Around the World in 80 Days
Cover

08.06.2004 #270
Update am 10.12.2006

von Guido Bibra

Titel Around the World in 80 Days
Studio The Michael Todd Company / United Artists (1956)
Hersteller Warner Home Video (2004) EAN 0-85392-86322-8
DVD-Typ 2x9 (7,06 & 6,50 GB) Bitrate ø 6,17 max. 8,0
Laufzeit 182 Minuten Kapitel 50
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Custom-Digipack
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.18:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround Englisch 2.0 Surround 192 kbit/s Französisch, Kommentar
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe MPAA G
Extras • Introduction by Turner Classic Movies Host Robert Osborne
• Feature-Length Audio Commentary by BBC Radio's Brian Sibley
• Excerpts from "Playhouse 90's Around the World in 90 Minutes"
• Highlights of the March 27, 1957 Academy Awards Ceremony
• Newsreels of the Los Angeles Premiere and Opening in Spain
• Outtakes
• George Melies' A Trip to the Moon
• Stills Gallery
• Theatrical Trailer
• Enhanced DVD-ROM-PC Features: Michael Todd's Around the World in 80 Days Almanac

Der Film

Jules Verne gehört zu einem der meistverfilmten Romanautoren der Filmgeschichte. Schon 1902 drehte der französische Filmemacher George Melies mit Le Voyage dans La Lune nicht nur die allererste Verne-Verfilmung, sondern auch den ersten Film eines Genres, das eines Tages einmal Science-Fiction bekannt werden würde. Fünf Jahre später verfilmte George Melies auch noch 20000 Meilen unter dem Meer, aber bis auf einige weitere Versuche in Amerika blieben Jules Vernes futuristischere Werke bis in die fünfziger Jahre weitgehend unbeachtet.

Große Leinwände für große Abenteuer

Mit dem Aufkommen der Breitwand-Filmformate in den fünfziger Jahren begann die Filmindustrie allerdings neues Interesse an den Geschichten von Jules Verne zu zeigen. Um die Leute vom Fernsehschirm wieder in die Kinos zurückzulocken war nicht nur eine möglichst große Leinwand, sondern auch ein entsprechend spektakulärer Inhalt - was Jules Vernes Romane genügend zu bieten hatten. Es war die Walt Disney Company, die erstmals ein Abenteuer des französischen Autors in Farbe auf eine Breitbild-Leinwand brachte - 20000 Leagues under the Sea wurde 1954 zu einem großen Erfolg und ebnete den Weg für weitere Verfilmungen. Die nächste befand sich schon längst in Planung, als 20000 Leagues noch nicht einmal fertig war und wurde hauptsächlich von einer Persönlichkeit vorwärtsgetrieben: Michael Todd.

Michael Todd war schon 1952 am allerersten Breitwand-Verfahren Cinerama beteiligt, mit dessem Drei-Filmstreifen-System er aber nie wirklich zufrieden war. Als Broadway-Produzent und mit allen Wassern gewaschener Entrepreneur dachte Todd schnell darüber nach, wie man das kostspielige Cinerama-Verfahren einfacher und billiger machen könnte, ohne die Qualität zu reduzieren. Kurz nachdem sich Cinerama als Erfolg entpuppte, verkaufte Mike Todd seinen Anteil an der Firma und machte sich auf die Suche nach neuen Möglichkeiten. Er trat an die American Optical Company heran und überreichte ihnen seine Ideen und einen dicken Scheck über 100.000 Dollar. Todd wollte ein Cinerama "outa one hole", ein System auf einem einzigen Filmstreifen, daß so gut wie Cinerama sein sollte.

Die magische Linse

Brian O'Brien von American Optical und Todds eigene Firma Magna begannen mit der Entwicklung, bei der die Auswahl eines geeigneten Filmformats kaum Arbeit machte, die Optik hingegen mußte neu erfinden: schon ab 1929 wurden einzelne Filme auf 65mm breitem Filmmaterial gedreht, so daß schon Kameras existierten. Der Knackpunkt war eine Linse zu entwickeln, die ein extrem breites Gesichtsfeld einfangen konnte, das dem aus drei Filmstreifen mombiniertem 146°-Winkel von Cinerama möglichst nahe kam.

