Allgemeines
James Bond hat endlich seinen Erzfeind Blofeld erledigen
können, aber damit hat sein Job als Geheimdienst ihrer Majestät
etwas an Reiz verloren. Als sein Chef M ihm einen Fall von scheinbar simplem
Daimantenschmuggel zuweist, freut sich Bond schon auf eine Reise nach
Südafrika, wird dann aber nur ins langweilige Holland geschickt.
Dort gibt er sich als ein Peter Franks aus, um sich in die Kette der Diamatenschmuggler
einzuschleichen. Nach einer heftigen Konfrontation mit dem echten Peter
Franks trifft Bond auf die reizende Tiffany Case, mit deren Hilfe er die
Spur der Schmuggler bis nach Amerika zum Konzern des Millionärs Willard
Whyte verfolgt, der Diamanten in Massen aufkauft. Bald findet Bond heraus,
daß dahinter mehr als nur ein einfacher Diamantenschmuggel steckt...
1969 war kein gutes Jahr für die Bond-Produzenten Albert
R. Broccoli. Ihr neuer Film On Her Majestys
Secret Service war zwar kein wirklicher Mißerfog, aber die Einspielergebnisse
waren nicht so gut wie erwartet. Die Schuld wurde weniger Regisseur Peter
Hunt gegeben, sondern hauptsächlich dem neuen Bond-Darsteller George
Lazenby, der mehr durch Zufall als durch einen richtigen Castingprozeß
an die Rolle gelangte und nach seinem einmaligen Auftritt freiwillig seinen
Hut nahm. Nun standen die Produzenten wieder vor dem großen Problem,
einen neuen Darsteller für die Titelrolle suchen zu müssen.
Als nächste Buchvorlage wurde Ian Flemings Diamonds Are Forever
ausgewählt, als Regisseur wurde wieder Guy Hamilton angeheuert, dessen
bis dahin einziger Bond-Film Goldfinger ein bahnbrechnender Erfolg war.
In der Hoffnung diesen Erfolg noch einmal wiederholen zu können,
wurde auch der Bond-erfahrene Autor Richard Maibaum wieder ins Team geholt
um einen ersten Drehbuchentwurf zu schreiben. Wie in Ian Flemings Original-Geschichte
findet auch in dieser frühen Fassung ein großteil der Handlung
in Amerika statt, aber der zentrale Bösewicht sollte niemand anders
als der Zwillingsbruder von Auric Goldfinger werden - eine Idee, die schnell
wieder verworfen wurde.
Beibehalten wurde aber die zunehmende Amerikanisierung vn James Bond.
Für weitere Drehbuch-Rewrites wird der junge amerikanische Autor
Tom Mankiewicz engagiert, der Richard Maibamus erste Version gründlich
überarbeitet und sowohl den Handlungsort Amerika ausbaute als auch
Blofeld, den beliebtesten Bösewicht aller Bond-Filme, wieder zurückbrachte.
Albert Broccoli und Harry Saltzman mieteten sogar Studios in Hollywood
für die Dreharbeiten an und sahen sich auch nach einem neuen Hauptdarsteller
um - es durfte auch ruhig ein Amerikaner sein.
Vorgeschlagen wurden neben Timothy Dalton (der noch für zu jung gehalten
wurde) und Roger Moore (der wegen anderer vertraglicher Bindungen nicht
verfügbar war) auch der Batman-Darsteller Adam West und der unbekannte
amerikanische Schauspieler John Gavin. Letzterer wurde tatsächlich unter
Vertrag genommen, als es so aussah, als ob sich keine bessere Alternative
mehr auftun würde. David Picker, der Präsident von United Artists,
machte dann aber einen völlig anderen Vorschlag: Sean Connery sollte
wieder zurückgeholt werden, koste es was es wolle.
Sean Connery ließ sich letztendlich überzeugen, aber sein Mitwirken an
Diamonds are Forever hatte auch seinen Preis: 1.2 Millionen Dollar
betrug seine Gage, was unverschämt hoch gewesen wäre, wenn Connery nicht
die gesamte Summe dem von ihm gegründeten Scottish lnternational Education
Trust, einer Stiftung für junge Künstler, gespendet hätte. Für John
Gavin bedeutete das, daß er aus seinem schon unterschriebenen Vertrag
entlassen wurde - aber Albert Broccoli bestand darauf, daß Gavin eine
großzügige Abfindung erhielt.
