzeptabel bis amateurhaft, haben aber alle einen deutlichen Video-Look und fügen sich nur ganz schlecht in das ältere Filmmaterial ein. Das ist aber weniger ein Problem der DVD als der eigentlichen Produktion, die scheinbar teilweise nur mit billigen Camcordern gemacht wurde.
Diese DVD zeigt mit dem 16mm-Material, wie gut vielleicht der Vorgänger All You Need Is Cash aussehen könnte, wenn Eric Idle und Lorne Michaels vielleicht Geld in die Restaurierung des gesamten Negativs des Films und nicht nur der auf dieser DVD zu sehenden Szenen gesteckt hätten.
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Ton
The Rutles 2: Can't Buy Me Lunch wurde im Gegensatz zu seinem Vorgänger in Stereo abgemischt, was hauptsächlich der Musik zugute kommt.
Die englische Stereo-Tonspur macht auch über einen ProLogic-Decoder einen ganz ordentlichen Eindruck, aber um eine richtige Surround-Abmischung handelt es sich natürlich nicht. Der große Vorteil ist natürlich, daß die Songs nun alle in Stereo und CD-Qualität zu hören sind, aber ansonsten beschränkt sich der Ton auf ein simples Mono. Überraschend ist die schlechte Tonqualität von manchen Interviews, die offenbar nur mit den internen Mikrofonen von einfachen Camcordern aufgenommen wurden und sich sehr unprofessionell anhören. Ansonsten haben die Stimmen aber einen sehr guten Klang und sind immer perfekt verständlich.
Andere Tonspuren gibt es auf dieser DVD nicht, aber dafür Untertitel auf Englisch, Französisch und Spanisch.
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Bonusmaterial
Das Bonusmaterial dieser DVD besteht ausschließlich aus übriggebliebenem Filmmaterial, das allerdings ausschließlich neueren Datums ist und keinerlei zusätzliche Rutles-Aufnahmen enthält.
Die Additional Interviews (26:08) bestehen eigentlich aus den drei Deleted Scenes Lady Beth, Hollywood Baby und Rutles Merchandizing und noch mehr Interviewmaterial mit Bonnie Raitt, David Bowie, Carrie Fisher, Conan O'Brien, Dave Stewart, Garry Shandling und Graham Nash.
Die Melvin Outtakes (8:23) bestehen aus noch mehr Auftritten von Eric Idle als Reporter Melvin Hall, die aber noch weniger witzig sind als der Film selbst.
Das Alternate Ending (4:28) ist noch einfallsloser als die im Film verwendete Version und gehört mit zu dem Material, das man hier besser nicht gezeigt hätte.
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