Es gelang den Technikern von American Optical eine riesige Linse zu entwickeln, die ein Blickfeld von 120 Grad hatte - diese wurde auf damals schon 25 Jahre alte 65mm-Kameras von Mitchell geschraubt, die mit 30 Bildern pro Sekunde liefen. Das war nötig, um auf der riesigen gewölbten Leinwand kein Bildflimmern entstehen zu lassen. Obwohl Michael Todds Firma "Magna" hieß, wurde das Verfahren schließlich Todd-AO getauft, um sowohl Todd als auch American Optical in den Namen mit einzubeziehen.

Die Reise beginnt

Ursprünglich war Around the World in 80 Days als allererster Todd-AO-Produktion geplant, deren Rechte Michael Todd einem englischen Produzenten abgeschwatzt und billig abgekauft hatte. Trotzdem wurde die Idee vorerst zurückgestellt um einem anderen Projekt vorrang zu geben: das Broadway-Musical Oklahoma! von Rodgers & Hammerstein wurde als garantierter Publikumsmagnet ausgewählt, aber bei den Dreharbeiten wurden die Möglichkeiten des Todd-AO-Formats noch nicht sehr effektiv eingesetzt. Die 120-Grad-Weitwinkellinse wurde nur in einigen wenigen Szenen engesetzt, aber dafür wurde die Musik in feinstem 6-Spur-Stereo abgemischt.

Während Oklahoma! die Kassen von Michael Todd füllten, begann die Produktion von Around the World in 80 Days. Jules Vernes Geschichte von Phileas Fogg und seiner 80-Tage-Reise um die Welt wurde für Michael Todds Zwecke umgeschrieben: Foggs Reiseroute wurde teilweise drastisch geändert und an die vorher ausgekundschafteten Drehorte auf der ganzen Welt angepaßt, denn es sollte möglichst viel an Originalschauplätzen gedreht werden.

Schauspieler für das Mammutwerk

Die Auswahl der Schauspieler mag bei den bombastischen Szenerien fast schon zweitrangig erscheinen, aber wichtig genug wurde der Castingprozess dennoch genommen: als Phileas Fogg kam für Michael Todd nur David Niven in Frage, der die Rolle nach nur kurzem Zögern auch annahm. Die Besetzung von Foggs Diener Passepartout war jedoch kontroverser: statt einem Franzosen wurde die Rolle dem mexikanischen Schauspieler Mario Moreno, der den Künstlernamen Cantinflas trug, anvertraut. Dieser war außerhalb von Mexiko und Spanien weitgehend unbekannt, erwies sich aber in der Rolle von Passpartout als eine gute Wahl und bildete einen humorvollen Gegenpol zu David Nivens britisch-steifem Phileas Fogg.

Weitgehend dekorative Zwecke hatte die Besetzung von Prinzession Aouda mit der damals noch recht unbekannten Shirley MacLaine, die zuvor nur in Alfred Hitchcocks The Trouble with Harry zu sehen war und in diesem Film relativ wenig Dialog und damit auch kaum eine Chance hat schauspielerisch etwas zu leisten. Phileas Fogg' Nemesis Mr. Fix wurde von dem englischen Schauspieler Robert Newton gespielt, der unglücklicherweise kurz nach der Beendigung der Dreharbeiten verstarb und den Film damit einen tragischen Beigeschmack gab.

Die Besetzung der Nebenrollen war allerdings ein Novum, das der Anfang von dem war, was man heute als "Cameo" bezeichnet. Über vierzig kleine Rollen wurden nicht mit unbekannten Schauspielern, sondern großen Filmstars aus der ganzen Welt besetzt. Michael Todd gelang es Frank Sinatra, Marlene Dietrich, Robert Morley, Peter Lorre und sogar Stummfilmstar Buster Keaton und viele andere für Kurzauftritte zu gewinnen, die eins der berühmtesten und bekanntesten Merkmale des Films wurden.

