The Return of Sherlock Holmes
Cover

19.10.2006 #399

Update vom 25.11.2009
von Guido Bibra

Titel The Return of Sherlock Holmes (Die Wiederkehr von Sherlock Holmes)
Studio Granada Television / ITV (1986-1988)
Hersteller Koch Media (2006) EAN 4-020628-987572
DVD-Typ 5 (5,31 / 7,13 / 6,58 GB) Bitrate ø 4,5 max. 6,5
Laufzeit 566 Minuten Kapitel 5/Episode
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Custom-Bookpack
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 nein
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Deutsch
Untertitel Deutsch
Freigabe FSK 12
Extras • Erstmals veröffentlichtes Buch "Die Wiederkehr von Sherlock Holmes - ein Hintergrundbericht zur TV-Serie" von Produzent Michael Cox (80 Seiten)

Die Serie

Zwischen 1984 und 1985 brachte der englische Privat-Fernsehsender Granada Television die weltweite Gemeinde von Sherlock-Holmes-Fans zum Staunen, als die ersten dreizehn Episoden der neuen Verfilmung mit Jeremy Brett in der Hauptrolle ausgestrahlt wurden. Die Drehbuchadaptionen und Inszenierungen fingen die Atmosphäre von Arthur Conan Doyles Kurzgeschichten so gut ein, daß die Serie nicht nur zu einem großen kommerziellen Erfolg wurde, sondern auch von Kritikern und Fans ungewöhnlich hoch gelobt wurde.

Die Rückkehr von Sherlock Holmes

Ob bei Granada noch weitere Sherlock Holmes-Geschichten verfilmt würden, war nach Ende der Produktion von The Adventures of Sherlock Holmes noch völlig offen. Die Serie wurde absichtlich mit der Episode The Final Problem beendet, um einen guten erzählerischen Abschluß zu ermöglichen, aber auch um ein Hintertürchen offen zu lassen, daß Arthur Conan Doyle mit der Fortsetzung The Empty House selbst geöffnet hatte. Die Einschaltquoten bei der Erstausstrahlung im Frühsommer 1984 und Spätsommer 1985 waren trotz der suboptimalen Sendetermine sehr zufriedenstellend und reichten der Granada-Chefetage aus, um grünes Licht für weitere Episoden zu geben. Bevor es jedoch losgehen konnte, mußten noch einige große Hürden überwunden werden.

Für Jeremy Brett war das Jahr 1985 trotz des Erfolgs der Sherlock Holmes-Serie besonders schlimm, weil seine Frau Joan Wilson, mit der er seit 1976 verheiratet war, nach einer schweren Krebserkrankung starb. Der Schauspieler war am Boden zerstört und die Depressivität, an der er schon früher gelitten hatte, begann sich immer mehr auszuweiten. Dennoch war Jeremy Brett bereit, Sherlock Holmes weiter zu spielen, als Granada die Produktion von neuen Folgen ankündigte – nach seinem persönlichen Schicksalsschlag war er der Meinung, daß viel Beschäftigung die beste Therapie wäre.

Michael Cox, der die ersten 13 Episoden produziert hatte und für diese Aufgabe von dem Posten des Fernsehserien-Direktors bei Granada freigestellt worden war, konnte sich aus Zeitgründen bei der neuen Produktion nicht mehr so intensiv um die Serie kümmern. Cox war von nun an ausführender Produzent, aber die eigentliche Produktion wurde von June Wyndham-Davies übernommen, die als Produzentin bei Granada schon einige Jahre Erfahrungen gesammelt hatte und von allen als beste Wahl für die neue Projektleiterin angesehen wurde.

