Der Film
Jules Verne gehört zu einem der meistverfilmten Romanautoren
der Filmgeschichte. Schon 1902 drehte der französische Filmemacher George
Melies mit Le Voyage dans La Lune nicht nur die allererste Verne-Verfilmung,
sondern auch den ersten Film eines Genres, das eines Tages einmal Science-Fiction
bekannt werden würde. Fünf Jahre später verfilmte George Melies auch noch
20000 Meilen unter dem Meer, aber bis auf einige weitere Versuche
in Amerika blieben Jules Vernes futuristischere Werke bis in die fünfziger
Jahre weitgehend unbeachtet.
Große Leinwände für große Abenteuer
Mit dem Aufkommen der Breitwand-Filmformate in den fünfziger Jahren begann
die Filmindustrie allerdings neues Interesse an den Geschichten von Jules
Verne zu zeigen. Um die Leute vom Fernsehschirm wieder in die Kinos zurückzulocken
war nicht nur eine möglichst große Leinwand, sondern auch ein entsprechend
spektakulärer Inhalt - was Jules Vernes Romane genügend zu bieten hatten.
Es war die Walt Disney Company, die erstmals ein Abenteuer des französischen
Autors in Farbe auf eine Breitbild-Leinwand brachte - 20000 Leagues
under the Sea wurde 1954 zu einem großen Erfolg und ebnete den Weg
für weitere Verfilmungen. Die nächste befand sich schon längst in Planung,
als 20000 Leagues noch nicht einmal fertig war und wurde hauptsächlich
von einer Persönlichkeit vorwärtsgetrieben: Michael Todd.
Michael Todd war schon 1952 am allerersten Breitwand-Verfahren Cinerama
beteiligt, mit dessem Drei-Filmstreifen-System er aber nie wirklich zufrieden
war. Als Broadway-Produzent und mit allen Wassern gewaschener Entrepreneur
dachte Todd schnell darüber nach, wie man das kostspielige Cinerama-Verfahren
einfacher und billiger machen könnte, ohne die Qualität zu reduzieren.
Kurz nachdem sich Cinerama als Erfolg entpuppte, verkaufte Mike Todd seinen
Anteil an der Firma und machte sich auf die Suche nach neuen Möglichkeiten.
Er trat an die American Optical Company heran und überreichte ihnen seine
Ideen und einen dicken Scheck über 100.000 Dollar. Todd wollte ein Cinerama
"outa one hole", ein System auf einem einzigen Filmstreifen,
daß so gut wie Cinerama sein sollte.
Die magische Linse
Brian O'Brien von American Optical und Todds eigene Firma Magna begannen
mit der Entwicklung, bei der die Auswahl eines geeigneten Filmformats
kaum Arbeit machte, die Optik hingegen mußte neu erfinden: schon ab 1929
wurden einzelne Filme auf 65mm breitem Filmmaterial gedreht, so daß schon
Kameras existierten. Der Knackpunkt war eine Linse zu entwickeln, die
ein extrem breites Gesichtsfeld einfangen konnte, das dem aus drei Filmstreifen
mombiniertem 146°-Winkel von Cinerama möglichst nahe kam.
Es gelang den Technikern von American Optical eine riesige Linse zu entwickeln,
die ein Blickfeld von 120 Grad hatte - diese wurde auf damals schon 25
Jahre alte 65mm-Kameras von Mitchell geschraubt, die mit 30 Bildern pro
Sekunde liefen. Das war nötig, um auf der riesigen gewölbten Leinwand
kein Bildflimmern entstehen zu lassen. Obwohl Michael Todds Firma "Magna"
hieß, wurde das Verfahren schließlich Todd-AO getauft, um sowohl Todd
als auch American Optical in den Namen mit einzubeziehen.