Reisen mit Mr. Fogg

Trotz des großes Staraufgebots ist die bombastische Szenerie des Films aber der eigentliche Hauptdarsteller. Around the World in 80 Days wurde als regelrechte Semi-Reisedokumentation konzipiert und scheut sich nicht die Handlung auch einmal mehrere Minuten anzuhalten, um die lokalen Sehenswürdigkeiten ausführlich zu zeigen - auch dann, wenn sie gar nicht in Jules Vernes Romanvorlage drin waren. Die Ballonfahrt, die berühmteste Szene des Films, war eine reine Erfindung der Drehbuchautoren und wird nicht selten irrtümlich in Zusammenhang mit Jules Vernes Buch erwähnt, obwohl sie dort überhaupt nicht vorkommt. Trotzdem gehört diese Sequenz zu einer der beeindruckensden des ganzen Films, während viele aufwendigere Szenen wue heute vergleichsweise langweilig wirken.

Aber auch die Szenen, die besser in einem Reisefilm aufgehoben wären, wirken trotz allem heute noch beeindruckend, was hauptsächlich dem Todd-AO-System und seinen Weitwinkellinsen zu verdanken ist - wenn diese Szenen mit ganz normalen Linsen gedreht worden wären, könnten sie längst nicht so lebending und dreidimensional erscheinen. Im Gegensatz zu Oklahoma wurde bei Around the World in 80 Days die 120-Grad-Bugeye-Linse auch intensiv eingesetzt, um die atemberaubenden Szenerien - sei es nun einfach nur das viktoriakische London oder einer der zahllosen Sonnenuntergänge - optimal einzufangen. Ein weiteres Element des Films das über die Längen des Films hinweghilft, ist die fantastische Filmmusik von Hollywood-Veteran Victor Young, die sich nahtlos an die Reiseziele anpaßt und fast jede Minute des Films begleitet.

Ein Film mit Eigenheiten

Noch eine Besonderheit von Around the World in 80 Days ist, daß der Film keinen schriftlichen Eröffnungstitel besitzt. Stattdessen beginnt die Roadshow-Version mit einem Prolog im 1.37:1-Academy-Bildformat, der vom damals wohlbekannten, seriösen Journalisten Edward R. Murrow eingeleitet wird und Ausschnitte aus Georges Melies Le Voyage dans la Lune, der ersten Verne-Verfilmung der Filmgeschichte zeigt. Dann öffnet sich das kleine, fast quadratische Filmbild während eines Raketenstarts, der die überlegenheit der damaligen Technik demonstrieren sollte, auf die riesigen Dimensionen des Todd-AO-Formats.

Edward Murrow leitet schließlich die Handlung von der "Gegenwart" ins viktorianische London, wo die Geschchte dann endlich beginnt. Die eigentlichen Credits sind erst am Schluß des Films in einer von Saul Bass gestalteten Sequenz zu sehen, die den ganzen Film in surrealistischem Zeichentrick rekapituliert und dabei die einzelnen Cameos zeigt. Diese Szene, eine der bemerkenswertesten Abspann-Sequenzen der Filmgeschichte überhaupt, macht schon alleine ein Anschauen des Films wert.

Das Erbe von Michael Todd

Fast 45 Jahre nach der Premiere ist von Around the World in 80 Days nicht mehr viel übriggeblieben. In den fünfziger Jahren feierten sie ihn großartig, aber Jahrzehnte danach ließen Kritiker kein gutes Haar mehr an diesem Film, was hauptsächlich daran liet daß die meisten ihn nur als verschwommen, ge- und beschnittene Fernsehversion kennen, die überhaupt ncht in der Lage sind, den einstigen Glanz des Films wiederzugeben. Around the World in 80 Days wurde schließlich als Roadshow-Verantstaltung mit Overtüre, Zwischenspiel und Schlußmusik konzipiert und braucht außerdem eine möglichs große Leinwand um dementsprechend zu wirken - etwas, was seit den sechziger Jahren nur noch sehr wenige erleben konnten. Unter den richtigen Umständen angeschaut, und sei es auch nur in der remasterten DVD-Fassung auf einem großen Fernseher, handelt es sich auch heute noch um einen äußerst unterhaltsamer Film, der vielleicht an den neueren Zuschauergenerationen vorbeigegen wird, aber für Filmliebhaber etwas ganz besonderes ist.

