Around the World in 80 Days - Michael Palin
Cover

16.11.2003
[Update am 10.12.2006/24.06.2007]

von Guido Bibra

Titel Around the World in 80 Days
Studio BBC (1989)
Hersteller BBC Home Video (2003) EAN 5-014503-122126
DVD-Typ 2x9, 1x5 (7,77 / 7,65 / 3,98 GB) Bitrate ø 7,3 max. 9,0
Laufzeit 340 Minuten Kapitel 7x8
Regionalcode 2 (England) Case Scanavo Doppel III
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch
Untertitel Englisch
Freigabe BBFC PG
Extras • Exclusive Interview with Michael Palin

Die Serie

Vor etwa fünfzehn Jahren bekam jemand bei der BBC die Idee, das sowieso schon äusserst bemerkenswerte Archiv von Reisedokumentationen um ein vielversprechendes Projekt zu erweiten: die Erde nach dem Vorbild von Jules Verne in achtzig Tagen zu umrunden. Aber wer sollte in die Fusstapfen von Phileas Fogg treten? Die BBC fragte bei einigen rennomierten Dokumentarfilmern an, konnte aber niemanden sofort für dieses unsichere Unternehmen begeistern. Die zweite Wahl war ungewöhnlich - ausgerechnet Michael Palin, Ex-Monty-Python, Komiker und Allround-Schauspieler, nahm das Angebot trotz seines übervollen Terminkalenders an.

Natürlich kann man heutzutage die Welt auch ohne Flugzeug in achtzig oder weniger Tagen umrunden, aber bei den meisten Methoden bekommt man von der Umgebung kaum etwas mit und so etwas ergibt erst recht keine Reisedokumentation. Der Reiz besteht darin, die Erdumrundung à la Phileas Fogg nur mit erdgebundenen Verkehrsmitteln zu bewältigen. Dies bedeutete für Michael Palin auf Schiffe angewiesen zu sein, was sich als allererstes Problem herausstellte: zu Zeiten von Jules Vernes Held waren reguläre Passagierschiffs-Linien auf der ganzen Welt Gang und Gäbe, aber in der Gegenwart ist dies etwas völlig anderes.

Am 25. September 1988 setzte sich Michael Palin in den Orient-Express Richtung Venedig um den ersten Schritt seiner Reise zu beginnen. Phileas Fogg wurde von seinem Diener Passepartout begleitet, Michaels Begleitung bestand dagegen aus einem sechsköpfigen Filmteam: die Produzenten und Regisseure Clem Vallance und Roger Mills, Kameramann Nigel Meakin und Toningeniere Julian Carrington und Nigel Walters. Ohne ein festes Drehbuch und nur mit einer vagen Reiseplanung begann die Reise, die von England aus über Frankreich, Italien, Griechenland, Ägypten, Saudi-Arabien, Indien, China, Honkong, Japan, Amerika bis zurück nach London führte.

Die genutzten Transportmittel waren hauptsächlich Züge, Autos und Schiffe, wobei letztere oft die abenteuerlichste Variante darstellten: während auf den meisten anderen Zug- und Schiffsreisen nur wenig passierte, erwies sich die Reise zwischen Saudi-Arabien und Indien auf einer Dhow, einem einfachen, primitiven Frachtkahn, als echtes Abenteuer und, wie sich im Nachhinein herausstellte, als größtes Highlight der Reise. Der enorme Zeitdruck machte es schwer, sich lange an einem Ort aufzuhalten, denn sonst wäre das eigentliche Ziel der Reise in Gefahr gewesen. Trotzdem gelang es Michael Palin und seinem Team, auf der schnellen Durchreise von den besuchten Orten faszinierende Eindrücke einzufangen und sie oft auch von einer Seite zu zeigen, die man sonst kaum zu sehen bekommt.

