Indiana Jones and the Last Crusade
Cover

8.8.2008 #440

Original vom 29.10.2003
von Guido Bibra

Titel Indiana Jones and the Last Crusade
Studio Lucasfilm / Paramount (1989)
Hersteller Paramount Home Video (2003) EAN 7-15515-01032-0
DVD-Typ 9 (6,8 GB) Bitrate ø 7,20 max. 9,9
Laufzeit 126:44 Minuten Kapitel 36
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Amaray I
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 2.35:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kbit/s Englisch 2.0 Surround 192 kbit/s Französisch, Spanisch
Untertitel Englisch
Freigabe MPAA PG-13
Extras • Siehe Bonus-DVD

Der Film

Wieder einmal ist Professor Jones von einem seiner Abenteuer zurück, aber gerade wieder im College angekommen, muss Indy gleich reissaus vor einer Horde ungeduldiger Studenten nehmen. Die Flucht durchs Bürofenster bringt auch keine Abhilfe, denn draussen warten ein paar düstere Gestalten auf Indy, die ihn aber ausnahmsweise einmal nicht um die Ecke, sondern nur zum schwerreichen Kunstsammler Walter Donovan bringen. Der zeigt ihm einen sensationellen Fund: eine Teil einer Steintafel, die den Weg zu dem Ort beschreibt, wo sich der heilige Gral befinden soll. Donovan, von dem Gedanken besessen, mit dem Gral ewiges Leben zu erreichen, hat bereits ein Team in Venedig auf die Suche nach der zweiten Hälfte der Tafel geschickt, aber eins der Mitglieder ist verschwunden. Trotzdem lehnt Indy ab - er ist kein Gral-Experte und weist auf seinen Vater hin, der sich sein ganzes Leben lang mit der Gralsmythologie beschäftigt hat. Donovan eröffnet ihm darauf, dass das verschwundene Teammitglied Indys Vater ist...

 


1984 gelang es George Lucas und Steven Spielberg zum zweiten Mal mit ihrem neuen Helden Indiana Jones die Kinoleinwände zu erobern, aber The Temple of Doom hatte nicht nur bei den Fans, sondern auch bei den Filmemachern einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Die düstere Stimmung und die ungewöhnliche Grausamkeit hatte viele Zuschauer irritiert und auch die Kritiker verärgert, die die schwache Story und die Actionlastigkeit der Handlung zurecht bemängelten. Indiana Jones and the Temple of Doom war zwar kein völliger Reinfall, konnte aber nicht an die verspielte, lockere Atmosphäre des Vorgängers Raiders of the Lost Ark anknüpfen.

Alle guten Dinge sind Drei

Der dritte Indiana Jones-Film sollte auch vorläufig der letzte sein, darauf hatten sich George Lucas und Steven Spielberg schon lange geeinigt. Eigentlich wollte Spielberg nach den ersten zwei Filmen die Regie aus der Hand geben und sich nur noch als Produzent beteiligen, aber nachdem The Temple of Doom für den Regisseur auch ein wenig eine persönliche Enttäuschung gewesen war, ging das Team Lucas-Spielberg noch ein drittes Mal an die gemeinsame Arbeit. Die Trilogie sollte mit einem ganz besonderen Film abgeschlossen werden, denn die beiden Filmemacher fühlten sich auch ein bißchen in der Pflicht, sich bei ihren Fans für ihr vorheriges Indiana Jones-Abenteuer entschuldigen zu müssen.

Die ersten Vorbereitungen begannen schon ein halbes Jahr nach der Premiere von The Temple of Doom, dauerten aber diesmal viel länger als die Pause zwischen den ersten beiden Filmen - der Grund dafür war hauptsächlich die schwierige Suche nach einem passenden Drehbuch, die am meisten Zeit in Anspruch nahm. Als erstes holten George Lucas und Steven Spielberg einige Ideen aus der Schublade, die sie ursprünglich für den zweiten Film geplant hatten, darunter Geschichten über die chinesische Legende des Affenkönigs und ein Geisterhaus. Beides wurde die Basis für eine erste Drehbuch-Version, für die die Filmemacher Chris Columbus engagierten, der schon zuvor für die von Steven Spielberg produzierten Gremlins, The Goonies und Young Sherlock Holmes geschrieben hatte.

Indiana Jones and the Monkey King erwies sich aber überhaupt nicht als das, was sich George Lucas und Steven Spielberg vorgestellt hatten. Einige Elemente waren zwar brauchbar, aber vieles nur schwer inszenierbar. Außerdem hatte Chris Columbus der Geschichte einen so albernen und kindischen Ton verpaßt, daß das Drehbuch unverfilmt liegengelassen wurde. Weil auf den ersten Anhieb kein solides Script entstanden war, widmeten sich die beiden Filmemacher erst einmal ihren eigenen Projekten: Steven Spielberg beschäftigte sich inzwischen mit der Inszenierung von The Color Purple und Empire of the Sun und brachte mit seiner Produktionsfirma Amblin Entertainment einige der erfolgreichsten Filme der achtziger Jahre wie Back to the Future, Innerspace oder Who Framed Roger Rabbit auf die Kinoleinwände - George Lucas war mit den Produktionen seiner eigenen Firma dagegen jedoch nicht so erfolgreich.

Ein neuer Anlauf

Zwei Jahre später setzen sich Steven Spielberg und George Lucas aber erneut zusammen und beschlossen, Indiana Jones noch vor Ende des Jahrzehnts wieder zurück auf die Kinoleinwand zu bringen. Auf der Suche nach einem neuen Plot holte George Lucas eine alte Idee hervor, die er schon früher einmal erfolglos Steven Spielberg schmackhaft machen wollte: die Legende des heiligen Grals. Bisher war der Regisseur von diesem Stoff überhaupt nicht begeistert, weil er ihn zu sehr an Monty Python and the Holy Grail erinnerte, aber diesmal konnte George Lucas ihn mit einem originellen Konzept überzeugen.