Die Reise beginnt
Ursprünglich war Around the World in 80 Days als allererster
Todd-AO-Produktion geplant, deren Rechte Michael Todd einem englischen
Produzenten abgeschwatzt und billig abgekauft hatte. Trotzdem wurde die
Idee vorerst zurückgestellt um einem anderen Projekt vorrang zu geben:
das Broadway-Musical Oklahoma! von Rodgers & Hammerstein wurde
als garantierter Publikumsmagnet ausgewählt, aber bei den Dreharbeiten
wurden die Möglichkeiten des Todd-AO-Formats noch nicht sehr effektiv
eingesetzt. Die 120-Grad-Weitwinkellinse wurde nur in einigen wenigen
Szenen engesetzt, aber dafür wurde die Musik in feinstem 6-Spur-Stereo
abgemischt.
Während Oklahoma! die Kassen von Michael Todd füllten, begann
die Produktion von Around the World in 80 Days. Jules Vernes
Geschichte von Phileas Fogg und seiner 80-Tage-Reise um die Welt wurde
für Michael Todds Zwecke umgeschrieben: Foggs Reiseroute wurde teilweise
drastisch geändert und an die vorher ausgekundschafteten Drehorte auf
der ganzen Welt angepaßt, denn es sollte möglichst viel an Originalschauplätzen
gedreht werden.
Schauspieler für das Mammutwerk
Die Auswahl der Schauspieler mag bei den bombastischen Szenerien fast
schon zweitrangig erscheinen, aber wichtig genug wurde der Castingprozess
dennoch genommen: als Phileas Fogg kam für Michael Todd nur David Niven
in Frage, der die Rolle nach nur kurzem Zögern auch annahm. Die Besetzung
von Foggs Diener Passepartout war jedoch kontroverser: statt einem Franzosen
wurde die Rolle dem mexikanischen Schauspieler Mario Moreno, der den Künstlernamen
Cantinflas trug, anvertraut. Dieser war außerhalb von Mexiko und Spanien
weitgehend unbekannt, erwies sich aber in der Rolle von Passpartout als
eine gute Wahl und bildete einen humorvollen Gegenpol zu David Nivens
britisch-steifem Phileas Fogg.
Weitgehend dekorative Zwecke hatte die Besetzung von Prinzession Aouda
mit der damals noch recht unbekannten Shirley MacLaine, die zuvor nur
in Alfred Hitchcocks The Trouble with Harry zu sehen war und in diesem
Film relativ wenig Dialog und damit auch kaum eine Chance hat schauspielerisch
etwas zu leisten. Phileas Fogg' Nemesis Mr. Fix wurde von dem englischen
Schauspieler Robert Newton gespielt, der unglücklicherweise kurz nach
der Beendigung der Dreharbeiten verstarb und den Film damit einen tragischen
Beigeschmack gab.
Die Besetzung der Nebenrollen war allerdings ein Novum, das der Anfang
von dem war, was man heute als "Cameo" bezeichnet. Über vierzig kleine
Rollen wurden nicht mit unbekannten Schauspielern, sondern großen Filmstars
aus der ganzen Welt besetzt. Michael Todd gelang es Frank Sinatra, Marlene
Dietrich, Robert Morley, Peter Lorre und sogar Stummfilmstar Buster Keaton
und viele andere für Kurzauftritte zu gewinnen, die eins der berühmtesten
und bekanntesten Merkmale des Films wurden.
Reisen mit Mr. Fogg
Trotz des großes Staraufgebots ist die bombastische Szenerie des Films
aber der eigentliche Hauptdarsteller. Around the World in 80 Days
wurde als regelrechte Semi-Reisedokumentation konzipiert und scheut sich
nicht die Handlung auch einmal mehrere Minuten anzuhalten, um die lokalen
Sehenswürdigkeiten ausführlich zu zeigen - auch dann, wenn sie gar nicht
in Jules Vernes Romanvorlage drin waren. Die Ballonfahrt, die berühmteste
Szene des Films, war eine reine Erfindung der Drehbuchautoren und wird
nicht selten irrtümlich in Zusammenhang mit Jules Vernes Buch erwähnt,
obwohl sie dort überhaupt nicht vorkommt. Trotzdem gehört diese Sequenz
zu einer der beeindruckensden des ganzen Films, während viele aufwendigere
Szenen wue heute vergleichsweise langweilig wirken.
