Der Film
Wieder einmal ist Professor Jones von einem seiner Abenteuer
zurück, aber gerade wieder im College angekommen, muss Indy gleich
reissaus vor einer Horde ungeduldiger Studenten nehmen. Die Flucht durchs
Bürofenster bringt auch keine Abhilfe, denn draussen warten ein paar
düstere Gestalten auf Indy, die ihn aber ausnahmsweise einmal nicht
um die Ecke, sondern nur zum schwerreichen Kunstsammler Walter Donovan
bringen. Der zeigt ihm einen sensationellen Fund: eine Teil einer Steintafel,
die den Weg zu dem Ort beschreibt, wo sich der heilige Gral befinden soll.
Donovan, von dem Gedanken besessen, mit dem Gral ewiges Leben zu erreichen,
hat bereits ein Team in Venedig auf die Suche nach der zweiten Hälfte
der Tafel geschickt, aber eins der Mitglieder ist verschwunden. Trotzdem
lehnt Indy ab - er ist kein Gral-Experte und weist auf seinen Vater hin,
der sich sein ganzes Leben lang mit der Gralsmythologie beschäftigt
hat. Donovan eröffnet ihm darauf, dass das verschwundene Teammitglied
Indys Vater ist...
1984 gelang es George Lucas und Steven Spielberg zum zweiten Mal mit ihrem
neuen Helden Indiana Jones die Kinoleinwände zu erobern, aber The
Temple of Doom hatte nicht nur bei den Fans, sondern auch bei den
Filmemachern einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Die düstere Stimmung
und die ungewöhnliche Grausamkeit hatte viele Zuschauer irritiert und
auch die Kritiker verärgert, die die schwache Story und die Actionlastigkeit
der Handlung zurecht bemängelten. Indiana Jones and the Temple of
Doom war zwar kein völliger Reinfall, konnte aber nicht an die verspielte,
lockere Atmosphäre des Vorgängers Raiders of the Lost Ark anknüpfen.
Alle guten Dinge sind Drei
Der dritte Indiana Jones-Film sollte auch vorläufig der letzte sein, darauf
hatten sich George Lucas und Steven Spielberg schon lange geeinigt. Eigentlich
wollte Spielberg nach den ersten zwei Filmen die Regie aus der Hand geben
und sich nur noch als Produzent beteiligen, aber nachdem The Temple
of Doom für den Regisseur auch ein wenig eine persönliche Enttäuschung
gewesen war, ging das Team Lucas-Spielberg noch ein drittes Mal an die
gemeinsame Arbeit. Die Trilogie sollte mit einem ganz besonderen Film
abgeschlossen werden, denn die beiden Filmemacher fühlten sich auch ein
bißchen in der Pflicht, sich bei ihren Fans für ihr vorheriges Indiana
Jones-Abenteuer entschuldigen zu müssen.
Die ersten Vorbereitungen begannen schon ein halbes Jahr nach der Premiere
von The Temple of Doom, dauerten aber diesmal viel länger als
die Pause zwischen den ersten beiden Filmen - der Grund dafür war hauptsächlich
die schwierige Suche nach einem passenden Drehbuch, die am meisten Zeit
in Anspruch nahm. Als erstes holten George Lucas und Steven Spielberg
einige Ideen aus der Schublade, die sie ursprünglich für den zweiten Film
geplant hatten, darunter Geschichten über die chinesische Legende des
Affenkönigs und ein Geisterhaus. Beides wurde die Basis für eine erste
Drehbuch-Version, für die die Filmemacher Chris Columbus engagierten,
der schon zuvor für die von Steven Spielberg produzierten Gremlins,
The Goonies und Young Sherlock Holmes geschrieben hatte.
Indiana Jones and the Monkey King erwies sich aber überhaupt
nicht als das, was sich George Lucas und Steven Spielberg vorgestellt
hatten. Einige Elemente waren zwar brauchbar, aber vieles nur schwer inszenierbar.
Außerdem hatte Chris Columbus der Geschichte einen so albernen und kindischen
Ton verpaßt, daß das Drehbuch unverfilmt liegengelassen wurde. Weil auf
den ersten Anhieb kein solides Script entstanden war, widmeten sich die
beiden Filmemacher erst einmal ihren eigenen Projekten: Steven Spielberg
beschäftigte sich inzwischen mit der Inszenierung von The Color Purple
und Empire of the Sun und brachte mit seiner Produktionsfirma
Amblin Entertainment einige der erfolgreichsten Filme der achtziger Jahre
wie Back to the Future, Innerspace oder Who Framed
Roger Rabbit auf die Kinoleinwände - George Lucas war mit den Produktionen
seiner eigenen Firma dagegen jedoch nicht so erfolgreich.
Ein neuer Anlauf
Zwei Jahre später setzen sich Steven Spielberg und George Lucas aber erneut
zusammen und beschlossen, Indiana Jones noch vor Ende des Jahrzehnts wieder
zurück auf die Kinoleinwand zu bringen. Auf der Suche nach einem neuen
Plot holte George Lucas eine alte Idee hervor, die er schon früher einmal
erfolglos Steven Spielberg schmackhaft machen wollte: die Legende des
heiligen Grals. Bisher war der Regisseur von diesem Stoff überhaupt nicht
begeistert, weil er ihn zu sehr an Monty Python and the Holy Grail
erinnerte, aber diesmal konnte George Lucas ihn mit einem originellen
Konzept überzeugen.
