Die Serie
1988 ging ein Monty Python auf Weltreise. Im Auftrag der
BBC zeichnete Michael Palin die Spuren von Jules Vernes Phileas Fogg nach
und schaffte es, in achtzig Tagen ohne Flugzeug die Welt zu umrunden.
Michael Palins Passepartout bestand aus einer fünfköpfigen Filmcrew unter
der Leitung von Roger Mills und Clem Vallance mit Kameramann Nigel Meakin,
die Michael Palin auch auf seinen weiteren Reisen begleiteten. Trotz der
knappen Zeit wurde Around the World in 80 Days zu einer brillianten
und humorvollen Reisedokumentation, die eine wundervolle Kameraarbeit
mit Michael Palins gewitzten und nachdenklichen Beobachtungen perfekt
kombinierte.
1990 machte sich Michael Palin erneut auf den Weg, um in Pole to Pole
vom Nordpol zum Südpol entlang des dreißigsten Längengrads zu Reisen,
1996 umrundete er in Full Circle den Pazifik und 1999 wandelte
er auf den Spuren von Ernest Hemingway. 2001 nahm Michael Palin einen
der wenigen Orte in Angriff, den er noch nie bereist hatte: die Sahara.
Mit einer Reise, die von Gibraltar aus durch Marokko, Algerien, Mauretanien,
Senegal, Mali, Nigeria, Libyen und Tunesien ging, wurde die größte und
unwirtlichste Wüste der Welt in einem großen Bogen entgegen des Uhrzeigersinns
zwischen Februar 2001 und 2002 in knapp 100 Tagen bereist.
Aus logistischen und bürokratischen Gründen war es allerdings nicht möglich,
die Route von über 16.000 Kilometern an einem Stück zu bereisen, und die
Idee einer kontinuierlichen Reise hatte Michael Palin schon bei Full
Circle aufgegeben, weil es einfach viel zu kompliziert und anstrengend
war. Stattdessen wurde die Reise genauer geplant und in mehrere Etappen
aufgeteilt, wodurch sich Michael Palin und seine Filmcrew noch ausführlicher
umsehen konnten und der Schwerpunkt nicht mehr auf den Reisestrapazen,
sondern auf den Reisezielen lag. Genauso wie in seinen vorherigen Reisedokumentationen
wirft Michael Palin auch hier einen einzigartigen Blick auf die Sahara
und zeigt Land und Leute aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel.
Wer eine trockene, ernste Dokumentation erwartet, ist bei Michael Palin
natürlich völlig fehl am Platz. Zwar wird durchaus mit dem nötigen Ernst
vorgegangen, aber schon alleine sein urbritisches, immer freundliches
Auftreten in den entlegensten Winkeln der Erde ist schon eine Garantie
für humorvolle Situationen. Außerdem rückt er sich nie selbst in den Mittelpunkt,
sondern läßt den Zuschauer die Umgebung aus seiner Sicht sehen. Als einer
unter vielen Reisenden verzichtet er auf eine Sonderbehandlung und wählt
oftmals den schwierigeren, aber interessanteren Weg um ans Ziel zu gelangen.
Da die Reise diesmal nicht ganz so lang wie bei Michael Palins vorherigen
Abenteuern war, wurde Sahara in nur vier einstündige Episoden
aufgeteilt und ist deshalb nur halb so lang wie Full Circle,
aber deswegen nicht weniger interessant als die Vorgänger.
Die DVD
Als im Sommer 2003 Sahara in England nicht nur
auf VHS, sondern auch als DVD erschien, gab es seine anderen Dokumentationen
noch gar nicht in diesem Format – aber die BBC hatte noch im September
des gleichen Jahres Around the World in 80 Days veröffentlicht,
und Pole to Pole und Full Circle erschienen im März
und August 2004, dicht gefolgt von Himalaya im November des Jahres.
Sahara war der Vorreiter in Sachen Bild- und Tonqualität,
die bei der deutlich neueren Produktion natürlich viel besser als
bei den älteren Dokumentationen war, und auch das Bonusmaterial erwies
sich durch das viele zusätzliche Filmmaterial als sehr interessant.
Wer dann noch nicht genug hat, kann sich durch Michael Palins ausführliche
Webseite PalinsTravels.co.uk
wühlen, auf der die kompletten Texte und viele Bilder der Begleitbücher
seiner Dokumentationen befinden und immer aktuelle Informationen über
seine derzeitigen Projekte zu lesen sind.
