Die Serie
Vor fünfzehn Jahren ging ein Monty Python-Mitglied auf
Weltreise, und es scheint so als ob er nie damit aufgehört hätte: Michael
Palin reiste in achtzig Tagen um die Welt, vom Nordpol zum Südpol, Rund
um den Pazifik und quer durch die Sahara. Noch nicht ganz den Sand aus
den Schuhen geschüttelt kam Produzent Roger Mills 2002 auf die Idee, eine
Dokumentation über die Seidenstraße zu drehen, aber Michael Palin sah
sich die Route an und wollte nicht schon wieder hunderte Kilometer durch
Wüsten reisen. Stattdessen kam den ungewöhnlichen Dokumentarfilmern die
Idee einen Blick auf die Himalayas zu werfen, die höchste Gebirgskette
der Welt.
Michael Palin machte sich mit seiner bewährte Crew um Roger Mills, John
Paul Davidson, Nigel und Peter Meakin, John Pritchard und Basil Pao auf
eine der beeindruckensten Reisen, die er je unternommen hatte. Mit Rücksicht
auf sein eigenes Alter – zum Reisebeginn wurde Michael Palin gerade 60!
- und das seiner Kollegen wurde die anstrengende Reise nicht an einem
Stück unternommen, sondern in einzelnen Etappen. Von Mai 2003 bis April
2004 war die Crew an 125 Tagen unterwegs, besuchte sechs Länder und reiste
fast fünftausend Kilometer.
Von Pakistan nach Indien und Tibet zum Dach der Welt
Die Reise begann am Khyber-Pass und ging durch den Norden Pakistans mit
einem Abstecher an den Rand des K2, dem zweithöchsten Berg der Welt, den
Palin natürlich nicht bestiegen hat, aber immerhin in eganz beeindruckende
Nähe kam. Von dort aus ging es nach einer weiteren ausführlichen Reise
durch Pakistan nach Indien, wo der größte Teil der Strecke mit der Eisenbahn
zurückgelegt wurde und weniger geographische Wunder als die Kultur und
die Leute im Vordergrund standen. In Dharamsala traf Michael Palin auf
den Dalai Lama, der ihm ein überraschend informelles und sympathisches
Interview gab.
In Nepal, wo Palin und seine Crew gerade zum Schluß eines großen Volksfestes
ankamen, wurde außer der Hauptstadt Kathmandu unter anderem auch das Basiscamp
des Annapurna-Gebirges besucht, was dem ungeübten Bergsteiger Palin natürlich
schon hoch genug war, aber für das Kamera-Duo Nigel und Peter Meakin ausreichte
um faszinierde Bilder einzufangen. Ebenso konnten die normalsterblichen
Dokumentarfilmer in Tibet nur das Basiscamp des Mount Everest erreichen,
aber eine Höhe von 5480 Metern ist auch so beeindruckend genug und bildete
den sprichwörtlichen Höhepunkt der Reise.
Vom Mount Everest in die tibetanischen Tiefebenen
In Tibet besuchte Michael Palin natürlich einige der vielen buddhistischen
Klöster und den Potala-Palast, den ehemaligen Regierungssitz und Residenz
des Dalai Lama. Weiter ging es nach Osten durch Tibet zum Namtso-See in
4500 Metern Höhe bis in die Qinghai-Provinz, wo Palin die Yak-Farmer und
in Yushu ein großes Pferde-Festival besucht. Von da aus warfen die Dokumentarfilmer
einen Blick in die furcherregende Tiger Leaping Gorge und am Lugu See
traf Palin mit der jungen Sängerin Namu eine andere Berühmtheit, die mit
ihm in ihr Heimatdorf zurückkehrte.
