Der Film
Vier blinde Passagiere (Groucho, Chico, Harpo und Zeppo Marx) treiben auf einem Luxusdampfer ihr Unwesen und geraten zwischen zwei rivalisierende Gangsterbosse.
Innerhalb von wenigen Jahren hatten die Marx Brothers riesige Sprüng in ihrer Karriere gemacht - Mitte der zwanziger Jahre waren sie gerade erst nach mehr als einem Jahrzehnt auf Vaudeville-Bühnen auf dem Broadway angekommen, und fünf Jahre und drei Shows später stiegen sie dank der Erfindung des Tonfilms zu erfolgreichen Filmstars auf. Nachdem sie in New York ihre beiden Broadway-Shows The Cocoanuts und Animal Crackers auf Zelluloid gebannt hatten, war der ursprünglich über zwei Filme abgeschlossene Vertrag bei Paramount eigentlich abgelaufen, aber die Marx Brothers waren nun viel zu wertvoll für das Filmstudio, um sie einfach gehen zu lassen - der Vertrag wurde auf unbestimmte Zeit verlängert.
Mit der Vertragsverlängerung war auch ein Umzug an die Westküste der USA nach Hollywood verbunden, den die Marx Brothers nun gerne in Kauf nahmen, da sie keine vertraglichen Verpflichtungen mehr in New York hatten. Die Verlagerung der Filmproduktion in die Hollywood-Studios von Paramount brachte enorme Vorteile - nicht nur die auf die noch relativ neue Tonfilmtechnik bessere vorbereiteten Studios, sondern auch eine viel bessere Filmcrew.
Weil das beste vorhandene Material der Marx Brothers mit The Cocoanuts und Animal Crackers schon verfilmt war und ihre erste Broadway-Show I'll Say She Is sich als nicht filmtauglich herausstellte, mußten neue Ideen her: das erste Mal sollte ein Script direkt für einen Film der Marx Brothers geschrieben werden. Damit wurden allerdings nicht George S. Kaufman und Morrie Rsykind, die Autoren der beiden verfilmten Broadway-Shows beauftragt, sondern ein neues Autorenduo: Der Schriftsteller und Humorist S.J. Perelman arbeitete zusammen mit Will B. Johnston, der schon mit Groucho Marx das erste Broadway-Stück der Brüder geschrieben hatte – eine Kombination, die sich als großer Glücksfall für die Marx Brothers erweisen sollte.
Auch die Auswahl des Regisseurs stellte sich als optimal heraus. Obwohl Victor Heerman mit Animal Crackers schon auf dem richtigen Weg war den besonderen Humor der Marx Brothers zu verstehen, gelang es erst Norman Z. McLeod wirklich effektiv mit ihnen zusammenzuarbeiten. Der junge Regisseur stand seit dem Aufkommen des Tonfilms bei Paramount unter Vertrag und hatte vor Monkey Business nur wenige Filme gedreht. McLeod ließ aber absolut keinen Zweifel daran aufkommen, daß sein Film von Anfang an für die große Leinwand konzipiert war - die Handlung beschränkt sich nicht nur auf eine handvoll bühnenartige Sets.
Die Besetzung der Nebenrollen wurde einer deutliche Frischzellenkur unterzogen. Margaret Dumont wurde als Leading Lady nicht einfach aufs Abstellgleis geschoben, aber die Marx Brothers und ihre Autoren wollten verständlicherweise in ihren ersten exklusiv für die Kinoleinwand gedachten Film möglichst viel frischen Wind bringen. Die Rolle der Gangsterbraut Lucille ging daher an Thelma Todd, die im Gegensatz zu Margaret Dumonts passivem Widerstand eine der wenigen Gegenspielerinnen von Groucho war, die ihm wirklich gewachsen waren.
Die wesentlich zahmere Rolle der Gangstertochter Mary wurde von Ruth Hall gespielt, die erst am Anfang ihrer Karriere stand und in Monkey Business ihren ersten größeren Part hatte. Die Rollen der Gangster wurden mit viel Gusto von Rockliffe Fellowes und Harry Woods übernommen, die sich mit solchen Parts schon früher einen Namen gemacht hatten und so bestens für die nicht ganz ernst gemeinten Bösewichte des Films geeignet waren.
Die Inszenierung ist sogar nach heutigen Maßstäben sehr flott und sogar die gefürchteten musikalischen Unterbrechungen sind in Monkey Business so gut in die Handlung eingearbeitet worden, daß sie gar nicht wie lästige Fremdkörper wirken. Weil nun der ganze Broadway-Ballast abgeworfen wurde, ist Monkey Business erheblich kürzer als seine zwei Vorgänger, hat aber trotzdem mehr Handlung und vor allen Dingen einen höheren Marx-Brothers-Gehalt zu bieten.