Mit Sean Connery an Bord konnten die Vobereitung des Films erst so richtig
anfangen. Die weitere Besetzung zusammenzukriegen war nicht so schwierig
wie die Haptrolle zu besetzen. Blofeld, der in You Only Live Twice von
Donald Pleasance und in On He Majesty's Secret Service von Telly Savalas
verkörpert und zuvor nurals gesichtslose Stimme zu sehen war, wurde
nun von Charles Gray gespielt. Der wiederum war in You Only Live Twice
auf der Seite der Guten als Bonds japanischer Kontaktmann Henderson zu
sehen, hat aber in Diamonds Are Forever eine weitaus größere
Rolle und ist vielleicht einer der besten Blofelds von allen. Es sollte
auch das letzte Auftreten von Blofeld in einem offiziellen Bond-Film sein,
da später der Rechtsstreit zwischen EON Productions und Kevin McClory
eine weitere Verwendung des Charakters verhinderte. Blofeld sollte nur
noch einmal im inoffiziellen Never Say Never Again von Max von Sydow gespielt
auftauchen, abgesehen von einem anonymen Auftritt zu Beginn von For your
Eyes only, wo ein glatzköpfiger Bösewicht in einem Rollstuhl
von Bond erledigt wird.
Die Rolle des Bond-Girls ging an die amerikanische Schauspielerin Jill
St. John, die von Albert Broccoli ausgewählt wurde, währed die
zweite größere weibliche Nebenrolle an Lana Wood auf Empfehlung
von Drehbuchautor Tom Mankiewicz vergeben wurde. Der verschwundene Millionär
Willard Whyte wurde mit dem Countrysänger Jimmy Dean besetzt, eine
zwar passende, aber auch gefährliche Auswahl, denn Willard Whyte
soll natürlich niemand anders sein als Howard Huges. Jimmy Dean trat
jedoch zur damaligen Zeit im Desert Inn in Las Vegas auf, das Howard Huges
gehörte und in dessen Penthouse er seine Residenz aufgeschlagen hatte.
Tatsächlich war Howard Huges aber ein enger Freund von Albert Broccoli
und ein großer James Bond-Fan, der sich von jedem neuen Film direkt
von den Produzenten noch vor der Premiere einen 16mm-Print schicken ließ.
Tatsächlich wären die Dreharqeiten in Las Vegas ohne die Unterstützung
von Howad Huges sehr kompliziert und langwierig geworden.
Tom Mankiewicz' Drehbuch hatte jedoch noch zwei weitere markante Charaktere
zu bieten, nämlich die beiden schwulen Killer Mr. Wind und Mr. Kidd,
die in einem parallel laufenden Plot zu Bonds Ermittlungen ihr Unwesen
treiben und erst zum Schluß des Films aufeinandertreffen.Die Produzenten
suchten zwei wirklich skurill aussehende Schauspieler,von denen Guy Hamilton
einen in einem Jazzkeller in Los Angeles fand: der Bassist Putter Smith
wird zu einem Screentest eingeladen und gefällt dem Regisseur so
gu, daß er die Rolle von Mr. Kidd bekommt. Ursprünglich sollte
sein Kollege Mr. Wint von Paul Wlliams gespielt werden, aber als dieser
ausfällt, wird stattdessen Bruce Glover gecastet - eins der einmaligsten
und lustigsten Killerpärchens aller Bond-Filme war geboren.
Die Dreharbeiten beginnen im Frühjahr 1971 in Las Vegas, einem Ort
der mit seinen vielen Casinos für die Filmcrew und die Schauspieler
eine große Versuchung ist - wenn die Kameras nicht laufen, werden
die Casinos gestürmt. Geschadet hat es dem Film nicht, eigentlich
genau im Gegenteil - die entspante Atmosphäre der Dreharbeiten in
und um Las Vegas herum ließ alle zu Höchstformen auflaufen.
Schwieriger, aber nicht unmöglich gestalteten sich die Dreharbeiten
für das Finale auf einer verlassenen Ölbohrlattform vor der
kalifornischen Küste, die fast mit einem Beinahe-Desaster endeten:
durch ein Verständnisproblem wurden bei einem Probedurchlauf aus
Versehen die riesigen Explosionen zu früh ausgelöst. Zum Glück
fängt eine Hubschrauber-Kamera zufällig hervorragende Bilder
auf, so daß die teure Explosion kein zweites Mal gemacht werden
muß.
Nach zwei Monaten Dreharbeiten in den USA kehrt die Produktion nach England
in die Pinewood-Studios zurück, wo Produktions-Designer Ken Adam
seinem Namen alle Ehre gemacht hat und die fantastischsten Sets aufgebaut
hat. Willard Whytes zwei Residenzen gestaltete Ken Adam nicht sehr glamourös,
aber dafür gigantisch und sehr teuer aussehend. Andere Ideen von
Ken Adam sehen gut aus, fanden aber bei Crew und Schauspielern keinen
großen Gefallen: das Schlammbad, in das Bond Blofeld zu Beginn des
Films versenkt, bestand aus Massen von Kartoffelbrei, der schon nach kurzer
Zeit fürchterlich anfingen zu stinken.
