Die Serie
Nachdem Monty Python, Schauspieler, Schriftsteller und
nun auch Globetrotter Michael Palin 1988 auf den Spuren von Jules Verne
in achtzig Tagen die Erde umrundete, sollte es eigentlich ein einmaliges
Unternehmen sein. Clem Vallance, der Initiator der ersten Reise, hatte
nach dem großen Erfolg von Around the World in 80 Days aber bald
die Idee für ein neues Projekt, es sollte jedoch noch drei Jahre dauern
bis Michael Palin seinen Terminkalender freischaufeln konnte.
Das Konzept der neuen Reise untet dem Titel Full Circle war simpel,
stellte aber fast noch größere Anforderungen als die vorherige Weltumrundung:
der Weg sollte vom Nord- bis zum Südpol entlang des 30. Breitengrades
gehen, dem Weg der am meisten über Land führt. Genauso wie bei Around
the World in 80 Days galt die ungeschriebene Regel, daß nach Möglichkeit
keine Flugzeuge als Reisemittel verwendet werden sollten - mit kleinen
Ausnahmen, denn der Pol ließ sich natürlich nicht anders als auf dem Luftweg
erreichen.
Vom Nordpol aus ging die Reise nach Grönland und Spitzbergen, bevor es
durch Norwegen und Finnland in die damalige UDSSR in das Gebiet des heutigen
Estland ging. Von dort aus reiste Michael Palin in die Ukraine nach Leningrad
und Novgorod bis nach Tschernobyl, Kiew und Odessa. Während der Überfahrt
über das schwarze Meer in die Türkei erfuhren Palin und seine Crew, daß
sie fast von der Geschichte überrollt wurden, als wenige Tage nach ihrer
Durchquerung der UDSSR der Augustputsch gegen die Regierung von Michael
Gorbatschow stattfand und den Zusammenbruch der Sowjetunion einleitete.
In der Türkei ging die Reise an der Westküste des Landes weiter bis nach
Rhodesien, Zypern und schließlich Ägypten, wo sich Palins Wege in Kairo
mit seiner vorherigen Reise kreuzten. Statt nach Osten ging es aber nach
Süden in den Sudan weiter, wo der 30. Breitengrad etwas vernachlässigt
werden mußte, weil eine Reise durch den umkämpften Süden des Lands zu
gefährlich gewesen wäre. Auf der Suche nach einer anderen Möglichkeit
weiterzureisen, fanden Palin und seine Crew in Khartoum eine Gruppe, die
sie auf einem gefährlichen Weg über die Grenze nach Äthiopien brachte.
Während der viel einfacheren Reise durch Äthiopien besuchte Michael Palin
die alten und neuen Hauptstädte des Landes und erlebt die Auswirkungen
der schwindenden kommunistischen Herrschaft. In Kenia angekommen macht
er einen spektakulären Flug in einem Heißluftballon und besucht die Stadt,
in der er zehn Jahre zuvor einen Film gedreht hatte. Auf dem weiteren
Weg nach Süden besuchte er in Tansania den Ngorongoro-Krater, nahm an
einer Safari in der Serengeti Teil und erreichte mit einer langen Zugreise
schließlich wieder den 30. Breitengrad.
Mit der Überquerung des gigantischen Tanganyika-Sees erreichte Michael
Palin schließlich Sambia, wo er das Shiwa Ngandu-Anwesen besuchte, das
im Stil eines britischen Landsitzes gebaut wurde. Bei einer gefährlichen
Floßfahrt auf den Victoria-Fällen brach sich Palin zwei Rippen, und danach
zog sich ein Mitglied der Filmcrew Malaria zu – trotzdem ging die Reise
Richtung Süden nach Zimbabwe weiter, wo das Grab von Cecil Rhodes besucht
wurde. Die vorletzte Station sollte Südafrika werden, wo gerade einmal
vier Monate zuvor die Apartheid abgeschafft wurde.
In Südafrika angekommen, drohte beinahe das ganze Projekt beinahe zu scheitern,
weil das Forschungsschiff, das eigentlich für die Reise in die Antarktis
vorgesehen war, keinen Platz für Michael Palin und seine Filmcrew hatte.