Aber auch die Szenen, die besser in einem Reisefilm aufgehoben wären,
wirken trotz allem heute noch beeindruckend, was hauptsächlich dem Todd-AO-System
und seinen Weitwinkellinsen zu verdanken ist - wenn diese Szenen mit ganz
normalen Linsen gedreht worden wären, könnten sie längst nicht so lebending
und dreidimensional erscheinen. Im Gegensatz zu Oklahoma wurde bei Around
the World in 80 Days die 120-Grad-Bugeye-Linse auch intensiv eingesetzt,
um die atemberaubenden Szenerien - sei es nun einfach nur das viktoriakische
London oder einer der zahllosen Sonnenuntergänge - optimal einzufangen.
Ein weiteres Element des Films das über die Längen des Films hinweghilft,
ist die fantastische Filmmusik von Hollywood-Veteran Victor Young, die
sich nahtlos an die Reiseziele anpaßt und fast jede Minute des Films begleitet.
Ein Film mit Eigenheiten
Noch eine Besonderheit von Around the World in 80 Days ist, daß
der Film keinen schriftlichen Eröffnungstitel besitzt. Stattdessen beginnt
die Roadshow-Version mit einem Prolog im 1.37:1-Academy-Bildformat, der
vom damals wohlbekannten, seriösen Journalisten Edward R. Murrow eingeleitet
wird und Ausschnitte aus Georges Melies Le Voyage dans la Lune, der ersten
Verne-Verfilmung der Filmgeschichte zeigt. Dann öffnet sich das kleine,
fast quadratische Filmbild während eines Raketenstarts, der die überlegenheit
der damaligen Technik demonstrieren sollte, auf die riesigen Dimensionen
des Todd-AO-Formats.
Edward Murrow leitet schließlich die Handlung von der "Gegenwart" ins
viktorianische London, wo die Geschchte dann endlich beginnt. Die eigentlichen
Credits sind erst am Schluß des Films in einer von Saul Bass gestalteten
Sequenz zu sehen, die den ganzen Film in surrealistischem Zeichentrick
rekapituliert und dabei die einzelnen Cameos zeigt. Diese Szene, eine
der bemerkenswertesten Abspann-Sequenzen der Filmgeschichte überhaupt,
macht schon alleine ein Anschauen des Films wert.
Das Erbe von Michael Todd
Fast 45 Jahre nach der Premiere ist von Around the World in 80 Days
nicht mehr viel übriggeblieben. In den fünfziger Jahren feierten sie ihn
großartig, aber Jahrzehnte danach ließen Kritiker kein gutes Haar mehr
an diesem Film, was hauptsächlich daran liet daß die meisten ihn nur als
verschwommen, ge- und beschnittene Fernsehversion kennen, die überhaupt
ncht in der Lage sind, den einstigen Glanz des Films wiederzugeben. Around
the World in 80 Days wurde schließlich als Roadshow-Verantstaltung
mit Overtüre, Zwischenspiel und Schlußmusik konzipiert und braucht außerdem
eine möglichs große Leinwand um dementsprechend zu wirken - etwas, was
seit den sechziger Jahren nur noch sehr wenige erleben konnten. Unter
den richtigen Umständen angeschaut, und sei es auch nur in der remasterten
DVD-Fassung auf einem großen Fernseher, handelt es sich auch heute noch
um einen äußerst unterhaltsamer Film, der vielleicht an den neueren Zuschauergenerationen
vorbeigegen wird, aber für Filmliebhaber etwas ganz besonderes ist.