Das Problem, die weniger historische als mythologische Gralslegende in die Welt von Indiana Jones zu transplantieren, wurde auf eine ähnliche Weise wie in Raiders of the Lost Ark gelöst, indem dem Gral übernatürliche Fähigkeiten zugesprochen und damit als Antagonisten wieder die Nazis auf den Plan gerufen wurden. Bei der Überlegung, wie man am am besten den Schwerpunkt von den Actionelementen zurück auf die Charaktere bringen könnte, kam George Lucas auf die Idee mit Marcus Brody und Sallah zwei bekannte Gesicher aus dem ersten Film zurückzubringen, aber damit waren die beiden Filmemacher noch nicht ganz zufrieden.

Nach langen Überlegungen entschlossen sich George Lucas und Steven Spielberg, einen ganz besonderen neuen Charakter einzuführen: Indys Vater Henry Jones Senior, der sich als wichtigste Zutat zu einem perfekten Rezept herausstellen sollte. In Raiders of the Lost Ark waren es gerade die persönlichen Hintergründe des Titelhelden, die der Geschichte eine besondere Note verliehen, und es war nur logisch diese Elemente noch mehr zu vertiefen und eine Parallele zwischen der Suche nach dem Heiligen Gral und der Beziehung zwischen Indy und seinem Vater zu ziehen.

Ein globales Abenteuer

Mit diesem soliden Konzept in der Hand begannen die beiden Filmemacher eine grobe Handlung auszuarbeiten, die natürlich um einige zentrale Actionsequenzen aufgebaut wurde. Allerdings hatten George Lucas und Steven Spielberg aus The Temple of Doom gelernt, sich nicht zu sehr auf die Action zu konzentrieren und stattdessen das zu tun, was sie am besten können: eine richtige Geschichte zu erzählen. Die Handlungsorte sollten den halben Globus umspannen und von den USA über Venedig, Österreich und Deutschland bis in den Nahen Osten reichen, wo die Suche nach dem heiligen Gral in einem spannenden Höhepunkt zu Ende gehen sollte.

Die erste Drehbuchversion auf Basis dieser Ideen wurde von Menno Meyies geschrieben, der zuvor schon für Steven Spielberg The Color Purple zu Papier gebracht hatte. Die erste Fassung gefiel den Filmemachern aber noch nicht so richtig, und bevor Meyies weiter an seinem Script arbeiten konnte, verließ er das Projekt, um an einem anderen Film zu arbeiten. Der dritte und letzte Autor, der für die Entwicklung des Drehbuchs angeheuert wurde, war Jeffrey Boam, der die von Steven Spielberg produzierte SF-Actionkomödie Innerspace geschrieben hatte und dem Regisseur wegen seiner ausgeprägten Phantasie und seinem Humor ideal für das neue Indiana Jones-Abenteuer erschien.

Jeffrey Boam hatte es aber nicht leicht, denn ihm wurde nicht etwa ein ausführliches Treatment oder das vorherige Drehbuch von Menno Meyies zur Verfügung gestellt, sondern lediglich eine Liste von Stichwörtern von Elementen, die sich die Filmemacher im Script wünschten. Die Suche nach dem heiligen Gral, der Auftritt von Indys Vater, die Nazis als Bösewichte und die Rückkehr von Marcus Brody und Sallah waren fast die einzigen Vorgaben, die George Lucas und Steven Spielberg machten, um eine originelle Story zu ermöglichen. Jeffrey Boam gelang es aber schon mit den ersten frühen Scriptentwürfen, die beiden Filmemacher zu überzeugen, auch wenn noch nicht alle Ideen ganz ausgereift waren und das Drehbuch noch viele Verwandlungen durchmachte.

Die Jagd nach dem gewissen Etwas

Als Grundlage für den Plot kam im Prinzip die gleiche Geschichte wie bei Raiders of the Lost Ark zum Einsatz, nur wurde die Bundeslade durch den heiligen Gral ausgetauscht und der Antagonist, der auf der Suche nach dem historischen Artefakt aus eigenen Motiven gemeinsame Sache mit den Nazis macht, ist diesmal kein französische Archäologe, sondern ein alternder amerikanischer Kunstliebhaber, der auf der Suche nach der Unsterblichkeit ist. Allerdings hörten da die Gemeinsamkeiten der beiden Filme schon auf, denn die Filmemacher hatten sich bewußt für das erprobte Rezept des Originals entschieden und wollten keine Experimente wie bei The Temple of Doom riskieren.

Trotz der unverkennbar gleichen Grundlagen gelang es George Lucas und Steven Spielberg mit tatkräftiger Unterstützung von Jeffrey Boam eine völlig originelle Geschichte zu entwickeln, die trotz des schon viel zu oft durchgekauten Stoffs des heiligen Grals und der Artus-Legende einen erstaunlich frischen und unverbrauchten Eindruck macht. Die Balance zwischen Action und Handlung wurde viel besser ausgeglichen als beim vorherigen Film, denn diesmal konnten Geschichte und Charaktere deutlich in den Vordergrund gerückt und die Action-Elemente so dicht integriert werden, daß der Plot nicht wie mit einem Baukasten zusammengestückelt wirkt, sondern den Eindruck macht aus einem Guß entstanden zu sein. Um die Bezeichnung Grail wegen der Ähnlichkeit zum Monty Python-Film zu vermeiden, einigten sich die Filmemacher außerdem auf den Titel Indiana Jones and the Last Crusade, der in Verbindung mit dem Plot den Fundort des Grals beschreibt, aber auch ein wenig daran erinnert, daß es vielleicht Indys letztes Leinwand-Abenteuer sein könnte.

Familienbande

Der potentiell tränenrührige Vater-Sohn-Konflikt wurde auf eine überraschend gelungene Weise in die Geschichte eingebettet, ohne das Thema zu sehr zu verflachen. Jeffrey Boam gelang es einen goldenen Mittelweg zwischen einem familiären Drama und einer Komödie zu finden, wodurch die beiden Charaktere zu ausgewachsenen Persönlichkeiten wurden, mit denen der Zuschauer durchaus mitfühlen kann. Das Verhältnis zwischen Jones Junior und Senior wurde mit einem deutlichen Augenzwinkern und einer leichten, aber nicht übertriebenen Ironie versehen, die den Schauspielern eine Menge Freiraum ließ - etwas, was sich später noch als sehr wichtig herausstellen sollte.