Der neue, alte Dr. Watson

Ein ganz anderes großes Problem entstand, als David Burke ankündigte, die Rolle des Dr. Watson nicht mehr weiter spielen zu wollen. Allerdings hatte er dafür die besten Gründe von allen – er wollte mehr mit seiner Familie zusammen sein und hatte ein phantastisches Angebot der Royal Shakespeare Company bekommen, daß er unmöglich ausschlagen konnte. Die Produzenten hatten keine andere Wahl als den Schauspieler gehen zu lassen, waren David Burke aber auch gar nicht böse, daß er sich gegen die anstrengenden Dreharbeiten in Manchester und für ein ruhigeres Leben mit seiner Familie in London und der Bühnenarbeit entschlossen hatte.

Die Suche nach einem Nachfolger war aber zum Glück nicht besonders schwierig, denn David Burke hatte einen ausgezeichneten Vorschlag. Sein Freund Edward Hardwicke, der Sohn der britischen Schauspieler-Legende Cedric Hardwicke, war genau im richtigen Alter und hatte neben seiner langjährigen Schauspieler-Erfahrung in den sechziger Jahren sogar schon einmal eine kleine Nebenrolle in der Holmes-Serie der BBC mit Peter Cushing gespielt. Hardwicke hatte ein schweres Erbe anzutreten, denn der Dr. Watson seines Vorgängers war so nah an Arthur Conan Doyles Romanvorlage wie noch nie zuvor.

Edward Hardwicke versuchte zwar erst gar nicht David Burke zu imitieren, aber erstaunlicherweise wurde trotz der völlig anderen Herangehensweise der neue Dr. Watson so ähnlich zu der bisherigen Inkarnation, daß die meisten Zuschauer den Wechsel überhaupt nicht wahrnahmen. Zwischen den Geschichten von The Adventures of Sherlock Holmes und The Return of Sherlock Holmes lag außerdem ein Zeitintervall von drei Jahren, daß das veränderte Auftreten von Dr. Watson durchaus erklären könnte. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Schauspielern war nicht so groß wie die ihrer Rollen, was so weit ging, daß Edward Hardwicke bei den Dreharbeiten immer wieder mit dem Vornamen seines Vorgängers von der Filmcrew angesprochen wurde.

Geschichten über Geschichten

Wie schon bei der Produktion der ersten dreizehn Folgen stellte sich den Produzenten wieder die Frage, welche von Arthur Conan Doyles Kurzgeschichten nun verfilmt werden sollten. Granada konnte von den Erben des Autors sogar die Erlaubnis bekommen, diesmal auch Geschichten verwenden zu dürfen, bei denen das Copyright noch nicht abgelaufen war. Insgesamt sollten wieder dreizehn Vorlagen adaptiert werden, aber nun entschied sich Granada erstmals auch zwei der längeren Romane zu verfilmen - The Sign of Four sollte zum 100. Jubiläum der Erstveröffentlichung 1887 zwischen den zwei Staffelhälften entstehen und The Hound of the Baskervilles als Abschluß nach den restlichen Episoden.

Von den Kurzgeschichten ausgewählt wurden diesmal fünf aus The Return..., eine übriggebliebene aus The Adventures... und eine aus Memoirs... für die erste Hälfte, sowie drei Geschichten aus His Last Bow und eine weitere aus Memoirs... für die letzten vier Folgen. Die Originalreihenfolge der Kurzgeschichten abzuarbeiten erwies sich schon bei der vorherigen Staffel als unmöglich, aber da die Geschichten alle völlig unabhängig voneinander waren, war es möglich mit nur geringen Anpassungen auf das gesamte Material des Holmes-Kanon zurückzugreifen. Die Sammlung bekam aber trotzdem den Titel The Return of Sherlock Holmes, um den neuen Episoden eine gemeinsame Identität zu geben.