Around the World in 80 Days ist einer der Filme, die beinahe
in den Klauen der Zeit verloren gegangen wären. Als unabhängige Produktion
waren die Reche des Films nach dem frühen Tod von Michael Todd lange in
privater Hand seiner Witwe Elizabeth Taylor, die den Film in den siebziger
Jahren an Warner Bros. verkaufte. Warner brachte den Film sogar noch mehrmals
in die Kinos, aber es wurde wenig getan um die ursprüngliche 70mm-Roadshow-Version
zu erhalten. In den achziger und neunziger Jahren tat sich bis auf einige
Pan&Scan-Videokassetten und diverse genauso schlechte TV-Ausstrahlungen
auf der ganzen Welt nicht viel, es kam nicht einmal zu einer Laserdisc-Veröffetlichung.
Bewegung kam erst vor ein paar Jahren wieder, als der Warner-Spielfilmkanal
TCM den Film erstmals im Originalformat mit einer Stereo-Tonspur zeigte.
Die DVD
Im Frühjahr 2004 brachte Warner Home Video Around
the World in 80 Days nach langer Wartezeit endlich eine DVD des Films
heraus, die nicht nur einen Transfer vom Original-70mm-Material und eine
neu gemischte 5.1-Tonspur enthält, sondern auch eine Menge äußerst
interessanter Extras.
Ein bemerkenswerter Film hat damit auf Anhieb auch eine bemerkenswerte
DVD-Veröffentlichung bekommen, die bis auf den nicht ganz sauberen
Bildtransfer kaum noch Wünsche übrig läßt. Die amerikanische
Erstveröffentlichung der DVD wurde in einem hübschen Digipack
ausgeliefert, die neueren Auflagen und die genauso ausgestattete deutsche
Ausgabe der DVD sind heute nur noch im Amaray-Keepcase zu bekommen - was
aber kein Grund ist diese DVD liegenzulassen.
Michael Todds Verfilmung ist nicht die einzige DVD des Stoffs: Michael
Palin bewältigte 1989 die Reise tatsächlich in 80 Tagen für
eine beeindruckende Reisedokumentation, und im gleichen Jahr wurde eine
neue TV-Verfilmung mit Pierce Brosnan, Eric Idle und Peter Ustinov gedreht.
Ob diese an Michael Todds Original herankommen ist umstritten, sie beweisen
aber daß Jules Vernes Roman immer noch interessant und aktuell ist.
Weitere Reviews: Around the World in 80 Days
(TV) - Around the World in 80 Days
(Michael Palin)
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Bild
Eins der beeindruckensten Merkmale von Michael Todds Around the World in 80 Days ist natürlich das verwendete Filmformat, das
der eigentliche Vorwand für den Film gewesen ist. Das besondere an
ToddAO ist nicht das Filmmaterial ansich, sondern das Linsensystem, die
Geschwindigkeit und die Projektion. Während 70mm-Filmmaterial Mitte
der fünfzger Jahre auch von anderen Studios verwendet wurde, unterschied
sich ToddAO durch die extremen Weitwinkellinsen mit über 120 Grad
Sichtfeld und die Projektion auf eine gewölbte Leinwand mit 30 statt
24 Bildern pro Sekunde von seinen Konkurrenten.
Around the World in 80 Days wurde praktisch zweimal gedreht, um eine Abwärts-Komatiblität
mit dem "kleineren" Cinemascope-kompatiblen Filmformat zu gewährleisten,
denn von einem 30fps-Film kann man keine 24fps-Verson konvertieren. Der
erste ToddAO-Film Oklahma wurde deshalb parallel in 70mm und in traditionellem
35mm-Cinemascope gedreht. Around the World in 80 Days wurde jedoch zweimal
auf 70mm-Material in 30 und 24fps gedreht - oft mit zwei Kameras parallel,
aber manchmal wurden auch Takes wiederholt um sie für beide Geschwindigkeiten
aufzunehmen. Bei einigen wenigen Szenen mit wenig Bewegung und ohne Dialog
wurde sogar das 30fps-Material für die 24fps-Version verwendet. Die
Unterschiede der beiden Versionen sind allerdings verschwindend gering
und wahrscheinlich nur im Direktvergleich erkennbar. Aus naheliegenden
Gründen hat Warner für die neue digitale Abtastung des Films
die 24fps-Version verwendet. Eine 30fps-Version wäre zwar möglich
gewesen, aber nur als NTSC-DVD - für eine PAL-DVD hätte ein
separater Transfer gemacht werden müssen.