Around the World in 80 Days ist einer der Filme, die beinahe in den Klauen der Zeit verloren gegangen wären. Als unabhängige Produktion waren die Reche des Films nach dem frühen Tod von Michael Todd lange in privater Hand seiner Witwe Elizabeth Taylor, die den Film in den siebziger Jahren an Warner Bros. verkaufte. Warner brachte den Film sogar noch mehrmals in die Kinos, aber es wurde wenig getan um die ursprüngliche 70mm-Roadshow-Version zu erhalten. In den achziger und neunziger Jahren tat sich bis auf einige Pan&Scan-Videokassetten und diverse genauso schlechte TV-Ausstrahlungen auf der ganzen Welt nicht viel, es kam nicht einmal zu einer Laserdisc-Veröffetlichung. Bewegung kam erst vor ein paar Jahren wieder, als der Warner-Spielfilmkanal TCM den Film erstmals im Originalformat mit einer Stereo-Tonspur zeigte.

Die DVD

Im Frühjahr 2004 brachte Warner Home Video Around the World in 80 Days nach langer Wartezeit endlich eine DVD des Films heraus, die nicht nur einen Transfer vom Original-70mm-Material und eine neu gemischte 5.1-Tonspur enthält, sondern auch eine Menge äußerst interessanter Extras.

Ein bemerkenswerter Film hat damit auf Anhieb auch eine bemerkenswerte DVD-Veröffentlichung bekommen, die bis auf den nicht ganz sauberen Bildtransfer kaum noch Wünsche übrig läßt. Die amerikanische Erstveröffentlichung der DVD wurde in einem hübschen Digipack ausgeliefert, die neueren Auflagen und die genauso ausgestattete deutsche Ausgabe der DVD sind heute nur noch im Amaray-Keepcase zu bekommen - was aber kein Grund ist diese DVD liegenzulassen.

Michael Todds Verfilmung ist nicht die einzige DVD des Stoffs: Michael Palin bewältigte 1989 die Reise tatsächlich in 80 Tagen für eine beeindruckende Reisedokumentation, und im gleichen Jahr wurde eine neue TV-Verfilmung mit Pierce Brosnan, Eric Idle und Peter Ustinov gedreht. Ob diese an Michael Todds Original herankommen ist umstritten, sie beweisen aber daß Jules Vernes Roman immer noch interessant und aktuell ist.

Weitere Reviews: Around the World in 80 Days (TV) - Around the World in 80 Days (Michael Palin)

 

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Bild

Eins der beeindruckensten Merkmale von Michael Todds Around the World in 80 Days ist natürlich das verwendete Filmformat, das der eigentliche Vorwand für den Film gewesen ist. Das besondere an ToddAO ist nicht das Filmmaterial ansich, sondern das Linsensystem, die Geschwindigkeit und die Projektion. Während 70mm-Filmmaterial Mitte der fünfzger Jahre auch von anderen Studios verwendet wurde, unterschied sich ToddAO durch die extremen Weitwinkellinsen mit über 120 Grad Sichtfeld und die Projektion auf eine gewölbte Leinwand mit 30 statt 24 Bildern pro Sekunde von seinen Konkurrenten.