Adaptiert wurden Arthur Conan Doyles Vorlagen wieder von den besten Autoren, die Granada engagieren konnte. Vier Drehbücher wurden von John Hawkesworth umgesetzt, der schon von Anfang an für die Entwicklung der Serie zuständig war, aber seine Funktion als Drehbuch-Wächter nach der zweiten Staffel verlor und später nur noch ein einziges Script schrieb. Die weiteren Drehbücher wurden von erfahrenen Holmes-Autoren wie Jeremy Paul, T.R. Bowen und Alan Plater geschrieben, aber mit John Kane und Gary Hopkins kamen auch zwei neue Autoren ins Team, die von den Produzenten persönlich ausgewählt wurden und genauso wie ihre Kollegen brilliante Adaptionen von Conan Doyles Geschichten schrieben.

Ein neuer Anfang

Die ersten sieben Episoden wurden auf althergebrachte Art inszeniert, wobei die Vorbereitungen nicht ganz so aufwendig, waren weil das berühmte Baker-Street-Set schon konstruiert worden war und das knappe Budget für anderes verwendet werden konnte. Dazu gehörten unter anderem eine Menge Drehorte außerhalb der Granada-Studios in Manchester, denn viele der Stories erforderten die entsprechenden Kulissen, die jedoch meistens in der näheren Umgebung gefunden werden konnten. Zahlreiche historische Schlösser, Burgen und anderen Anwesen standen Pate für die Orte des Geschehens, die Arthur Conan Doyle oft sehr detailreich in seinen Geschichten beschrieben hatte.

Die Dreharbeiten der ersten sieben Episoden erwiesen sich als relativ unproblematisch, weil fast das gesamte Drehteam von der ersten Staffel wieder mit dabei war und Edward Hardwicke nicht wie ein Fremder, sondern wie ein alter Bekannter aufgenommen. Auch Jeremy Brett war in Höchstform, obwohl er durch den Tod seiner Frau schwer mitgenommen war – von den extremen Stimmungsschwankungen, die durch seine manische Depressivität verursacht wurden, war kaum etwas zu bemerken. Der Schauspieler stürzte sich geradezu in die Arbeit und spielte Sherlock Holmes besser als je zuvor. Die Dreharbeiten waren für alle Beteiligten zwar eine enorme Anstrengung, machten aber auch viel Spaß – nach dem Erfolg der ersten dreizehn Episoden war allen klar, daß sie im Begriff waren, Fernsehgeschichte zu schreiben.

Katastrophe und Auferstehung


Nach den ersten sieben Episoden wurde eine planmäßige Pause eingelegt, nach der vier weitere Episoden und zwei abendfüllende Filme gedreht werden sollten. Ende 1986 wurde das Produktionsteam aber von einer schlimmen Nachricht erschüttert: Jeremy Brett hatte einen schweren Nervenzusammenbruch erlitten und wurde von seinen Verwandten und Bekannten überzeugt, sich in einer Klinik behandeln zu lassen. Michael Cox und June Wyndham-Davies waren um das Wohlergehen ihres Hauptdarstellers sehr besorgt und kümmerten sich darum, daß Brett mit der Unterstützung von Granada bald in eine bessere Klinik verlegt wurde, in der er sich besser erholten konnte.

Trotzdem dauerte es einige Monate, bis Jeremy Brett wieder soweit war um vor die Kameras zu treten. Erschwerend für seine Genesung war vor allen Dingen die heuchlerische Berichterstattung der Regenbogen-Presse, die dem Schauspieler noch mehr zu schaffen machte. Mit der Unterstützung seines Sohnes und seiner Brüder und auch Edward Hardwicke und dessen Frau schaffte es Jeremy Brett es aber, sich langsam zu erholen. Der ursprüngliche Zeitplan, noch 1987 alle restlichen Folgen inklusive der beiden Spielfilme zu drehen, mußte jedoch verworfen werden – stattdessen konzentrierten sich die Produzenten darauf, zum 100-jährigen Holmes-Jubiläum 1987 noch den allerersten Holmes-Langfilm der Granada-Studios fertigzustellen.