Auf dieser DVD ist Around the World in 80 Days im Heimvideo-Bereich das
erste Mal im Originalformat zu sehen, zuvor gab es weder eine Laserdisc
noch eine Videokassette in Widescreen, und auch erst in den letzten Jahren
hat Turner Classic Movies den Film in seinem korrekten Bildformat gezeigt.
Als Vorwarnung sollte man zu dem neuen DVD-Transfer sagen, daß Warner
den Film nicht vollständig restauriert und nur eine neue Filmabtastung
mit etwas Nachbearbeitung gemacht hat. Wer hier also ein hundertprozentig
blitzblankes, vollkommen durchdigitalisiertes Bild erwartet, wird enttäuscht
sein. Wenn man jedoch kleinere Dropouts, ein wenig Körnigkeit und
andere filmbasierte Artefakte in geringer Dosis ertragen kann und richtig
"organisch" aussehende Transfer mag, wird an dieser DVD die
helle Freude haben.
Für den Transfer wurde ein neu angefertigtes 70mm-Interpositiv des
65mm-Kameranegativs verwendet, das das Originalformat von etwa 2.20:1
erhält - bis auf den Prolog, der in 1.37.1 in einem klitzekleinen
"windowboxed" Academy-Frame beginnt und dann während des
Raketenstarts auf das volle Widescreen-Format geöffnet wird. Wie
oben erwähnt ist die Filmvorlage in keinem absolut pristinem Zustand,
aber wenn man das Alter des Films bedenkt und in Betracht zieht, daß
hier keine filmbasierte Restauration stattgefunden hat, ist es erstaunlich
daß nur so wenige Beschädigungen, Kratzer oder Fussel zu sehen
sind. Abgesehen vom Prolog, der hauptsächlich aus Archivaufnahmen
besteht, sind zwar gelegentliche punktuelle Dropouts oder auch der eine
oder andere Fussel kurz zu sehen, allerdings nie in wirklich störenden
Mengen. Entweder ist die Filmvorlage wirklich noch in einem so guten Zustand
gewesen, oder bei der Nachbearbeitung wurde doch mehr getan, als oberflächlich
sichtbar ist. Größere Beschädigungen kommen nur äußerst
selten vor und wenn, dann wären nur mit sehr großem Aufwand
entfernbar gewesen. Die Körnigkeit des Filmmaterial ist wegen der
hohen Auflösung sehr fein und nur wenig sichtbar, wurde aber auch
nicht durch einen Rauschfilter eingedämmt.
Die Schärfe ist auf einem für 70mm-Material typisch hohem Niveau
und sogar noch ein wenig besser als bei früheren 70mm-Transfern,
was offenbar hauptsächlich an der moderneren Transfertechnik zu liegen
scheint. Die Detailtreue ist hervorragend und nimmt nur in einigen wenigen
Szenen etwas ab, allerdings wurde auch ein klein wenig digital nachgeholfen:
am oberen und unteren Bildrand sind bei genauerer Betrachtung Doppelkanten
zu sehen, die auf etwas übertriebenes Edge Enhancement schliessen
lassen - im Filmbild selbst ist davon zum Glück aber kaum etwas zu
sehen. Der Bildstand ist hunderprozentig stabil und leistet sich keinen
einzigen Aussetzer - wenn sich das Filmbild bewegt, dann nur weil sich
auch die Kamera bewegt hat.
Am meisten kann diese DVD jedoch mit den kräftigen Farben beeindrucken.