Schwierig erwies sich die Entstehung des Teasers, von dem Jeffrey Boam gleich mehrere verschiedene Varianten verfaßte, die den Filmemachern aber alle nicht so richtig gefielen, weil sie nichts wirklich neues zu bieren hatten. Der Durchbruch konnte erst erreicht werden, als George Lucas auf die Idee kam, den Teaser in Indys Jugend anzusiedeln und damit die Möglichkeit eröffnete, die Ursprünge des Charakters zu erforschen. Der junge Indiana Jones wurde kurzerhand auf eine Pfadfinder-Expedition geschickt, auf der er eins seiner allerersten Abenteuer erlebt und gezeigt wird, wie er an seine berühmten Markenzeichen, seinen charakteristischen Hut und die Peitsche, gelangte.

Genauso wie der Subplot um Indy und seinen Vater sollte es kein dramatischer und bedeutungsschwangerer Auftakt werden, sondern ein spannendes, lockeres und auch etwas lustiges Abenteuer werden, das die ausgelassene Atmosphäre des Films gleich zu Beginn deutlich machen sollte. Insgesamt sprüht Jeffrey Boams Drehbuch nur so vor hintergründigem Humor, denn die Geschichte nimmt sich eigentlich gar nicht ernst und wurde wie ein Abenteuer-Märchen konzipiert, in dem es nicht immer völlig realistisch zugehen muß. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat The Last Crusade auch wieder jede Menge hervorragende Dialoge zu bieten, die für einen großen Teil des Humors und die besondere Atmosphäre des Films verantwortlich sind.

Dr. Jones und Dr. Jones

George Lucas und Steven Spielberg hatten mit ihrem Hauptdarsteller Harrison Ford schon 1981 in weiser Vorraussicht einen Vertrag über drei Filme abgeschlossen, so daß sie sich keine Sorgen um die Besetzung des Titelhelden machen mußten. Inzwischen war der Schauspieler sogar zu einem begehrten Hollywoodstar geworden, nachdem er seine Rollen in George Lucas' und Steven Spielbergs Filmen weit hinter sich gelassen hatte. In Filmen wie Mosquito Coast und Witness des australischen Regisseurs Peter Weir und Frantic von Roman Polanski hatte sich Harrison Ford als hervorragender Charakterdarsteller etablieren können, war aber gerne bereit für seine alten Freunde in Fedora und Lederjacke zu schlüpfen, um die Rolle, der er größtenteils seine Karriere zu verdanken hatte, noch einmal auf die Leinwand zu bringen.

Ein großes Fragezeichen war dagegen anfänglich die Besetzung von Indys Vater, die besonders kritisch für einen Erfolg des Films war. Steven Spielberg hatte insgeheim den Wunsch die Rolle an Sean Connery vergeben zu können, aber die Filmemacher machten sich keine großen Hoffnungen den schottischen Schauspieler überzeugen zu können. Schließlich war Indiana Jones ihre Antwort auf James Bond, eine Rolle mit der Connery zwar berühmt geworden war, aber schon längst mit ihr abgeschlossen hatte. Auch George Lucas war von der Idee nicht überzeugt und befürchtete, daß der Schauspieler einen zu großen Schatten auf Harrison Ford werfen könnte.

Schließlich wagte es Steven Spielberg aber doch bei Sean Connery anzufragen, der zum großen Erstaunen der Filmemacher schnell zusagte - allerdings nur unter der Bedingung, daß er ein Mitspracherecht bei der Gestaltung seines Charakters bekäme. Damit hatten Spielberg und Lucas überhaupt kein Problem, denn mit Harrison Ford hatten sie in dieser Beziehung schon sehr gute Erfahrungen gemacht und nahmen Connery Vorschläge ebenfalls sehr gerne an. Der Schauspieler hatte auch gleich einiges beizusteuern, weil er mit seinem Charakter in den ersten Drehbuchversionen nicht zufrieden war, denn einen Yoda-ähnlichen, weisen alten Mann hätte gar nicht zu ihm gepaßt. Stattdessen plädierte Connery dafür, Henry Jones zu einem Abenteurer der alten Schule aus viktorianischer Zeit zu machen - eine Idee, von der die Filmemacher begeistert waren und von Jeffrey Boam schnell in die Tat umsetzen ließen.

Die Sorgen, was passieren würde, wenn ein Star wie Harrison Ford und ein noch größerer Star wie Sean Connery sich einen Film teilen, waren letztendlich völlig unbegründet. Obwohl Connery nur zwölf Jahre älter als Ford war, erwies sich der Unterschied als überhaupt nicht problematisch, denn die Chemie zwischen den beiden Schauspielern funktionierte auf Anhieb so gut, daß noch während der Dreharbeiten eine ganze Menge kleine und große Ideen für den Subplot um Indy und seinen Vater fanden. Sean Connery und Harrison Ford gelang es ihren Charakteren soviel Leben einzuhauchen, daß sie ihre Rollen zu einem der bemerkenswertesten Vater-Sohn-Gespänne der Filmgeschichte machten und Indiana Jones and the Last Crusade das ganz besondere Etwas gaben.

Letztendlich mußte aber noch ein dritter Jones besetzt werden, denn zu Beginn des Films sollte Indiana Jones als Jugendlicher auftreten. Da die Filmemacher gerade diese Szenen so lang wie möglich geheim halten wollten, konnte für diese Rolle kein öffentliches Casting stattfinden. Schließlich fanden George Lucas und Steven Spielberg aber doch genau den richtigen Darsteller, als sie sich in Harrison Fords Filmographie umsahen und mit River Phoenix einen idealen jungen Star entdeckten. Zwei Jahre zuvor hatte Phoenix in Mosquito Coast den Sohn von Fords Charakter gespielt und erwies sich alleine dadurch perfekt als junger Indiana Jones, ohne sein älteres Vorbild direkt zu imitieren.

