Die Reviews
» Raiders of the Lost Ark
» Indiana Jones and the Temple of Doom
» Indiana Jones and the Last Crusade
Das Boxset
Lange Zeit gehörte die Indiana Jones-Trilogie
von George Lucas und Steven Spielberg zu den meistgewünschtesten DVDs,
aber im Herbst 2003 war es endlich soweit und die drei Filme erschienen
erstmals auf dem digitalen Medium. Die lange Wartezeit war durch die aufwendige
Restaurierung der Filme entstanden und hatte sich wirklich gelohnt - noch
nie sah Indiana Jones auf dem heimischen Bildschirm so fantastisch aus.
Alle drei Filme waren nur zusammen in einer Box erhältlich, was offenbar
eine Vorsichtsmaßnahme von Lucasfilm und Paramount war, damit der weniger
beliebte zweite Film nicht in Regalen liegen blieb.
Ein Aufkleber auf der Box verspricht vollmundig über drei Stunden Bonusmaterial
- ein kurzes Überschlagen zeigt, daß Lucasfilm und Paramount nicht gelogen
haben. Während die einzelnen Film-DVDs überhaupt keine Extras besitzen,
weil sich Steven Spielberg vehement gegen einen Audiokommentar ausgesprochen
hatte, befindet sich das Bonusmaterial komplett auf der vierten Disc,
die eine hervorragende zweistündige Dokumentation, einige zusätzliche
Featurettes und eine ausführliche Trailersammlung enthielt, die zusammen
etwas über drei Stunden Laufzeit haben.
Die amerikanischen DVDs sind mit den europäischen Ausgaben bis auf die
üblichen Unterschiede bei Tonspuren und Untertiteln identisch - nur von
der britischen Version sollte man Abstand nehmen, denn dort ist der zweite
Film leicht geschnitten. Die Verpackung besteht aus vier einzelnen DVD-Cases
mit individuellen Covern, die alle in einer stabilen Kartonbox mit schickem
Reliefdruck untergebracht sind. In jedem Case steckt außerdem ein Einleger
mit Kapitelübersicht und bei der Bonus-DVD ein Faltblatt mit einer Übersicht
der Extras.
Die Verpackung läßt dagegen wenig zu wünschen übrig: die vier einzelnen
Amaray-Keepcases sind in einem kräftigen Pappschuber mit Reliefdruck untergebracht,
der von einer leicht ablösbaren Papierbanderole halb umschlossen ist.
Das Design der Cover basiert auf den Original-Kinopostern und sieht wirklich
elegant aus - für die Bonus-DVD wurde sogar ein neues Cover im gleichen
Stil gezeichnet. Einen kleinen Unterschied in der Verpackung gibt es zwischen
der amerikanischen und deutschen Ausgabe: während die RC1-Fassung die
DVDs in Keepcases aufbewahrt, sind es in der deutschen einzelne Slimline-Digipacks,
was die Kapiteleinleger einspart und die Box etwas schmaler macht. Die
späteren Ausgaben der deutschen Box wurden allerdings auch in normalen
Keepcases verkauft.
Leider ist das hier rezensierte 4-Disc-Boxset nur noch schwer zu bekommen
und wurde im Mai 2008 im Rahmen der Promotion-Aktionen für den vierten
Film von eine Neuauflage abgelöst, bei der die DVD mit den hervorragenden
Extras gestrichen wurde und nur einige kurze Featurettes auf den Film-Discs
enthalten waren. Auch wenn diese Box, deren drei DVDs erstmals auch einzeln
erhältlich sind, in Deutschland mit dem Titel "remastered" beworben wird,
steckten exakt die gleichen Transfer und Tonspuren wie bei den alten DVDs
dahinter. Neukäufern kann man deshalb nur raten, sich nach dem alten Boxset
umzuschauen, das wegen den hervorragenden Extras auf jeden Fall vorzuziehen
ist.