Holmes im Großformat

Ausgesucht dafür wurde Arthur Conan Doyles Roman The Sign of Four, aus dem John Hawkesworth schon vier Jahre zuvor ein hervorragendes Drehbuch entwickelt hatte. Es war aber auch einer der beiden Romane, die 1983 für das amerikanische Fernsehen mit Ian Richardson von einer Konkurrenzfirma verfilmt wurden – allerdings in einem Stil, der völlig anders war als die später entstandenen Granada-Produktionen, so daß kaum Ähnlichkeiten zu befürchten waren. Tatsächlich war die Umsetzung von John Hawkesworth aber viel vorlagengetreuer als die auch nicht schlechte, aber dennoch stark veränderte Version von Charles Edward Pogue.

Für Granada war die Neuverfilmung von The Sign of Four aber auch ein großes Experiment, denn das erste Mal wurde ein Teil einer Fernsehserie nicht in 16mm, sondern in 35mm produziert. Das bedeutete nicht nur für die technische Ausstattung eine große Umstellung, sondern auch eine große finanzielle Belastung durch das viel teurere Filmmaterial – aber Granada war dieser Versuch viel wert, denn ein auf 35mm gedrehter Film ließ sich viel besser vermarkten und konnte sogar problemlos auf großen Leinwänden vorgeführt werden, was mit 16mm-Material nicht so gut möglich gewesen wäre. Wegen der hohen Kosten blieb es aber die einzige 35mm-Produktion der Serie.

Der zweite Teil der Rückkehr

The Sign of Four wurde im Dezember 1987 bei ITV uraufgeführt und erntete großen Beifall als werkgetreue, aber spannende und unterhaltsame Umsetzung von Arthur Conan Doyles Romanvorlage. Jeremy Brett war durch seinen Nervenzusammenbruch und den langen Klinikaufenthalt sichtbar mitgenommen, aber trotzdem in Höchstform und spielte Sherlock Holmes besser als je zuvor. Das Experiment, erstmals einen Langfilm im Stil der Kurzgeschichten-Adaptionen zu drehen, war gelungen und Granada hatte zum 100. Jubiläum der ersten Publikation von Arthur Conan Doyles Geschichten einen würdigen Beitrag geleistet.

Die letzten vier regulären Episoden von The Return of Sherlock Holmes wurden Anfang 1988 gedreht und im April des Jahres bei ITV ausgestrahlt. Probleme ergaben sich bei den Dreharbeiten nur durch die angespannte finanzielle Situation – das knappe Budget wurde durch die relativ aufwendigen Inszenierungen in der ersten Staffelhälfte schon genug strapaziert, aber während letzten vier Episoden landete das Produktionsteam so in den roten Zahlen, daß Granada einen Notfallplan aufstellte, mit dem nur noch das Notwendigste möglich war. Richtig betroffen waren davon weniger die letzten Kurzgeschichten-Verfilmungen, für die noch einmal richtig in die Tasche gegriffen werden konnte, als der Abschlußfilm, der im Frühsommer 1988 gedreht wurde.

The Hound of the Baskervilles sollte als berühmtester Sherlock Holmes-Roman eigentlich eine noch aufwendigere Verfilmung als The Sign of Four werden, aber die finanzielle Situation ließ nur eine sehr bescheidene Inszenierung zu. Es mußte wieder auf 16mm-Film gedreht werden und an die eigentlich notwendigen Special-Effects für die Auftritte des titelgebenden Hunds war kaum zu denken. Das Finale des Films konnte daher den hohen Erwartungen nicht standhalten und geriet zur größten Enttäuschung von Granadas Sherlock Holmes-Produktionen. Gerettet werden konnte der Film nur durch die darstellerischen Leistungen der Schauspieler und die originalgetreue Umsetzung, die so nah wie noch keine andere Verfilmung zuvor an Arthur Conan Doyles Romanvorlage war.