Die Wiederkehr der alten Freunde

Mit dem unvergleichlichen Duo Jones Junior und Senior brachten die Filmemacher auch zwei der beliebtesten Charaktere aus Raiders of the Lost Ark wieder: Marcus Brody und Sallah, die schon nach nur einem einzigen Leinwand-Auftritt zu festen Bestandteilen des Indiana Jones-Universums geworden waren. George Lucas und Steven Spielberg hatten dies erkannt und auf die Einführung von neuen Charakteren oder eine Umbesetzung der Rollen verzichtet - stattdessen engagierten die Filmemacher wieder die ursprünglichen Schauspieler, die das Angebot dankend annahmen und gerne zu den Rollen zurückkehrten, die ihnen fast zehn Jahre zuvor zu einem kräftigen Karrieresprung verholfen hatten.

John Rhys-Davies war als Ausgräber Sallah und alter Freund von Indiana Jones so bekannt geworden, daß er öfter ähnliche Rollen in anderen Filmen gespielt hatte - darunter auch in dem billig produzierten Remake von King Solomon's Mines, einem nur dünn kaschierten Indy-Abklatsch. Ende der achtziger Jahre wurde der walisische Schauspieler durch seine oft komisch, aber manchmal auch eindrucksvoll und furchterregend angelegten Nebenrollen sehr beliebt, die ihm sogar zu einem Auftritt im fünfzehnten Bond-Film The Living Daylights verhalfen. Seine Rückkehr als Sallah in The Last Crusade war deshalb nur logisch und brachte nicht nur einen vertrauten Charakter mit in die Geschichte, sondern auch eine willkommene humorvolle Ablenkung - durch seine verschmitzte Art konnte John Rhys-Davies den einen oder anderen wohlplatzierten Gag einbringen.

Denholm Elliot hatte schon eine fast vierzigjährige Schauspielkarriere hinter sich, als Steven Spielberg und George Lucas ihn Anfang der achtziger Jahre für die kleine Nebenrolle als Marcus Brody engagiert hatten. Viel hatte der Schauspieler in der Handlung nicht zu tun und war nur am Anfang und Ende des Films dabei - das sollte sich aber in The Last Crusade deutlich ändern, denn Jeffrey Boam hatte eine ideale Möglichkeit gefunden, Elliots Charakter stärker in die Handlung einzubinden. Er sollte nun nicht nur Schreibtischtäter sein, sondern Indy jetzt auch auf seinen Reisen begleiten, was dem Schauspieler eine seltene Gelegenheit gab, seine komödiantischen Fähigkeiten einzusetzen. Denholm Elliot schaffte es Marcus Brodys Trotteligkeit so gelungen darzustellen, daß seine Rolle nicht zu einer simplen Witzfigur verflacht, sondern auch einen Altersgenossen für Indys Vater ins Spiel brachte.

Der Reiche, das Fräulein und die Nazis

Eigentlich sollte die Rolle des schwerreichen Industriellen Walter Donovan gar nicht mit Julian Glover besetzt werden, denn Produzent Robert Watts hatte ihn eigentlich für den Nazi-Schergen Vogel ausgesucht. Glover hatte sich eigentlich als britischer Bühnenschauspieler einen Namen gemacht, war aber auch oft auf der großen Leinwand zu sehen - George Lucas kannte den Schauspieler noch von dessen Nebenrolle in The Empire Strikes Back und 1981 spielte Julian Glover sogar in For Your Eyes Only einen waschechten Bond-Bösewicht - einen besseren Gegenspieler für Indiana Jones hätten sich die Filmemacher kaum aussuchen können. Eigentlich ist Donovan aber gar kein typischer Schurke, sondern viel mehr ein eleganter, eiskalter Gentleman, der auf der Suche nach der Unsterblichkeit vor nichts zurückschreckt - eine Paraderolle für den Charakterdarsteller Glover, der mit seinem reservierten, aber hintergründig bedrohlichen Auftritt einen erstklassigen Fiesling der alten Schule auf die Leinwand brachte.

Mit Elsa Schneider stellten die Filmemacher Indiana Jones erstmals eine Frau an die Seite, die ihm auch akademisch das Wasser reichen kann. Von Marion Ravenwood und Willie Scott, den Leading Ladies der ersten beiden beiden Filme, konnte man dies nur bedingt behaupten und deshalb hatten George Lucas und Steven Spielberg diesmal auf einen völlig anderen Charakter gesetzt. Gesucht wurde eigentlich eine österreichische Endzwanzigerin, aber während des Castings fiel dem Regisseur die noch völlig unbekannte Allison Doody auf, die zwar erst Mitte Zwanzig war, aber genau die richtige autoritäte Ausstrahlung für die Rolle besaß. Die irische Schauspielerin hatte bisher einige kleinere Nebenrollen gespielt und war ähnlich wie ihr Kollege Julian Glover auch schon einmal kurz in einem Bond-Film zu sehen gewesen, aber Indiana Jones and the Last Crusade erwies sich als ihr bisher größter Auftritt. Sie konnte sich erstaunlich gut gegenüber Harrison Ford und sogar Sean Connery behaupten und ließ sich noch nicht einmal von dem den Umständen entsprechend gut gelungenen österreichen Akzent ihres Charakters aufhalten.

Mit dem Entschluß der Filmemacher wieder die Nazis als sekundäre Schurken einzusetzen, war auch ein entsprechender Bösewicht notwendig, der diesmal jedoch nicht ganz so furchterregend wie in Raiders of the Lost Ark ausfiel. Statt einem düsteren Unhold wie im ersten Film war es diesmal ein zackiger Offizier namens Colonel Vogel, der ursprünglich von Julian Glover gespielt werden sollte, der aber dann die Rolle von Walter Donovan übernahm. Stattdessen wurde mit Michael Bryant ein anderer britischer Schauspieler engagiert, der schon öfter Offizierstypen gespielt hatte und den Filmemachern offenbar deshalb aufgefallen war, weil er zehn Jahre zuvor in Force 10 from Navarone schon einmal gegenüber Harrison Ford einen Nazi-Offizier gespielt hatte. Sein Auftritt in Indiana Jones and the Last Crusade gab dem Schauspieler die Chance, seine Rolle als schmieriger Uniformträger etwas übertriebener und nicht ganz so ernst anzulegen, ohne dabei die Bedrohlichkeit des Charakters zu vernachlässigen.