Warner ist es tatsächlich gelungen, die wunderbaren Technicolor-Farben
wiederherzustellen - etwas, was bei einem Film dieses Alters und mit so
einer bewegten Geschichte wie Around the World in 80 Days schon fast als
unmöglich galt. Trotzdem sehen die Farben hier so lebendig und frisch
aus, als ob der Film gerade erst gedreht worden wäre. Wenn man das
Farbtiming mit heutigen Kinofilmen vergleicht, mögen die manchmal
knalligen, aber auch etwas pastellartigen Farben etwas seltsam erscheinen,
aber tatsächlich werden sie auf dieser DVD genau richtig wiedergegeben.
Helligkeit und Kontrast sind auch perfekt ausbalanciert, sogar in dunklen
Szenen gehen keinerlei Details verloren.
Dieser Transfer mag vielleicht nicht so sauber und geleckt wie andere
70mm-Spektakel aussehen, aber dafür hat Around the World in 80 Days
den Vorteil, auf dieser DVD wie eine echte, lebendige Filmprojektion auszusehen.
Eine richtige filmbasierte Restauration wäre hier zwar wünschenswert
gewesen, um den Film wirklich zu retten, aber das hätte mehrere Millionen
Dollar verschlungen. So kann man schon froh sein, daß es Warner
geschafft hat einen wirklich gutaussehenden Videotransfer auf die Beine
zu stellen.
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Ton
Todd-AO brachte als großformatiges Filmverfahren auch
ein entsprechendes Tonformat mit: sechs Magnettonspuren, die für
fünf Lautsprecher hinter der Leinwand und einen Surroundkanal zuständig
waren. Für diese DVD wurde die Soundtrack von den hervorragend erhaltenen
6-Track-Mastern auf die heutige Kanalkonfiguration von drei Front-, zwei
Surroundkanälen und einem Subwoofer umgemischt. Dabei wurde die ursprüngliche
Abmischung so gut wie möglich beibehalten, wodurch diese DVD einen
besseren Raumklang als so mancher neuerer Film zu bieten hat.
"Raumklang" definiert sich allerdings bei einer 6-Track-Abmischung
aus den fünfziger und sechziger Jahren etwas anders als ein heutiges
Surroundspektakel, Früher spielte sich der Raumklang größtenteils
auf der vorderen Soundstage ab, die mit fünf statt wie heute drei
Kanälen eine deutlich differenziertere Abmischung ermöglichte.
Der größte Unterschied zu modernen Tonspuren war dabei, daß
die Stimmen höchst direktional abgemischt wurden und den Positionen
und Bewegungen der Schauspieler auf der Leinwand folgen - etwas, was heutzutage
nur noch selten gemacht wird. Die Abmischung auf der neuen DVD erhält
diese direktionalen Dialoge, allerdings wurde der Musik- und Geräuschemix
vorsichtig modernisiert um die Surroundkanäle und den Subwoofer besser
ins Geschehen einzubinden.
Der allgemeine Klang der Tonspur ist hervorragend und schafft mit Leichtigkeit
es, über das Alter des Films hinwegzutäuschen. Victor Youngs
Musik, ein wichtiger Bestandteil des Films, klingt sehr warm und frisch
und breitet sich angenehm über das gesamte Surroundspektrum aus,
ohne dabei auf künstliches Echo oder andere digitale Tricks zurückzugreifen.
Aufnahmetechnisch bedingt klingen die Stimmen manchmal etwas kratzig,
aber nicht so schlimm wie es bei anderen Filmen aus dieser Zeit der Fall
ist. Die Geräusche klingen den Umständen entsprechend auch sehr
natürlich, wenn man bedenkt daß der gesamte Ton im Studio zusammengemischt
wurde. Nebengeräusche sind bis auf ein ganz leichtes Grundrauschen
überhaupt nicht zu hören.
