The Marx Brothers - Animal Crackers (Silver Screen Collection)
Cover

7.2.2005 #312

Update vom 2.4.2010
von Guido Bibra

Titel Animal Crackers
Studio Paramount (1930)
Hersteller Universal Home Video (2004) EAN 0-25192-12502-7
DVD-Typ 5 (4,39 GB) Bitrate ø 5,93 max. 8,0
Laufzeit 96:42 Minuten Kapitel 18
Regionalcode 1 (USA/Kanada) Case Custom-Bookpack
Fernsehnorm NTSC
Bildformat 1.33:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 2.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Spanisch
Untertitel Englisch, Französisch, Spanisch
Freigabe Not Rated
Extras • Trailer
• Weitere Extras der Silver Screen Collection siehe The Cocoanuts

Der Film

Hooray for Captain Spaulding, the African Explorer! Mrs. Rittenhouse gibt auf ihrem Landsitz eine große Willkommensparty für Captain Spaulding (Groucho Marx), der gerade von einer seiner Expeditionen aus Afrika zurückgekehrt ist und von seinem Sekretär Horatio Jamieson (Zeppo Marx) begleitet wird. Weitere Gäste sind Signor Emanuel Ravelli (Chico Marx), seines Zeichens Posaunist im Orchester und eine undurchsichtige Figur namens "Der Professor" (Harpo Marx).

Ein großes Ereignis der Feier soll die Enthüllung eines berühmtes Ölgemälde werden, das der Kunstsammler Roscoe Chandler (Louis Sorin) in Europa gekauft hat. Mrs. Rittenhouse hätte gerne, daß ihre Tochter Arabella (Lillian Roth) Chandler heiratet, aber die hat nur Augen für den armen Künstler Johnny Parker (Hal Thompson). Das Durcheinander beginnt, als Arabella und Johnny das Gemälde gegen eine von ihm gemalte Kopie austauschen wollen, um sein Können zu beweisen - aber auch zwei Freundinnen, die auf Mrs. Rittenhouse neidisch sind, wollen das Bild gegen eine selbstgemachte Kopie austauschen...

 


Nachdem die Marx Brothers 1929 einen Filmvertrag bei Paramount unterschrieben und ihren ersten Film The Cocoanuts gedreht hatten, gönnten sie sich erst einmal eine wohlverdiente Pause. Die konnten sie sich erstmals in ihrer Karriere leisten, denn der großen Erfolg ihres ersten Films bedeutete auch ihren Abschied vom Broadway - Animal Crackers, ihr letztes Bühnenstück, lief nach über dreihundert Vorstellungen aus. Ab sofort waren die Marx Brothers Filmstars.

  Für ihren zweiten Film hatten sie sich einen bewährten Stoff ausgesucht, der noch frisch in den Erinnerungen ihrer Zuschauer war: wieder wurde als Vorlage eine ihrer Broadway-Shows genommen, diesmal ihr letzter Bühnenerfolg Animal Crackers. Die Dreharbeiten fanden wieder in Paramounts Astoria-Studios in Long Island statt, in denen die wieder etwas theaterähnlichen Sets aufgebaut wurden. Man blieb der Broadway-Vorlage weitgehend treu und machte nur wenige Anpassungen zugunsten der Verfilmung, aber da die Show selbst schon etwas fortgeschrittener inszeniert worden war, bemerkt man die Wurzeln der Verfilmung nicht ganz so stark wie bei ihrem Vorgänger.

Animal Crackers wurde wieder von George S. Kaufman und Morrie Ryskind verfaßt, die nach ihrem Erstlingswerk für die Marx Brothers, The Cocoanuts, viel besser mit dem damals noch ganz neuen Humor umzugehen wußten. Während sich die Gags des Vorgängers noch auf einem ganz rudimentären Niveau bewegten, hatte Animal Crackers einen schon sehr fortgeschrittenen Witz zu bieten, der nur selten oberflächlich war und oft schon an ausgewachsene Satire grenzte. Einige Teile des Stücks wirkten wie die Geburtsstätte der Screwball-Komödie, die aber in Animal Crackers durch die anderen Teile des Plots unterbrochen wurden und sich noch nicht richtig entfalten konnten.