Das Problem, die weniger historische als mythologische Gralslegende in
die Welt von Indiana Jones zu transplantieren, wurde auf eine ähnliche
Weise wie in Raiders of the Lost Ark gelöst, indem dem Gral übernatürliche
Fähigkeiten zugesprochen und damit als Antagonisten wieder die Nazis auf
den Plan gerufen wurden. Bei der Überlegung, wie man am am besten den
Schwerpunkt von den Actionelementen zurück auf die Charaktere bringen
könnte, kam George Lucas auf die Idee mit Marcus Brody und Sallah zwei
bekannte Gesicher aus dem ersten Film zurückzubringen, aber damit waren
die beiden Filmemacher noch nicht ganz zufrieden.
Nach langen Überlegungen entschlossen sich George Lucas und Steven Spielberg,
einen ganz besonderen neuen Charakter einzuführen: Indys Vater Henry Jones
Senior, der sich als wichtigste Zutat zu einem perfekten Rezept herausstellen
sollte. In Raiders of the Lost Ark waren es gerade die persönlichen
Hintergründe des Titelhelden, die der Geschichte eine besondere Note verliehen,
und es war nur logisch diese Elemente noch mehr zu vertiefen und eine
Parallele zwischen der Suche nach dem Heiligen Gral und der Beziehung
zwischen Indy und seinem Vater zu ziehen.
Ein globales Abenteuer
Mit diesem soliden Konzept in der Hand begannen die beiden Filmemacher
eine grobe Handlung auszuarbeiten, die natürlich um einige zentrale Actionsequenzen
aufgebaut wurde. Allerdings hatten George Lucas und Steven Spielberg aus
The Temple of Doom gelernt, sich nicht zu sehr auf die Action
zu konzentrieren und stattdessen das zu tun, was sie am besten können:
eine richtige Geschichte zu erzählen. Die Handlungsorte sollten den halben
Globus umspannen und von den USA über Venedig, Österreich und Deutschland
bis in den Nahen Osten reichen, wo die Suche nach dem heiligen Gral in
einem spannenden Höhepunkt zu Ende gehen sollte.
Die erste Drehbuchversion auf Basis dieser Ideen wurde von Menno Meyies
geschrieben, der zuvor schon für Steven Spielberg The Color Purple
zu Papier gebracht hatte. Die erste Fassung gefiel den Filmemachern aber
noch nicht so richtig, und bevor Meyies weiter an seinem Script arbeiten
konnte, verließ er das Projekt, um an einem anderen Film zu arbeiten.
Der dritte und letzte Autor, der für die Entwicklung des Drehbuchs angeheuert
wurde, war Jeffrey Boam, der die von Steven Spielberg produzierte SF-Actionkomödie
Innerspace geschrieben hatte und dem Regisseur wegen seiner ausgeprägten
Phantasie und seinem Humor ideal für das neue Indiana Jones-Abenteuer
erschien.
Jeffrey Boam hatte es aber nicht leicht, denn ihm wurde nicht etwa ein
ausführliches Treatment oder das vorherige Drehbuch von Menno Meyies zur
Verfügung gestellt, sondern lediglich eine Liste von Stichwörtern von
Elementen, die sich die Filmemacher im Script wünschten. Die Suche nach
dem heiligen Gral, der Auftritt von Indys Vater, die Nazis als Bösewichte
und die Rückkehr von Marcus Brody und Sallah waren fast die einzigen Vorgaben,
die George Lucas und Steven Spielberg machten, um eine originelle Story
zu ermöglichen. Jeffrey Boam gelang es aber schon mit den ersten frühen
Scriptentwürfen, die beiden Filmemacher zu überzeugen, auch wenn noch
nicht alle Ideen ganz ausgereift waren und das Drehbuch noch viele Verwandlungen
durchmachte.
Die Jagd nach dem gewissen Etwas
Als Grundlage für den Plot kam im Prinzip die gleiche Geschichte wie bei
Raiders of the Lost Ark zum Einsatz, nur wurde die Bundeslade
durch den heiligen Gral ausgetauscht und der Antagonist, der auf der Suche
nach dem historischen Artefakt aus eigenen Motiven gemeinsame Sache mit
den Nazis macht, ist diesmal kein französische Archäologe, sondern ein
alternder amerikanischer Kunstliebhaber, der auf der Suche nach der Unsterblichkeit
ist. Allerdings hörten da die Gemeinsamkeiten der beiden Filme schon auf,
denn die Filmemacher hatten sich bewußt für das erprobte Rezept des Originals
entschieden und wollten keine Experimente wie bei The Temple of Doom
riskieren.
Trotz der unverkennbar gleichen Grundlagen gelang es George Lucas und
Steven Spielberg mit tatkräftiger Unterstützung von Jeffrey Boam eine
völlig originelle Geschichte zu entwickeln, die trotz des schon viel zu
oft durchgekauten Stoffs des heiligen Grals und der Artus-Legende einen
erstaunlich frischen und unverbrauchten Eindruck macht. Die Balance zwischen
Action und Handlung wurde viel besser ausgeglichen als beim vorherigen
Film, denn diesmal konnten Geschichte und Charaktere deutlich in den Vordergrund
gerückt und die Action-Elemente so dicht integriert werden, daß der Plot
nicht wie mit einem Baukasten zusammengestückelt wirkt, sondern den Eindruck
macht aus einem Guß entstanden zu sein. Um die Bezeichnung Grail wegen
der Ähnlichkeit zum Monty Python-Film zu vermeiden, einigten sich die
Filmemacher außerdem auf den Titel Indiana Jones and the Last Crusade,
der in Verbindung mit dem Plot den Fundort des Grals beschreibt, aber
auch ein wenig daran erinnert, daß es vielleicht Indys letztes Leinwand-Abenteuer
sein könnte.
