Murder Ahoy
Cover

26.01.2004 & 02.04.2006
[Update]

Titel Murder Ahoy (Mörder Ahoi)
Studio MGM British Studios (1964)
Hersteller Warner Home Video (2003)
DVD-Typ 5 (3,87 GB) Bitrate ø 5,5 max. 8,0
Laufzeit 89 Minuten Kapitel 12
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Deja
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 yes
Tonspuren Dolby Digital 1.0 Mono 192 kbit/s Englisch, Deutsch
Untertitel Englisch, Deutsch, Dänisch, Holländisch, Ungarisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Schwedisch, Türkisch
Freigabe FSK 12
Extras • Keine

Der Film

Als Miss Marple den Platz ihres verstorbenen Onkels, dem Admiral Sir Hubert Marple, im Vorstand einer Stiftung zur Besserung der Jugend einnimmt, bricht bei ihrer ersten Sitzung einer ihrer Vorstandskollegen tot zusammen. Dieser kam gerade von einem Besuch auf der Battledore zurück, dem Schiff auf dem die Stiftung fehlgeleitete Jugendlichen wieder auf die rechte Bahn bringt. Miss Marple wittert im Gegensatz zu Inspektor Craddock einen gezielten Mord und stattet der Battledore selbst einen Besuch ab...

 


Obwohl Agatha Christe an den MGM-Verfilmungen ihrer Miss-Marple-Geschichten mit Margaret Rutherford nicht schlecht verdient haben muß, setzte sie dem 1964 ein Ende. Möglicherweise hatte es etwas damit zu tun, daß Produzent Lawrence P. Bachmann und Regisseur George Pollock für den vierten Film keinen von Christies Romanen als Vorlage auswählten, sondern die beiden Drehbuchautoren David Pursall und Jack Seddon eine eigene Geschichte erfinden ließen.

Das gelang zwar im Stil der vorherigen Filme nach ganz gut, aber gleichzeitig entfernte sich Murder Ahoy am weitesten von der ursprünglichen Idee. Das Drehbuch wurde voll und ganz auf Margaret Rutherford zugeschnitten, was dem Film eigentlich nicht schlecht bekommt. Die Story wirkt jedoch etwas arg konstruiert und hat einige unübersehbare Lücken im Plot - die Klasse der Christie-Originale kann die Geschichte einfach nicht erreichen.

Margaret Rutherfords Co-Star (neben ihrem Ehemann Stringer Davis, der hier seine am weitesten ausgebaute Rolle spielt) ist mit Lionel Jeffries wieder ein britischer Charakterdarsteller der besonderen Klasse. Sein Captain Rhumstone vereint Ernsthaftigkeit und Komik beinahe noch besser als Margaret Rutherford selbst und schafft es die dünne Linie zwischen militärischer Ordnung und einem schwachen Nervenkostüm genüßlich darzustellen.

Auch Charles Tingwells Inspektor Craddock wird in diesem Film mehr als sonst strapaziert und liefert sich mit Miss Marple ein spannendes Katz- und Maus-Spiel, das den Charakter diesmal humorvoller als in den vorherigen Filmen erscheinen läßt. Obwohl die anderen Nebendarsteller sich redlich Mühe geben, sind ihre Rollen dagegen geradezu farblos und haben einen geringen Wiedererkennungswert - schuld daran sind nicht die Schauspieler, sondern das Drehbuch, daß ihnen viel zu wenig zu tun gibt.

Die Dramaturgie ist jedoch in Höchstform - Regisseur George Pollock schafft es einen langsamen Spannungsbogen aufzubauen, der in einem rasanten Höhepunkt endet. Fast schon etwas zu rasant, denn einen zünftigen Fechtkampf dürfte Agatha Christie für Miss Marple nie im Sinn gehabt haben - aber im Film paßt es dann doch ganz gut. Ron Goodwin komponierte auch für Murder Ahoy wieder die Filmmusik und bringt diesmal auch in leisen Szenen sehr schöne Musikthemen zum Einsatz. War bei den früheren Filmen die Musik noch etwas losgelöst von der Handlung, arbeitet sie hier Hand in Hand mit der Dramaturgie.

Die deutsche Synchronfassung von Murder Ahoy ist wie bei allen Miss-Marple-Filmen gut gelungen und erhält die Atmosphäre der Originalfassung erstaunlich gut. Allerdings irritiert die Sprecherauswahl ein klein wenig: nach Robert Morley in Murder at the Gallop und Ron Moody in Murder Most Foul wird auch hier der Co-Star Lionel Jeffries wieder von Erich Fiedler gesprochen, was in der deutschen Version die Rollen alle ein wenig ähnlich erscheinen läßt. Ansonsten kann sich die deutsche Synchronfassung des Films aber gut behaupten und macht nicht weniger Spaß als die Originalversion.