Diesmal hatten die Marx Brothers auch das Glück mit einem Regisseur zusammenarbeiten zu können, der etwas mit ihrem besonderen Humor anzufangen wußte. Der erfahrene Regisseur und Drehbuchautor Victor Heerman schaffte es, Animal Crackers nicht mehr wie ein abgefilmtes Theaterstück aussehen zu lassen, obwohl dies mit den statischen Sets nicht so ganz einfach zu bewerkstelligen war. Auch die Kameraarbeit war den Anforderungen diesmal besser gewachsen - Cinematograph George Folsey hatte aus seiner Mitarbeit an The Cocoanuts eine Menge gelernt und konnte die oft hektischen und unberechnebaren Auftritte der vier Brüder nun viel besser mit der Kamera einfangen.

  Die Charaktere der Marx Brothers haben in Animal Crackers natürlich ihre bekannten Markenzeichen und wären auch praktisch die gleichen wie in The Cocoanuts, wenn sie nicht auf völlig andere Weise Unfug stiften würden.

Grouchos Captain Spaulding gehört zu den originellsten seiner Figuren, weil er in Animal Crackers nicht der alleinige Person ist, die die Handlung antreiben muß und einmal nicht ein Manager, Rechtsanwalt oder Detektiv ist. Captain Spaulding bezieht den größten Teil seines Humors aus seiner ständigen Angeberei, die das typische Entdecker-Bild mit Genuß durch den Kakao zieht. Er ist auch wieder hinter Margaret Dumont in der Gestalt von Mrs. Rittenhouse her, oder besser gesagt hinter ihrem Vermögen, denn wie bei allen von Grouchos Charakteren sind seine Absichten nicht ausschließlich romantischer Natur.

Zeppo ist in Animal Crackers Grouchos "Sidekick" und hat kaum etwas anderes zu tun, außer dem Charakter seines Bruders zur Seite zu stehen. Aber er hat auch eine ganz seltene Chance einmal wirklich komisch zu sein – die Szene, in der Spaulding seinem Sekretär einen Brief an seine Anwälte diktiert ist Gold wert und hätte mit einem "fremden" zweiten Schauspieler nicht soviel Spaß gemacht. Leider verschwindet Zeppo im Laufe des Films irgendwie in der Geschichte und taucht nur noch am Rande auf.

Chico spielt Emmanuel Ravelli, den Musiker, der sich lieber dafür bezahlen läßt, daß er nicht spielt und so wie immer seine krummen Geschäfte mit entwaffnender Ehrlichkeit anbietet. Auf seiner mitgebrachten Posaune spielt Ravelli nicht, aber seine traditionelle Klaviernummer ist diesmal in eine kleinen musikalischen Sketch mit Groucho und Harpo eingebettet, so daß sie nicht so wahllos in die Geschichte eingesetzt wirkt. Zusammen mit Captain Spaulding beteiligt er sich gegen Ende der Geschichte sogar an der Aufklärung des Verbrechens.

Harpo ist in Animal Crackers überraschend agressiv - er hängt gerne Hinz und Kunz sein Bein in die Hand, jagt mit Inbrunst allen weiblichen Wesen nach und als er am Anfang des Films eine Flinte in die Hand bekommt, schießt er auf alles was sich bewegt – bis er von etwas noch Verrückterem als er selbst gestoppt wird. Zusammen mit Chico ist er zu allen Schandtaten bereit, die sich natürlich um das zu enthüllende Gemälde drehen, aber letztendlich ist es Harpo, der die Verwechselungen aufklären kann und am Schluß sogar den letzten Lacher auf seiner Seite hat.

  Animal Crackers war ein weiterer großer Schritt zu den klassischen Marx Brothers, die ihre Höchstform hier schon praktisch erreicht haben. Sie sind nun immer weniger nur Gäste in einer geradlinigen Geschichte, sondern machen sich den Plot selbst zu eigen und degradieren die Nebendarsteller (mit der Ausnahme von Margaret Dumont natürlich) als Mittel zum Zweck ihrer Komödie. Der Übergang von der Bühne zum Film ist hier zwar immer noch nicht ganz abgeschlossen, aber Animal Crackers ist eine weitere hervorragende Dokumentation der Broadway-Auftritte von den Marx Brothers.