Der definitive Holmes

Trotz der Probleme und Unterbrechungen konnte The Return of Sherlock Holmes den hervorragenden Ruf der Granada-Adaptopnen von Arthur Conan Doyles Vorlagen entgültig zementieren. Inzwischen hatte die Serie ihren Siegeszug auch in den USA angetreten und die sogar die ersten Videokassetten waren erschienen. In Deutschland waren The Adventures... und The Return... aber zuerst im damaligen DDR-Fernsehen ab 1987 zu sehen und ab 1988 auch in den dritten Programmen des West-Fernsehens in der überdurchschnittlich guten Synchronfassung der DEFA. In den ersten vier Episoden hatte Peter Hladik die deutsche Stimme von Jeremy Brett übernommen, in den letzten drei Folgen wieder Arno Wyzniewski, der schon in der zweiten Hälfte der ersten Staffel zu hören war. Leider wurden die letzten vier Episoden von The Return... nie eingedeutscht und waren bisher noch nie im deutschen Fernsehen zu sehen - im Gegensatz zu den fünf Spielfilmen, die in den neunziger Jahren von Privatsendern synchronisiert und gesendet wurden.

Fast zwanzig Jahre nach ihrer Entstehung haben Granadas Sherlock Holmes-Adaptionen nichts an ihrem besonderen Reiz verloren. Die detailreich inszenierten Geschichten mit der manchmal fast bühnenartigen Atmosphäre und den ausführlichen Dialogen mögen heutzutage kaum noch Einschaltquoten erzeugen können, aber sie sind ein brilliantes Stück Fernsehgeschichte, das immer noch sehr spannend und unterhaltsam ist und der modernen TV-Unterhaltung so einiges beibringen könnte.

Die Episoden


Erstausstrahlung bei ITV von Juli-August 1986:
The Empty House - Das Leere Haus (aus "The Return...")
The Abbey Grange
- Abbey Grange (aus "The Return...")
The Musgrave Ritual - Das Ritual der Familie Musgrave (aus "Memoirs...")
The Second Stain - Der zweite Fleck (aus "The Return...")
The Man with the Twisted Lip - Der Mann mit dem entstellten Mund (aus "Adventures...")
The Priory School - Die Internatsschule (aus "The Return...")
The Six Napoleons - Sechsmal Napoleon (aus "The Return...")

Erstausstrahlung bei ITV im April 1988:

The Devil's Foot - Der Teufelsfuß - (aus "His Last Bow")
Silver Blaze - Silver Blaze (aus "Memoirs...")
Wisteria Lodge - Wisteria Lodge (aus "His Last Bow")
The Bruce-Partington Plans - Die Bruce-Partington-Pläne (aus "His Last Bow")

Die beiden Episoden in Spielfilmlänge The Sign of Four und The Hound of the Baskervilles wurden bei ITV im Dezember 1987 und im August 1988 gesendet und gehören eigentlich mit zu The Return of Sherlock Holmes, wurden aber später manchmal ausgegliedert und mit den anderen drei Granada-Filmadaptionen zusammengelegt, weil außerhalb Englands die Rechte oft anders liegen.

Die DVD

Koch Media hatte auf die deutschen Holmes-Fans gehört und ein Jahr nach der Veröffentlichung der ersten Staffel von Granadas Sherlock Holmes-Serie mit dem unvergleichlichen Jeremy Brett auch die nächsten Episoden in gleichem Stil herausgebracht. Leider stimmt die Bezeichnung "Die komplette zweite Staffel" nicht ganz, denn obwohl alle elf 50-minütigen Episoden aus The Return of Sherlock Holmes dabei sind, fehlen die beiden 105-minütigen Spielfilme The Sign of Four und The Hound of the Baskervilles, deren Rechte bei Polyband liegen und bereits vor einiger Zeit als separate DVDs in Deutschland herausgebracht wurden. Außerdem wurden die Episoden 2-6 in der Reihenfolge etwas durcheinandergeworfen, was aber völlig unproblematisch ist, da die Geschichten völlig unabhängig voneinander sind.