Die Tonqualität dieser DVD kann noch mehr als das Bild begeistern,
hier hat Warner wirklich ganze Arbeit geleistet - allerdings hat hier
sicher der gute Zustand des Tonmaterials auch eine große Rolle gespielt.
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Bonusmaterial
Warner hat sich mit den Extras dieser DVD-Erstveröffentlichung
auf den ersten Blick sehr viel Mühe gegeben, allerdings wurde wie
bei der Neuauflage von My Fair Lady auf eine neu produzierte
Dokumentation verzichtet und hauptsächlich vorhandenes Material zusammengestellt.
Daran gibt es aber hier eigentlich nichts auszusetzen, denn hier bekommt
man ausnahmslos sehr interessante Sachen geboten. Genauso wie der über
drei Stunden lange Film selbst wurden auch die Extras über beide
DVDs verteilt.
Fast jeder Teil des Bonusmaterials besitzt eine ausführliche Einleitung
von Robert Osborne, dem Host von Turner Classic Movies. Seine Introduction
(8:03) auf der ersten DVD zum Film selbst ist schon fast eine kleine Mini-Dokumentation,
die es schafft dem Zuschauer alles wichtige über Around the World
in 80 Days kurz und knapp zu vermitteln.
Der Audiokommentar wird von BBC-Moderator und Filmkenner
Brian Sibley beigesteuert, der eine Unmenge von Informationen zu bieten
hat. Beinahe schon etwas zuviel, denn obwohl es Brian Sibley schafft den
Hörer gute drei Stunden lang bei der Stange zu halten, wird schon
zu Anfang eine Tendenz zu trockenen Fakten deutlich. Statt möglichst
viel über die Hintergründe der laufenden Szene zu informieren,
neigt der Audiokommentar dazu die Bio- und Filmographien der auftretenden
Schauspieler bis ins kleinste Detail aufzuzählen, währenddessen
es eigentlich viel Interessanteres zu erzählen gäbe. Zum Glück
ist das kein Dauerzustand, denn es gibt auch viele Szenen, in denen Brian
Sibley ein enormes Hintergrundwissen über den Film an den Tag legt
und so den Kommentar doch hörenswert macht.
Disc 1
Neben Robert Osbornes achtminütiger Einleitung des Films befindet
sich auf Disc 1 der erste, kleinere Teil des Bonusmaterials im Menü
mit dem etwas konfusen Namen Around the World of Around the World.
A Trip to the Moon (11:49) ist natürlich Georges
Méliès Le Voyage dans la Lune von 1902,
einer der ersten Filme die Tricktechniken verwendeten und die allererste
Jules-Verne-Verfilmung überhaupt. Der Film ist hier in der von David
Shepard restaurierten Version zu sehen, die für einen über hundert
Jahre alten Film noch verhältnismäßig intakt ist und sogar
in der richtigen Geschwindigkeit läuft und außerdem mit dem
von Méliès erdachten Kommentar (hier in englischer Sprache)
samt Klavierbekleitung ausgestattet ist. Robert Osborne gibt auch hier
eine kurze, aber informative Einleitung (1:45) über
dieses Film-Urgestein zum besten.
Die Stills Gallery enthält eine Sammlung von 70
unsortierten Bildern, die eine Mischung aus farbigen und schwarzweißen
Publicity-Shots, einigen wenigen Behind-the-Scenes-Aufnahmen und Filmpostern
besteht. Wie viele DVD-Bildergalerien leidet auch diese unter dem Viel-zu-klein-Syndrom:
die Bilder füllen gerade einmal zwei Drittel des Bildschirms und
sind zwar gut ausgewählt, werden aber in nicht allzuguter Qualität
dargeboten.
