Die DVD
Die endlich im September 2004 veröffentliche Star Wars-Trilogy-DVD-Box
bietet nicht nur die drei Filme in allerbester Qualität, sondern
auch überraschend viele Extras. Wie bei dem Indiana-Jones-Boxset
vor fast genau einem Jahr wurde das Bonusmaterial fast vollständig
auf eine vierte DVD ausgelagert, mit einem Unterschied jedoch: im Gegensatz
zu den Indy-DVDs sind die Star Wars-DVDs mit Audiokommentaren ausgestattet.
Auf der vierten Disc sollen sich insgesamt 236 Minuten an Extras befinden,
was gar nicht geschwindelt ist - die große Dokumentation und die
drei Featurettes sind zusammen etwa 200 Minuten lang, und das restliche
Material hat auch noch eine Laufzeit von etwa einer halben Stunde.
Das in diesen Kritiken rezensierte Boxset ist die im September 2004 erschienene
amerikanische Ausgabe, die mit der deutschen 4-Disc-Version bis auf die
üblichen technischen Details identisch ist und auch einige Jahre
nach der Veröffentlichung immer noch die beste Ausgabe der Star Wars-Trilogy
ist. Inzwischen sind die Filme auch noch in einem billigeren 3-Disc-Set
ohne Bonus-DVD und als Einzel-Discs zusammen mit den unbearbeiteten Originalversionen
in alten Letterbox-Transfern erschienen, aber nichts davon kann das ursprüngliche
4-Disc-Set ersetzen, weil man auf den Inhalt der Bonus-DVD auf keinen
Fall verzichten sollte.
Die Reviews der einzelnen DVDs: A
New Hope - The Empire
Strikes Back - Return
of the Jedi
Das Bonusmaterial
Empire of Dreams - The Story of the Star
Wars Trilogy (150:35) ist nicht die erste Dokumentation über
die Star Wars-Filme, aber eine der ausführlichsten und interessantesten.
Der rennomierte Dokumentarfilmer Ken Burns hatte vollen Zugriff auf die
Archive von Lucasfilm und die seltene Gelegenheit fast alle zu interviewen,
die an der Entstehung der Filme beteiligt waren. Außer den üblichen Verdächtigen
wie George Lucas und den Hauptdarstellern Mark Hamill, Harrison Ford und
Carrie Fisher kommen auch viele der Leute zu Wort, die hinter den Kulissen
tätig waren. Darunter sind zum Beispiel Peter Mayhew Anthony Daniels und
Kenny Baker, die Leute hinter Chewbacca und den beiden Droiden, aber auch
viele technische Mitarbeiter wie Tontechniker Ben Burtt und Dennis Muren,
Ken Ralston und andere von ILM. Sogar Konzeptzeichner Ralph McQuarrie
und der ehemalige Fox-Produktionschef Alan Ladd wurden interviewt.
Der allgemeine Ton der Dokumentation ist nicht ganz so selbstlobend wie
zu befürchten war, aber das stark auf Sensation und Dramatik getrimmte
Voiceover klingt schon fast wie in einem Trailer, der einem etwas verkaufen
will. Gerade bei Star Wars wäre es angemessener gewesen, die Geschichte
der Filme komplett durch die Interviews zu erzählen, wie dies Laurent
Bouzereau mit seiner Indiana-Jones-Dokumentation getan hat. Die Atmosphäre
der Interviews ist höchst unterschiedlich - wer die Dokumentationen auf
den DVDs von The Phantom Menace und Attack of the Clones kennt, wird sich
über die zurückhaltende, reservierte Art von George Lucas nicht wundern,
denn auch hier ist der Filmemacher nicht so enthusiastisch wie man sich
vielleicht gedacht hat.
Bemerkenswert ist jedoch, daß Lucas sehr ehrlich mit sich selbst ist und
überraschend viele Fehler eingesteht. Die anderen Schauspieler und Filmemacher
sind in ihren Interviews viel lebhafter, fröhlicher und manchmal auch
etwas sarkastisch. Es ist durchaus etwas Kritik an George Lucas Inszenierungs-Stil
zu hören, auf der anderen Seite merkt man auch, daß die meisten doch eine
Menge Spaß bei den nie ganz einfachen Dreharbeiten gehabt haben. Sensationelle
Enthüllungen gibt es hier nicht, aber dafür viele Anekdoten und durch
die Bank sympathische Leute, die sich nicht wie berühmte Stars, sondern
wie ganz normale Leute geben.