In Johannesburg wurde noch eine große Goldmine besucht und Palin trifft
seine ehemaligen Londoner Nachbarn, während die BBC eine Alternative gefunden
hatte, die aber eine Abkehr vom 30. Breitengrad bedeutete: nach einer
wohlverdienten Pause konnte der Südpol schließlich über Chile, den südlichsten
Zipfel von Südamerika erreicht werden, wodurch die Mission der Reise schließlich
doch noch erfüllt werden konnte und so begann, wie sie angefangen hatte:
mitten im Eis auf dem Pol.
Im Gegensatz zu Around the World in 80 Days hat sich Michael
Palin bei seiner zweiten Reise jede Menge Zeit gelassen und sich so mehr
auf die Umgebung als aufs eigentliche Reisen konzentrieren können. Mit
ihm unterwegs war wieder die eingespielte Crew um Produzent Clem Vallance,
Regisseur Roger Mills und Kameramann Nigel Meakin, die die oft abenteuerliche
Reise auf eine bemerkenswerte Art dokumentierten. Zusammen mit Michael
Palins oft hintergründig humorvollen, aber auch ernsten Kommentaren und
der ohrwurmverdächtigen Musik von Paddy Kingsland schließt sich Pole to
Pole seinem Vorgänger mit dem bekannten lockeren und unterhaltsamen Stil
an, ohne dabei an Niveau zu verlieren.
Die DVD
Als 2003 Michael Palins neue Reisedokumentation Sahara
nicht nur auf Video, sondern auch gleich als DVD erschien, wurden auch
gleich seine anderen Dokumentationen als DVDs angekündigt. Pole to
Pole erschien im Februar 2003 und bot als Bonusmaterial zwar nur
wieder ein Interview mit Michael Palin, aber alleine die gegenüber den
früheren VHS-Kassetten und Fernsehausstrahlungen bessere Bildqualität
machen diese DVDs sehr interessant.
Der Preis von etwa 20 Euro für drei DVDs mit mehr als sechseinhalb Stunden
Laufzeit ist vergleichsweise günstig, allerdings muß man auf eine deutsche
Fassung verzichten, da es sich hier um eine rein englische DVD handelt
und noch keine deutsche Veröffentlichung in Sicht ist. Angesichts der
guten sprachlichen Verständlichkeit dürfte das für die meisten, die sich
für Michael Palins Dokumentationen interessieren, kein Problem sein. Wie
die anderen DVDs der Reihe ist auch diese trotz ein paar altersbedingten
technischen Einschränkungen vorbehaltlos zu empfehlen.
Weitere Reisedokumentationen mit Michael Palin:
Around the World in 80 Days | Full
Circle | Sahara | Himalaya
|
|
Bild
Genauso wie Around the World in 80 Days wurde
auch Pole to Pole mit robusten 16mm-Kameras gedreht, die auch
unter den unwirtlichsten Bedingungen noch funktionieren. Der Nachteil
des Formats ist die gegenüber 35mm-Film höhere Körnigkeit
und die geringere Schärfe, weshalb man bei dieser DVD keine allzu
grossen Ansprüche an die Bildqualität stellen sollte.
Für die Pole to Pole-DVD wurde kein neuer Transfer des Filmmaterials
gemacht, sondern wieder das Broadcast-Master verwendet, das leider nicht
ganz an die Qualität des Vorgängers herankommt. Fast immer erscheint
das Bild sehr matschig, vermutlich hat man bei der digitalen Nachbearbeitung
versucht die Körnigkeit des Filmmaterials mit einem Rauschfilter
einzudämmen. Das ging hauptsächlich zu Lasten der Schärfe,
die bei Nahaufnahmen noch akzeptabel ist, aber bei weiten Einstellungen
eine Menge Details verschluckt und sogar für 16mm-Material sehr enttäuschend
ist.
Sehr gut behaupten können sich dagegen allerdings die Farben, die
kaum rauschen und nur ein wenig durch den starken Filtereinsatz verschmieren.
Das Filmmaterial selbst ist weitgehend sauber, nur ganz selten sind einzelne
Verschmutzungen sichtbar. Die relativ hohe Bitrate sorgt dafür, daß
das schwierige Quellmaterial nicht noch weiter von der Kompression beeinträchtigt
wird. Trotz aller Probleme sieht Full Circle auf diesen DVDs
viel besser aus als ihre VHS-Vorgänger und geben die wundervolle
Kameraarbeit ausgezeichnet wieder.
|