Around the World in 80 Days wurde praktisch zweimal gedreht, um eine Abwärts-Komatiblität mit dem "kleineren" Cinemascope-kompatiblen Filmformat zu gewährleisten, denn von einem 30fps-Film kann man keine 24fps-Verson konvertieren. Der erste ToddAO-Film Oklahma wurde deshalb parallel in 70mm und in traditionellem 35mm-Cinemascope gedreht. Around the World in 80 Days wurde jedoch zweimal auf 70mm-Material in 30 und 24fps gedreht - oft mit zwei Kameras parallel, aber manchmal wurden auch Takes wiederholt um sie für beide Geschwindigkeiten aufzunehmen. Bei einigen wenigen Szenen mit wenig Bewegung und ohne Dialog wurde sogar das 30fps-Material für die 24fps-Version verwendet. Die Unterschiede der beiden Versionen sind allerdings verschwindend gering und wahrscheinlich nur im Direktvergleich erkennbar. Aus naheliegenden Gründen hat Warner für die neue digitale Abtastung des Films die 24fps-Version verwendet. Eine 30fps-Version wäre zwar möglich gewesen, aber nur als NTSC-DVD - für eine PAL-DVD hätte ein separater Transfer gemacht werden müssen.

Auf dieser DVD ist Around the World in 80 Days im Heimvideo-Bereich das erste Mal im Originalformat zu sehen, zuvor gab es weder eine Laserdisc noch eine Videokassette in Widescreen, und auch erst in den letzten Jahren hat Turner Classic Movies den Film in seinem korrekten Bildformat gezeigt. Als Vorwarnung sollte man zu dem neuen DVD-Transfer sagen, daß Warner den Film nicht vollständig restauriert und nur eine neue Filmabtastung mit etwas Nachbearbeitung gemacht hat. Wer hier also ein hundertprozentig blitzblankes, vollkommen durchdigitalisiertes Bild erwartet, wird enttäuscht sein. Wenn man jedoch kleinere Dropouts, ein wenig Körnigkeit und andere filmbasierte Artefakte in geringer Dosis ertragen kann und richtig "organisch" aussehende Transfer mag, wird an dieser DVD die helle Freude haben.

Für den Transfer wurde ein neu angefertigtes 70mm-Interpositiv des 65mm-Kameranegativs verwendet, das das Originalformat von etwa 2.20:1 erhält - bis auf den Prolog, der in 1.37.1 in einem klitzekleinen "windowboxed" Academy-Frame beginnt und dann während des Raketenstarts auf das volle Widescreen-Format geöffnet wird. Wie oben erwähnt ist die Filmvorlage in keinem absolut pristinem Zustand, aber wenn man das Alter des Films bedenkt und in Betracht zieht, daß hier keine filmbasierte Restauration stattgefunden hat, ist es erstaunlich daß nur so wenige Beschädigungen, Kratzer oder Fussel zu sehen sind. Abgesehen vom Prolog, der hauptsächlich aus Archivaufnahmen besteht, sind zwar gelegentliche punktuelle Dropouts oder auch der eine oder andere Fussel kurz zu sehen, allerdings nie in wirklich störenden Mengen. Entweder ist die Filmvorlage wirklich noch in einem so guten Zustand gewesen, oder bei der Nachbearbeitung wurde doch mehr getan, als oberflächlich sichtbar ist. Größere Beschädigungen kommen nur äußerst selten vor und wenn, dann wären nur mit sehr großem Aufwand entfernbar gewesen. Die Körnigkeit des Filmmaterial ist wegen der hohen Auflösung sehr fein und nur wenig sichtbar, wurde aber auch nicht durch einen Rauschfilter eingedämmt.

Die Schärfe ist auf einem für 70mm-Material typisch hohem Niveau und sogar noch ein wenig besser als bei früheren 70mm-Transfern, was offenbar hauptsächlich an der moderneren Transfertechnik zu liegen scheint. Die Detailtreue ist hervorragend und nimmt nur in einigen wenigen Szenen etwas ab, allerdings wurde auch ein klein wenig digital nachgeholfen: am oberen und unteren Bildrand sind bei genauerer Betrachtung Doppelkanten zu sehen, die auf etwas übertriebenes Edge Enhancement schliessen lassen - im Filmbild selbst ist davon zum Glück aber kaum etwas zu sehen. Der Bildstand ist hunderprozentig stabil und leistet sich keinen einzigen Aussetzer - wenn sich das Filmbild bewegt, dann nur weil sich auch die Kamera bewegt hat.