Familienbande
Der potentiell tränenrührige Vater-Sohn-Konflikt wurde auf eine überraschend
gelungene Weise in die Geschichte eingebettet, ohne das Thema zu sehr
zu verflachen. Jeffrey Boam gelang es einen goldenen Mittelweg zwischen
einem familiären Drama und einer Komödie zu finden, wodurch die beiden
Charaktere zu ausgewachsenen Persönlichkeiten wurden, mit denen der Zuschauer
durchaus mitfühlen kann. Das Verhältnis zwischen Jones Junior und Senior
wurde mit einem deutlichen Augenzwinkern und einer leichten, aber nicht
übertriebenen Ironie versehen, die den Schauspielern eine Menge Freiraum
ließ - etwas, was sich später noch als sehr wichtig herausstellen sollte.
Schwierig erwies sich die Entstehung des Teasers, von dem Jeffrey Boam
gleich mehrere verschiedene Varianten verfaßte, die den Filmemachern aber
alle nicht so richtig gefielen, weil sie nichts wirklich neues zu bieren
hatten. Der Durchbruch konnte erst erreicht werden, als George Lucas auf
die Idee kam, den Teaser in Indys Jugend anzusiedeln und damit die Möglichkeit
eröffnete, die Ursprünge des Charakters zu erforschen. Der junge Indiana
Jones wurde kurzerhand auf eine Pfadfinder-Expedition geschickt, auf der
er eins seiner allerersten Abenteuer erlebt und gezeigt wird, wie er an
seine berühmten Markenzeichen, seinen charakteristischen Hut und die Peitsche,
gelangte.
Genauso wie der Subplot um Indy und seinen Vater sollte es kein dramatischer
und bedeutungsschwangerer Auftakt werden, sondern ein spannendes, lockeres
und auch etwas lustiges Abenteuer werden, das die ausgelassene Atmosphäre
des Films gleich zu Beginn deutlich machen sollte. Insgesamt sprüht Jeffrey
Boams Drehbuch nur so vor hintergründigem Humor, denn die Geschichte nimmt
sich eigentlich gar nicht ernst und wurde wie ein Abenteuer-Märchen konzipiert,
in dem es nicht immer völlig realistisch zugehen muß. Im Gegensatz zu
seinem Vorgänger hat The Last Crusade auch wieder jede Menge
hervorragende Dialoge zu bieten, die für einen großen Teil des Humors
und die besondere Atmosphäre des Films verantwortlich sind.
Dr. Jones und Dr. Jones
George Lucas und Steven Spielberg hatten mit ihrem Hauptdarsteller Harrison
Ford schon 1981 in weiser Vorraussicht einen Vertrag über drei Filme abgeschlossen,
so daß sie sich keine Sorgen um die Besetzung des Titelhelden machen mußten.
Inzwischen war der Schauspieler sogar zu einem begehrten Hollywoodstar
geworden, nachdem er seine Rollen in George Lucas' und Steven Spielbergs
Filmen weit hinter sich gelassen hatte. In Filmen wie Mosquito Coast
und Witness des australischen Regisseurs Peter Weir und Frantic
von Roman Polanski hatte sich Harrison Ford als hervorragender Charakterdarsteller
etablieren können, war aber gerne bereit für seine alten Freunde in Fedora
und Lederjacke zu schlüpfen, um die Rolle, der er größtenteils seine Karriere
zu verdanken hatte, noch einmal auf die Leinwand zu bringen.
Ein großes Fragezeichen war dagegen anfänglich die Besetzung von Indys
Vater, die besonders kritisch für einen Erfolg des Films war. Steven Spielberg
hatte insgeheim den Wunsch die Rolle an Sean Connery vergeben zu können,
aber die Filmemacher machten sich keine großen Hoffnungen den schottischen
Schauspieler überzeugen zu können. Schließlich war Indiana Jones ihre
Antwort auf James Bond, eine Rolle mit der Connery zwar berühmt geworden
war, aber schon längst mit ihr abgeschlossen hatte. Auch George Lucas
war von der Idee nicht überzeugt und befürchtete, daß der Schauspieler
einen zu großen Schatten auf Harrison Ford werfen könnte.
Schließlich wagte es Steven Spielberg aber doch bei Sean Connery anzufragen,
der zum großen Erstaunen der Filmemacher schnell zusagte - allerdings
nur unter der Bedingung, daß er ein Mitspracherecht bei der Gestaltung
seines Charakters bekäme. Damit hatten Spielberg und Lucas überhaupt kein
Problem, denn mit Harrison Ford hatten sie in dieser Beziehung schon sehr
gute Erfahrungen gemacht und nahmen Connery Vorschläge ebenfalls sehr
gerne an. Der Schauspieler hatte auch gleich einiges beizusteuern, weil
er mit seinem Charakter in den ersten Drehbuchversionen nicht zufrieden
war, denn einen Yoda-ähnlichen, weisen alten Mann hätte gar nicht zu ihm
gepaßt. Stattdessen plädierte Connery dafür, Henry Jones zu einem Abenteurer
der alten Schule aus viktorianischer Zeit zu machen - eine Idee, von der
die Filmemacher begeistert waren und von Jeffrey Boam schnell in die Tat
umsetzen ließen.