Die insgesamt elf Outtakes (15:27) sind, wie Robert Osborne
in seiner Einleitung (1:15) erklärt, nicht so spektakulär
wie man vermuten könnte. Inhaltlich sind diese Szenen geradezu belanglos,
aufregendes neues gibt es hier nicht zu sehen. Die Szenen sind hier ohne
Ton zu sehen weil die entsprechenden Soundelemente nicht mehr existieren,
dafür ist Victor Youngs Filmmusik als Begleitung zu hören. Die
Bildqualität ist trotz der fehlenden anamorphen codierung nicht allzu
schlecht - das Originalformat bleibt erhalten, aber die Farben sind nicht
immer ganz stabil und etwas ausgewaschen und natürlich ist der Film
stellenweise etwas angekratzt. Diese Outtakes haben einen rein dokumentarischen
Charakter mit sehr niedrigem Unterhaltungswert - aber es ist bemerkenswert,
daß sie den Weg bis auf diese DVD gefunden haben.
Das letzte Bonusmaterial auf der ersten DVD sind die unvermeidlichen Trailer:
der 1956 Theatrical Trailer (4:13) ist in nicht-anamorphem
2.35:1 und der 1983 Re-Release Trailer (3:09) in anamorphem
1.78:1 zu sehen. Die Qualität ist nicht besonders gut, aber so merkt
man erst richtig, wie herrvoragend der neue Transfer des Films selbst
geworden ist.
Disc 2
Around the World of Mike Todd (50:24) ist eine Dokumentation
nicht in erster Linie über den Film, sondern hauptsächlich über
das turbulente Leben von Michael Todd selbst. Geschrieben und produziert
von seinem Sohn Michael Todd jr. und gehostet vom langjährigen Todd-Bekannten
Orson Welles handelt es sich hier mehr um eine lange, sentimentale Glorifizierung
als eine objektive Dokumentation. In vielen Interviews und anderem Filmmaterial
wird Mike Todds Aufstieg zum erfolgreichen Produzenten und Idea Man geschildert,
bevor näher auf die Entstehung von Around the World in 80 Days
einegangen wird. Auch für dieses Material gibt Robert Osborne wieder
eine erklärende Einleitung (1:16).
Highlights from 12/23/56 Los Angeles Premiere (1:53)
sind ein paar kurze Aufnahmen ohne Ton von der amerikanischen Premiere
des Films, die wieder eine Einleitung (0:49) von Robert
Osborne besitzen. Die Highlights from 3/27/57 Academy Awards Ceremony
(1:10) sind sogar etwas kürzer als Osbornes Intro
(1:26) dazu.
Highlights from 10/17/57 Playhouse 90 Broadcast Around the World
in 90 Minutes (46:44) enthält Auszüge einer CBS-Sendung
von einer riesigen Feier im Madison Square Garden, die Michael Todd zum
einjährigen Geburtstag des Films schmeißen ließ. Dieses
chaotische, fast geschmacklos exzessive "Event" wird in der
1968er-Dokumentation nur kurz angesprochen und ist hier nur sehr schwer
zu genießen, obwohl Todd und einige andere namhafte Schauspieler
Schlüsselszenen des Films nachspielen ließ. Sogar Robert Osborne
hat in seiner Einleitung (1:19) Schwierigkeiten, dem Spektakel etwas gutes
abzugewinnen - dennoch hat es auf dieser DVD seinen Platz.
Das letzte Filmmaterial auf der zweiten Disc ist Spain Greets
a Lovely Envoy (0:35), ein merkwürdiger kleiner Schnipsel
über Michael Todds und Elizabeth Taylors Besuch in Spanien.
Im Menü Cameos erwartet man eigenlich eine detaillierte
Auflistung der Nebenrollen, aber hier hat man es sich sehr einfach gemacht
und nur die Namen ohne weitere Einzelheiten aufgelistet.
Eine letzte Überraschung wartet noch im DVD-ROM-Teil
der ersten Disc: neben etwas Warner-Eigenwerbung befindet sich dort eine
originalgetreue Reproduktion des über 70seitigen
Around the World in 80 Days Almanac
- ein Programmheft, das zum Filmstart für einen Dollar verkauft wurde,
aber heute ein wertvolles Sammlerstück ist.
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