Am meisten kann diese DVD jedoch mit den kräftigen Farben beeindrucken. Warner ist es tatsächlich gelungen, die wunderbaren Technicolor-Farben wiederherzustellen - etwas, was bei einem Film dieses Alters und mit so einer bewegten Geschichte wie Around the World in 80 Days schon fast als unmöglich galt. Trotzdem sehen die Farben hier so lebendig und frisch aus, als ob der Film gerade erst gedreht worden wäre. Wenn man das Farbtiming mit heutigen Kinofilmen vergleicht, mögen die manchmal knalligen, aber auch etwas pastellartigen Farben etwas seltsam erscheinen, aber tatsächlich werden sie auf dieser DVD genau richtig wiedergegeben. Helligkeit und Kontrast sind auch perfekt ausbalanciert, sogar in dunklen Szenen gehen keinerlei Details verloren.

Dieser Transfer mag vielleicht nicht so sauber und geleckt wie andere 70mm-Spektakel aussehen, aber dafür hat Around the World in 80 Days den Vorteil, auf dieser DVD wie eine echte, lebendige Filmprojektion auszusehen. Eine richtige filmbasierte Restauration wäre hier zwar wünschenswert gewesen, um den Film wirklich zu retten, aber das hätte mehrere Millionen Dollar verschlungen. So kann man schon froh sein, daß es Warner geschafft hat einen wirklich gutaussehenden Videotransfer auf die Beine zu stellen.

Ton

Todd-AO brachte als großformatiges Filmverfahren auch ein entsprechendes Tonformat mit: sechs Magnettonspuren, die für fünf Lautsprecher hinter der Leinwand und einen Surroundkanal zuständig waren. Für diese DVD wurde die Soundtrack von den hervorragend erhaltenen 6-Track-Mastern auf die heutige Kanalkonfiguration von drei Front-, zwei Surroundkanälen und einem Subwoofer umgemischt. Dabei wurde die ursprüngliche Abmischung so gut wie möglich beibehalten, wodurch diese DVD einen besseren Raumklang als so mancher neuerer Film zu bieten hat.

"Raumklang" definiert sich allerdings bei einer 6-Track-Abmischung aus den fünfziger und sechziger Jahren etwas anders als ein heutiges Surroundspektakel, Früher spielte sich der Raumklang größtenteils auf der vorderen Soundstage ab, die mit fünf statt wie heute drei Kanälen eine deutlich differenziertere Abmischung ermöglichte. Der größte Unterschied zu modernen Tonspuren war dabei, daß die Stimmen höchst direktional abgemischt wurden und den Positionen und Bewegungen der Schauspieler auf der Leinwand folgen - etwas, was heutzutage nur noch selten gemacht wird. Die Abmischung auf der neuen DVD erhält diese direktionalen Dialoge, allerdings wurde der Musik- und Geräuschemix vorsichtig modernisiert um die Surroundkanäle und den Subwoofer besser ins Geschehen einzubinden.

Der allgemeine Klang der Tonspur ist hervorragend und schafft mit Leichtigkeit es, über das Alter des Films hinwegzutäuschen. Victor Youngs Musik, ein wichtiger Bestandteil des Films, klingt sehr warm und frisch und breitet sich angenehm über das gesamte Surroundspektrum aus, ohne dabei auf künstliches Echo oder andere digitale Tricks zurückzugreifen. Aufnahmetechnisch bedingt klingen die Stimmen manchmal etwas kratzig, aber nicht so schlimm wie es bei anderen Filmen aus dieser Zeit der Fall ist. Die Geräusche klingen den Umständen entsprechend auch sehr natürlich, wenn man bedenkt daß der gesamte Ton im Studio zusammengemischt wurde. Nebengeräusche sind bis auf ein ganz leichtes Grundrauschen überhaupt nicht zu hören.