In den Startlöchern

Mit einer Besetzung, die sie sich nicht besser hätten wünschen können, waren George Lucas und Steven Spielberg soweit, mit Paramount über die Produktion des Films zu verhandeln. Zuerst schreckte das Studio vor dem vorgeschlagenen Budget von knapp 40 Millionen Dollar zurück, hatte aber angesichts des enormen Boxoffice-Potentials keine andere Wahl als den Filmemachern schließlich grünes Licht zu geben. Die Dreharbeiten sollten die aufwendigsten und ehrgeizigsten aller drei Indiana Jones-Filme werden und führten die Crew nach Spanien, Italien, Jordanien, Amerika und England, wo auch die Innenaufnahmen in den Elstree-Studios stattfanden - es war einer der letzten großen Kinofilm, der in den berühmten Studios gedreht wurde, bevor das Gelände unter den Hammer kam und lange Zeit nicht mehr von der Filmindustrie benutzt wurde.

Steven Spielberg und George Lucas gelang es auch zum dritten Mal fast wieder die gleiche Filmcrew wie bei den ersten beiden Indiana Jones-Produktionen zusammenzustellen. Den Kameramann Douglas Slocombe konnten die beiden Filmemacher trotz seines hohen Alters noch ein letztes Mal aus dem Quasi-Ruhestand locken und auch Produktionsdesigner Elliot Scott, nur zwei Jahre jünger als der damals 75-jährige Cinematograph, gab mit Indiana Jones and the Last Crusade seine fulminante Abschiedsvorstellung. George Lucas war zusammen mit Frank Marshall den Posten des ausführenden Produzenten tätig und auch Robert Watts war wieder als Produzent mit dabei. Lucas hatte sich allerdings größtenteils aus der täglichen Arbeit des Filmemachens zurückgezogen und achtete zwar zusammen mit Steven Spielberg auf die kreative Kontrolle, überließ dem Regisseur aber weitgehend die Inszenierung des Films.

Spanischer Urlaub und Englische Arbeit

Die Dreharbeiten begannen im Mai 1988 im spanischen Almeria, wo in den sechziger Jahren zahllose Italowestern entstanden waren. Die Wüstengegend erwies sich als idealer Schauplatz für die Panzer-Verfolgungsjagd, die ursprünglich innerhalb von zwei Tagen gedreht werden sollte, aber von Steven Spielberg zu einer der aufwendigsten Actionsequenzen des Films umfunktioniert wurde und deshalb zwei Wochen Drehzeit in Anspruch nahm. Auf einem verlassenen Flugplatz auf Mallorca wurden Teile der Luftschlacht in Szene gesetzt, während Granada stellvertretend für Iskenderun stand und dort einige Sequenzen auf dem Bahnhof und im Stadtkern gefilmt wurden. Außerdem erhielten die Filmemacher eine Dreherlaubnis für den in der Nähe gelegenen Alhambra-Palast, der für einige kurze Szenen in der heute nicht mehr existierenden Republik Hatay verwendet wurde.

Nach drei Wochen Dreharbeiten im sonnigen Spanien zog die Produktion für die nächsten zweieinhalb Monate in die britischen Elstree-Studios, wo ein großer Teil des Films in den aufwendigen, von Designer Elliot Scott aufgebauten Kulissen gedreht wurde. Diesmal waren die Sets nicht ganz so gigantisch wie bei den vorherigen beiden Filmen, aber dafür noch viel komplexer und trickreicher. Für den zweiten Teil des Teasers wurde das Oberdeck eines alten Dampfers nachgebaut und ein Sturm mit Hilfe von viel Wasser und großen Windmaschinen nachgestellt. Die fiktiven Katakomben Venedigs beherbergten eine ganze Armee von Ratten, die nach den Schlangen in Raiders of the Lost Ark und den Insekten von The Temple of Doom das Faible der Filmemacher für animalische Schockeffekte in die Geschichte einbrachte.

Das Innere Gralstempel war eine Abfolge von einzelnen Sets, die teilweise nur mit Hilfe von Special-Effects-Techniken richtig zum Leben erweckt werden konnten und zu den aufwendigsten Konstruktionen des Films gehörten. Relativ überschaubar waren dagegen die Szenerie des österreichischen Schloßs, in dem Indys Vater gefangen gehalten wird - zwar hätte man auch in einem richtigen Gemäuer drehen können, aber die Kulissen wurden der Einfachheit halber einigermaßen originalgetreu im Studio aufgebaut und nur eine kurze Außenaufnahme des deutschen Schloss Bürresheim in Rheinland-Pfalz verwendet. Die Außenaufnahmen des Zeppelins wurden mit Hilfe eines Modell-Effekts bewerkstelligt, während die luxuriösen Kabinen mit relativ wenig Aufwand, aber trotzdem viel historischen Details als Studioset gebaut wurden.

Außer in den Elstree Studios drehten die Filmemacher auch erstmals einige größere Außenaufnahmen in England, denn die Stowe School in Buckinghamshire besaß genau den richtigen Charme um als gemütliches amerikanisches College in Neuengland durchzugehen. Die rasante Verfolgungsjagd in den Kanälen von Venedig wurde in den Tilbury Docks an der Themse in der Nähe von London in Szene gesetzt, wo genug Platz für einen riskanten Stunt mit zwei aneinanderliegenden Schiffen war - spätere Szenen, in denen ein Boot von einer Schiffsschraube zerhackt wird, wurden allerdings wieder im Studio in einem großen Wasserbecken gedreht.

Ah, Venedig!