Murder Ahoy ist trotz der kleinen Schwächen ein gelungener Abschluß der Miss-Marple-Quadrologie und setzt nicht nur Margaret Rutherford, sondern auch Agatha Christie ein großes Denkmal. Wer schon einmal etwas von diesen Filmen gehört hat, wird zwar immer das Bild von Margaret Rutherford als Miss Marple vor Augen haben, aber auch den Namen der Autorin - und dadurch wird vielleicht Interesse an den Romanvorlagen oder anderen Christie-Verfilmungen geweckt.

Die DVD

Warners vierte Miss-Marple-DVD ist eindeutig die beste des alten Boxsets: im Gegensatz zu den anderen Discs ist der Film im Originalformat zu sehen und auch der Transfer hat eine etwas bessere Bildqualität. Da sind die kleinen Defizite bei den Tonspuren schon nicht mehr so schlimm, und obwohl die technische Ausstattung dieser DVD wirklich nicht auf dem neuesten Stand ist, kann man mit dieser Veröffentlichung doch ganz zufrieden sein. Überrundet wurde diese DVD dann aber doch noch durch die neue amerikanische Veröffentlichung, die einen neu restaurierten Transfer enthält.

Weitere Reviews:
RC1: Murder She Said | Murder at the Gallop | Murder Most Foul | Murder Ahoy
RC2: Murder She Said | Murder at the Gallop | Murder Most Foul | Murder Ahoy
Vergleiche: Murder She Said | Murder at the Gallop | Murder Most Foul | Murder Ahoy


Bild

Für diese DVD wurde als einzige aus der Miss-Marple-Edition nicht der alte TCM/TNT-Fernsehtransfer verwendet, sondern eine ganz andere Fassung, deren Bildqualität gleich einen Quantensprung besser ist. Die größe Überraschung ist, daß dieser Transfer ein Bildformat von 1.58:1 hat, was ungefähr dem gematteten Originalformat von 1.66:1 entspricht und von den Bildkompositionen her um eines intakter als bei den anderen drei DVDs aussieht.

Die Filmvorlage ist in einem sichtbar besseren Zustand als bei den anderen Filmen. Zwar sind hier auch noch Aktwechselmarkierungen und einige kleinere Beschädigungen zu sehen, aber offenbar wurden die größeren Macken beseitigt oder waren nicht vorhanden, so daß der Film einen vergleichweise sauberen Eindruck macht. Die Körnigkeit tritt durch einen leichten Schärfefilter etwas stärker hervor und erscheint stellenweise wie ein elektronisches Rauschen, sieht aber auch nicht anders aus als eine normale Filmkörnung.

Die Schärfe stellt zwar keine Rekorde auf, ist aber genauso wie bei Murder She Said auf einem ganz akzeptablen Niveau. Das Bild ist außerdem sehr ruhig, extreme Bildstandprobleme wie bei Murder at the Gallop und Murder Most Foul gibt es hier zum Glück überhaupt nicht. Helligkeit und Kontrast sind auch gut ausgeglichen und lassen den Film nicht nur in schnödem Schwarzweiß, sondern mit der vollen Palette von Graustufen erstrahlen.

Murder Ahoy hat von den alten vier Miss-Marple-DVDs eindeutig die beste Bildqualität, könnte natürlich aber noch etwas besser sein. Angesichts der teils drastisch schlechteren Transfer der anderen drei DVDs kann man aber mit der Qualität hier durchaus zufrieden sein.

Ton

Der Ton gibt sich leider nicht ganz so problemlos wie das Bild, aber ein Totalausfall ist hier auch nicht zu vermelden. Die englische Originalfassung kann zwar mit gut ausgeprägten Bässen und Höhen aufwarten, weist aber dafür ein ungewöhnlich starkes Hintergrundrauschen auf. Die deutsche Fassung rauscht deutlich weniger, was aber nur einem sehr starken Filter zu verdanken ist, der gleichzeitig auch einen großen Teil der höheren Frequenzen miterledigt hat. Dadurch klingen besonders die Stimmen ziemlich dumpf und manchmal macht sich im überakzentuierten Baßbereich ein leichtes Rumpeln bemerkbar. Trotz des höheren Rauschpegels hört sich die englische Fassung besonders bei der Musik besser als die deutsche Fassung an.

 

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