Die erste Hälfte der zweieinhalb Stunden widmet sich ausschließlich der
frühen Karriere von George Lucas und der Vorgeschichte und Entstehung
des ersten Star Wars-Films, während sich die zweite Hälfte um The Empire
Strikes Back, Return of the Jedi und auch kurz um die Special-Editions
und Episode 1-3 dreht. Diese ungleichmäßige Aufteilung führt dazu, daß
der Teil über A New Hope sehr detailreich geworden ist, der Dokumntation
aber nach der Hälfte schnell die Luft ausgeht und über die anderen zwei
Filme nicht mehr soviel zu berichten hat und viele wichtige und interessante
Dinge nur ansatzweise und oft gar nicht erwähnt werden.
Dennoch ist diese Dokumentation nicht nur wegen der ausführlichen Interviews,
sondern der vien Filmausschnitte, Outtakes, Dailies und Behind-the-Scenes-Aufnahmen
sehenswert. Ken Burns und sein Team haben tief in den Filmarchiven von
Lucasfilm gegraben und erstaunliches zutage gebracht: anscheinend hatte
George Lucas schon seit dem ersten Star Wars-Film eine 16mm-Filmcrew auf
dem Set, die die Dreharbeiten dokumentierte. In der Dokumentation bekommt
man von diesen Aufnahmen immer wieder kleine Häppchen serviert, die aber
oft mit den fertigen Filmszenen kombiniert wurden und so einen interessanten
vorher-nachher-Einblick geben.
Die verwendeten Filmausschnitte stammen erstaunlicherweise nicht aus den
restaurierten DVD-Mastern, sondern aus eigenen, völlig unbearbeiteten
Transfern der Special Edition - manchmal sind aber auch einige seltene
Ausschnitte aus der Urfassung zu sehen, wie z.B. der Original-Vorspann
ohne das neue Lucasfilm-Logo und ähnliches. Am erstaunlichsten ist jedoch,
daß Geoge Lucas die vielen Outtakes und Dailies freigegeben hat, die die
Filme in ihrer rohesten und nicht gerade hübschesten Form zeigen. Hier
hat man die seltene Gelegenheit einmal einen Lichtschwertkampf ohne die
einkopierten Effekte zu sehen und viele ähnliche Dinge, die den Filmen
weniger ihre Magie nehmen als dafür die fertigen Versionen umso faszinierender
machen.
The Empire of Dreams wurde nicht exklusiv für diese DVD produziert, sondern
von Promtheus Entertainment auch für ein TV-Ausstrahlung im Rahmen der
Marketingkampagne der DVD-Veröffentlichung - das erklärt den etwa sensationsgierigen
und überschwenglichen Ton, der aber durch die vielen Interviews und das
selten zu sehende Filmmaterial wieder wett gemacht wird. Vielleicht ist
dies auch nur die Vorstufe zu einer noch ausführlicheren Dokumentation,
die eines Tages mit Sicherheit kommen wird.
Außer der Empire of Dreams-Dokumentation befinden sich auch noch drei
weitere Featurettes im Menü Documentary and Featurettes, die von Gary
Leva exklusiv für diese DVD produziert wurden und einige Themen noch einmal
im Detail aufgreifen:
The Characters of Star Wars (18:55) widmet sich einem
Bereich, der in der langen Doku etwas stiefmütterlich behandelt wurde
- der Entwicklung und Entstehung der Charaktere und ihre Verstrickungen
in die Geschichte der Trilogie. George Lucas, Harrison Ford, Mark Hamill,
Ralph McQuarrie, Peter Mayhew und Lord of the Rings-Regisseur Peter Jackson
sind hier in neuen Interviews zu sehen, die meiste Zeit erzählt aber George
Lucas von seiner besonderen Art zusammen mit Konzeptzeichner McQuarrie
die Charaktere zu entwerfen. Ergänzt wird dieses kurze, aber sehr informative
Featurette durch eine moderate Dosis Filmausschnitte, viele Konzeptzeichnungen
und Behind-the-Scenes-Aufnahmen und im Abspann sogar von einigen lustigen
Outtakes.