Die Sorgen, was passieren würde, wenn ein Star wie Harrison Ford und ein
noch größerer Star wie Sean Connery sich einen Film teilen, waren letztendlich
völlig unbegründet. Obwohl Connery nur zwölf Jahre älter als Ford war,
erwies sich der Unterschied als überhaupt nicht problematisch, denn die
Chemie zwischen den beiden Schauspielern funktionierte auf Anhieb so gut,
daß noch während der Dreharbeiten eine ganze Menge kleine und große Ideen
für den Subplot um Indy und seinen Vater fanden. Sean Connery und
Harrison Ford gelang es ihren Charakteren soviel Leben einzuhauchen, daß
sie ihre Rollen zu einem der bemerkenswertesten Vater-Sohn-Gespänne der
Filmgeschichte machten und Indiana Jones and the Last Crusade
das ganz besondere Etwas gaben.
Letztendlich mußte aber noch ein dritter Jones besetzt werden, denn zu
Beginn des Films sollte Indiana Jones als Jugendlicher auftreten. Da die
Filmemacher gerade diese Szenen so lang wie möglich geheim halten wollten,
konnte für diese Rolle kein öffentliches Casting stattfinden. Schließlich
fanden George Lucas und Steven Spielberg aber doch genau den richtigen
Darsteller, als sie sich in Harrison Fords Filmographie umsahen und mit
River Phoenix einen idealen jungen Star entdeckten. Zwei Jahre zuvor hatte
Phoenix in Mosquito Coast den Sohn von Fords Charakter gespielt
und erwies sich alleine dadurch perfekt als junger Indiana Jones, ohne
sein älteres Vorbild direkt zu imitieren.
Die Wiederkehr der alten Freunde
Mit dem unvergleichlichen Duo Jones Junior und Senior brachten die Filmemacher
auch zwei der beliebtesten Charaktere aus Raiders of the Lost Ark wieder:
Marcus Brody und Sallah, die schon nach nur einem einzigen Leinwand-Auftritt
zu festen Bestandteilen des Indiana Jones-Universums geworden waren. George
Lucas und Steven Spielberg hatten dies erkannt und auf die Einführung
von neuen Charakteren oder eine Umbesetzung der Rollen verzichtet - stattdessen
engagierten die Filmemacher wieder die ursprünglichen Schauspieler, die
das Angebot dankend annahmen und gerne zu den Rollen zurückkehrten, die
ihnen fast zehn Jahre zuvor zu einem kräftigen Karrieresprung verholfen
hatten.
John Rhys-Davies war als Ausgräber Sallah und alter Freund von Indiana
Jones so bekannt geworden, daß er öfter ähnliche Rollen in anderen Filmen
gespielt hatte - darunter auch in dem billig produzierten Remake von King
Solomon's Mines, einem nur dünn kaschierten Indy-Abklatsch. Ende
der achtziger Jahre wurde der walisische Schauspieler durch seine oft
komisch, aber manchmal auch eindrucksvoll und furchterregend angelegten
Nebenrollen sehr beliebt, die ihm sogar zu einem Auftritt im fünfzehnten
Bond-Film The Living Daylights verhalfen. Seine Rückkehr als
Sallah in The Last Crusade war deshalb nur logisch und brachte nicht nur
einen vertrauten Charakter mit in die Geschichte, sondern auch eine willkommene
humorvolle Ablenkung - durch seine verschmitzte Art konnte John Rhys-Davies
den einen oder anderen wohlplatzierten Gag einbringen.
Denholm Elliot hatte schon eine fast vierzigjährige Schauspielkarriere
hinter sich, als Steven Spielberg und George Lucas ihn Anfang der achtziger
Jahre für die kleine Nebenrolle als Marcus Brody engagiert hatten. Viel
hatte der Schauspieler in der Handlung nicht zu tun und war nur am Anfang
und Ende des Films dabei - das sollte sich aber in The Last Crusade
deutlich ändern, denn Jeffrey Boam hatte eine ideale Möglichkeit gefunden,
Elliots Charakter stärker in die Handlung einzubinden. Er sollte nun nicht
nur Schreibtischtäter sein, sondern Indy jetzt auch auf seinen Reisen
begleiten, was dem Schauspieler eine seltene Gelegenheit gab, seine komödiantischen
Fähigkeiten einzusetzen. Denholm Elliot schaffte es Marcus Brodys Trotteligkeit
so gelungen darzustellen, daß seine Rolle nicht zu einer simplen Witzfigur
verflacht, sondern auch einen Altersgenossen für Indys Vater ins Spiel
brachte.
Der Reiche, das Fräulein und die Nazis
Eigentlich sollte die Rolle des schwerreichen Industriellen Walter Donovan
gar nicht mit Julian Glover besetzt werden, denn Produzent Robert Watts
hatte ihn eigentlich für den Nazi-Schergen Vogel ausgesucht. Glover hatte
sich eigentlich als britischer Bühnenschauspieler einen Namen gemacht,
war aber auch oft auf der großen Leinwand zu sehen - George Lucas kannte
den Schauspieler noch von dessen Nebenrolle in The Empire Strikes
Back und 1981 spielte Julian Glover sogar in For Your Eyes Only
einen waschechten Bond-Bösewicht - einen besseren Gegenspieler für Indiana
Jones hätten sich die Filmemacher kaum aussuchen können. Eigentlich ist
Donovan aber gar kein typischer Schurke, sondern viel mehr ein eleganter,
eiskalter Gentleman, der auf der Suche nach der Unsterblichkeit vor nichts
zurückschreckt - eine Paraderolle für den Charakterdarsteller Glover,
der mit seinem reservierten, aber hintergründig bedrohlichen Auftritt
einen erstklassigen Fiesling der alten Schule auf die Leinwand brachte.