Obwohl in Venedig gerade Urlaubssaison war, hatten die Filmemacher trotzdem beschlossen vor Ort zu drehen, weil noch so gut gebaute Kulissen niemals die wirkliche Szenerie ersetzen hätten können. Steven Spielberg gelang es den Markusplatz in Beschlag zu nehmen und mit der Kooperation der Behören auch kurz einen Teil des Grand Canal zu sperren, denn obwohl die Szenerie sich in fünfzig Jahren kaum geändert hatte, mußten moderne Touristen und Boote während der relativ kurzen Dreharbeiten verbannt werden. So konnte aber auch eine der eindrucksvollsten Szenen des Films entstehen, die den Markusplatz in seiner ganzen Pracht zeigen konnten.

Sehr viel Wert auf eine realistische Kulisse legten die Filmemacher auch beim Gralstempel, für den schon zu Anfang ein ganz besondere Kulisse ausgesucht wurde: die antike Stadt Petra in Jordanien, die mehr als dreißig Tempel beherbergt, die in die Seiten einer langen Schlucht gebaut wurden. Elliot Scott und Produzent Robert Watts hatten sich die beeindruckenden Tempel schon zuvor angesehen und waren so beeindruckt, daß sie auf jeden Fall den Schluß des Films dort drehen wollten. Die Filmemacher waren im Land sehr willkommen und erhielten vom jordanischen Königshaus nicht nur eine Drehgenehmigung, sondern auch die persönliche Unterstützung von König Hussein und Königin Noor, die jeden Tag zusammen mit ihren Kindern zum Drehort kam um dem Filmteam zuzuschauen.

Menschen, Tiere, Sensationen

Die allererste Szene des Films wurde erst drei Wochen nach dem Abschluß der eigentlichen Dreharbeiten in Angriff genommen und sollten zuerst im Mesa Verde National Park in Colorado stattfinden, aber wegen religiösen Bedenken der örtlichen Indianer-Repräsentanten mußten sich die Filmemacher nach einer neuen Kulisse umschauen. Schließlich wurden der ebenso beeindruckende Arches National Park in Utah ausgewählt, wo die Pfadfinder-Szenen mit River Phoenix als junger Indiana Jones und einer Besetzung gedreht wurden, die im restlichen Film überhaupt nicht auftrat - Harrison Ford war aber trotzdem dabei, um den jungen Schauspieler bei seiner besonderen Rolle zur Seite zu stehen.

Während die Dreharbeiten in Utah relativ schnell abgeschlossen waren, wurde der kompliziertere Teil der Teaser-Sequenz, in der Indy auf einem fahrenden Zirkuszug vor seinen Verfolgern flüchtet, in New Mexiko gedreht. Dort hatten die Filmemacher eine als Touristenattraktion betriebene Schmalspur-Dampfeisenbahn gefunden, auf der die halsbrecherischen Stunts in Szene gesetzt wurden - teilweise sogar mit den richtigen Schauspielern, aber die gefährlichere Akrobatik wurden doch von erfahrenen Stuntleuten übernommen. Für die Innenaufnahmen des Zugs zog die Filmcrew in die Universal Studios in Los Angeles um, damit unter kontrollierten Bedingungen gedreht werden konnte - das war unbedingt notwendig, weil die Besetzung nicht nur mit zahllosen Schlangen, sondern auch einem Löwen erweitert wurde - das Nashorn und die Giraffen wurden allerdings künstlich in Szene gesetzt.

Handgemachte Effekte und Computer-Experimente

Obwohl Indiana Jones and the Last Crusade weniger den Eindruck macht ein Effekt-Spektakel zu sein als seine beiden Vorgänger, wurden noch mehr Special-Effects als zuvor eingesetzt - nur waren diese durch die fortgeschrittenen Techniken kaum noch bemerkbar. Außer zahllosen Matte-Paintings hatte Lucasfilms Effekt-Abteilung Industrial Light and Magic eine ganze Menge Arbeit mit dem Film, der die damals mögliche Tricktechnik auf eine harte Probe stellte. Eine aufwendige Luftschlacht inklusive feurigen Abstürzen, waghalsigen Flugmanövern und einer spektakulären Szene, in der ein Kampfflugzeug mit abgebrochenen Flügeln in einem Tunnel die beiden Helden überholt, war am schwierigsten zu inszenieren, während die Modellaufnahmen des Luftschiffs zu einer der leichtesten Übungen gehörten.

Das mysteriöse Innere des Gralstempels mag auf den ersten Blick wie eine solide Kulisse aussehen, war aber tatsächlich eine komplizierte Kombination aus Realaufnahmen, Miniaturen und Matte-Paintings. Ein ganz besonderes Problem stellte sich ILM, als die Filmemacher den rapide alternden Donovan in einer einzigen Einstellung zeigen wollten. Einen ähnlichen Effekt hatte es schon in Raiders of the Lost Ark gegeben, aber nun war etwas viel aufwendigeres gefragt. Mit Hilfe von Aufnahmen des Schauspielers und vielen künstlichen Köpfen in verschiedenen Verfallsstadien wurde die rapide Alterung in Szene gesetzt, aber um die einzelnen Elemente miteinander nahtlos miteinander zu verschmelzen, wurde das gesamte Bild mit einem Computer gescannt, bearbeitet, und auf Film wieder ausgegeben. Es war das erste Mal, daß die digitale Compositing-Technik auf diese Weise eingesetzt wurde - trotzdem waren alle anderen Effekte noch auf althergebrachte Weise entstanden, weil die Computertechnik zu aufwendigeren Dingen noch nicht fähig war.

Abenteuer-Sinfonie

Indiana Jones war nicht nur ein Synonym für George Lucas und Steven Spielberg, sondern auch für John Williams geworden - der Filmmusiker hatte schon die Scores der vorherigen zwei Filme komponiert und war mit ihnen untrennbar verbunden. Mit Indiana Jones and the Last Crusade gelang es John Williams noch einmal an seine früheren Filmmusiken anzuknüpfen und eine ganze Reihe von bemerkenswerten und originellen Themen zu schreiben. Während der heilige Gral in der Score mit warmen und ehrfürchtigen Melodien repräsentiert wird, werden die Actionszenen von rhytmischen dominierten Themen mit Ohrwurmcharakter begleitet, die Hand in Hand mit der Handlung arbeiten. So wird für eine enorme Spannung gesorgt, aber oft machen die Melodien auch einen völlig unbeschwerten Eindruck und unterstreichen damit die lockere Atmosphäre des Films noch zusätzlich.