The Birth of the Lightsaber (15:32) dreht sich um unser
allerliebstes Spielzeug, das Lichttschwert und seine Hintergründe. George
Lucas, Mark Hamill und Ben Burtt erzählen in Interviews von den Ursprüngen,
der Handhabung und den Special-Effects der Lichtschwerter. Diese Interviews
werden auch hier von vielen interessanten Filmausschnitten begleitet,
die hier hauptsächlich aus Outtakes, Szenen ohne einkopierte Effekte und
Behind-the-Scenes Material bestehen.
The Force is with them: The Legacy of Star Wars (13:22) fragt
sich: gibt es ein Leben nach Star Wars? und beantwortet diese Frage mit
einem großen JA - hier geht es um die Hinterlassenschaft von Star Wars,
die nicht nur aus einer riesigen Menge Fans bestand, sondern unendlichen
technischen Möglichkeiten und einer Schar von Firmen unter der Schirmherrschaft
von Lucasfilm, die die Studiolandschaft in Hollywood nachhaltig verändert
hatten. Außer George Lucas kommen hier hauptsächlich Außenstehende wie
Ridley Scott, Dean Devlin und Peter Jackson zu Wort.
• Trailers and TV Spots - eine ziemlich komplette Sammlung
von allen nur erdenklichen Star Wars-Trailern vom ersten Teaser von 1976
bis zum Special-Edition-Trailer von 1997 - alle anamorph abgetastet, aber
leider nur mit Mono-Ton:
A New Hope
• Teaser (1.85:1, 2:04)
• Launch (1.78:1, 1:09)
• Rerelease (1.78:1 0:32)
• 1997 (2.20:1, 2:09)
The Empire Strikes Back
• Teaser (1.85:1, 1:28)
• Launch (2.35:1, 2:11)
• Rerelease (1.78:1, 1:50)
Return of the Jedi
• Revenge Teaser (2.35:1, 1:27)
• Launch (2:20:1, 1:34)
• Rerelease (2:20:1, 1:24)
TV-Trailer sind für jeden Film vier Stück mit jeweils
ca. 30 Sekunden länge vorhanden.
• Video Games and Still Gallery - anscheinend hielt Lucasfilm
die Computerspiele für wichtiger als die Bildergalerien und hat sie hier
an die erste Stelle im Menü gesetzt, aber das macht die Bildersammlung
nicht weniger interessant und reichhaltig.
Production Photos gibt es in einer einfach organisierten
Bildergalerie en masse - ungefähr 100 Fotos pro Film sind hier untergebracht.
Jedes einzelne Foto wird von einer Bildunterschrift begleitet, die nicht
nur einfache Beschreibungen, sondern überraschend witzige und ironische
Kommentare enthält. Wie bei der Bildergalerie von The Phantom Menace kann
man auch hier mit den Pfeiltasten navigieren und auch eine größere, bildschirmfüllende
Version jedes Fotos ohne die Beschriftung aufrufen. Dies ist eine hervorragende
Bildergalerie, in der es viel Spaß macht zu blättern und von der sich
viele andere DVDs eine dicke Scheibe abschneiden könnten.
One-Sheet-Posters enthält dreißig verschiedene Postermotive
der drei Filme - leider ein bißchen zu klein um wirklich etwas erkennen
zu können, aber solche Poster sind in den Auflösungen einer DVD eigentlich
immer zu klein.
Der Rest der Bonus-DVD besteht aus (Eigen)Werbung, die nichts mit der
alten Trilogie zu tun hat: da wäre Episode III: Making the Game
(6:08), der Star Wars Battlefront Trailer (1:17) und
eine Texttafel, die darauf hinweist daß man ein Demo von Star Wars Battlefront
auf der X-Box spielen kann, wenn man die DVD in die Spielekonsole legt.
Im Hauptmenü befindet sich außerdem noch die Episode III Preview
(9:07) mit einem nicht wirklich aufregenden Blick auf den 2005 in die
Kinos gekommenen dritten Film der Prequel-Trilogie.
Einen richtigen DVD-ROM-Teil gibt es in der Star Wars-Box nicht, aber
man kann den InterActual-Player installieren und mit Hilfe der DVDs an
exklusive Webseiten herankommen. Probiert habe ich das noch nicht, weil
sich das schon zu Zeiten von der Phantom Menace-DVD als äußerst schwierig
herausgestellt hat und jetzt sicher auch nicht besser geworden ist.
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