Die Story des Films war eine clevere Mischung aus einer Schiffskomödie mit blinden Passagieren und einer Gangsterfilm-Parodie - zwei Genres deren Kombination sehr ungewöhnlich ist. Der Plot wurde Zugunsten des marxschen Humors einfach gehalten um den Brüdern viel Spielraum zu geben. Die erste Hälfte der Geschichte spielte fast ausschließlich auf dem Schiff und dient im wesentlichen zur Unterbringung verschiedener Marx-Sketche und der Vorbereitung des zweiten Teils, der die Anfang der dreißiger Jahre sehr populären Gangsterfilme genüßlich parodiert und dabei den Marx Brothers immer noch viele Gelegenheiten gibt, ihre Gags auszuspielen. Auch der Humor hatte Fortschritte gemacht und war nun auf einem Niveau angelangt, das bei weitem nicht mehr nur aus einfachem Slapstick bestand, sondern viele bissige satirische Untertöne enthiet, die sich in den nächsten Filmen noch weiter entwickeln werden.
Fast schon experimentell könnte man den Umstand bezeichnen, daß die Charaktere der Marx Brothers in Monkey Business keine Namen tragen und nur als "die blinden Passagiere" ("the stowaways") bezeichnet wurden. Einmalig ist auch, daß sie alle zu Beginn des Films in der gleichen Situation sind und praktisch keine Charakterisierung ihrer Rollen stattfindet - die Marx Brothers spielten sich hier einfach nur selbst in ihrer einfachsten, aber dennoch gelungenen Form. Jeder von ihnen bekommt einen gerechten Anteil an Auftritten, die nur selten von den Nebenrollen in den Schatten gestellt werden.
Nach den ersten zwei Filmen der Marx Brothers, die noch wie Prototypen wirken, ist Monkey Business der eigentliche Anfang ihrer Filmkarriere, der auch ein dreiviertel Jahrhundert später immer noch frisch, unverbraucht und äußerst unterhaltsam ist. Mit Monkey Business hatten die Marx Brothers den Sprung nach Hollywood vollends geschafft und waren von da an entgültig ein fester Bestandteil der amerikanischen Filmgeschichte.
Die DVD
Monkey Business macht auf der dritten DVD der Marx Brothers Silver Screen Collection eine erstaunlich gute Figur, mit der man nach der doch recht bescheidenen Qualität der ersten zwei Filme gar nicht gerechnet hat - dafür hat dieser Film dann auch beim Ton wieder leichte Schwächen. Angesichts der Tatsache, daß keine richtige Restauration stattgefunden hat, kann man Monkey Business aber trotzdem noch sehr gut von dieser DVD genießen.
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Bild
Monkey Business ist der einzige Film in Universals Marx Brothers Silver Screen Collection, der wirklich gut aussieht - offenbar war es der einzige, für den ein gut erhaltener Filmprint aufgetrieben werden konnte.
Die Filmvorlage ist bemerkenswert intakt und hat keine der lang anhaltenden oberflächichen Beschädigungen, von denen The Cocoanuts und Animal Crackers stark geplagt werden. Um die Aktwechsel herum sind die üblichen kleineren Kratzer zu sehen und ganz selten auch mal ein kurz anhaltender Laufstreifen, aber insgesamt halten sich die Beschädigungen doch erfreulich in Grenzen. Der Bildstand ist die meiste Zeit über ruhig, aber in der Mitte des Films gibt es ein paar Szenen in denen das Bild ziemlich heftig anfängt an zu schwanken.
Die Schärfe ist nicht immer ganz konstant, aber doch immer auf einem sehr angenehmen Niveau, das nicht den Eindruck erweckt als ob viele Details verloren gehen. Die Körnigkeit des Filmmaterials ist deutlich sichtbar und gibt dem Film eine sehr natürliche Textur, ganz wie es bei einem Schwarzweißfilm dieser Generation sein sollte. Kontrast und Helligkeit sind auch genau richtig ausgeglichen, so daß der Film ein sehr knackiges und kräftiges Aussehen hat.
Hätte Universal noch die restlichen Kratzer mit einer digitalen Restauration entfernt und die Bildstandsprobleme beseitigt, wäre dies ein richtig sensationeller Transfer - aber auch so macht Monkey Business auf dieser DVD einen hervorragenden Eindruck, der die Qualität der anderen vier Filme ziemlich blaß aussehen läßt.
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Ton
Etwas problematischer ist dagegen die Tonqualität dieser DVD. Diesmal liegen die Probleme einmal nicht in der antiken Aufnahmetechnik, die sich nach dem Sprung nach Hollywood sogar um einiges verbessert zu haben scheint, sondern an der Wiedergabequalität.
Während sich die englische Tonspur im Grunde genommen sehr gut anhört und für alten Lichtton sogar einen halbwegs guten Frequenzgang hat, wird sie von einem seltsamen Problem geplagt, das man am besten als "Plätschern" beschreiben kann. Offenbar wurde der Ton im Gegensatz zu den anderen DVDs der Silver Screen Collection stark gefiltert, wodurch das Grundrauschen fast vollständig eliminiert wurde, aber stattdessen die Ton-Artefakte entstanden sind. Musik und Stimmen leiden gleichermaßen an dieser Störung, aber dennoch sind alle Dialoge perfekt verständlich.
Die spanische Tonspur scheint viel neueren Datums als die englische Originalfassung zu sein und hat bei den Dialogen eine typisch sterile Tonstudioatmosphäre. Geräusche und Musik sind hier aber völlig ungefiltert und klingen zwar etwas rauher als in der englischen Version, aber trotzdem klarer und natürlicher.
Untertitel sind wie bei allen DVDs des Boxsets auf Englisch, Französisch und Spanisch dabei.
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