Trotzdem ist dieses 3-Disc-Set genau die hervorragende Veröffentlichung, auf die viele gewartet hatten. Koch Media hat wieder die wundervoll restaurierten Bildmaster aus England lizensieren können und sogar die vier in Deutschland nie ausgestrahlten Episoden im Original mit optionalen deutschen Untertiteln mit in die DVD-Box gepackt. DVD-basierte Extras gibt es wieder keine, aber das richtige Bonusmaterial kommt wieder in Form eines Buchs: ein 80-seitiger Auszug aus Michael Cox' A Study in Celluloid mit detaillierten Berichten über die Produktion des Films, ausgezeichnet übersetzt von Holmes-Experte Michael Ross und ergänzt von einigen großformatigen Fotos.

Die Verpackung ist wie bei der ersten Staffel wieder ein Buch, auf dessen Deckel die Digipack-Halterungen eingeklebt sind und zwischen denen sich die eingeklebten Buchseiten befinden. Auf den ersten Blick sieht dies sehr fragil aus, ist aber trotzdem überraschend robust und kaum für Beschädigungen anfällig. Die Cover-Gestaltung wirkt im Gegensatz zum gut gelungenen Menüdesign leider immer noch etwas amateurhaft, ist aber immerhin genau die gleiche wie bei der ersten DVD-Box – der stabile Hardcover-Einband und die Buchbeilage machen dieses Set aber dennoch zu einer richtig gelungenen Veröffentlichung.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der zweiten Staffel von Koch Media war noch unklar, ob die in Deutschland nie ausgestrahlten Episoden aus The Casebook und The Memoirs auch noch erscheinen würden, denn diese Episoden wurden nie deutsch synchronisiert. Dank der guten Verkaufszahlen der ersten zwei Staffelboxen hatte sich Koch Media aber schließlich dazu entschieden, für die noch fehlenden zwölf Episoden eine neue Synchronfassung zu erstellen, die schließlich drei Jahre nach der vorherigen DVD-Box im Herbst 2009 als Staffel 3 und 4 erschien, womit die Serie in Deutschland nun komplett als DVD erhältlich ist.

Weitere Reviews:
The Adventures of Sherlock Holmes | The Case-Book & The Memoirs of Sherlock Holmes

Cover

Bild

The Return of Sherlock Holmes wurde genauso wie der Vorgänger auf 16mm-Film produziert, wie es bei Granada Television aus Budgetgründen lange Zeit üblich war. Weil die damaligen Filmtransfer technisch sehr schlecht waren, war die Bildqualität der Serie in den Fernsehausstrahlungen und früheren DVD-Versionen immer sehr enttäuschend. 2005 hat Granada jedoch die gesamte Sherlock Holmes-Serie neu von den Original-Negativen abtasten und restaurieren lassen. Koch Media konnte die neuen Master lizensieren, wodurch die deutsche DVD-Veröffentlichung die gleiche gute Bildqualität hat wie die englischen DVDs und die erste von Koch Media herausgebrachte Staffel. Verwendet wurden hier wieder die unveränderten englischen Bildmaster ohne deutsche Einblendungen, die deutschen Episodentitel stehen nur in den DVD-Menüs.

Die Filmvorlagen wurden sehr gründlich gereinigt, Fussel, Kratzer oder andere Fremdkörper im Bild muß man mit der Lupe suchen und wenn sie dann doch einmal auftauchen sind sie kaum bemerkbar. Typisch für 16mm-Material tritt die Körnigkeit etwas stärker hervor, wurde aber kaum mit einem Filter behandelt und wirkt deswegen keineswegs störend, sondern sorgt dafür daß das Bild eine ordentliche, filmähnliche Textur besitzt. Die Abtastung macht daher einen sehr organischen und gar nicht digitalen Eindruck, der vielleicht entstanden wäre wenn die Körnigkeit mit einem Rauschfilter komplett entfernt worden wäre. Der wackelige Bildstand, der bei The Adventures... noch zu sehen war, ist hier nun vollständig verschwunden.