Viel ernster, aber auch noch erstaunlich schwungvoll, hören sich die Themen rund um die Antagonisten des Films an. Diese bestehen natürlich hauptsächlich aus zackigen Märschen, aber auch einigen vielfältigeren Melodien, die Williams' Imperial March aus George Lucas' Star Wars-Filmen alle Ehre machen und die Boshaftigkeit und Hinterhältigkeit der Nazis in der Geschichte perfekt ausdrücken. Mit dem musikalischen Markenzeichen von Indiana Jones, dem Raiders-Marsch, ging John Williams überraschend sparsam um, denn die Melodie wurde nur an einigen wirklich passenden Stellen in Form einer kurzen Fanfare eingesetzt und ist wie bei den beiden Vorgängern erst im Abspann in der voll orchestrierten Fassung zu hören.

Selling Indy

Nachdem die Dreharbeiten im Herbst 1988 abgeschlossen waren, ging Indiana Jones and the Last Crusade in die Postproduktions-Phase, die nochmal ein gutes halbes Jahr dauerte. Währenddessen lief langsam die Werbekampagne an, die wegen der starken Konkurrenz zur Kinopremiere im Mai des darauffolgendes Jahres noch aufwendiger als bei den beiden Vorgängern war. George Lucas und Steven Spielberg waren zwar voll und ganz von ihrem Film überzeugt, aber sie wollten kein Risiko eingehen und auch das Filmstudio war bereit, eine Menge in die Werbung für The Last Crusade zu investieren. Wegen der Geheimniskrämerei um den Beginn des Films mußten die Marketing-Abteilung von Lucasfilm und Paramount aber Stillschweigen über den jungen Indiana Jones bewahren, weshalb Harrison Ford und Sean Connery stärker in den Vordergrund gerückt wurden - das erwies sich nicht unbedingt als Nachteil und produzierte gelungene Slogans wie The man with the hat is back. And this time, he's bringing his dad!.

Ein sehr kreativer Nebeneffekt der massiven Werbekampagne war auch die Veröffentlichung eines gleichnamigen Computerspiels, das von der Games Division von Lucasfilm entwickelt wurde. Lucasfilm Games hatte seit 1987 mit den ersten echten Point-and-Click-Adventures Maniac Mansion und Zak McKracken die Spielebranche revolutioniert und George Lucas so begeistert, daß er sich unbedingt ein solches Spiel auf Basis des neuen Indiana Jones-Abenteuers wünschte. Lucasfilm Games, die damals nur aus einer handvoll Leuten bestanden, programmierten das gleichnamige Spiel während die Dreharbeiten noch im Gange waren und mußten wegen den vielen Änderungen des Scripts sehr flexibel sein. Trotzdem wurde aus dem dritten Adventure von Lucasfilm Games nicht nur ein billiges Werbespielchen, sondern eins der besten Spiele seines Genres, das auch eine ideale Begleitung zum Kinofilm war.

Das letzte Abenteuer?


Im Mai 1989 wurde Indiana Jones and the Last Crusade schließlich in den USA uraufgeführt und war am Eröffnungswochenende in über 2000 Kinos zu sehen, die innerhalb einer Woche fast fünfzig Millionen Dollar in die Kassen sprudeln ließen. Obwohl der Film sich gegen andere große Blockbuster wie Batman, Ghostbusters II, Lethal Weapon II und den sechzehnten Bond-Film Licence to Kill behaupten mußte, entwickelte sich das dritte Indiana Jones-Abenteuer zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres und konnte sich als zweitbester Film auf den Boxoffice-Charts von 1989 platzieren. Mit einem so großen Erfolg hatten auch die Filmemacher nicht gerechnet, aber sie waren froh daß die Kinozuschauer ihnen den Fehlgriff von The Temple of Doom verziehen hatten und Indiana Jones nun wieder zu einer der beliebtesten Kinofiguren geworden war.

Auch die Kritiker konnte Indiana Jones and the Last Crusade restlos begeistern, die den Film als gelungenes Abenteuer der alten Schule mit brillianten Darstellern und rasanten, aber nicht übermäßigen Actionelementen erkannten und besonders viel Lob für die beiden Hauptdarsteller Harrison Ford und Sean Connery übrig hatten. Für Steven Spielberg wurde der Film ein richtiges Comeback und bewies, daß der Regisseur immer noch ein feines Gespür für die Inszenierung von großen Blockbustern besaß, während George Lucas und Jeffrey Boam für ihre phantasievolle Geschichte viel positive Kritik ernteten. Die Filmemacher hatten es geschafft, das intelligent-unterhaltsame Popcornkino völlig neu zu definieren und ihr Erfolgsrezept aus Raiders of the Lost Ark erfolgreich zu verbessern, ohne sich dabei zu wiederholen. Die einzigartige Kombination aus einem cleveren Drehbuch, einer Traumbesetzung und einer gelungenen Inszenierung mit faszinierenden Special-Effects machte aus Indiana Jones and the Last Crusade das größte Leinwand-Abenteuer des Jahrzehnts, das bis heute trotz zahlloser Nachahmungen fast unerreicht bleibt.

Nach dem letzten Kreuzzug...