Die Tonqualität dieser DVD kann noch mehr als das Bild begeistern, hier hat Warner wirklich ganze Arbeit geleistet - allerdings hat hier sicher der gute Zustand des Tonmaterials auch eine große Rolle gespielt.

Bonusmaterial

Warner hat sich mit den Extras dieser DVD-Erstveröffentlichung auf den ersten Blick sehr viel Mühe gegeben, allerdings wurde wie bei der Neuauflage von My Fair Lady auf eine neu produzierte Dokumentation verzichtet und hauptsächlich vorhandenes Material zusammengestellt. Daran gibt es aber hier eigentlich nichts auszusetzen, denn hier bekommt man ausnahmslos sehr interessante Sachen geboten. Genauso wie der über drei Stunden lange Film selbst wurden auch die Extras über beide DVDs verteilt.

Fast jeder Teil des Bonusmaterials besitzt eine ausführliche Einleitung von Robert Osborne, dem Host von Turner Classic Movies. Seine Introduction (8:03) auf der ersten DVD zum Film selbst ist schon fast eine kleine Mini-Dokumentation, die es schafft dem Zuschauer alles wichtige über Around the World in 80 Days kurz und knapp zu vermitteln.

Der Audiokommentar wird von BBC-Moderator und Filmkenner Brian Sibley beigesteuert, der eine Unmenge von Informationen zu bieten hat. Beinahe schon etwas zuviel, denn obwohl es Brian Sibley schafft den Hörer gute drei Stunden lang bei der Stange zu halten, wird schon zu Anfang eine Tendenz zu trockenen Fakten deutlich. Statt möglichst viel über die Hintergründe der laufenden Szene zu informieren, neigt der Audiokommentar dazu die Bio- und Filmographien der auftretenden Schauspieler bis ins kleinste Detail aufzuzählen, währenddessen es eigentlich viel Interessanteres zu erzählen gäbe. Zum Glück ist das kein Dauerzustand, denn es gibt auch viele Szenen, in denen Brian Sibley ein enormes Hintergrundwissen über den Film an den Tag legt und so den Kommentar doch hörenswert macht.

Disc 1

Neben Robert Osbornes achtminütiger Einleitung des Films befindet sich auf Disc 1 der erste, kleinere Teil des Bonusmaterials im Menü mit dem etwas konfusen Namen Around the World of Around the World.

A Trip to the Moon (11:49) ist natürlich Georges Méliès Le Voyage dans la Lune von 1902, einer der ersten Filme die Tricktechniken verwendeten und die allererste Jules-Verne-Verfilmung überhaupt. Der Film ist hier in der von David Shepard restaurierten Version zu sehen, die für einen über hundert Jahre alten Film noch verhältnismäßig intakt ist und sogar in der richtigen Geschwindigkeit läuft und außerdem mit dem von Méliès erdachten Kommentar (hier in englischer Sprache) samt Klavierbekleitung ausgestattet ist. Robert Osborne gibt auch hier eine kurze, aber informative Einleitung (1:45) über dieses Film-Urgestein zum besten.

Die Stills Gallery enthält eine Sammlung von 70 unsortierten Bildern, die eine Mischung aus farbigen und schwarzweißen Publicity-Shots, einigen wenigen Behind-the-Scenes-Aufnahmen und Filmpostern besteht. Wie viele DVD-Bildergalerien leidet auch diese unter dem Viel-zu-klein-Syndrom: die Bilder füllen gerade einmal zwei Drittel des Bildschirms und sind zwar gut ausgewählt, werden aber in nicht allzuguter Qualität dargeboten.