Weitere Reisedokumentationen mit Michael Palin:
Around the World in 80 Days | Pole
to Pole | Full Circle | Himalaya
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Bild
Auch Sahara wurde wie Michael Palins frühere
Reisedokumentationen immer noch auf 16mm-Filmmaterial gedreht, weil die
robusten Kameras auch unter Bedingungen funktionieren, in denen Videoequipment
längst den Geist aufgibt. Diesmal wurde allerdings im Super16-Format
gedreht, das ein größeres Filmnegativ besitzt, was ideal für
eine digitale Abtastung im 16:9-Format war, die auf dieser DVD zum Einsatz
kommt. Den Umständen entsprechend hat Sahara eine blendend
gute Bildqualität, besonders wenn man sie mit den frühen Michael-Palin-Reisedokus
vergleicht.
Der anamorphe Transfer des Bildmaterials ist ausgezeichnet gelungen und
sieht die meiste Zeit kaum nach 16mm-Film aus. Die Schärfe ist generell
auf einem sehr hohen Niveau und macht fast immer den Eindruck, als ob
es sich um 35mm-Material handeln würde. Die relativ starke Körnigkeit
wurde teilweise mit einem Rauschfilter entfernt, manchmal sind aber noch
kaum störende Reste sichtbar. In einigen dunklen Szenen, die ohne
künstliches Licht gedreht wurden, ist sogar ganz auf den Rauschfilter
verzichtet worden, so daß diese ein sehr starkes Hintergrundrauschen
besitzen.
Besonders positiv fallen die brillianten Farben auf, die sogar unter den
schlechtesten Lichtverhältnissen noch ganz natürlich wirken
und geradezu durch die Bildröhre zu springen scheinen. Die Kompression
macht sich nur an sehr wenigen Stellen mit etwas Blockrauschen bemerkbar
und ist dank der hohen Bitrate und dem ordentlichen Authoring ansonsten
nahezu unsichtbar. Trotz der relativ starken Filterung macht der Transfer
immer noch einen sehr filmähnlichen Eindruck, wodurch das Bild richtig
lebendig und dreidimensional wird.
Verglichen mit aktuellen Kinofilmen kann diese DVD natürlich nicht
ganz mithalten, aber wenn man die Umstände bedenkt, unter denen gedreht
wurde, kann man damit doch mehr als zufrieden sein.
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Ton
Auf dem Cover schlicht als Stereo angegeben, steckt in
der einsamen englischen Tonspur eigentlich eine richtige Dolby-Surround-Abmischung,
die sich am besten anhört, wenn sie durch einen ProLogic-Decoder abgespielt wird.
Für eine Dokumentation ist diese Soundtrack überraschend differenziert
und detailreich abgemischt worden, ohne dabei künstlich zu wirken.
Während Michael Palins Voiceover und die meisten Stimmen in die Mitte
gemischt wurden, breitet sich die sonstige Klangkulisse sehr breit über
die vordere Soundstage aus und nutzt gelegentlich auch den Surroundkanal
für Umgebungsgeräusche mit. Dabei wurde keinesfalls digital
herumgemischt, der Ton macht fast den Eindruck als ob direkt vor Ort in
Stereo aufgenommen worden wäre.
Untertitel werden nur auf Englisch mitgeliefert, diese sind aber manchmal
ganz hilfreich um die vor Ort aufgenommenen und daher manchmal etwas undeutlichen
Stimmen besser zu verstehen.
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Bonusmaterial
Auch beim Bonusmaterial wurde nicht gespart - mit einer
Super-Special-Edition des neuesten Blockbusters kann diese DVD zwar nicht
konkurrieren, denn Audiokommentare oder Dokumentationen sind natürlich
nicht dabei, denn diese hat man ja im Hauptprogramm gleich mit dabei
Auf der ersten DVD befindet sich das Video Diary (24:52),
das in elf Teilen noch mehr von Michael Abenteuern zeigt - nur hier etwas
lockerer und ungezwungener. Dieser Blick hinter die Kulissen gibt Michael
Palin Gelegenheit, über sein Pech bei jeder seiner Reisen mindestens
einmal krank zu werden zu sinnieren und gleich im nächsten Segment
von Regisseur Roger Mills wegen seiner Tapferkeit gelobt zu werden.
Die zweite Disc enthält 16 Deleted Scenes (29:55),
von denen die meisten von Michael Palin eingeleitet werden. Gerade bei
einer Dokumentation wie dieser wird erheblich mehr Material gedreht als
hinterher in der fertigen Fassung verwendet wird, und nicht alles von
dem, was übrigbleibt ist für die Öffentlichkeit bestimmt.
Hier wurden aber einige sehr interessante Szenen herausgesucht, die hauptsächlich
aus Zeitgründen entfernt wurden und daher durchaus sehenswert sind.
Im Interview (15:48) mit Michael Palin bekommt man noch
mehr über die Hintergründe, Strapazen, Probleme, aber auch die
Freuden seiner Reisen zu hören. Wahrscheinlich als Promotion zur
Fernsehausstrahlung gedacht geht dieses Interview aber weit über
einfache Werbung hinaus.
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