Die DVD

Animal Crackers ist der zweite Film in Universals Marx Brothers Silver Screen Collection und war schon früher von Image Entertainment in den USA erschienen - in Deutschland gab es sogar eine DVD vor der Veröffentlichung des neuen US-Boxsets. Qualitativ sind die verschiedenen DVDs wahrscheinlich fast gleich, aber im Universal-Boxset hat man einen enormen Preisvorteil, wenn man sich gleich alle frühen Filme der Marx-Brothers anschauen will. Technisch ist diese DVD je nach Standpunkt gut oder schlecht gelungen - wenn man bedenkt, daß der 75 Jahre alte Film nicht restauriert wurde, kann man mit der Bild- und Tonqualität eigentlich ganz zufrieden sein.


Cover













Bild

Obwohl nur ein Jahr jünger als The Cocoanuts sieht Animal Crackers auf dieser DVD bedeutend besser als sein Vorgänger aus. Zwar wurde auch hier keine richtige Restauration gemacht, aber die Filmvorlage mußte anscheinend nicht aus verschiedenen Kopien zusammengesetzt werden, da ein einigermaßen intakter Print existierte.

Die Filmvorlage ist nicht völlig sauber, aber für einen unrestaurierten Film dieses Alters noch relativ intakt. Die Vorlage ist zwar von konstanten Kraztern und Laufstreifen überzogen, die allerdings durch eine Wetgate-Abtastung nur bei genauer Betrachtung noch als schwache helle Linien sichtbar sind. Größere Beschädigungen oder Verunreinigungen treten nur kurzzeitig um die Aktwechsel herum auf und sehen zwar ziemlich gräßlich aus, halten aber dafür auch nur wenige Sekunden an.

Die Schärfe ist nicht ganz so gut wie bei den besseren Filmelementen von The Cocoanuts, aber immer noch einigermaßen akzeptabel und vor allen Dingen im ganzen Film konstant. Allerdings verschluckt die leichte Unschärfe nicht nur die Filmkörnigkeit, sondern auch eine Menge Details, die wahrscheinlich durch mehrfaches Kopieren verschwunden und von dieser Filmvorlage nicht wiederzubringen sind. Das weiche Bild wird von einem ebenso weichen Kontrast, aber einer gut ausgeglichenen Helligkeit begleitet. Erstaunlicherweise kann man in einer der optisch schwierigsten Szene, dem Schattenspiel beim Stromausfall, doch noch eine Menge erkennen und sogar der Schwarzlevel ist hier fast optimal.

Der Transfer von Animal Crackers ist eine große Verbesserung gegenüber The Cocoanuts, aber das große Problem der nicht mehr vorhandenen Original-Negative macht sich auch hier immer noch bemerkbar. Tun kann man dagegen leider nicht viel, außer vielleicht die vorhandenen Quellen richtig zu restaurieren, wozu sich Universal leider nicht entschlossen hat.

Ton

Innerhalb von weniger als einem Jahr hatte Paramount offenbar riesige Fortschritte im Sound Department gemacht, anders läßt sich der verhältnismäßig große Qualitätssprung zwischen The Cocoanuts und Animal Crackers kaum erklären.

Zwar ist der Ton immer noch ziemlich dumpf und muffelig, aber größere Störungen wie Knistern und Rauschen fallen nun kaum noch ins Gewicht. Fast schon optimal ist die Verständlichkeit der Dialoge, sogar die Musiknummern sind sehr gut anhörbar - aber wenn plötzlich das ganze Ensemble anfängt zu singen, ist die Tonspur dann doch nur noch ein einziger, undefinierbarer Brei. Das ist nicht unbedingt ein Problem der eigentlichen Lichtton-Technik, sondern der frühen Mikrofone, die mit so etwas nicht so gut zurechtkamen. Ein weiteres Problem, das schon bei der Aufnahme entstanden ist, sind die enorm lauten Nebengeräusche - ein großer Teil des Films wird von einem dumpfen Rumpeln begleitet, das anscheinend von den Laufgeräuschen auf der schlecht isolierten Bühne stammt.

Die ebenfalls vorhandene spanische Tonspur scheint etwas neueren Datums zu sein, denn die Stimmen klingen mehr nach einer aktuellen Aufnahme - allerdings hört sich im Gegenzug die Musik dafür extrem dumpf an. Untertitel sind sowohl auf Englisch als auch in Spanisch und Französisch vorhanden.

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