Die insgesamt elf Outtakes (15:27) sind, wie Robert Osborne in seiner Einleitung (1:15) erklärt, nicht so spektakulär wie man vermuten könnte. Inhaltlich sind diese Szenen geradezu belanglos, aufregendes neues gibt es hier nicht zu sehen. Die Szenen sind hier ohne Ton zu sehen weil die entsprechenden Soundelemente nicht mehr existieren, dafür ist Victor Youngs Filmmusik als Begleitung zu hören. Die Bildqualität ist trotz der fehlenden anamorphen codierung nicht allzu schlecht - das Originalformat bleibt erhalten, aber die Farben sind nicht immer ganz stabil und etwas ausgewaschen und natürlich ist der Film stellenweise etwas angekratzt. Diese Outtakes haben einen rein dokumentarischen Charakter mit sehr niedrigem Unterhaltungswert - aber es ist bemerkenswert, daß sie den Weg bis auf diese DVD gefunden haben.

Das letzte Bonusmaterial auf der ersten DVD sind die unvermeidlichen Trailer: der 1956 Theatrical Trailer (4:13) ist in nicht-anamorphem 2.35:1 und der 1983 Re-Release Trailer (3:09) in anamorphem 1.78:1 zu sehen. Die Qualität ist nicht besonders gut, aber so merkt man erst richtig, wie herrvoragend der neue Transfer des Films selbst geworden ist.

Disc 2

Around the World of Mike Todd (50:24) ist eine Dokumentation nicht in erster Linie über den Film, sondern hauptsächlich über das turbulente Leben von Michael Todd selbst. Geschrieben und produziert von seinem Sohn Michael Todd jr. und gehostet vom langjährigen Todd-Bekannten Orson Welles handelt es sich hier mehr um eine lange, sentimentale Glorifizierung als eine objektive Dokumentation. In vielen Interviews und anderem Filmmaterial wird Mike Todds Aufstieg zum erfolgreichen Produzenten und Idea Man geschildert, bevor näher auf die Entstehung von Around the World in 80 Days einegangen wird. Auch für dieses Material gibt Robert Osborne wieder eine erklärende Einleitung (1:16).

Highlights from 12/23/56 Los Angeles Premiere (1:53) sind ein paar kurze Aufnahmen ohne Ton von der amerikanischen Premiere des Films, die wieder eine Einleitung (0:49) von Robert Osborne besitzen. Die Highlights from 3/27/57 Academy Awards Ceremony (1:10) sind sogar etwas kürzer als Osbornes Intro (1:26) dazu.

Highlights from 10/17/57 Playhouse 90 Broadcast Around the World in 90 Minutes (46:44) enthält Auszüge einer CBS-Sendung von einer riesigen Feier im Madison Square Garden, die Michael Todd zum einjährigen Geburtstag des Films schmeißen ließ. Dieses chaotische, fast geschmacklos exzessive "Event" wird in der 1968er-Dokumentation nur kurz angesprochen und ist hier nur sehr schwer zu genießen, obwohl Todd und einige andere namhafte Schauspieler Schlüsselszenen des Films nachspielen ließ. Sogar Robert Osborne hat in seiner Einleitung (1:19) Schwierigkeiten, dem Spektakel etwas gutes abzugewinnen - dennoch hat es auf dieser DVD seinen Platz.

Das letzte Filmmaterial auf der zweiten Disc ist Spain Greets a Lovely Envoy (0:35), ein merkwürdiger kleiner Schnipsel über Michael Todds und Elizabeth Taylors Besuch in Spanien.

Im Menü Cameos erwartet man eigenlich eine detaillierte Auflistung der Nebenrollen, aber hier hat man es sich sehr einfach gemacht und nur die Namen ohne weitere Einzelheiten aufgelistet.

Eine letzte Überraschung wartet noch im DVD-ROM-Teil der ersten Disc: neben etwas Warner-Eigenwerbung befindet sich dort eine originalgetreue Reproduktion des über 70seitigen Around the World in 80 Days Almanac - ein Programmheft, das zum Filmstart für einen Dollar verkauft wurde, aber heute ein wertvolles Sammlerstück ist.








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