Für eine 16mm-Produktion ist die Bildschärfe ganz ausgezeichnet und reicht bei guter Beleuchtung auch schonmal an 35mm-Material heran. Mit zusätzlicher Aufschärfung wurde sehr vorsichtig umgegangen, wodurch das Bild manchmal etwas weich aussieht – aber Details verschluckt die Abtastung dennoch nicht, die Grenze ist deutlich die Auflösung des eigentlichen analogen Filmmaterials. Zeilenflimmern oder andere digitale Artefakte sind nicht sichtbar, die MPEG-Kompression ist auch bei genauem Hinschauen durch die überdurchschnittlich hohe Bitrate völlig unsichtbar.

Das Farbtiming, in den früheren Abtastungen immer zu grün-bräunlich, sieht nun viel realistischer und natürlicher aus. Die Hauttöne wurden optimal getroffen – wobei Jeremy Brett immer ein bißchen blasser als die restliche Besetzung aussieht -, die sonstigen Farben sind aber stark abhängig von der Inszenierung der jeweiligen Episode. Sepia-artige Farbtöne oder knallbunte Kulissen sind also hier kein Problem des Filmmaterials, sondern häufig eingesetzte Stilmittel, die zur Erzeugung der Atmosphäre der einzeinen Geschichten verwendet wurden.

Obwohl The Return of Sherlock Holmes nur eine 16mm-Produktion ist, kann die Bildqualität dank der Restauration von Granada mit aktuellen Serien und sogar Kinofilmen konkurrieren. Hier hat sich ausgezahlt, daß die Serie nicht auf einem Film/Video-Gemisch gedreht wurde - eine Entscheidung die zeigt, daß die Produzenten schon vor zwanzig Jahren an die Zukunft gedacht hatten.

Ton

Auch die Qualität der Tonspuren ist gemessen am Alter der Serie mehr als zufriedenstellend. Allerdings hat Koch Media unnötigen Unfug mit der deutschen Synchronfassung getrieben, während die Originalfassung unverändert von den englischen DVDs übernommen wurde.

Die englische Tonspur ist in der ursprünglichen Mono-Abmischung enthalten und wurde bereits von Granada für die neuen englischen DVD-Veröffentlichungen restauriert. In der ersten Folge klingen die Dialoge noch erschreckend undeutlich, aber in allen anderen Episoden sind die Stimmen klar und deutlich verständlich – der schlechte Dialogton in The Empty House ist lediglich eine produktionsbedingte Ausnahme. Generell ist der Ton aller Episoden aber auf einem sehr hohen Niveau – Dynamik und Frequenzumfang sind unspektakulär, aber solide und besonders die Musik hört sich trotz der simplen Mono-Abmischung überraschend brilliant an. An der eigentlichen Qualität ist nichts auszusetzen – weder Rauschen noch irgendwelche anderen Störungen sind zu hören.

Die deutsche Synchronfassung hat diesmal einen gravierenden Nachteil, denn obwohl die Tonqualität ansich nicht viel schlechter als bei der englischen Originalfassung ist, hat Koch Media versucht, aus der ursprünglichen Mono-Abmischung ein Pseudo-Stereo zu machen. Das ist mehr schlecht als recht gelungen, weil nicht nur die Musik und die Geräusche, sondern die gesamte Tonspur aufgezogen und mit einem leichten, aber dennoch sehr störenden Echo versehen. Warum eine technisch so ordentliche Tonspur nachträglich noch so verschlechtert wurde, ist völlig unverständlich.

Untertitel werden nur auf Deutsch mitgeliefert, allerdings handelt es sich um sehr akkurate Übersetzungen der englischen Fassung, so daß englisch-unkundige Zuschauer auch die Originalversion genießen können. Bei den letzten vier Episoden des Sets bleibt sowieso keine andere Wahl, da dort keine Synchronfassungen und nur deutsche Untertitel vorliegen.

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