Die Extras
Das Menüdesign aller DVDs hat einen einheitliches Aussehen
und ist teilweise animiert - das wurde erreicht, indem Filmszenen mit
einem Filter verfremdet und einige zusätzliche 3D-Animationen hinzugefügt
wurden. Das sieht nicht schlecht aus, hätte aber insgesamt vielleicht
noch etwas origineller gemacht werden können, denn speziell die Unterschiede
der Menüs der drei Filme hätten schon größer sein können. Die Dokumentation
und die Featurettes sind im 4:3-Format produziert worden, was nur auf
den ersten Blick enttäuschend ist, denn bei dem vielen verwendeten Fullscreen-Material,
hauptsächlich den Behind-the-Scenes-Ausschnitten, wäre es Unsinn gewesen
in 16:9 zu produzieren.
Indiana Jones: The Making of a Trilogy (127 Minuten)
ist in drei einzelne Dokumentationen für jeden Film mit jeweils 51, 41
und 35 Minuten aufgeteilt worden, die auch am Stück nacheinander abgespielt
werden können.Beauftragt wurde für diese Dokumentation Laurent Bouzereau,
der schon früher für George Lucas (bei American Graffiti) und
Steven Spielberg (u.a. bei Close Encounters of the Third Kind)
tätig war und unbestritten einer der besten Dokumentations-Produzenten
der Branche ist. Für diese DVD wurde tief in den Archiven von Lucasfilm
gegraben, denn bei jedem der drei Filme wurden die Dreharbeiten in weiser
Voraussicht mit einer 16mm-Kamera begleitet.
Die neue Dokumentation besteht hauptsächlich aus einer Mischung von Interviews
mit den Schauspieler und Filmemachern, Aufnahmen vom Drehort und Filmausschnitten.
Laurent Bouzereau hat nicht nur die Filmemacher, sondern auch alle Hauptdarsteller
inklusive dem sonst sehr medienscheuen Sean Connery vor die Kamera bekommen
können und mit ihnen fantastische Interviews geführt. Es sind so ziemlich
alle Leute vertreten, die maßgeblich an der Erschaffung der Indiana-Jones-Filme
vertreten sind - an dieser Stelle alle aufzuzählen, würde den Rahmen dieser
Kritk sprengen. Es werden Myriaden von interessanten Anekdoten und Geschichten
erzählt, von denen das meiste noch ziemlich unbekannt ist. Bestimmte Sachen
wurden bewußt ausgeklammert, entweder um sie in eigene Featurettes auszulagern
oder einfach nicht anzusprechen - die Schwertkämpfer-Szene im ersten Film
ist so ein Kandidat, bei dem sich viele Fans fragen werden warum dies
nicht erwähnt wurde. Vergessen wurde hier aber dennoch nichts so einfach.
Das bemerkenswerteste ist aber die nahtlose Integration der Interviews
mit den Filmausschnitten und den Behind-the-Scenes-Aufnahmen, die fließend
ineinander übergehen und zeigen wie eine Szene im Film aussieht und dann
ohne Unterbrechung auf die Aufnahmen vom Set übergeht. Noch überraschender
sind allerdings eine handvoll von Screentests, die man bisher nur vom
Hörensagen kennt: besonders Tom Selleck als Indiana Jones zu sehen, ist
faszinierend - Indiana Jones mit Schnurrbart kann man sich fast nicht
vorstellen. Eine weitere Testaufnahme für Raiders zeigt Tim Matheson als
Indiana Jones, und von Temple of Doom sind Screentests von Kate Capshaw
und dem kleinen "Short Round" zusammen mit Harrison Ford zu sehen. Was
es hier überhaupt nicht gibt, sind Deleted Scenes - George Lucas war dafür,
und Steven Spielberg dagegen, nicht in den fertigen Filmen verwendetes
Material zu zeigen. Das ist ein bißchen schade, weil es schon einige interessante
Szenen gibt, aber wenn ein Filmemacher solches Material nicht veröffentlichen
will, wird er schon seine Gründe haben.
Generell bekommt man hier einen ungewöhnlich tiefen Einblick in die Dreharbeiten
der drei Filme, der überraschend ehrlich und nicht so voll von Selbstbeweihräucherung
ist, wie eigentlich zu befürchten war. Eigenlob leisten sich Steven Spielberg
und George Lucas fast nur dann, wenn sie berechtigt auf etwas Stolz sein
können, aber manchmal wird auch darüber nachgedacht wie man etwas hätte
besser machen können. Auch die diversen Probleme bei den Dreharbeiten
werden nicht totgeschwiegen, rückblickend mit viel Humor betrachtet. Insgesamt
bekommt man hier den Eindruck, daß die Dreharbeiten allen sehr viel Spaß
gemacht haben müssen.