Leider war Indiana Jones and the Last Crusade für fast zwei Jahrzehnte das letzte Leinwand-Abenteuer des ungewöhnlichen Helden, aber Indiana Jones lebte in anderen Medien weiter. Angeregt durch die Vorspann-Sequenz mit dem jungen Indy begann George Lucas noch während der Filmproduktion an einer Fernsehserie zu arbeiten, die die jugendliche Vergangenheit von Indiana Jones erzählte und von 1992 bis 1996 unter dem Titel The Young Indiana Jones Chronicles im amerikanischen Fernsehen lief. Auch in der Computerspiele-Branche wurde Indiana Jones von LucasArts weiter lebendig gehalten und 1992 als Erwachsener nochmals Star des hervorragenden Adventures Fate of Atlantis, dessen Plot Kinofilm-Qualitäten hatte und noch heute als großer Klassiker gilt. Leider war es das letzte traditionelle Adventure-Spiel mit Indiana Jones als Hauptfigur und die beiden folgenden Actionspiele The Infernal Machine und The Emperor's Tomb konnten längst nicht mehr an die Erfolge ihrer beiden Vorgänger anknüpfen.

Heute ist Indiana Jones eine Kinolegende, die einfach nicht totzukriegen ist - fast zwanzig Jahre nach The Last Crusade bewiesen George Lucas und Steven Spielberg dies mit einem vierten Abenteuer, das 2008 als The Kingdom of the Crystal Skulls in die Kinos kam und noch einmal längst vergangene Zeiten wiederaufleben ließ.


Die DVD

Indiana Jones and the Last Crusade wurde 2003 zusammen mit den anderen beiden Filmen der Trilogie erstmals als DVD veröffentlicht und konnte durch die umfangreichen Restaurationsarbeiten von Lowry Digital mit einer Bildqualität aufwarten, die mühelos mit viel neueren Produktionen konkurrieren kann und durch das jüngere Filmmaterial sogar noch etwas besser als bei den beiden früheren Filmen aussieht.

Alles weiteres zu den DVDs in der Review des Boxsets und der Bonus-DVD.
Weitere Filme der Trilogie: Raiders of the Lost Ark | The Temple of Doom

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Obwohl Indiana Jones and the Last Crusade der jüngste Film der Trilogie ist, waren für die DVD-Veröffentlichung doch einige Restaurationsarbeiten notwendig, für die wie bei den beiden anderen Filmen Lowry Digital zuständig war. Durch das fast ein halbes Jahrzehnt jüngere Filmmaterial und die anders eingesetzten Restaurationstechniken bekam der Film allerdings ein etwas anderes Aussehen als seine beiden Vorgänger.

Die Filmvorlage wurde so gut gesäubert, daß man den Eindruck hat es mit einer nagelneuen Produktion mit digitalem Interpositiv zu tun zu haben. Im Gegensatz zu Raiders of the Lost Ark und The Temple of Doom wurde jedoch die Körnigkeit fast vollständig entfernt, wodurch das Bild einen sehr glatten, aber keinewegs totgefilterten Eindruck macht. Es wurde nicht nur einfach nur wild drauf losgefiltert, sondern eine spezielle Kombination von Lowry Digitals Rausch- und Schärfefiltern eingesetzt, deren Intensität je nach dem Wunsch der Filmemacher variiert wurde. Unangenehme Nebenwirkungen wie Doppelkanten oder Nachzieheffekte sind überhaupt nicht bemerkbar, so daß die Filter trotz allem ein enorm detailreiches und plastisches Bild ermöglicht haben.

Wenig getan werden mußte dagegen bei den Farben, die schon in den früheren Versionen sehr kräftig waren, aber durch die digitale Abtastung nun noch viel brillianter aussehen. Mit den strahlend blauen Himmeln und den schummrig-düsteren Katakomben hat der neue Transfer überhaupt keine Probleme und gibt die Farben kristallklar und vor allen Dingen das erste Mal außerhalb der Kinoprojektion völlig rauschfrei wieder. Besonders die vielen Rottöne profitieren davon enorm, so daß in vielen Szenen Details sichtbar werden, die bisher immer von technischen Einschränkungen der Videotransfer verdeckt wurden.

Am Authoring der DVD gibt es auch nichts auszusetzen, denn da auf der Disc keine weiteren Extras untergebracht wurden, war noch viel Platz übrig, der wie bei den anderen beiden Filmen des Indiana Jones-Boxsets fast komplett ausgenutzt wurde. Dadurch konnte eine besonders hohe Bitrate verwendet werden, die dafür gesorgt hat, daß sich keinerlei Kompressionsartefakte bemerkbar machen.

Frischer und lebendiger hat Indiana Jones and the Last Crusade noch nie ausgesehen, denn durch die neue Abtastung macht der Film den Eindruck, als ob er erst gestern gedreht worden wäre. An dieser hervorragenden Bildqualität könnte sich so manche andere DVD eine große Portion abschneiden, denn sogar neue Produktionen sehen nicht immer so gut aus.

Ton

Obwohl Indiana Jones and the Last Crusade noch vor der Digitaltonzeit entstanden war, gab es wie bei den anderen zwei Filmen der Trilogie mit den 70mm-6-Track-Mastern eine hervorragende Vorlage für die neue 5.1-Tonspur der DVD, die kaum einen Unterschied zu einer modernen Abmischung aufweist.

Musik, Dialoge und Geräusche der englischen Tonspur sind eng miteinander verzahnt und bilden eine sehr natürliche und realistische Klangkulisse, die einen ausgezeichneten Raumklang zu bieten hat und oft mehr gebrauch von den Surroundkanälen macht als mancher aktueller Film. Die Abmischung von John Williams Filmmusik ist der Soundtrack-CD stark überlegen und wurde transparenter gemischt, so daß sich mühelos einzelne Instrumente orten lassen. Frequenzgang und Dynamik sind vorbildlich - tiefer Baß, ausgewogene Mitten und luftige Höhen sorgen für einen ausgewogenen Klang, der

Die französischen und spanischen 2.0-Surround-Tonspuren wurden allerhöchstens oberflächlich bearbeitet, klingen aber schon erheblich besser als ihre Pendants auf den DVDs der vorherigen zwei Indy-Filme - ähnliches gilt auch für die deutsche Tonspur auf der RC2-DVD. Offenbar haben Paramount und Lucasfilm entschieden, die fremdsprachen-Tonspuren trotz teilweise vorhandener 70mm-Magnettracks nicht neu abzumischen und nur die Stereo-Surround-Fassungen zu nehmen.

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