Mit Elsa Schneider stellten die Filmemacher Indiana Jones erstmals eine
Frau an die Seite, die ihm auch akademisch das Wasser reichen kann. Von
Marion Ravenwood und Willie Scott, den Leading Ladies der ersten beiden
beiden Filme, konnte man dies nur bedingt behaupten und deshalb hatten
George Lucas und Steven Spielberg diesmal auf einen völlig anderen Charakter
gesetzt. Gesucht wurde eigentlich eine österreichische Endzwanzigerin,
aber während des Castings fiel dem Regisseur die noch völlig unbekannte
Allison Doody auf, die zwar erst Mitte Zwanzig war, aber genau die richtige
autoritäte Ausstrahlung für die Rolle besaß. Die irische Schauspielerin
hatte bisher einige kleinere Nebenrollen gespielt und war ähnlich wie
ihr Kollege Julian Glover auch schon einmal kurz in einem Bond-Film zu
sehen gewesen, aber Indiana Jones and the Last Crusade erwies
sich als ihr bisher größter Auftritt. Sie konnte sich erstaunlich gut
gegenüber Harrison Ford und sogar Sean Connery behaupten und ließ sich
noch nicht einmal von dem den Umständen entsprechend gut gelungenen österreichen
Akzent ihres Charakters aufhalten.
Mit dem Entschluß der Filmemacher wieder die Nazis als sekundäre Schurken
einzusetzen, war auch ein entsprechender Bösewicht notwendig, der diesmal
jedoch nicht ganz so furchterregend wie in Raiders of the Lost Ark
ausfiel. Statt einem düsteren Unhold wie im ersten Film war es diesmal
ein zackiger Offizier namens Colonel Vogel, der ursprünglich von Julian
Glover gespielt werden sollte, der aber dann die Rolle von Walter Donovan
übernahm. Stattdessen wurde mit Michael Bryant ein anderer britischer
Schauspieler engagiert, der schon öfter Offizierstypen gespielt hatte
und den Filmemachern offenbar deshalb aufgefallen war, weil er zehn Jahre
zuvor in Force 10 from Navarone schon einmal gegenüber Harrison
Ford einen Nazi-Offizier gespielt hatte. Sein Auftritt in Indiana
Jones and the Last Crusade gab dem Schauspieler die Chance, seine
Rolle als schmieriger Uniformträger etwas übertriebener und nicht ganz
so ernst anzulegen, ohne dabei die Bedrohlichkeit des Charakters zu vernachlässigen.
In den Startlöchern
Mit einer Besetzung, die sie sich nicht besser hätten wünschen können,
waren George Lucas und Steven Spielberg soweit, mit Paramount über die
Produktion des Films zu verhandeln. Zuerst schreckte das Studio vor dem
vorgeschlagenen Budget von knapp 40 Millionen Dollar zurück, hatte aber
angesichts des enormen Boxoffice-Potentials keine andere Wahl als den
Filmemachern schließlich grünes Licht zu geben. Die Dreharbeiten sollten
die aufwendigsten und ehrgeizigsten aller drei Indiana Jones-Filme
werden und führten die Crew nach Spanien, Italien, Jordanien, Amerika
und England, wo auch die Innenaufnahmen in den Elstree-Studios stattfanden
- es war einer der letzten großen Kinofilm, der in den berühmten Studios
gedreht wurde, bevor das Gelände unter den Hammer kam und lange Zeit nicht
mehr von der Filmindustrie benutzt wurde.
Steven Spielberg und George Lucas gelang es auch zum dritten Mal fast
wieder die gleiche Filmcrew wie bei den ersten beiden Indiana Jones-Produktionen
zusammenzustellen. Den Kameramann Douglas Slocombe konnten die beiden
Filmemacher trotz seines hohen Alters noch ein letztes Mal aus dem Quasi-Ruhestand
locken und auch Produktionsdesigner Elliot Scott, nur zwei Jahre jünger
als der damals 75-jährige Cinematograph, gab mit Indiana Jones and
the Last Crusade seine fulminante Abschiedsvorstellung. George Lucas
war zusammen mit Frank Marshall den Posten des ausführenden Produzenten
tätig und auch Robert Watts war wieder als Produzent mit dabei. Lucas
hatte sich allerdings größtenteils aus der täglichen Arbeit des Filmemachens
zurückgezogen und achtete zwar zusammen mit Steven Spielberg auf die kreative
Kontrolle, überließ dem Regisseur aber weitgehend die Inszenierung des
Films.
Spanischer Urlaub und Englische Arbeit
Die Dreharbeiten begannen im Mai 1988 im spanischen Almeria, wo in den
sechziger Jahren zahllose Italowestern entstanden waren. Die Wüstengegend
erwies sich als idealer Schauplatz für die Panzer-Verfolgungsjagd, die
ursprünglich innerhalb von zwei Tagen gedreht werden sollte, aber von
Steven Spielberg zu einer der aufwendigsten Actionsequenzen des Films
umfunktioniert wurde und deshalb zwei Wochen Drehzeit in Anspruch nahm.
Auf einem verlassenen Flugplatz auf Mallorca wurden Teile der Luftschlacht
in Szene gesetzt, während Granada stellvertretend für Iskenderun stand
und dort einige Sequenzen auf dem Bahnhof und im Stadtkern gefilmt wurden.
Außerdem erhielten die Filmemacher eine Dreherlaubnis für den in der Nähe
gelegenen Alhambra-Palast, der für einige kurze Szenen in der heute nicht
mehr existierenden Republik Hatay verwendet wurde.