Bestimmte Dinge wurden bewußt ausgeklammert, um sie für alle drei Filme
in vier Featurettes zusammenzufassen. Überschneidungen gibt es gar nicht,
viel mehr sind diese Kurz-Dokus ein weiteres Kapitel der großen
Dokumentation. Trotz der geringen Laufzeit sind die Featurettes mit Informationen
nur so vollgestopft und sollten nicht unterschätzt werden.
The Stunts of Indiana Jones (11 Minuten) bringt ein Wiedersehen
mit jemanden, den man schon öfter in anderen DVD-Dokumentationen sehen
konnte: Vic Armstrong war nicht nur Stuntman in der gesamten Indy-Trilogie,
sondern auch bei vielen James-Bond-Filmen. Er erzählt von seiner gefährlichen
Arbeit an den Filmen, die durch viele Aufnahmen vom Set und Filmausschnitten
beeindruckend gezeigt wird. Hier bekommt man einen guten Eindruck davon,
wann in dem berühmten Indy-Kostüm wirklich Harrison Ford drinsteckt und
wann es ein Stuntman ist. Aber auch die Hauptdarsteller selbst kommen
hier zu Wort, denn sie hatten auch einiges an physikalischer Arbeit zu
tun - die vielen Actionszenen erforderten detaillierte Choreographie,
und auch eine Peitsche schlagen will gelernt sein.
The Sound of Indiana Jones (13 Minuten) bringt den Sound-Editor
Ben Burtt ins Spiel - auch ein alter Bekannter, der schon seit Starwars-Zeiten
in Lucasfilms Tonstudios immer neue Wege findet, Klangkulissen von Filmen
zu erschaffen. In seinem Interview erzählt Burtt von den erstaunlichen
Techniken Klänge zu erzeugen einzufangen und mit welcher Liebe zum Detail
dafür gearbeitet wird.
The Music of Indiana Jones (12 Minuten) ist natürlich
einem der besten Filmkomponisten der Gegenwart gewidmet - John Williams,
der hier in einem neuen Interview zu sehen ist und von der Entstehung
des berühmten Indy-Themas und der weiteren Filmmusik erzählt. Außerdem
bekommt man zum Schluß den Maestro persönlich beim Dirigieren des Hauptthemas
bei einer Aufnahmesession im Tonstudio zu sehen.
The Light and Magic of Indiana Jones (12 Minuten) dreht
sich um die damals revolutionären Special-Effects, die von der damals
noch in den Kinderschuhen steckenden Effekt-Abteilung von Lucasfilm, Industrial
Light and Magic, fabriziert wurden. In Interviews erzählt u.a. der ILM-Magier
Dennis Muren, wie die erstaunlichsten Effekte mit den einfachsten Mitteln
erzeugt wurden - und das alles ohne jegliche Computerunterstützung.
Zuletzt ist auf der Bonus-DVD noch eine Sammlung von Trailern
der Indy-Trilogie untergebracht. Alle Trailer sind anamorph und haben
ein Bildformat von 1.78:1.
• Raiders of the Lost Ark - Teaser (1:03), Theatrical
(2:31), Re-Issue (1:38)
• The Temple of Doom - Theatrical (1:24)
• The Last Crusade - Teaser (1:28), Theatrical (2:12)
Wirklich sehenswert ist lediglich der Teaser von The Last Crusade,
weil dieser ausschließlich aus witzigen Behind-the-Scenes-Aufnahmen besteht,
von denen ein paar schon in den Dokumentationen zu sehen waren.
Bildergalerien oder Storyboards sind auf dieser DVD nicht vorhanden, denn
diese wurden auf die offizielle Webseite ausgelagert, die man nur mit
dem im DVD-ROM-Teil abgelegten InterActual-Interface abrufen kann. Das
funktioniert ganz gut, aber auch über eine DSL-Leitung ist die Webseite
extrem langsam und außerdem kann man die Bilder nur schlecht abspeichern.
Schade, daß diese Daten nicht auch direkt auf die DVD gepackt wurden.
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