Musikalische Untermalung bei Dokumentationen können unnötig oder sogar nervig sein, aber bei Around the World in 80 Days ist Paddy Kingslands Musik genauso wie Michael Palins Voiceover ein fester Bestandteil der Serie und integriert sich nahtlos ins Geschehen. Ohne aufdringlich zu sein wiederholt sich das Hauptthema immer wieder in vielen verschiedenen Inkarnationen, die geschickt auf die aktuellen Lokalitäten angepaßt wurden und große Ohrwurmqualitäten haben.

Michael Palin stellte sich selbst nur in den Vordergrund, wenn es nichts wichtiges anderes zu sehen gab - und das war selten, denn die meiste Zeit wurde er von der Kamera wie einer unter vielen Reisenden begleitet. Allerdings reichte sein urbritisches Auftreten schon oft aus, um ihn wie einen bunten Hund aus der Menge herausstehen zu lassen, was alleine schon der Anlaß für einige komische Situationen sorgte. Natürlich konnte sich Michael Palin auch einige Momente feinsten Monty-Python-Humor nicht verkneifen, aber trotzdem bleibt der notwendige Ernst da erhalten, wo er angebracht ist. Generell ist die Stimmung aber durchaus positiv und humorvoll, auch in Momenten wenn alles schiefgeht und Michael ein wenig seinen Frust vor laufender Kamera losläßt.

Der große Reiz von Around the World in 80 Days ist natürlich herauszufinden, ob es tatsächlich möglich ist so eine Reise heutzutage zu schaffen. Michael Palin hat das eindrucksvoll demonstriert und dabei eine der ungewöhnlichsten und interessantesten Reisedokumentationen geschaffen, die es je gegeben hat. Und dabei bliebt es nicht, denn 80 Days war nur der Auftakt zu weiteren Reisen, mit denen Michael Palin die Fernsehzuschauer auf der ganzen Welt beeindruckte: Pole to Pole führte vom Nord- zum Südpol, Full Circle um den Pazifik, Sahara durch die berüchtigste Wüstengegend der Welt und Himalaya auf die höchsten Gebirge der Welt. Sein neuestes Projekt ist eine Reise quer durch das "neue Europa".

Auf seiner gut gemachten offiziellen Webseite PalinsTravels.co.uk hat Michael Palin seine ausführlichen Reiseberichte ins Web gestellt: dort kann man sich die kompletten Texte seiner Begleitbücher inklusive Fotos und noch viel mehr nachlesen. Außerdem kann man dort mehr über Michael Palins aktuelle Projekte erfahren, und er selbst schreibt auch ab und zu Artikel im Forum der Webseite.


Die DVD

Angespornt durch den DVD-Erfolg von Michael Palins neuester Dokumentation Sahara hatte sich die BBC 2004 aufgerafft, endlich auch seine frühere Reisen auf DVDs zu veröffentlichen. Den Anfang machte Around the World in 80 Days, das auf der neuen DVD endlich in der ursprünglichen Episoden-Aufteilung und in viel besserer Bildqualität zu sehen ist. Alleine das macht dieses 3-DVD-Set schon kaufenswert, auch wenn das Bonusmaterial aus verständlichen Gründen etwas mager ausgefallen ist.

Wer seine alten TV-Aufnahmen oder Videokassetten der Serie gegen die DVD-Version ersetzen will, sollte unbedingt zugreifen - und auch als Einstieg in Michael Palins Reiseabenteuer ist Around the World in 80 Days bestens geeignet, zumal die DVD erheblich billiger als die alten englischen Videokassetten ist. Eine deutsche Fassung existiert zwar, ist aber auf dieser britischen DVD nicht dabei - solange man nicht auf die Synchronfassung angewiesen ist, kann man mit dieser aber nichts falschmachen.