Nach drei Wochen Dreharbeiten im sonnigen Spanien zog die Produktion für
die nächsten zweieinhalb Monate in die britischen Elstree-Studios, wo
ein großer Teil des Films in den aufwendigen, von Designer Elliot Scott
aufgebauten Kulissen gedreht wurde. Diesmal waren die Sets nicht ganz
so gigantisch wie bei den vorherigen beiden Filmen, aber dafür noch viel
komplexer und trickreicher. Für den zweiten Teil des Teasers wurde das
Oberdeck eines alten Dampfers nachgebaut und ein Sturm mit Hilfe von viel
Wasser und großen Windmaschinen nachgestellt. Die fiktiven Katakomben
Venedigs beherbergten eine ganze Armee von Ratten, die nach den Schlangen
in Raiders of the Lost Ark und den Insekten von The Temple
of Doom das Faible der Filmemacher für animalische Schockeffekte
in die Geschichte einbrachte.
Das Innere Gralstempel war eine Abfolge von einzelnen Sets, die teilweise
nur mit Hilfe von Special-Effects-Techniken richtig zum Leben erweckt
werden konnten und zu den aufwendigsten Konstruktionen des Films gehörten.
Relativ überschaubar waren dagegen die Szenerie des österreichischen Schloßs,
in dem Indys Vater gefangen gehalten wird - zwar hätte man auch in einem
richtigen Gemäuer drehen können, aber die Kulissen wurden der Einfachheit
halber einigermaßen originalgetreu im Studio aufgebaut und nur eine kurze
Außenaufnahme des deutschen Schloss Bürresheim in Rheinland-Pfalz verwendet.
Die Außenaufnahmen des Zeppelins wurden mit Hilfe eines Modell-Effekts
bewerkstelligt, während die luxuriösen Kabinen mit relativ wenig Aufwand,
aber trotzdem viel historischen Details als Studioset gebaut wurden.
Außer in den Elstree Studios drehten die Filmemacher auch erstmals einige
größere Außenaufnahmen in England, denn die Stowe School in Buckinghamshire
besaß genau den richtigen Charme um als gemütliches amerikanisches College
in Neuengland durchzugehen. Die rasante Verfolgungsjagd in den Kanälen
von Venedig wurde in den Tilbury Docks an der Themse in der Nähe von London
in Szene gesetzt, wo genug Platz für einen riskanten Stunt mit zwei aneinanderliegenden
Schiffen war - spätere Szenen, in denen ein Boot von einer Schiffsschraube
zerhackt wird, wurden allerdings wieder im Studio in einem großen Wasserbecken
gedreht.
Ah, Venedig!
Obwohl in Venedig gerade Urlaubssaison war, hatten die Filmemacher trotzdem
beschlossen vor Ort zu drehen, weil noch so gut gebaute Kulissen niemals
die wirkliche Szenerie ersetzen hätten können. Steven Spielberg gelang
es den Markusplatz in Beschlag zu nehmen und mit der Kooperation der Behören
auch kurz einen Teil des Grand Canal zu sperren, denn obwohl die Szenerie
sich in fünfzig Jahren kaum geändert hatte, mußten moderne Touristen und
Boote während der relativ kurzen Dreharbeiten verbannt werden. So konnte
aber auch eine der eindrucksvollsten Szenen des Films entstehen, die den
Markusplatz in seiner ganzen Pracht zeigen konnten.
Sehr viel Wert auf eine realistische Kulisse legten die Filmemacher auch
beim Gralstempel, für den schon zu Anfang ein ganz besondere Kulisse ausgesucht
wurde: die antike Stadt Petra in Jordanien, die mehr als dreißig Tempel
beherbergt, die in die Seiten einer langen Schlucht gebaut wurden. Elliot
Scott und Produzent Robert Watts hatten sich die beeindruckenden Tempel
schon zuvor angesehen und waren so beeindruckt, daß sie auf jeden Fall
den Schluß des Films dort drehen wollten. Die Filmemacher waren im Land
sehr willkommen und erhielten vom jordanischen Königshaus nicht nur eine
Drehgenehmigung, sondern auch die persönliche Unterstützung von König
Hussein und Königin Noor, die jeden Tag zusammen mit ihren Kindern zum
Drehort kam um dem Filmteam zuzuschauen.
Menschen, Tiere, Sensationen
Die allererste Szene des Films wurde erst drei Wochen nach dem Abschluß
der eigentlichen Dreharbeiten in Angriff genommen und sollten zuerst im
Mesa Verde National Park in Colorado stattfinden, aber wegen religiösen
Bedenken der örtlichen Indianer-Repräsentanten mußten sich die Filmemacher
nach einer neuen Kulisse umschauen. Schließlich wurden der ebenso beeindruckende
Arches National Park in Utah ausgewählt, wo die Pfadfinder-Szenen mit
River Phoenix als junger Indiana Jones und einer Besetzung gedreht wurden,
die im restlichen Film überhaupt nicht auftrat - Harrison Ford war aber
trotzdem dabei, um den jungen Schauspieler bei seiner besonderen Rolle
zur Seite zu stehen.
Während die Dreharbeiten in Utah relativ schnell abgeschlossen waren,
wurde der kompliziertere Teil der Teaser-Sequenz, in der Indy auf einem
fahrenden Zirkuszug vor seinen Verfolgern flüchtet, in New Mexiko gedreht.