In der alten Stadt Lijang läßt sich Michael Palin von einer lokalen medizinischen
Berühmtheit aufpeppen, der ihm von seinem Python-Kollegen Terry Jones
empfohlen wurde. Mit etwas neuer Energie sahen sich Palin und seine Crew
die Stadt, ihre Bewohner und ihre Kultur an. Ganz im Gegensatz zu Lijang
steht Kunming, die einer westlichen Großstadt recht ähnlich ist und die
letzte Station in China für Michael Palin war.
Von Indien nach Myanmar
Der letzte große Teil der Reise begann im östlichen Indien auf Grenze
zu Myanmar im abgelegenen Longwa, wo Michael Palin auf die Naga-Stämme
traf und sich deren beeindruckende Kultur genauer ansah. In Digboi in
Assam war ein Kohlebergwerk samt einer 140 Jahre alten Dampflok (auf der
Palin natürlich eine Runde drehen durfte) die Hauptattraktion, bevor es
mit einem weitaus moderneren Zug nach Dibrugarh weiterging, einem der
wenigen Orte in Indien, in dem noch Elefanten trainiert werden.
Nach einem ausführlichen Ausritt auf einem der grauen Riesen und einer
kurzen Besichtigung der Teeplantagen ging die Reise weiter nach Majuli,
einer Flussinsel auf dem Brahmaputra. Dort besuchte Michael Palin noch
ein Kloster, in dem er die harte Ausbildung der jungen Mönche beobachtete
und auf einer traditionellen Trommel spielen lernte, und einer faszinierenden
Tanzdarbietung zusehen durfte. Im Nationalpark von Kaziranga bekamen Palin
und seine Crew die Möglichkeit ein großes Elefantenfestival zu besuchen,
dessen Highlight ein erstaunliches Fußballspiel der Dickhäuter war – und
eine Elefantenwäsche gehörte auch dazu.
Von Indien nach Bhutan und Bangladesh
Weiter ging es nach Bhutan, dem einzig übriggebliebenen unabhängigen Königreich
der Himalaya-Region, in dem Naturschutz und Buddhismus groß geschrieben
wird. Umringt von den hohen Gebirgszügen reisten Michael Palin und seine
Crew mit Hilfe einer großen Pferdekolonne durch das kleine Land, um gerade
rechtzeitig in der Stadt Paro anzukommen, wo ein großes buddhistisches
Fest begonnen hat, was ausfürlich dokumentiert wurde. Mit dem Auto ging
es dann weiter über verschneite Pässe zurück nach Westen Richtung Bangladesh
– zuvor wurden aber im Popshika-Tal Leute getroffen und eine der seltensten
Vogelarten beobachtet.
In Bangladesh charterte Michael Palin ein kleines Flugzeug, um die überschwemmten
Landschaften zeigen zu können, dem größten Problem des Landes, das nicht
einfach unter den Tisch gekehrt wurde. Die andere Seite von Bangladesh
zeigte sich mit Abdul Rahman, einem ehemaligen Gastarbeiter, der in England
ein Vermögen mit Hähnchen machte und in seine Heimat zurückkehrte, um
dort Häuser für seine Verwandten zu bauen. In Chittadong warf Palin einen
Blick auf einen Schiffsfriedhof, in dem dutzende riesige Schiffe verschrottet
wurden.
So tot und pessimistisch wie der Schiffs-Schrottplatz wirkt, so lebendig
und durcheinander ist es in der Hauptstadt Dhaka, von wo aus es mit dem
Schiff in die bengalische Bucht weitergeht – und dem Ende der langen Reise
entgegen, die mit einer Fahrt in den Sonnenuntergang stilecht beendet
wurde. Michael Palin hatte seine vierte große Reise beendet, die genauso
beeindruckend, spannend und unterhaltsam wie ihre Vorgänger war und gerade
durch sein unaufdringliches, humorvoll britisches Auftreten den ganz besonderen
Charme erhielt.
Die DVD
Die BBC hatte Michael Palins Himalaya schon Ende
2004 nach der englischen Fernsehausstrahlung veröffentlicht, aber
bis Anfang 2005 war die DVD noch in deutlich zu hohen Preisregionen. Inzwischen
ist der Preis aber in erträgliche Regionen gesunken, und damit habe
ich auch endlich einen Blick auf die DVD werfen können.