Am 13. August 1971 dreht Sean Connnery seine allerletzte Szene - ironischerweise
die, in der er fast von Blofelds Handlangern in einem Sarg verfeuert wird.
Es war sein letzter Auftritt als James Bond, wenn man von seinem unautorisierten
Mitwirken zwölf Jahre später in Never Say Never Again
einmal absieht.
Guy Hamilton ließ seine Vorlieben auch in der Postproduktion durchscheinen
und engagierte für die Filmmusik wieder John Barry, der nicht nur
ein hervorragende Score lieferte, sondern mit Texter Don Black auch einen
klassischen Bond-Titelsong komponierte, den niemand anders als Shirley
Bassey sang, die auch schon Goldfinger intonierte.
Diamonds are Forever ist sehr bemerkenswerter Bond-Filme, denn er ist
einer der ersten die sich nicht mehr völlig ernst nehmen. Die Parallelen
zu Guy Hamiltons erster Bond-Regiearbeit Goldfinger sind unverkennbar,
hier ist aber der Humor ein noch zentraleres Element. James Bond ist zwar
immer noch die Hauptfigur, aber durch die parallel laufende, humorvolle
Geschichte mit den beiden Killern steht er nicht mehr völlig im Mittelpunkt.
Solch eine langsame Zusammenführung von zwei Handlungssträngen
hat es zuvor noch nie in einem Bond-Film gegeben, genausowenig wie die
deutlich selbstparodistischen Züge. Selbst James Bond ist nicht mehr
ganz der knallharte, eiskalte Agent der er noch in Dr. No war, sondern
wandelte sich langsam zu der humorvolleren Version der nächsten Filme
mit Roger Moore.
In der deutschen Fassung wurde dies auch noch durch das "Schnoddersynchro"-Syndrom
verstärkt, das 1972 mit der Synchronisation der englischen Krimiserie
"Die Zwei" - The Persuaders durch Rainer Brandt begann, die die
angeblich so unlustige Originalfassungin der deutschen Synchronisation mit
flotten Sprüchen aufpeppte. Auch Diamonds are Forever wurde in etwas
geringerem Ausmaß ein Opfer dieser Methode - in der deutschen Fassung
des Films sind an einigen Stellen flapsige Zoten und andere dumme Sprüche
anstelle von trockenem britischen Humor oder auch völliger Stille zu
hören. Trotzdem kann man sagen, daß Diamonds are Forever relativ
gut synchronisiert wurde, wenn auch der Charme der Originalfassung etwas
überdreht wird.
Diamonds are Forever bewies, daß James Bond noch nicht zum alten Eisen
gehörte - der Film ist die gut gelungene Überleitung in die nächste
Generation der berümtesten Agentenfilm-Reihe der Filmgeschichte. Von
Bond-Puristen wird der Film gerne als einer der schlechteren angesehen,
weil er einer der ersten ist die sich etwas weiter von Ian Flemings Vorstellungen
entfernte. Dennoch bleibt Diamonds are Forever einer der unterhaltsamsten
und verspieltesten Bond-Filme mit Sean Connery, der darin eine glanzvolle
Abschiedsvorstellung gibt, die die Bond-Filme vor dem Untergang bewahrt.
Diamonds are Forever wurde in den USA im Oktober 2000 veröffentlicht,
die deutsche DVD folgte nur wenige Wochen später und ist bis auf ein
paar kleinere Unterschiede völlig identisch - die Menüs der europäischen
Bond-DVDs haben zum Beispiel ein anderes Design, aber der Inhalt ist trotzdem
der gleiche geblieben.
Die europäische Niederlassung hat jedoch wieder einmal etwas Unfug
mit dem deutschen Cover gemacht - daran gewöhnt man sich aber mit der
Zeit, und wenn in Deutschland eine neue Bond-DVD erscheint, ist man schon
ganz gespannt was diesmal falsch gedruckt wurde. Diesmal hat es wieder einmal
das Bildformat erwischt, die 1,77:1 sind offenbar von Live
and let die übriggeblieben. Auch die Lauflänge ist falsch
angegeben, die amerikanische DVD ist 120 Minuten lang, die deutsche Version
durch PAL-Speedup aber nur 115 Minuten. Alle guten Dinge sind drei, denn
als Copyright ist immer noch 1969 angegeben - trotzdem kann man MGM/Fox
gar nicht richtig böse sein, denn die DVDs selbst sind immer einwandfrei
in Ordnung.