Dort hatten die Filmemacher eine als Touristenattraktion betriebene Schmalspur-Dampfeisenbahn
gefunden, auf der die halsbrecherischen Stunts in Szene gesetzt wurden
- teilweise sogar mit den richtigen Schauspielern, aber die gefährlichere
Akrobatik wurden doch von erfahrenen Stuntleuten übernommen. Für die Innenaufnahmen
des Zugs zog die Filmcrew in die Universal Studios in Los Angeles um,
damit unter kontrollierten Bedingungen gedreht werden konnte - das war
unbedingt notwendig, weil die Besetzung nicht nur mit zahllosen Schlangen,
sondern auch einem Löwen erweitert wurde - das Nashorn und die Giraffen
wurden allerdings künstlich in Szene gesetzt.
Handgemachte Effekte und Computer-Experimente
Obwohl Indiana Jones and the Last Crusade weniger den Eindruck
macht ein Effekt-Spektakel zu sein als seine beiden Vorgänger, wurden
noch mehr Special-Effects als zuvor eingesetzt - nur waren diese durch
die fortgeschrittenen Techniken kaum noch bemerkbar. Außer zahllosen Matte-Paintings
hatte Lucasfilms Effekt-Abteilung Industrial Light and Magic eine ganze
Menge Arbeit mit dem Film, der die damals mögliche Tricktechnik auf eine
harte Probe stellte. Eine aufwendige Luftschlacht inklusive feurigen Abstürzen,
waghalsigen Flugmanövern und einer spektakulären Szene, in der ein Kampfflugzeug
mit abgebrochenen Flügeln in einem Tunnel die beiden Helden überholt,
war am schwierigsten zu inszenieren, während die Modellaufnahmen des Luftschiffs
zu einer der leichtesten Übungen gehörten.
Das mysteriöse Innere des Gralstempels mag auf den ersten Blick wie eine
solide Kulisse aussehen, war aber tatsächlich eine komplizierte Kombination
aus Realaufnahmen, Miniaturen und Matte-Paintings. Ein ganz besonderes
Problem stellte sich ILM, als die Filmemacher den rapide alternden Donovan
in einer einzigen Einstellung zeigen wollten. Einen ähnlichen Effekt hatte
es schon in Raiders of the Lost Ark gegeben, aber nun war etwas
viel aufwendigeres gefragt. Mit Hilfe von Aufnahmen des Schauspielers
und vielen künstlichen Köpfen in verschiedenen Verfallsstadien wurde die
rapide Alterung in Szene gesetzt, aber um die einzelnen Elemente miteinander
nahtlos miteinander zu verschmelzen, wurde das gesamte Bild mit einem
Computer gescannt, bearbeitet, und auf Film wieder ausgegeben. Es war
das erste Mal, daß die digitale Compositing-Technik auf diese Weise eingesetzt
wurde - trotzdem waren alle anderen Effekte noch auf althergebrachte Weise
entstanden, weil die Computertechnik zu aufwendigeren Dingen noch nicht
fähig war.
Abenteuer-Sinfonie
Indiana Jones war nicht nur ein Synonym für George Lucas und Steven Spielberg,
sondern auch für John Williams geworden - der Filmmusiker hatte schon
die Scores der vorherigen zwei Filme komponiert und war mit ihnen untrennbar
verbunden. Mit Indiana Jones and the Last Crusade gelang es John
Williams noch einmal an seine früheren Filmmusiken anzuknüpfen und eine
ganze Reihe von bemerkenswerten und originellen Themen zu schreiben. Während
der heilige Gral in der Score mit warmen und ehrfürchtigen Melodien repräsentiert
wird, werden die Actionszenen von rhytmischen dominierten Themen mit Ohrwurmcharakter
begleitet, die Hand in Hand mit der Handlung arbeiten. So wird für eine
enorme Spannung gesorgt, aber oft machen die Melodien auch einen völlig
unbeschwerten Eindruck und unterstreichen damit die lockere Atmosphäre
des Films noch zusätzlich.
Viel ernster, aber auch noch erstaunlich schwungvoll, hören sich die Themen
rund um die Antagonisten des Films an. Diese bestehen natürlich hauptsächlich
aus zackigen Märschen, aber auch einigen vielfältigeren Melodien, die
Williams' Imperial March aus George Lucas' Star Wars-Filmen alle
Ehre machen und die Boshaftigkeit und Hinterhältigkeit der Nazis in der
Geschichte perfekt ausdrücken. Mit dem musikalischen Markenzeichen von
Indiana Jones, dem Raiders-Marsch, ging John Williams überraschend sparsam
um, denn die Melodie wurde nur an einigen wirklich passenden Stellen in
Form einer kurzen Fanfare eingesetzt und ist wie bei den beiden Vorgängern
erst im Abspann in der voll orchestrierten Fassung zu hören.
Selling Indy
Nachdem die Dreharbeiten im Herbst 1988 abgeschlossen waren, ging Indiana
Jones and the Last Crusade in die Postproduktions-Phase, die nochmal
ein gutes halbes Jahr dauerte. Währenddessen lief langsam die Werbekampagne
an, die wegen der starken Konkurrenz zur Kinopremiere im Mai des darauffolgendes
Jahres noch aufwendiger als bei den beiden Vorgängern war. George Lucas
und Steven Spielberg waren zwar voll und ganz von ihrem Film überzeugt,
aber sie wollten kein Risiko eingehen und auch das Filmstudio war bereit,
eine Menge in die Werbung für The Last Crusade zu investieren.
Wegen der Geheimniskrämerei um den Beginn des Films mußten die Marketing-Abteilung
von Lucasfilm und Paramount aber Stillschweigen über den jungen Indiana
Jones bewahren, weshalb Harrison Ford und Sean Connery stärker in den
Vordergrund gerückt wurden - das erwies sich nicht unbedingt als Nachteil
und produzierte gelungene Slogans wie The man with the hat is back.
And this time, he's bringing his dad!.