Weitere Reisedokumentationen mit Michael Palin:
Pole to Pole | Full Circle | Sahara | Himalaya

Cover

Bild

Gedreht wurde in bester Dokumentarfilm-Tradition auf 16mm-Film, da solch ein Filmequipment noch unter den schlimmsten Bedingungen funktioniert, wenn schon andere Kameras längst ihren Geist aufgegeben haben. Deswegen darf man hier nicht die gleichen Ansprüche wie an eine Kinoproduktion auf hochwertigem 35mm-Material stellen, aber dennoch hat es die BBC geschafft, die Serie viel besser als auf den früheren VHS-Kassetten aussehen zu lassen.

Für die neuen DVDs wurde offenbar ein überarbeitetes Broadcast-MAZ-Master verwendet, das eine sehr gute Qualität besitzt und keine videotechnischen Einschränkungen hat. Der eigentliche Transfer des Filmmaterials wurde schon 1989 bei der Postproduktion gemacht, ist aber auch nach heutigen Masstäben gut gelungen und technisch einwandfrei. Man bekommt keinesfalls den Eindruck ein altes, zweitklassikes Videomaster zu sehen, sondern eine richtige Filmprojektion.

Zuerst fällt die starke Körnigkeit auf, die bei 16mm-Material aber unvermeidlich ist und hier nicht herausgefiltert wurde. Dadurch ist die Schärfe auf einem für das Format akzeptablen Niveau und es wird verhindert, daß das Bild im digitalen Matsch versinkt. Dafür sorgt auch die recht hohe Bitrate, die die Kompression trotz des körnigen Quellmaterials nicht in Schwierigkeiten bringt. Die Filmvorlage ist bis auf wenige Fussel oder kleinere Kratzer praktisch frei von Verunreinigungen, wenn man von der deutlichen Körnigkeit absieht.

Die auf Video produzierten Elemente, wie der Vorspann und die Karten, sehen erstaunlich klar aus und weisen keinerlei Anzeichen von typischen analogen Videoartefakten auf. Die Farben wirken durchgehend natürlich, Helligkeit und Kontrast sind aber manchmah aufgrund der Lichtverhältnisse vor Ort nicht wirklich optimal. Dennoch es ist erstaunlich wie das Kamerateam noch unter den ungünstigsten Umständen wunderbare Bilder hervorgezaubert hat - letztendlich bekommt man auch auf dieser DVD genau das zu sehen, was die Kamera eingefangen hat.

Ton

Am Ton wurde nicht viel herumexperimentiert und die ursprüngliche Mono-Abmischung unverändert übernommen. Obwohl es schön gewesen wäre die Begleitmusik in Stereo zu hören, kann man mit dieser Tonspur voll und ganz zufrieden sein.

Die Umgebungsgeräusche wurden vom Tontechniker perfekt eingefangen und bieten zusammen mit Michael Palins glasklar hörbarer Stimme - sowohl als Voiceover als auch direkt vor Ort aufgenommen - und der Musik einen handfesten Mix, bei dem man schnell vergißt, daß es sich "nur" um Mono handelt. Hörbare Tonstörungen gibt es nicht, und auch Dynamik und Frequenzumfang sind besonders bei der Musik auf einem erstaunlich guten Niveau. Wer trotz der guten Qualität Probleme hat die Texte zu verstehen, kann die optionalen englischen Untertitel dazuschalten.

Bonusmaterial

Im Gegensatz zu seinen Nachfolgern wurde Around the World in 80 Days noch direkt von der BBC produziert, die leider sämtliches überschüssiges Film- und Tonmaterial verschludert oder vielleicht sogar vernichtet hat. Das Fehlen von Deleted Scenes und anderen Dingen ist hier nicht auf Faulheit der DVD-Produzenten zurückzuführen, es ist nur einfach nichts mehr davon da.

Quasi als Entschädigung ist dennoch ein einziges Extra dabei: ein neues Interview (18:23) mit Michael Palin, in dem er mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf seine erste Reise zurückblickt - praktisch eine kleine Doku über die Dokumentation selbst.


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