Für eine Dokumentation glänzt Himalaya mit einer ausgezeichneten
Bild- und Tonqualität und bringt sogar einige Extras in Form von
zusätzlichen Interviews und über zwei Stunden Deleted Scenes
mit. Lediglich auf deutsche Untertitel und deutschen Ton muß man
natürlich verzichten, denn hierbei handelt es sich um eine britische
DVD – bis nach Deutschland haben es Michael Palins neuere Dokumentationen
leider noch nicht geschafft.
Weitere Reisedokumentationen mit Michael Palin:
Around the World in 80 Days | Pole
to Pole | Full Circle | Sahara
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Bild
Himalaya wurde aus praktischen Gründen in Super16 gedreht,
dem erweiteren 16mm-Filmformat, daß einem Kamerateam auch unter ungünstigsten
Umständen ermöglicht gute Aufnahmen zu machen. Trotz des kleineren Filmformats
sieht diese DVD erstaunlich gut aus und kann zwar nicht mit hochpolierten
35mm-Kinoproduktionen mithalten, macht aber für einen Dokumentarfilm einen
hervorragenden Eindruck. Das Super16-Material wurde im anamorphen 1.78:1-Format
abgetastet, so daß nur wenig vom 1.66:1-Ursprungsformat nicht genutzt
wurde.
Das Niveau der Bildschärfe kommt schon mehr an 35mm-Film als an 16mm heran, für das kleine Filmformat ist die Detailtreue auf jeden Fall beeindruckend gut. Nachgeschärft wurde anscheinend überhaupt nicht, so daß das Bild auf den ersten Blick etwas weich aussieht, aber trotzdem nicht an Detailarmut leidet. Filmkörnigkeit ist gelegentlich in etwas erhöhtem Maß sichtbar, aber nicht so stark wie man es sonst bei 16mm-Material gewohnt ist. Teilweise wurde die Körnigkeit auch mit einem Rauschfilter entfernt, der aber kaum unangenehme Auswirkungen hinterlassen hat.
Die Farben sehen auch unter ungünstigen Lichtverhältnissen ganz hervorragend aus, nur in ganz dunklen Szenen sind sie mit etwas Filmkörnigkeit vermischt und ansonsten völlig unverschmiert und sauber. Der Bildstand ist selbst ist völlig ruhig, eventuelles Bildruckeln oder Wabern spielte sich ausschließlich vor der Kamera und nicht auf dem Filmmaterial selbst ab.
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Ton
Eine ordentliche Tonabmischung gehört mittlerweile
zu einer guten Dokumentation genauso wie die beeindruckende Optik, und
Himalaya ist da keine Ausnahme: statt einem einfachen Mono-Mix bekommt
man hier eine gelungene zweikanalige Abmischung, in der sogar ein ausgewachsener
Surround-Mix steckt, obwohl auf dem Cover nur Stereo-Ton angegeben ist.
Die Tonqualität ist ausgezeichnet, besonders die Stimmen sind hervorragend
verständlich, egal ob vor Ort oder später als Voiceover von
Michael Palin aufgenommen. Die Geräuschkulisse beschränkt sich
nicht nur auf den mittleren Kanal, sondern hat eine teils sehr lebendigeb
Stereo-Front zu bieten, die sich nicht selten auch bis auf den Surroundkanal
erweitert. Diskrete Surroundeffekte kommen auch vor, werden aber nur sehr
sparsam eingesetzt. Insgesamt ist diese Abmischung aber trotzdem viel
aktiver, als man es von einer Dokumentation erwartet.
Außerdem befinden sich auf der DVD sehr akkurat transkribierte englische
Untertitel, die trotz der guten Dialogverständlichkeit manchmal eine
große Hilfe sind.
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