Ein sehr kreativer Nebeneffekt der massiven Werbekampagne war auch die
Veröffentlichung eines gleichnamigen Computerspiels, das von der Games
Division von Lucasfilm entwickelt wurde. Lucasfilm Games hatte seit 1987
mit den ersten echten Point-and-Click-Adventures Maniac Mansion
und Zak McKracken die Spielebranche revolutioniert und George
Lucas so begeistert, daß er sich unbedingt ein solches Spiel auf Basis
des neuen Indiana Jones-Abenteuers wünschte. Lucasfilm Games,
die damals nur aus einer handvoll Leuten bestanden, programmierten das
gleichnamige Spiel während die Dreharbeiten noch im Gange waren und mußten
wegen den vielen Änderungen des Scripts sehr flexibel sein. Trotzdem wurde
aus dem dritten Adventure von Lucasfilm Games nicht nur ein billiges Werbespielchen,
sondern eins der besten Spiele seines Genres, das auch eine ideale Begleitung
zum Kinofilm war.
Das letzte Abenteuer?
Im Mai 1989 wurde Indiana Jones and the Last Crusade schließlich
in den USA uraufgeführt und war am Eröffnungswochenende in über 2000 Kinos
zu sehen, die innerhalb einer Woche fast fünfzig Millionen Dollar in die
Kassen sprudeln ließen. Obwohl der Film sich gegen andere große Blockbuster
wie Batman, Ghostbusters II, Lethal Weapon II
und den sechzehnten Bond-Film Licence to Kill behaupten mußte,
entwickelte sich das dritte Indiana Jones-Abenteuer zu einem
der erfolgreichsten Filme des Jahres und konnte sich als zweitbester Film
auf den Boxoffice-Charts von 1989 platzieren. Mit einem so großen Erfolg
hatten auch die Filmemacher nicht gerechnet, aber sie waren froh daß die
Kinozuschauer ihnen den Fehlgriff von The Temple of Doom verziehen
hatten und Indiana Jones nun wieder zu einer der beliebtesten Kinofiguren
geworden war.
Auch die Kritiker konnte Indiana Jones and the Last Crusade restlos
begeistern, die den Film als gelungenes Abenteuer der alten Schule mit
brillianten Darstellern und rasanten, aber nicht übermäßigen Actionelementen
erkannten und besonders viel Lob für die beiden Hauptdarsteller Harrison
Ford und Sean Connery übrig hatten. Für Steven Spielberg wurde der Film
ein richtiges Comeback und bewies, daß der Regisseur immer noch ein feines
Gespür für die Inszenierung von großen Blockbustern besaß, während George
Lucas und Jeffrey Boam für ihre phantasievolle Geschichte viel positive
Kritik ernteten. Die Filmemacher hatten es geschafft, das intelligent-unterhaltsame
Popcornkino völlig neu zu definieren und ihr Erfolgsrezept aus Raiders
of the Lost Ark erfolgreich zu verbessern, ohne sich dabei zu wiederholen.
Die einzigartige Kombination aus einem cleveren Drehbuch, einer Traumbesetzung
und einer gelungenen Inszenierung mit faszinierenden Special-Effects machte
aus Indiana Jones and the Last Crusade das größte Leinwand-Abenteuer
des Jahrzehnts, das bis heute trotz zahlloser Nachahmungen fast unerreicht
bleibt.
Nach dem letzten Kreuzzug...
Leider war Indiana Jones and the Last Crusade für fast zwei Jahrzehnte
das letzte Leinwand-Abenteuer des ungewöhnlichen Helden, aber Indiana
Jones lebte in anderen Medien weiter. Angeregt durch die Vorspann-Sequenz
mit dem jungen Indy begann George Lucas noch während der Filmproduktion
an einer Fernsehserie zu arbeiten, die die jugendliche Vergangenheit von
Indiana Jones erzählte und von 1992 bis 1996 unter dem Titel The Young
Indiana Jones Chronicles im amerikanischen Fernsehen lief. Auch in
der Computerspiele-Branche wurde Indiana Jones von LucasArts weiter lebendig
gehalten und 1992 als Erwachsener nochmals Star des hervorragenden Adventures
Fate of Atlantis, dessen Plot Kinofilm-Qualitäten hatte und noch
heute als großer Klassiker gilt. Leider war es das letzte traditionelle
Adventure-Spiel mit Indiana Jones als Hauptfigur und die beiden folgenden
Actionspiele The Infernal Machine und The Emperor's Tomb
konnten längst nicht mehr an die Erfolge ihrer beiden Vorgänger anknüpfen.
Heute ist Indiana Jones eine Kinolegende, die einfach nicht totzukriegen
ist - fast zwanzig Jahre nach The Last Crusade bewiesen George
Lucas und Steven Spielberg dies mit einem vierten Abenteuer, das 2008
als The Kingdom of the Crystal Skulls in die Kinos kam und noch
einmal längst vergangene Zeiten wiederaufleben ließ.
Die DVD
Indiana Jones and the Last Crusade wurde 2003 zusammen
mit den anderen beiden Filmen der Trilogie erstmals als DVD veröffentlicht
und konnte durch die umfangreichen Restaurationsarbeiten von Lowry Digital
mit einer Bildqualität aufwarten, die mühelos mit viel neueren Produktionen
konkurrieren kann und durch das jüngere Filmmaterial sogar noch etwas
besser als bei den beiden früheren Filmen aussieht.
Alles weiteres zu den DVDs in der Review des
Boxsets und der Bonus-DVD.
Weitere Filme der Trilogie: Raiders of the Lost
Ark | The Temple of Doom
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