Die Bond-DVDs sind zur Zeit offiziell out-of-print, aber für Schnäppchenpreise
immer noch bei vielen Händlern zu bekommen. Eine Neuauflage mit restaurierten
Transfern und neu abgemischten Tonspuren ist zur Zeit in Vorbereitung, aber ob diese DVDs noch dieses Jahr
oder erst 2006 erscheinen, ist noch nicht sicher. Bis dahin sind die "alten" Special-Editions der Bond-Filme immer
noch die besten. |
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Menü & Specials
Die Ausstattung von Diamonds Are Forever entspricht
den amerikanischen Bond-DVDs aus dem dritten und letzten Schwung der Bond-Boxsets:
es gibt "nur" eine Kommentarspur, eine Doku über den Film
und eine zweite allgemeine Biografie-Doku, aber auch ein paar sehr überraschende
Dinge, die man hier gar nicht erwartet hätte. Das Menüdesign
der europäischen DVD ist wie immer etwas anders als bei den US-Versionen,
aber auch nicht schlechter.
Die Kommentarspur von Diamonds Are Forever wird
diesmal nicht von John Cork, sondern von seinem Kollegen David Naylor
von der Ian-Fleming-Foundation moderiert. Der Kommentar besteht aus einem
szenenspezifischen Teil mit Regisseur Guy Hamilton und Autor Tom Mankiewicz
besteht, der von David Naylors Kommentaren und vielen weiteren eingeschnittenen
Interviews mit Schauspielern und Crewmitgliedern ergänzt wird. Etwas irritierend
ist hier, daß sehr viele Schnitte gemacht wurden - manchmal ist
eine Person nur ein oder zwei Sätze lang zu hören. Diese leichte
Hastigkeit des Audiokommentars wird aber von der enormen Menge an Informationen
wieder wettgemacht, die hier geboten werden.
Inside Diamonds are Forever (30:37) von John Cork, Bruce
Scivally und David Naylor ist trotz der kurzen Laufzeit eine erstaunlich
detaillierte Dokumentation, die es schafft die Entstehung des Films von
den frühen Anfängen an eindrucksvoll zu schildern. In den vielen neuen
Interviews, die von Patrick Macnees Voiceover zusammengehalten werden,
sind David Picker, Guy Hamilton, Dana Broccoli, Tom Mankiewicz, Ken Adam,
Peter Lamont, Peter Hunt, John Barry und die Schauspieler Jill St. John,
Lana Wood, Jimmy Dean, Putter Smith, Bruce Glover und Joe Robinson zu
sehen, die sich mit sichtlichem Vergnügen an die Dreharbeiten erinnern.
Abspann Outtakes
Cubby Broccoli - The Man Behind Bond (41:19) ist die Dokumentation
über die eine Hälfte des Bond-Produzententeams und dem, der
nach dem Ausstieg seines Partners die Bond-Dynastie bis zu seinem Tod
1996 fortführte und danach an seine Tochter Barbara und seinen Stiefsohn
Michael G. Wilson vererbte, die die Tradition bis heute weiterführen.
Diese Dokumentation erzählt nicht nur von Broccolis Tätigkeit
als Filmproduzent, sondern auch von seinem ganzes Leben von seiner frühen
Kindheit an. Barbara Broccoli, Michael G. Wilson und viele andere erinnern
sich an Albert Broccoli in Interviews, die von Filmaufnahmen, Fotos un
anderen Einspielungen ergänzt und von einem erstklassigem Voiceover
von Patrick Macnee zusammengehalten.
Gleich mehrere kurze Deleted Scenes wurden ausgegraben
- das erste Mal bei einer Bond-DVD. Die Szenen liegen im Originalformat
vor, sind aber nicht anamorph und haben nur etwa VHS-Qualität - sehenswert
sind sie aber trotzdem, weil sie ein paar kleine Plotlücken füllen
und einen Kurzauftritt eines bekannten Entertainers enthalten:
Sammy Davis Jr (1:09)
Dinner with Plenty (1:12)
Plenty Returns (0:49),
Through the alley... again (0:54)
Das Bonusmaterial wird von einer kleinen Sammlung von Trailern
abgerundet. Der Christms Teaser (1:01) ist in nicht-anamorphem
2.35:1 dabei, während der Release-Trailer (3:35)
in anamorphem 1.66:1 vorhanden ist. Außerdem wurden noch fünf
TV-Trailer und drei Radiospots in zweifelhafter
Qualität aus den Archiven ausgegraben.
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